Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Anna842 vom 04.01.2025, 19:48:38

Es ist schlimm, liebe Anna, was du durchzustehen hast. Ich wünsche dir immer wieder Rettungsanker.

Lieben Gruß
Roxanna

Zwergohreule
Zwergohreule
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zwergohreule
als Antwort auf Roxanna vom 04.01.2025, 18:53:15

Liebe Roxanna, da kann ich aus persönlicher Erfahrung jedes Wort von dir unterschreiben!

Zu deinem Satz

"... wenn Kinder einen anderen Weg einschlagen, möglicherweise einen, bei dem man sich nicht entspannt zurücklehnen kann, weil er ganz anders verläuft als man ihn sich für sie gewünscht hätte, ist mit einer der schwierigsten Loslassungsprozesse."  (von mir markiert)

würde ich für mich noch ergänzen: habe ich mir das "für das Kind" gewünscht, oder vielmehr für mich selbst?

Beispiele: Das Kind soll studieren, weil ich das damals nicht durfte. Das Kind soll viel Geld verdienen, weil ich mal in bitterster Armut gelebt habe, das Kind soll Opernsänger/in werden, weil ich nicht über den Kirchenchor hinausgekommen bin usw. ...  Diese Erkenntnis kann auch die Beziehung zum Kind verbessern, wenn es nicht mehr den Druck spürt, die Träume der Eltern vollenden zu müssen.

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Zaunkönigin vom 04.01.2025, 17:50:00

Liebe Zaunkönigin,

ich musste nochmal in den ST, weil ich sah, dass ich eine PN erhalten habe. Da habe ich dann auch hier gelesen, und bitte um Nachsicht, dass ich inhaltlich nicht antworten werde. Ich habe gerade gemerkt, dass ich sowieso schon wieder viel zu viel von mir erzählt habe...

Vor allem müsste man mit der buddhistischen Terminologie vertraut sein, um das alles wirklich so zu verstehen, wie ich es meine. Ich merke aber, dass ich nicht allzu viel erklären möchte. Ich bitte einfach darum, meinen Beitrag als meinen GANZ persönlichen Beitrag zu nehmen, auf den auch nicht reagiert werden muss oder sollte.

Ich bitte um Verständnis.

LG, gute Nacht

DW

 


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Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Roxanna vom 04.01.2025, 20:50:18
Liebe Roxanna,
ja es ist ein hartes Schicksal, per Geburt grausamen Gewalttätern in die Hände zu fallen.
Daran ist nichts zu ändern.
Ich habe schon sehr früh in die Abgründe des Mensch-Seins hineingesehen.

Aber es gab auch immer ein Gegengewicht.
Das Schicksal war nie nur grausam.
Ich habe auch die tiefe Güte des Mensch-Seins erlebt.
Ich glaube, diese Art der Güte hätte ich nie kennen gelernt,
wäre die Zerstörung, die Gewalt nicht gewesen.
Ich hätte sie gar nicht erkennen können.

Es ist beides da.
Das Schicksal war auch gnädig.
Und so ist auch beides in meiner Erinnerung.

Und wenn ich mal eine miese Phase habe, setze ich mich
hin und beginne ganz bewusst, mich zu erinnern.
Zu erinnern und zu danken.

Und fange an mit den vielen Kindern des Ruhrpotts.
Ich bin mit drei Jahren schon raus auf die Straße und
wurde fester Teil einer großen Jungengruppe.
Die waren wirklich mein Rettungsanker.
Steckten mir meine Lieblingsbonbon zu.
Kümmerten sich, wenn ich gefallen war.
Ich war Teil ihrer festen Gemeinschaft.

Wie ich mit ihnen gelaufen bin.
Wie sie mich huckepack genommen haben.
Wie wir zusammen " Püfferken " (Feuerstelle) gemacht haben.
Wie sie mir Fussball beigebracht haben.

Sie gaben mir Wärme und Geborgenheit.
Jungs, zwischen ca. 8 und 13 Jahre alt.
Denen danke ich.
Und bei diesem Danken, fallen mir immer mehr Begebenheiten.
Ihrer Fürsorge, ihrer unendlichen Zuneigung.....

Ich glaube nicht, dass das Schicksal nur grausam ist....
Bei mir war es das jedenfalls nicht.

" Gracias a la Vida  ", sage ich, als 73jährige, wenn ich mich
zurück erinnere.

Und einen dicken Kuss der Natur bekam ich auch: Ich habe ein
unfassbar starkes Herz und überhaupt keinen Gelenkverschleiß
und nie Rückenschmerzen, lese alles ohne Brille, geerbt von der Täterin...ob ich ihr dafür danken soll? Nein, war ja nicht ihr Verdienst.
Ich danke den Jungs vom Ruhrpott !!

Anna
Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Der-Waldler vom 04.01.2025, 21:43:56

Lieber DW,

auch wenn ich bisher davon ausgegangen bin und das auch weiterhin tue, dass wir in einem Forum schreiben um uns auszutauschen, mitzuteilen und vor allem auch um verstanden zu werden, so habe ich selbstverständlich Verständnis dafür, dass Du Dich nicht weiter erklären möchtest. Niemand muss hier, in diesem Forum, glücklicher Weise irgend etwas tun was ihm widerstrebt. 

Insofern - alles gut. Verstehen muss ich das ja nicht 😉
 

doep56
doep56
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von doep56
als Antwort auf Der-Waldler vom 04.01.2025, 17:45:28
Liebe Doris,

ich danke Dir. Ich bin seit 1987 auf diesem Weg, und kann Dir nur zustimmen. Aber dieser Thread hier sollte ohne Konfession bleiben, daher meine Zurückhaltung.

Übrigens ist der Buddhismus für mich auch Religion, nicht nur Philosophie, aber darüber streiten sich die Geister, selbst in buddhistischen Gruppen ist man da uneins, allerdings vor allem hier in Deutschland 😉 Japanische Freunde von mir haben keinerlei Probleme damit, wenn der Buddhismus als Philosophie UND Religion gesehen wird.

Liebe Grüße und Danke.

Der Waldler

P.S. Ich werde das nicht begründen, aber Hesse ist in Bezug auf den Buddhismus nicht "mein Fall", aber als Weisheitslektüre ganz wunderbar.
Lieber @Der-Waldler,
vielen Dank für deine Gedanken! 😊
Ich selbst bin Konfessionslos und betrachte die Debatte um den Buddhismus weniger als Religion, sondern mehr als Philosophie und finde sie wirklich spannend, weil sie zeigt, wie vielfältig die Perspektiven darauf sind, kulturell wie individuell. Besonders interessant finde ich, wie flexibel und kontextabhängig die Wahrnehmung sein kann.

LG Doris

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Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Roxanna vom 04.01.2025, 18:53:15

Liebe Roxanna, 
sich selbst Fehler zu verzeihen, ist das (für) mich einzige Mittel, mit der Vergangenheit so abzuschließen, daß sie nicht dauernd unsere Gedanken vergiften und Fehler anderer zu verzeihen, die uns schadeten ist der beste Weg zum innerlichen Frieden und damit der Weg zum loslassen. Ich betone aber, es war mein Weg und nichts geht von heute auf Morgen, es war und ist ein Prozess. Das siehst du aber offenbar ebenso.

Die Verantwortung loszulassen, war meine persönliche Aufgabe, ich trug sie lange und bei mir jedenfalls, hatte es auch gar nichts damit zu tun, dass ich meinte, sie müssten mir meine unerfüllten Wünsche erfüllen, was sie auch taten oder wollten, ich habe sie dabei unterstützt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, sie haben ihr Leben sehr gut gemeistert und ihren Kindern das gleiche ermöglicht, zwei sind noch im Studium, eine ist fertig. Mein Haus ist bestellt könnte man sagen, ich darf ohne Verantwortung den Rest meines Lebens und irgendwann in Frieden gehen. Natürlich gab es Dinge, die ich gerne anders gehabt hätte, so ist mein Sohn mit Frau weggezogen um sich dort wo es noch möglich ist, seinen Traum vom Eigenheim zu erfüllen (Home Office machts möglich) der Weg dorthin ist mir für Besuche zu weit und seine werden weniger. Aber das gehört eben auch zum loslassen.
​​​​​
Ich glaube aber tatsächlich, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss
@Zwergohreule, der Beitrag ist gleichzeitig eine Antwort für dich, ich habe  aber nur meinen Weg beschrieben. 
Herzliche Grüße 
Granka
 

Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Zaunkönigin vom 04.01.2025, 17:50:00





Inzwischen werden wir immer besser. Selbst mein Mann. Und mit jedem Teil das ich für "geht weg" vorsehe, fühle ich mich ein Stück leichter. Gefühlt 1/3 dessen was wir im Haus haben geht in die Entsorgung, 1/4 können andere Menschen gebrauchen und der Rest zieht um. Und ich bin sicher, wir haben immer noch viel zu viel.
Mich hatten also nicht die Dinge selbst gebunden, es war das Gefühl, dass ich damit die Werte, die Wünsche, die Sehnsüchte dieser Menschen aufgebe wenn ich es weg schmeiße. 
Gerade bin ich mir nicht sicher was ich da los lasse. Nur den Besitz, oder die Menschen, oder .... ??

Womit ich mir übrigens auch schwer tue es in die Tonne zu drücken, was aber nur vernünftig ist, sind alte Unterlagen aus denen die Kämpfe derer hervorgehen die schon lange tot sind. Ihre Lebenskämpfe nach dem Krieg, während des Kriegs - in den Anfangszeiten der BRD oder DDR - aber auch später. Manches war für mich neu, zu vielem würde ich gerne noch mal Fragen stellen können. 
Es ist, als ob ich ihren Kampf zu Müll degradiere. Ich weiß, das ist Unsinn und ich bin sicher, wenn der Container weg ist, wird das gute Gefühl überwiegen. Aber hier muss ich jedes Mal eine Schwelle übersteigen. (hier tut sich der Sohn meines Mannes deutlich leichter - ein Kind der späten 70er. Ich glaube, das ist auch ein Stück weit ein Generationenproblem)

Ah, ich war wieder ausufernd - jetzt gehe ich wieder zurück an meine Altlasten. 💪
Liebe Zaunkonigin, 
mit den Dingen von Verstorbenen verbindet man immer etwas, ich tat mir unglaublich schwer mit Dingen, die meiner Mutter gehörten, als Kompromiss habe ich ein paar zerfledderte Bücher und ihr Gesangbuch aufgehoben und bringe es bis heute nicht fertig sie in die Tonne zu werfen. Und ja, nicht mit allen, aber doch mit vielen Dingen ging es mir bei meinem Umzug ähnlich wie dir, irgendwie verabschiedete ich mich von einer bestimmten Zeit und den Menschen die damit verbunden waren, das Sandspielzeug meiner Enkelkinder oder sonstiges Spielzeug, das niemand mehr interessierte stellte ich schweren Herzens auf den Spielplatz in der Nachbarschaft, dort wurden sie mitgenommen, das war dann weniger schwer, nur war es ein Abschnitt von einem besonders schönen Teil meines Lebens. Das gute am Abschied nehmen und entsorgen ist, dass ich nichts wirklich vermisst habe, man wirft Ballast ab und wenn ich überlege, ist es doch sinnvoll mit einem neuen Lebensabschnitt, der mit einem Umzug verbunden ist, sich von alten Ballast zu befreien. Ein loslassen ist es auf alle Fälle, etwas neues beginnt im neuen Heim und am neuen Wohnort. 

Ich beginne gerade mit der letzten Phase des loslassens von Dingen und zwar von den Kleinoden, die mir einst meine Kinder bastelten, eine meiner Enkelinnen nimmt die Basteleien, die ihr Vater als Kind oder Jugendlicher gemacht hat und ich trenne mich von Kleidung, die ich nicht mehr getragen habe, beginne die Schränke zu lehren und alles darauf vorzubereiten , dass meine Tochter nach meinem Tod möglichst schnell meine Wohnung auflösen kann und alles ist mit der Hoffnung verbunden, dass meine alte Vitrine samt selbst abgebeizten alten Küchentisch in der Familie bleibt, haben sie mir versprochen, der begleitete auch sie durch ihre Kindheit. 😉 Worte meiner Tochter 🌞

Irgendwie kommt mir gerade beim schreiben, nehmen wir nicht unser ganzes Leben Abschied? Müssen wir nicht ständig etwas oder jemanden loslassen? Den Gedanken hatte ich als Kind schon, als viele der mit meinen Eltern nach Deutschland geflüchteten ab den 50ziger Jahren in die USA auswanderten,es waren Menschen, die mir die fehlenden Tanten und Onkels ersetzt hatten. 

​​​​​Auf alle Fälle wünsche ich dir im neuen Heim Glück 🍀, eine weitere Besserung des Gesundheitszustandes deines Mannes und
Sei herzlich gegrüßt 
Granka 
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Zaunkönigin vom 05.01.2025, 00:22:54
Lieber DW,

auch wenn ich bisher davon ausgegangen bin und das auch weiterhin tue, dass wir in einem Forum schreiben um uns auszutauschen, mitzuteilen und vor allem auch um verstanden zu werden, so habe ich selbstverständlich Verständnis dafür, dass Du Dich nicht weiter erklären möchtest. Niemand muss hier, in diesem Forum, glücklicher Weise irgend etwas tun was ihm widerstrebt. 

Insofern - alles gut. Verstehen muss ich das ja nicht 😉
 

Liebe Zaunkönigin,

wie ich schrieb, ich sehe es mittlerweile sogar aus (meinen!) Fehler, meinen Beitrag geschrieben zu haben.

Schönen Sonntag

DW

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