Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf doep56 vom 04.01.2025, 10:35:01

Liebe @Roxanna, ein paar meiner. Gedanken und Erfahrungen zum Thema "loslassen".
Loslassen bedeutet vielleicht für jeden etwas anderes. Für mich hieß es keinesfalls, die Vergangenheit und Fehler die ich gemacht habe oder den Schmerz, den ich anderen zugefügt , aber auch durch andere erfahren habe, zu verdrängen, was ohnehin nicht gelingt, umso machtvoller kommen die Erinnerungen zurück, die Erfahrung mache ich gerade wieder., eher ist es ein akzeptieren, dass es diese dunklen Wolken, Ereignisse und Fehlentscheidungen gab und nein, ich muss nicht immer wieder darüber nachdenken und mir mein jetziges Leben schwer machen, denn bewusst geschah gar nichts.  Die Vergangenheit und diese Ereignisse bleiben dennoch bei uns, sie prägten uns und wir lernten daraus. 
  
Ich habe oft gelesen, dass sehr alte und kranke Menschen sich ans Leben klammern und deshalb nicht sterben können, darüber habe ich mir viele Gedanken gemacht. Als meine Mutter ins Altersheim ging, fiel ihr das aufgeben ihrer Selbstständigkeit schwer, sie sagte das loslassen dazu. 

Ich musste meine Sorgen um die Familie loslassen, zum einen gab es keine wirklichen Gründe, ausser dem was das Leben eben so mit sich bringt, wie Trennungen, (vermutlich dadurch bedingt, dass ich nicht erst mit dem Tod meines Mannes, sondern auch vorher immer alleine die Verantwortung trug), die nicht in mein eigenes wohlfühlen passten, aber für sie richtig waren und wenn nicht, sind es halt diese Fehlentscheidungen im Leben, die wir alle einmal getroffen hatten und von denen niemand verschont bleibt. Das alles hat langsam und allmählich dazu geführt, dass ich mich fragte, was ist es, das dir das gèhen schwer machen könnte? Schicksalsschläge können immer kommen, auch darüber habe ich nachgedacht, die Familie steht und hält auf ihre Weise zusammen, so wie unsere Patchwork Familie eben funktioniert. Irgendwann kam der Gedanke, des loslassens, ich habe alles geregelt was ich regeln konnte, mir bleibt nur noch die Sorge um mich selbst, aber ich gestehe auch, dass ich manchmal froh bin über die Endlichkeit des Lebens, dafür habe ich Gründe,  die aber gesundheitsbedingt sind. 
Herzliche Grüße 
Granka

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Roxanna vom 04.01.2025, 09:55:25
Die erlebten Qualen, dass, was dich quält bleibt für immer.
Was geschehen ist , ist geschehen.
Wenn es gelingt, es zu akzeptieren, ist bereits ein guter Schritt
getan, denn das braucht schon Zeit und Mut.
Es verschwindet irgendwann aus dem bewussten Teil des Gehirns.
Es wird gelagert in dem sog, unbewussten Teil.
Dort verbleibt es. So lange du lebst.
So erlebe ich es.
Viele  " Erinnerungen " wäre ich liebend gerne los.
Sie verbleiben, als Teil meiner Vita, meines Lebens.
Sie können nicht los gelassen werden.
Mit 10 Jahren z.B. habe ich Grauenvolles erlebt, aber auch die
Schönheit der menschlichen Existenz. Beides ist in mir.
Auch die vielen Menschen, die bereits verstorben, viele
Gleichaltrige. Sie bleibe für immer. Teil meines Lebens.
Ich akzeptiere und lasse nichts von dem los, welches Teil meines
Lebens ist.


Anna

 
doep56
doep56
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von doep56
als Antwort auf Der-Waldler vom 04.01.2025, 11:49:01
Das Loslassen ist mein großes Thema. Wie man ja weiß, bin ich stark vom ursprünglichen Buddhismus beeinflusst und für die Lehre des Buddha ist das Loslassen DAS große Thema und zugleich das "Zauberwort".

Ich will hier ausdrücklich NICHT wieder über den Buddhismus reden, das ging schon mal schief. Aber man sollte wissen, was meine Basis ist, um das, was ich zu manchen Themen zu sagen habe, verstehen und einordnen zu können.

Ich glaube, dass die Menschen (zumindest gilt das für mich) sehr an Dingen, Gedanken, Bindungen, Meinungen, "Überzeugungen", aber auch an Emotionen und dem Hangen an Vergangenem festhalten. Im Buddhismus wird das Festhalten an materiellen Dingen, Beziehungen, Meinungen und vielen eigenen Vorstellungen über sich selbst (!) als Ursache für ganz viel Leid betrachtet. Und so sehe ich das auch. An Dingen, Meinungen, Beziehungen usw.  festzuhalten, erzeugt sehr leicht Schmerz und Unzufriedenheit, den sie sind ja vergänglich, sind im Wandel, und das bewirkt immer Traurigkeit, jedenfalls bei mir.

Etwas loslassen zu müssen, hat für mich oft das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, obwohl mir schon bewusst ist, dass ich nicht alles besitzen oder verändern kann.

Mir ist es bisher noch längst nicht gelungen, all das loszulassen, was mir schadet. Geschweige denn das, was mir zwar nicht schadet, mich aber bindet.

Aber ich begreife doch immer mehr, dass dieses dauernde Wünschen, Behaltenwollen, Angsthaben, mir auf Dauer nicht gut tun. Besonders die negativen Emotionen, wenn etwas nicht so will wie ich es wünsche, oder wenn ich verzichten muss (womit ich nicht nur materiellen Besitz meine; das ist mir fast unwichtig) und das Bedürfnis, mein Leben vollends kontrollieren zu können, musste ich peu á peu aufgeben, loslassen. Zu meiner Überraschung fühlte ich manchem richtig befreit.

Ich glaube, diese Freiheit führt auch zu innerem Zufriedensein, vielleicht sogar zu innerem Frieden, weil ich mich nicht mehr so abhängig fühle von gewissen äußeren Umständen oder auch inneren Konflikten.

Besonders schwer fällt mir das Loslassen von Abhängigkeiten von Menschen (ich meine NICHT: das Loslassen von Menschen!!!!), und ich glaube, das ist auch der Punkt, dessen "Bearbeitung" am schwersten fällt. Mir jedenfalls.

Zum Abschluß bitte ich nun zwei Sachen:

Man möge mir verzeihen, dass ich wieder den Buddhismus erwähnt habe. Aber der HAT mich nun einmal so geprägt wie kaum etwas anderes,  und Loslassen, Leid, Sterben, Ende, Vergänglichkeit SIND nun einmal seine Themen.

Und dann möchte ich betonen, dass ich über dieses Statement NICHT diskutieren werde. Es ist mein Standpunkt, der weder falsch noch richtig ist, sondern MEIN Standpunkt. Das gilt es zu respektieren, so wie ich es auch respektiere, wenn andere das anders angehen.

DW
Lieber @Der-Waldler,
das du den Buddhismus erwähnst, ist dein gutes Recht. Auch ich habe mich eingehend damit befasst.
Der Buddhismus hat auch in der modernen Welt eine wachsende Anhängerschaft, da seine Prinzipien von Achtsamkeit, innerem Frieden und das Streben nach einer ethischen Lebensweise viele Menschen ansprechen, unabhängig von ihrer kulturellen oder religiösen Herkunft.
Es ist eine Philosophie und spirituelle Praxis, die sich sowohl auf das tägliche Leben als auch auf tiefgreifende Fragen nach der Natur des Lebens und des Universums auswirkt.

Dazu habe ich auch eine Buchempfehlung von Herman Hesse. 

"Siddhartha" ist ein tiefgründiges und poetisches Werk, das die universelle Suche nach Sinn, innerem Frieden und Weisheit thematisiert. Es zeigt, dass der Weg zu sich selbst und generell zum Leben nicht geradlinig ist und dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit finden muss. Es bleibt eines der bedeutendsten Werke der modernen Literatur und ist auch heute noch eine wichtige Lektüre für Menschen, die sich mit tiefgründigen und philosophischen Fragen auseinandersetzen.

Lieber Gruß, Doris

Anzeige

doep56
doep56
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von doep56
als Antwort auf Roxanna vom 04.01.2025, 11:57:09

Lieber Der-Waldler,

es ist einfach wahrhaftig, was du schreibst und ich kann das sehr gut nachempfinden. Im übrigen denke ich, dass über das persönliche Empfinden, die Gefühle eines Menschen nicht diskutiert werden kann. Jeder Mensch ist geprägt von seinen eigenen Erfahrungen, die nur er/sie so gemacht und auf seine Weise verarbeitet hat. Würde man darüber diskutieren wollen, hieße das, ihm/ihr das absprechen oder gar "ausreden" zu wollen.

Lieben Gruß
Roxanna
Du hast vollkommen recht Roxanna und ich kann deine Perspektive sehr gut nachvollziehen. Die Wahrnehmung und das Empfinden eines Menschen sind so individuell und tief verwurzelt in seinen persönlichen Erfahrungen, dass sie nicht einfach in Worte gefasst oder von außen beurteilt werden können. Gefühle, Gedanken und Einsichten entstehen aus einem sehr einzigartigen Zusammenspiel von Geschichte, Umwelt, Erlebnissen und innerer Reflexion. Jeder Mensch trägt in sich eine Welt von Bedeutungen und Erfahrungen, die für andere oft schwer verständlich, aber für ihn selbst absolut wahr und real sind. Da ist eben Akzeptanz, Empathie und Vertrauen in den Wahrheitsgehalt der Äußerungen wichtig. Und genau daran mangelt es oft.

LG Doris
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf doep56 vom 04.01.2025, 17:05:13

Liebe Doris,

ich danke Dir. Ich bin seit 1987 auf diesem Weg, und kann Dir nur zustimmen. Aber dieser Thread hier sollte ohne Konfession bleiben, daher meine Zurückhaltung.

Übrigens ist der Buddhismus für mich auch Religion, nicht nur Philosophie, aber darüber streiten sich die Geister, selbst in buddhistischen Gruppen ist man da uneins, allerdings vor allem hier in Deutschland 😉 Japanische Freunde von mir haben keinerlei Probleme damit, wenn der Buddhismus als Philosophie UND Religion gesehen wird.

Liebe Grüße und Danke.

Der Waldler

P.S. Ich werde das nicht begründen, aber Hesse ist in Bezug auf den Buddhismus nicht "mein Fall", aber als Weisheitslektüre ganz wunderbar.

Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Der-Waldler vom 04.01.2025, 11:49:01
Ich glaube, dass die Menschen (zumindest gilt das für mich) sehr an Dingen, Gedanken, Bindungen, Meinungen, "Überzeugungen", aber auch an Emotionen und dem Hangen an Vergangenem festhalten. .....

An Dingen, Meinungen, Beziehungen usw.  festzuhalten, erzeugt sehr leicht Schmerz und Unzufriedenheit, den sie sind ja vergänglich, sind im Wandel, und das bewirkt immer Traurigkeit, jedenfalls bei mir.

Etwas loslassen zu müssen, hat für mich oft das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, obwohl mir schon bewusst ist, dass ich nicht alles besitzen oder verändern kann.

Mir ist es bisher noch längst nicht gelungen, all das loszulassen, was mir schadet. Geschweige denn das, was mir zwar nicht schadet, mich aber bindet.

Aber ich begreife doch immer mehr, dass dieses dauernde Wünschen, Behaltenwollen, Angsthaben, mir auf Dauer nicht gut tun. Besonders die negativen Emotionen, wenn etwas nicht so will wie ich es wünsche, oder wenn ich verzichten muss (womit ich nicht nur materiellen Besitz meine; das ist mir fast unwichtig) und das Bedürfnis, mein Leben vollends kontrollieren zu können, musste ich peu á peu aufgeben, loslassen. Zu meiner Überraschung fühlte ich manchem richtig befreit.

Ich glaube, diese Freiheit führt auch zu innerem Zufriedensein, vielleicht sogar zu innerem Frieden, weil ich mich nicht mehr so abhängig fühle von gewissen äußeren Umständen oder auch inneren Konflikten.

Besonders schwer fällt mir das Loslassen von Abhängigkeiten von Menschen (ich meine NICHT: das Loslassen von Menschen!!!!), und ich glaube, das ist auch der Punkt, dessen "Bearbeitung" am schwersten fällt. Mir jedenfalls.



DW

Lieber DW,

ich möchte nicht diskutieren... aber ich würde gerne nachfragen. Fragen deshalb, weil Du viel davon angesprochen hast was ich so, oder so ähnlich empfinde. Ich fand Deine Ausführungen sehr interessant und Überdenkens Wert. (Buddhismus hin oder her .. mir ist es übrigens gleichgültig woher ein Mensch seine Überzeugungen nimmt so lange sie für ihn stimmig sind und mir in irgend einer Form verständlich sind. Und wenn Du Erkenntnisse aus dem Buddhismus gezogen hast, und diese Erkenntnisse uns.. mich.. im Denken und Fühlen ebenfalls weiterbringen können, was soll daran falsch sein?)

Nur das fett/kursiv-Markierte verstehe ich nicht so ganz. Wäre es möglich das etwas ausführlicher zu erläutern?

Mich treibt dieses "loslassen" übrigens gerade besonders um. Vordergründig im Materiellen, faktisch ist es jedoch mehr der/die Mensch(en) dahinter die diese Dinge irgendwann einmal an mich weitergereicht haben. Gleichgültig ob mit warmen oder kalten Händen. Oder die Befürchtungen die Kinder der 50er und 60er auch heute noch hegen. Nämlich: Materialknappheit (ich weiß, das ist Unsinn) und die Tendenz Gutes, Brauchbares, Schönes nicht entsorgen zu können. Ich kann leichten Herzens loslassen wenn ich verschenken kann. Wenn ich weiß, dass etwas Schönes/Gutes weiterverwendet wird. Aber ich zucke innerlich, wenn das im Container landet und zerbirst.

Wir werden nächste Woche einen Container vor der Tür stehen haben. Darin wird im großen Stil vieles verschwinden. Die letzten Wochen habe ich regelmässig Fuhren zum Recyclinghof hinter mich gebracht, aber ich musste einsehen, dass das nicht praktikabel ist. Wenn ich das weiter so handhabe, dann fahre ich im Sommer noch. 
Anfänglich habe ich jedes Ding lange betrachtet und überlegt. Inzwischen wandern selbst die Dinge die ich anfänglich nicht entsorgen wollte weil sie irgendwann einmal einem Menschen der mir nahe war oder mit dem ich viele Jahre verbracht habe etwas bedeutet haben. Nein, nicht mir... diesen Menschen die nicht mehr sind. Ähnlich ging es meinem Mann.
Das Haus wurde immer voller - mit jedem Todesfall ein wenig mehr. Ich wollte zwar entsorgen - wäre aber definitiv früher auch zu zögerlich gewesen. Mein Mann tat sich damit aber sehr schwer.

Inzwischen werden wir immer besser. Selbst mein Mann. Und mit jedem Teil das ich für "geht weg" vorsehe, fühle ich mich ein Stück leichter. Gefühlt 1/3 dessen was wir im Haus haben geht in die Entsorgung, 1/4 können andere Menschen gebrauchen und der Rest zieht um. Und ich bin sicher, wir haben immer noch viel zu viel.
Mich hatten also nicht die Dinge selbst gebunden, es war das Gefühl, dass ich damit die Werte, die Wünsche, die Sehnsüchte dieser Menschen aufgebe wenn ich es weg schmeiße. 
Gerade bin ich mir nicht sicher was ich da los lasse. Nur den Besitz, oder die Menschen, oder .... ??

Womit ich mir übrigens auch schwer tue es in die Tonne zu drücken, was aber nur vernünftig ist, sind alte Unterlagen aus denen die Kämpfe derer hervorgehen die schon lange tot sind. Ihre Lebenskämpfe nach dem Krieg, während des Kriegs - in den Anfangszeiten der BRD oder DDR - aber auch später. Manches war für mich neu, zu vielem würde ich gerne noch mal Fragen stellen können. 
Es ist, als ob ich ihren Kampf zu Müll degradiere. Ich weiß, das ist Unsinn und ich bin sicher, wenn der Container weg ist, wird das gute Gefühl überwiegen. Aber hier muss ich jedes Mal eine Schwelle übersteigen. (hier tut sich der Sohn meines Mannes deutlich leichter - ein Kind der späten 70er. Ich glaube, das ist auch ein Stück weit ein Generationenproblem)

Ah, ich war wieder ausufernd - jetzt gehe ich wieder zurück an meine Altlasten. 💪

Anzeige

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Granka vom 04.01.2025, 12:31:22
Liebe @Roxanna, ein paar meiner. Gedanken und Erfahrungen zum Thema "loslassen".
Loslassen bedeutet vielleicht für jeden etwas anderes. Für mich hieß es keinesfalls, die Vergangenheit und Fehler die ich gemacht habe oder den Schmerz, den ich anderen zugefügt , aber auch durch andere erfahren habe, zu verdrängen, was ohnehin nicht gelingt, umso machtvoller kommen die Erinnerungen zurück, die Erfahrung mache ich gerade wieder., eher ist es ein akzeptieren, dass es diese dunklen Wolken, Ereignisse und Fehlentscheidungen gab und nein, ich muss nicht immer wieder darüber nachdenken und mir mein jetziges Leben schwer machen, denn bewusst geschah gar nichts.  Die Vergangenheit und diese Ereignisse bleiben dennoch bei uns, sie prägten uns und wir lernten daraus. 
  
Ich habe oft gelesen, dass sehr alte und kranke Menschen sich ans Leben klammern und deshalb nicht sterben können, darüber habe ich mir viele Gedanken gemacht. Als meine Mutter ins Altersheim ging, fiel ihr das aufgeben ihrer Selbstständigkeit schwer, sie sagte das loslassen dazu. 

Ich musste meine Sorgen um die Familie loslassen, zum einen gab es keine wirklichen Gründe, ausser dem was das Leben eben so mit sich bringt, wie Trennungen, (vermutlich dadurch bedingt, dass ich nicht erst mit dem Tod meines Mannes, sondern auch vorher immer alleine die Verantwortung trug), die nicht in mein eigenes wohlfühlen passten, aber für sie richtig waren und wenn nicht, sind es halt diese Fehlentscheidungen im Leben, die wir alle einmal getroffen hatten und von denen niemand verschont bleibt. Das alles hat langsam und allmählich dazu geführt, dass ich mich fragte, was ist es, das dir das gèhen schwer machen könnte? Schicksalsschläge können immer kommen, auch darüber habe ich nachgedacht, die Familie steht und hält auf ihre Weise zusammen, so wie unsere Patchwork Familie eben funktioniert. Irgendwann kam der Gedanke, des loslassens, ich habe alles geregelt was ich regeln konnte, mir bleibt nur noch die Sorge um mich selbst, aber ich gestehe auch, dass ich manchmal froh bin über die Endlichkeit des Lebens, dafür habe ich Gründe,  die aber gesundheitsbedingt sind. 
Herzliche Grüße 
Granka

Da stimme ich dir zu, liebe @Granka, loslassen bedeutet sicher für jeden etwas anderes. Ich denke, dass Entscheidungen im Leben so getroffen werden, wie sie der jeweiligen Entwicklungsstufe, in der man gerade steckt, entsprechen. Manches würde man später anders machen, aber doch nur, weil man aus Fehlentscheidungen gelernt hat. Sich später deshalb Vorwürfe zu machen und das sozusagen immer wieder aufzuwärmen, macht keinen Sinn, denn es lässt sich ja nicht mehr ändern.

Hier kommt mir auch der Gedanke an Vergebung in den Sinn. Sich selbst vergeben zu können, aber auch den Menschen, von denen man verletzt wurde, gehört ganz sicher zum Loslassen dazu, auch wenn sie keine Einsicht zeigen. Wenn ich anderen nicht vergeben kann, bin ich an sie gebunden. Auch durch Verdrängung ist man an etwas gebunden und das vielleicht nicht einmal bewusst, wenn die Verdrängung „gelungen“ ist.

Ein sehr schwieriger Prozess des Loslassens ist, wenn man sich für vieles verantwortlich gefühlt hat, z.B. in der Familie, weil man es gut gemeint hat. Akzeptieren und loslassen zu können, wenn Kinder einen anderen Weg einschlagen, möglicherweise einen, bei dem man sich nicht entspannt zurücklehnen kann, weil er ganz anders verläuft als man ihn sich für sie gewünscht hätte, ist mit einer der schwierigsten Loslassungsprozesse.

Man kann ja immer nur für sich selbst Entscheidungen treffen und Einfluss auf das Leben der uns nahestehenden Menschen nehmen zu wollen, funktioniert nicht. Jeder Mensch muss seine eigenen Erfahrungen sammeln und über sein Leben bestimmen.

Danke, liebe  Granka und
herzliche Grüße

Roxanna

 
Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Anna842 vom 04.01.2025, 12:56:44
Die erlebten Qualen, dass, was dich quält bleibt für immer.
Was geschehen ist , ist geschehen.
Wenn es gelingt, es zu akzeptieren, ist bereits ein guter Schritt
getan, denn das braucht schon Zeit und Mut.
Es verschwindet irgendwann aus dem bewussten Teil des Gehirns.
Es wird gelagert in dem sog, unbewussten Teil.
Dort verbleibt es. So lange du lebst.
So erlebe ich es.
Viele  " Erinnerungen " wäre ich liebend gerne los.
Sie verbleiben, als Teil meiner Vita, meines Lebens.
Sie können nicht los gelassen werden.
Mit 10 Jahren z.B. habe ich Grauenvolles erlebt, aber auch die
Schönheit der menschlichen Existenz. Beides ist in mir.
Auch die vielen Menschen, die bereits verstorben, viele
Gleichaltrige. Sie bleibe für immer. Teil meines Lebens.
Ich akzeptiere und lasse nichts von dem los, welches Teil meines
Lebens ist.


Anna

 

Mir, liebe Anna wäre nicht wohl, wenn belastende Erinnerungen im unbewussten Teil gelagert wären und mich womöglich von dort aus immer wieder sozusagen zu Handlungen veranlassen würden, mit denen ich mir schaden könnte. So gut es geht würde ich schon durchschauen wollen, was da gelagert ist. Möglicherweise gibt es aber solche schwerwiegenden Ereignisse im Leben, wo es vielleicht nicht anders geht, weil man sonst so nicht weiterleben könnte.

Aber es geht ja eigentlich eben nicht darum, etwas für immer verschwinden zu lassen, sondern es zu schaffen, dass etwas nicht immer wieder auftaucht mit den entsprechenden Gefühlszuständen und belastet.


Lieben Gruß
Roxanna
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Anna842 vom 04.01.2025, 12:56:44
Die erlebten Qualen, dass, was dich quält bleibt für immer.
Was geschehen ist , ist geschehen.
Wenn es gelingt, es zu akzeptieren, ist bereits ein guter Schritt
getan, denn das braucht schon Zeit und Mut.
Es verschwindet irgendwann aus dem bewussten Teil des Gehirns.
Es wird gelagert in dem sog, unbewussten Teil.
Dort verbleibt es. So lange du lebst.
So erlebe ich es.
Viele  " Erinnerungen " wäre ich liebend gerne los.
Sie verbleiben, als Teil meiner Vita, meines Lebens.
Sie können nicht los gelassen werden.
Mit 10 Jahren z.B. habe ich Grauenvolles erlebt, aber auch die
Schönheit der menschlichen Existenz. Beides ist in mir.
Auch die vielen Menschen, die bereits verstorben, viele
Gleichaltrige. Sie bleibe für immer. Teil meines Lebens.
Ich akzeptiere und lasse nichts von dem los, welches Teil meines
Lebens ist.

Anna

 

Ich habe diesen Beitrag von Dir jetzt 3x gelesen und muss sagen, dass es mir - wohlgemerkt nach reiflicher Überlegung - genauso geht. Alle Erinnerungen, die guten und die weniger guten, sind Teil meines Lebens. Sie lassen sich auch nicht löschen aus dem Gedächtnis, selbst wenn man es wollte. Das empfindest Du auch so.
Aber auf irgendeine mysteriöse Weise habe ich meinen Frieden gemacht und gefunden, kann damit umgehen. Das empfinde ich als große Gnade ... was für ein Wort.

Michiko
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Roxanna vom 04.01.2025, 19:01:00
Liebe Roxanna,
ich weiß ganz genau, was da liegt, ich habe es erlebt.
Es sind gewalttätige Ereignisse, die gesamte Kindheit
hindurch.
Die Verheerungen, die das hinterlässt, können nicht weg
therapiert werden.
Sie bleiben. Du lernst in der Therapie, diese anzunehmen
und damit zu leben.
Damit in den Nächten nicht ständig Re-Traumatisierungen
kommen, nehme ich am Abend Medikamente.
Wie die Realität ist, das weißt du nicht.
Du weißt das, was dein Gehirn macht.
Für viele, die ich kenne, ist Meditation sehr gut.
Bei mir ist das hochgradig gefährlich.
So unterschiedlich kann das sein.
Andere finden Klangschalen entspannend und Ängste auflösend.
Bei mir wird gleich der ganze Körper aufgelöst.
Ich fühle den nicht mehr als etwas Festes.
Ich kenne auch Zustände, in denen sich die Welt der Begriffe
komplett auflösen.
Das heißt, ich nehme die Welt ohne die Begrifflichkeit wahr.
Alles, was ich sehe und höre, sagt mir nichts mehr.
Seit ich Medikamente nehme, sind diese Zustände seltener geworden.
Also Medies, die verhindern sollen, dass sich alles um mich herum
komplett auflöst.
Wir sind schon eine eigentümliche Spezies.
LG.

Anna

Anzeige