andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
@Ingo, das ist natürlich nicht immer möglich oder leicht, ich kann mich erinnern, dass ich bei meiner Mutter auch immer jedes Gespräch über den Tod ablehnte. Ich führe auch keine stundenlangen Gespräche über meinen Tod, aber ich sage, was mir wichtig ist oder wäre und da meine Kinder sehr früh ihren Vater verloren haben und ihn sterben sahen, ist es vielleicht etwas leichter. Auch ich habe loslassen geübt, ich musste mir auch klar werden, dass der Tod jederzeit kommen kann und ich nicht noch vorher tausend Dinge erledigen muss und mir selbst sagen, dass meine Kinder und Enkel nicht mehr meiner Hilfe bedürfen, sie alle stehen fest und gut im Leben. Das war für mich sehr wichtig.
Es grüßt dich
Granka
Man kann zwar seine Angehörigen ab und zu daran erinnern, dass man eines Tages nicht mehr (für sie) da sein wird.
Aber es hätte keinen Sinn, sich ab und tot zu stellen, nur damit sie sich an den Zustand gewöhnen können.
@Schorsch, nicht meine Kinder meinen, dass sie mich brauchen, sondern ich dachte lange, erst wenn ich noch....kann ich in Ruhe gehen, was sowieso ein Unsinn ist, denn niemand weiß, wann der Zeitpunkt kommt. Außerdem bin inzwischen eher ich die hilfsbedürftige.
Es grüßt dich
Granka
Irgendwo habe ich einmal gelesen, loslassen würde bedeuten zuallererst annehmen zu können, dass etwas ist, wie es ist und dann im Laufe der Zeit würde das Loslassen sozusagen wie von selbst geschehen. Was macht es wohl so schwer etwas loszulassen?
Würde es vielleicht auch helfen erkennen zu können, was genau bindet mich an Menschen, an Ereignisse? Welche nicht erfüllten Bedürfnisse oder Kränkungen stecken eventuell dahinter?
Würde man aber etwas so loslassen, dass es sozusagen komplett "verschwindet" ginge doch auch die Erfahrung, die man in diesem Prozess gemacht hat, verloren.
Roxanna
Liebe @Roxana, danke für deinen guten Beitrag, den ich eben bei meiner Ruhepause im Café gelesen habe. Ich hoffe, du bekommst mehrere, Antworten, ich muss mir das zu Hause nochmals in Ruhe durchlesen, vieleicht habe ich auch noch eine Antwort auf deine Fragen zum loslassen.
Herzlichen Gruß
Granka
Immer wieder ist das Loslassen Thema und immer wieder denke ich darüber nach, was genau heißt es eigentlich, etwas loszulassen. Soll etwas, das belastet oder sogar quält sozusagen für immer aus dem Gedächtnis verschwinden? Oder heißt es nicht eher, sich aus den Verstrickungen zu lösen, die mich an Menschen, Ereignisse oder nicht in Erfüllung gegangene Lebensträume binden?
Über das Thema des Loslassens denke ich auch oft nach liebe Roxanna.
Irgendwo habe ich einmal gelesen, loslassen würde bedeuten zuallererst annehmen zu können, dass etwas ist, wie es ist und dann im Laufe der Zeit würde das Loslassen sozusagen wie von selbst geschehen. Was macht es wohl so schwer etwas loszulassen?
Würde es vielleicht auch helfen erkennen zu können, was genau bindet mich an Menschen, an Ereignisse? Welche nicht erfüllten Bedürfnisse oder Kränkungen stecken eventuell dahinter?
Würde man aber etwas so loslassen, dass es sozusagen komplett "verschwindet" ginge doch auch die Erfahrung, die man in diesem Prozess gemacht hat, verloren.
Roxanna
Es ist tatsächlich tiefgründig und vielschichtig. Es geht oft weniger darum, etwas einfach aus dem Gedächtnis zu verbannen oder zu vergessen, als vielmehr darum, eine andere Beziehung zu den Dingen und Erfahrungen zu entwickeln, die einen belasten.
Es ist ein aktiver Prozess, der mit Akzeptanz und oft auch mit einer Veränderung der Perspektive zu tun hat. Ein Prozess des Verstehens und der Umwandlung.
Es bedeutet, sich nicht von der Vergangenheit definieren zu lassen, sondern die Erfahrungen in einer Weise zu integrieren, dass sie uns nicht länger einschränken.
Und ja, das Loslassen kann uns in gewisser Weise sogar befreien, aber ohne das, was wir erlebt haben, wären wir nicht die Menschen, die wir heute sind.
Allerdings ist das nur meine persönliche Theorie zu diesem Thema. In der Realität spielen immer Gefühle eine große Rolle und die kann man nicht einfach mal Loslassen.
Lieber Gruß, Doris
Danke und lieben Gruß
Roxanna
Das Loslassen ist mein großes Thema. Wie man ja weiß, bin ich stark vom ursprünglichen Buddhismus beeinflusst und für die Lehre des Buddha ist das Loslassen DAS große Thema und zugleich das "Zauberwort".
Ich will hier ausdrücklich NICHT wieder über den Buddhismus reden, das ging schon mal schief. Aber man sollte wissen, was meine Basis ist, um das, was ich zu manchen Themen zu sagen habe, verstehen und einordnen zu können.
Ich glaube, dass die Menschen (zumindest gilt das für mich) sehr an Dingen, Gedanken, Bindungen, Meinungen, "Überzeugungen", aber auch an Emotionen und dem Hangen an Vergangenem festhalten. Im Buddhismus wird das Festhalten an materiellen Dingen, Beziehungen, Meinungen und vielen eigenen Vorstellungen über sich selbst (!) als Ursache für ganz viel Leid betrachtet. Und so sehe ich das auch. An Dingen, Meinungen, Beziehungen usw. festzuhalten, erzeugt sehr leicht Schmerz und Unzufriedenheit, den sie sind ja vergänglich, sind im Wandel, und das bewirkt immer Traurigkeit, jedenfalls bei mir.
Etwas loslassen zu müssen, hat für mich oft das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, obwohl mir schon bewusst ist, dass ich nicht alles besitzen oder verändern kann.
Mir ist es bisher noch längst nicht gelungen, all das loszulassen, was mir schadet. Geschweige denn das, was mir zwar nicht schadet, mich aber bindet.
Aber ich begreife doch immer mehr, dass dieses dauernde Wünschen, Behaltenwollen, Angsthaben, mir auf Dauer nicht gut tun. Besonders die negativen Emotionen, wenn etwas nicht so will wie ich es wünsche, oder wenn ich verzichten muss (womit ich nicht nur materiellen Besitz meine; das ist mir fast unwichtig) und das Bedürfnis, mein Leben vollends kontrollieren zu können, musste ich peu á peu aufgeben, loslassen. Zu meiner Überraschung fühlte ich manchem richtig befreit.
Ich glaube, diese Freiheit führt auch zu innerem Zufriedensein, vielleicht sogar zu innerem Frieden, weil ich mich nicht mehr so abhängig fühle von gewissen äußeren Umständen oder auch inneren Konflikten.
Besonders schwer fällt mir das Loslassen von Abhängigkeiten von Menschen (ich meine NICHT: das Loslassen von Menschen!!!!), und ich glaube, das ist auch der Punkt, dessen "Bearbeitung" am schwersten fällt. Mir jedenfalls.
Zum Abschluß bitte ich nun zwei Sachen:
Man möge mir verzeihen, dass ich wieder den Buddhismus erwähnt habe. Aber der HAT mich nun einmal so geprägt wie kaum etwas anderes, und Loslassen, Leid, Sterben, Ende, Vergänglichkeit SIND nun einmal seine Themen.
Und dann möchte ich betonen, dass ich über dieses Statement NICHT diskutieren werde. Es ist mein Standpunkt, der weder falsch noch richtig ist, sondern MEIN Standpunkt. Das gilt es zu respektieren, so wie ich es auch respektiere, wenn andere das anders angehen.
DW
es ist einfach wahrhaftig, was du schreibst und ich kann das sehr gut nachempfinden. Im übrigen denke ich, dass über das persönliche Empfinden, die Gefühle eines Menschen nicht diskutiert werden kann. Jeder Mensch ist geprägt von seinen eigenen Erfahrungen, die nur er/sie so gemacht und auf seine Weise verarbeitet hat. Würde man darüber diskutieren wollen, hieße das, ihm/ihr das absprechen oder gar "ausreden" zu wollen.
Lieben Gruß
Roxanna