Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf ingo vom 22.08.2024, 16:48:30
@Granka: Du merkst, dass Du ein ganz wichtiges Thema angestoßen hast.....
Der Zufall will es übrigens, dass ich gerade heute ein vergleichbares Thema mit Blick auf das, was ich heute über Hoenig gelesen hatte, eröffnen wollte. Dann habe ich Dein Thema gesehen und mich reingeklinkt. Man könnte sagen: Zwei Seelen (fast) ein Gedanke😉
geschrieben von ingo
Ingo, Danke, wie das so ist mit Themen, man weiss nie was,daraus wird und wie die Mitglieder darauf reagieren. 
Granka
ingo
ingo
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von ingo
als Antwort auf Seija vom 22.08.2024, 15:55:57
@Seija: Für mich wäre diese Sendung kein Thema(mehr).
Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Granka vom 22.08.2024, 16:49:06

Schon gut, schon gut. Danke danke, dann vergessen wir das alles mal schleunigst. 😉


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Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf minerva vom 22.08.2024, 15:38:00

Ja, Minerva, das kann ich nur bestätigen, je mehr Panik, um so weniger geht das Atmen.
Bei mir war das ganz seltsam, wie eine Lähmung der Atemmuskulatur, ich konnte einfach nicht einatmen. Das, was normalerweise unbewusst und automatisch geht, hat einfach ausgesetzt und bewusst konnte ich die Muskeln auch nicht ansteuern, einfach eine Blockade, die immer häufiger auftrat.
Wenn mein Mann mich im Arm gehalten hat, wurde ich ruhiger und mit der Entspannung hat sich die Blockade dann irgendwann gelöst.

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Maya1 vom 22.08.2024, 17:08:07
Bei mir war das ganz seltsam, wie eine Lähmung der Atemmuskulatur, ich konnte einfach nicht einatmen. Das, was normalerweise unbewusst und automatisch geht, hat einfach ausgesetzt und bewusst konnte ich die Muskeln auch nicht ansteuern, einfach eine Blockade, die immer häufiger auftrat.

Und genauso läuft ein Asthmaanfall ab, Maya. Und wenn man dann kein Notfallspray bei sich hat, dann "war's das", denn ein Asthmaanfall löst sich nicht von selbst. Und mir gelingt es dann auch nicht, ohne Panik darauf zu warten, dass der "Krampf" sich löst. Der letzte schwere Asthmaanfall war 2018, eine Reaktion auf Liguster, gegen dessen Blüten ich höchstallergisch bin (was ich bis dahin nicht wusste). Wenn da nicht meine Frau bei mir gewesen wäre, wäre ich tot. Das ist nicht nur ein subjektives Gefühl, das sagte auch der Notarzt. Sie sprayte mir alle 5-10 Sekunden Salbutamol und sprach beruhigend auf mich ein. Nach ca. 60 Sekunden löste sich der Krampf und ich atmete wie ein Ertrinkender, den man aus dem Wasser gezogen hat.

LG

DW
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von JuergenS

Ich weiss gar nicht, ob es eine Meinung ist, die ich habe.

Mit fast unfassbaren 84, die ich ansteuere, hab ich vor dem Verschwinden auf der Erde keine Angst, nur wie jeder von uns wünscht, sollte es zum Schluss schnell gehen.

Was mir ein wenig Gedanken macht, ist, dass heute sehr häufig nur mehr Urnen bestattet werden, das mutet mich seltsam an, diesen Rest aufzuheben..

Servus, meine Frau denkt wahrscheinlich ähnlich wie ich.


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Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ingo vom 22.08.2024, 16:26:41

Ja, @ingo, Glaube hilft.

Und ich sehe es wie Du: Ich denke, es ist die Tatsache, dass meine Frau "da" ist, die mir/uns das alles noch viel schwerer macht. Wie leben sehr symbiotisch, wie konnten keine Kinder bekommen, das einzige Kind starb in der Schwangerschaft, "Fehlgeburt" hieß das damals. Wir sind seit 51 Jahren zusammen, wir können uns gar nicht VORSTELLEN, wie es ohne einander sein könnte, aber für einen von uns wird dieser Tag, diese Zeit, dieses Danach kommen.

Ins Alten- oder Pflegeheim werde ich nicht gehen, da habe ich vorgesorgt, aber das möchte ich hier nicht weiter ausführen.

Genieße die Zeit mit Deinen Töchtern, so lange wie es irgendwie geht.

LG

DW

Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Maya1 vom 22.08.2024, 12:42:43
Ja, mit den Eltern über den nahen Tod zu sprechen, ist schwer.

Meine Mutter ist Ende Juni gestorben, mein Vater letztes Jahr. 
.... 
Im Nachhinein frage ich mich, ob ich vielleicht zu viel auf sie eingewirkt habe und es nicht besser gewesen wäre, den Eingriff sein zu lassen.
So hat sie viel auf sich genommen und gelitten, aber es hat im Endeffekt doch nicht viel gebracht, vielleicht sogar das Ende beschleunigt.
Aber es ist halt schwer, geliebte Menschen gehen zu lassen, ohne alles ausgeschöpft zu haben, was ihnen irgendwie helfen könnte.

Konntest Du noch mit Deinen Eltern über den Tod und das Sterben sprechen? Ich hätte das gerne mit meiner Mutter gekonnt, aber gleichgültig wie und wann ich das versucht habe, sie hat abgeblockt. Sie wurde selbst bei vorsichtigen Versuchen regelrecht böse. Ich hätte so gerne mit ihr besprochen was sie sich wünscht wenn sie nicht mehr selbst Einfluss nehmen kann, ich habe es nie zu hören bekommen. Es gab weder Patientenverfügung noch ein Gespräch darüber. Für mich war das schwierig weil ich so gerne das umgesetzt hätte was meine Mutter sich wünscht. So war ich letztendlich auf Mutmaßungen und Schlussfolgerungen angewiesen. Ich bin dann so vorgegangen wie sie in den letzten Jahren meiner Oma entschieden hat. Ich kann nur hoffen, sie hatte bis zu ihrem eigenen Ende nicht die Meinung geändert.

Nein, für mich wäre es nicht so schwer gewesen als statt dessen mehrere Male mich in Situationen zu befinden in denen man nicht wusste wie es enden wird und ob ich in ihrem Sinne entscheide. Ich hatte aber seltsamer Weise in diesen Situationen immer den Eindruck, dass ihr genau das Recht war. Es wirkte so, als ob sie erleichtert darüber war die Verantwortung für ihr Leben an mich zu übergeben. Ob das so war, kann ich aber nicht mit Gewissheit sagen. 

Ich war mir auch deshalb unsicher ob ich mich darauf verlassen kann, dass sie es für sich in der Akutsituation so will wie ihre Handlungen in jüngeren Jahren und zu gesunden Zeiten signalisierten. Ich war mir deshalb unsicher, weil ich bei 2 Frauen miterlebt habe, dass, als es ernst wurde, der Wunsch weiterzuleben mächtiger war als die Bereitschaft sich ins Schicksal zu fügen. 
Und auch mein Mann hat sich letztendlich nicht so verhalten wie ich das vorher vermutet hätte. Einige Jahre vor seinem Schlaganfall bestand der Verdacht auf Hautkrebs. In der Zeit in der wir auf die Laborergebnisse warteten sagte er eines Tages zu mir: "wenn ich Krebs habe, dann erschieße ich mich." Da mein Mann ein äusserst positiver Mensch war habe ich diese Aussage sehr ernst genommen. Seine Stimme war auch entsprechend. 
Wir hatten Glück - es war kein Krebs. Aber dieser Satz blieb mir im Gedächtnis.

Einige Jahre später. Mein Mann lag nach seinem Schlaganfall mit Hirnblutungen auf der Intensivstation der Uni. Jeden Tag ging ich zu den Besuchszeiten zu ihm und jeden Tag musste ich mit anschauen wie er immer mehr .. regelrecht verfiel. Es war, als ob mein Mann vor meinen Augen zerrinnt. Mein Mann hatte im M1 einen Verschluss der sich mit herkömmlichen Mitteln nicht öffnen lies. Genauer gesagt im Gehirn - in einem der drei Hauptgefäße die zur arteriellen Versorgung des Gehirns gehören. Im Regelfall ist sie das wichtigste Gefäß für die Blutversorgung des Gehirns. Und das Gehirn wurde von Tag zu Tag mehr geschädigt.
Die neurologischen Spezialisten hatten sich dann nach einer Woche dazu durchgerungen einen Stent setzen zu wollen. Durchgerungen deshalb, weil mit diesem Eingriff ein über 20%iges Risiko bestand, dass der Eingriff schief geht. Von Schwerstpflegefall über Koma bis hin zum Tod, es war alles möglich.

Als ich nach der Beratung durch eine sehr bemühte Ärztin ans Bett meines Mannes zurück kam, war ich mir nicht sicher, ob er den Eingriff mit den damit verbundenen Risiken eingehen würde wenn er sich noch verständlich äussern könnte. Ich war mir auch nicht sicher wieviel er noch erfasst, habe aber dennoch versucht ihm das Ganze so einfach wie möglich zu umreisen - um ihn dann zu Fragen: hast Du mich verstanden und .. möchtest Du das Risiko eingehen, möchtest Du kämpfen. 
Mein Mann hat sich eindeutig für den Kampf entschieden. Seine Stimme war so nachdrücklich - es wirkte so, als ob er dafür gerade noch mal seine wenigen Kräfte zusammen genommen hatte. 

Ja, dieser Mann, der wegen eines, im vergleich lumpigen Hautkrebsverdachts, nach der Schusswaffe gegriffen hätte, war auf einmal bei einer deutlich weniger aussichtsreichen Behandlung bereit den Kampf aufzunehmen. 

Jetzt habe ich ganz weit ausgeholt und Du fragst Dich sicherlich, wie meine Erzählung mit Deinen Fragen die Du Dir stellst zusammen passt. 
Im Grunde ist meine derzeitige "Erkenntnis" die, dass, bevor es dann wirklich ans Sterben geht (und davon war Deine Mutter zum Zeitpunkt des Eingriffs noch ein Stück entfernt), der Mensch meist dagegen angeht. Man muss erst müde gekämpft sein, bis man sich in die Hand des Todes begibt. 

Ich denke, alles was (vermutlich) Linderung verspricht ist etwas, was man auch noch vor dem bereits erkennbaren Ende angehen sollte. Und genau das hast Du geraten und Deine Mutter hat den Kampf gegen die Atemnot aufgenommen und das war auch gut so. Es ging in diesem Fall nicht darum ein Leben, trotz Leiden, künstlich in die Länge zu ziehen. Es ging darum Lebensqualität, gleichgültig für wie lange, zu gewinnen. Es hat etwas von dem Apfelbäumchen von Martin Luther .. 

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ 

Deine Mutter ist ja letztlich auch nicht am Eingriff gestorben sondern daran, dass sie gestürzt ist, vermutlich dadurch weniger Bewegung danach möglich war und sie dadurch schnell abbaute. Der Sturz hätte auch ohne OP geschehen können, die Konsequenzen daraus wäre auch dazu gekommen. Ohne diesen Eingriff hätte Deine Mutter noch viele quälende Tage mit Atemnot gehabt. Was wärst Du für eine Tochter gewesen, wenn Dich das kalt gelassen hätte?

 
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Maya1 vom 22.08.2024, 12:42:43

@Maya1 ich will meine Antwort jetzt nachholen.
​​​​​​
Die Eltern gehen zu sehen ist ein schwieriges Kapitel in unserem Leben, als meine Mutter starb war ich 40 Jahre alt und ich dachte, als ich das letztemal an ihrem Grab stand, nun bist du alt,  das nächstemal stehen meine Kinder an meinem Grab. Realistisch betrachtet war das auch so und ist es noch immer so, zum Glück,  nur stehen meine Kinder dann nicht am Grab, sondern an einem Baum im Friedwald.. 

Eigentlich, wenn ich das, was du geschrieben hast, richtig interpretiere, bist du noch in Trauer und "leistest Trauerarbeit". Offenbar gehören Schuldgefühle dazu und ich denke sogar, dass diejenigen, die sich gut um ihre alten Eltern gekümmert haben, besonders darunter leiden und ich lese, dass  du dich sehr um deine alten Eltern gekümmert hast. Aber ist es nicht so, dass wir immer versuchen das beste für unsere Familienangehörige zu tun? Diese Schuldgefühle plagten mich auch sehr, obwohl ich beim Tod meiner Mutter und natürlich auch davor, selber in einer schwierigen familiären Situation war, nahm ich mir die Zeit sie regelmässig im Alterheim zu besuchen und  holte sie für einen kleinen Ausflug ab, machte mit ihr das, was ihr Freude machte, bis es eben nur noch von ihrer Seite für einen kleinen Spaziergang reichte.

Heute, nach so vielen Jahren betrachte ich das damalige Geschehen so: Es gibt immer Dinge, die wir eventuell besser hätten machen können, nur wir tun eben das was wir können und denken, dass es richtig ist.Lass dir die Zeit, die es braucht um mit dem Tod und Abschied der Eltern abschliessen zu können. Den Sturz hätte nichts  verhindern können, die bringen sehr oft den Tod bei alten Menschen. 

Ich hoffe, ich konnte deinen Beitrag  richtig einordnen, aber vielleicht haben andere auch ein paar Gedanken zu deiner Situation und, antworten dir.
Viel Kraft wünscht 
Granka

Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Zaunkönigin vom 22.08.2024, 17:29:22

Vielen Dank für deinen Beitrag, Zaunkönigin und deine gut durchdachten Worte!

Ja, meine Mutter hatte noch so viel Energie und Optimismus nach der OP ( nach dem Tod meines Vaters hatte die erst ein wenig den Lebensmut verloren). Aber die ganzen Anstrengungen und das Kämpfen hat sie doch sehr viel Kraft gekostet und auch müde gemacht. Als sie dann im Juni zum 2. Mal mit Lungenentzündung ins KH kam, sagte sie: " ich komme hier nicht mehr raus." Und ich habe auch kaum geschafft, sie ein bisschen aufzumuntern. Und sie hat Recht behalten, die Lungenentzündung haben sie dort zwar in den Griff bekommen ( nach mehrmaligem Wechsel des Antibiotikums, was auch sehr kräftezehrend war), aber es war dann doch zu viel für ihr Herz.

Was auch noch schlimm war: ich war zu der Zeit schon wieder zurück in Frankreich und mein Sohn war noch bei ihr (er hat dort ein Praktikum gemacht). Aber ich habe täglich angerufen und noch am Tag vor ihrem Tod mit der Ärztin gesprochen, die sagte mir, die Lunge sieht gut aus und sie wird nächste Woche entlassen, ich solle mit der Sozialstation die Betreuung klären. Habe ich gemacht und meine Reise für die folgende Woche geplant. Dann fuhr mein Sohn Tags darauf in das KH und rief mich an, um zu sagen daß das Zimmertelefon ganz leise eingestellt sei und die Oma das wohl nicht höre und deshalb wohl nicht dran gegangen sei, jetzt schliefe sie fest und er könne sie nicht wecken ... Ich habe ihm dann gesagt, er solle mal nach einer Schwester oder einem Arzt sehen. Kurz darauf rief er wieder an und sagte: "Die Oma schläft nicht, sie ist gestorben."
Ich finde das so furchtbar, daß man das Zimmer nicht abgeschlossen hat und den Enkel so die tote Oma finden ließ! Ja, sie hätten versucht, ihn telefonisch zu erreichen, da sei er aber wohl schon unterwegs gewesen ....
 


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