andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
Ich kenne Hopize in Hannover von innen, und meine Entscheidung steht schon fest, dass ich m Fall des Falles dorthin gehen werde.Ich finde sehr gut, dass du weisst wo du Hilfe für die letzten Tage, Wochen oder Stunden bekommen wirst. Wenn es denn so kommt, wie wir denken, das gleiche gilt auch für mich.
Granka
Ich habe einen sehr guten Freund zweimal auf einer Palliativstation besucht, die angenehm eingerichtet war. Die Pfleger und Pflegerinnen waren nicht in weißen Kitteln, und nur durch Namensschildchen zu erkennen. Es ging ganz und gar anders zu als in einem Krankenhaus, zugewandter, freundlicher. Wenn ich mich recht erinnere, konnte die Ehefrau meiner Freundes dort auch übernachten, ich glaube sogar in seinem Zimmer.
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Mich bedrückt der Gedanke an Sterben und Tod sehr. Ich tu mich nicht leicht mit dem Altwerden, weil dahinter in meinen Gedanken immer auch die Gedanken an Endlichkeit, Vergänglichkeit, Abschiede, Trauern stehen. Was ich gar nicht mag, wenn man mir dann so Klugheiten wie "Wir müssen doch alle mal sterben" oder "Ach, ich lebe JETZT, und denke nicht an später" entgegnet. Als ob das ein Trost wäre.
Elias Cannetti, der Nobelpreisträger, Autor, Philosoph, hat im Tod seinen "Ur-Gegner" gesehen, seinen "Ur-Feind", und darüber sogar ein Buch geschrieben. Ich kann diese (verzweifelte) Einstellung nachvollziehen.
DW
Ich denke da wieder an Rainer Maria Rilkes Gedicht
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Roxanna
Mich bedrückt der Gedanke an Sterben und Tod sehr. Ich tu mich nicht leicht mit dem Altwerden, weil dahinter in meinen Gedanken immer auch die Gedanken an Endlichkeit, Vergänglichkeit, Abschiede, Trauern stehen. Was ich gar nicht mag, wenn man mir dann so Klugheiten wie "Wir müssen doch alle mal sterben" oder "Ach, ich lebe JETZT, und denke nicht an später" entgegnet. Als ob das ein Trost wäre.
Elias Cannetti, der Nobelpreisträger, Autor, Philosoph, hat im Tod seinen "Ur-Gegner" gesehen, seinen "Ur-Feind", und darüber sogar ein Buch geschrieben. Ich kann diese (verzweifelte) Einstellung nachvollziehen.
DW
Ich kann das gut nachvollziehen, Abschied und Trauer, geliebte Menschen zurück lassen zu müssen, denen man gerne noch zur Seite stehen möchte und sich gegenseitig das Leben bereichern ...
Für mich wird der Gedanke erträglicher, wenn ich mir bewusst mache, daß "Endlichkeit, Vergänglichkeit, Abschiede und Trauern" nur die eine Seite, quasi die erste Hälfte von Sterben und Tod sind. Danach kommt statt Endlichkeit die Unendlichkeit, die Unvergänglichkeit, das Wiedersehen und Freude - Hoffentlich.
Genau wissen kann das niemand, aber mit diese Perspektive und Hoffnung ist der Gedanke an das, was davor kommt, viel leichter zu ertragen und das Leben bis dahin weniger belastend.
Dazu ein Bibelwort, daß ich sehr schön finde, dort wird das Sterben mit der Aussaat verglichen, bei der aus dem unscheinbaren, kleinen Korn, das "stirbt", die darin angelegte Pflanze erst hervor kommt:
"1. Korinther 15,35 Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? 36 Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. 37 Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. ... 42 So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. 43 Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. 44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. ... 53 Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit."
Zitiert nach https://www.bibleserver.com/LUT/1.Korinther15
Für mich auch @Maya1 und mich tröstet manchmal sogar, dass ich die Last der Schmerzen und die damit verbundenen Einschränkungen nicht in alle Unendlichkeit ertragen muss.
Aber es ist wieder sehr schön geschrieben, danke.
Granka
In der indischen Philosophie gibt es auch ähnliche Gedankengänge, was das "eigentliche Sein/Wesen" des Menschen ausmacht jenseits seines sterblichen Körpers. Die unsichtbare Substanz, die im Samenkorn des Feigenbaums ist, die doch den ganzen Baum wachsen lässt.
Der berühmte Satz: "Tat tvam asi" (das bist du) hat besonders Schopenhauer sehr inspiriert.
Hier die Geschichte:
"“Uddalaka Aruni sagte zu seinem Sohn Shvetaketu: ´ Bringe eine Frucht von dem Feigenbaum.` Der Sohn holte sie und der Vater trägt ihm auf, dieselbe zu spalten. Die kleinen Kerne, die dadurch zutage treten, läßt er den Sohn noch einmal spalten, dann fragt er ihn: ´ Was erblickst du darin? ` Er antwortet: ´Nichts, Ehrwürdiger.` Da belehrt ihn Uddalaka Aruni: ´Die feine Substanz, die du nicht wahrnimmst, mein Lieber, aus dieser feinen Substanz besteht dieses All, ist das Reale, ist der Atman [der innerste Kern, das ´Selbst` eines Wesens], das bist du, o Shvetaketu."(3) **"
Zitiert aus https://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/Tat-twam-asi/tat-twam-asi.html
unseren eigenen Tod.
( Der Tod der anderen, ist etwas völlig anderes.)
Seit zwei Tagen habe ich extrem starke Depressionen.
Mein Brustkorb fühlt sich an, als wäre er einbetoniert.
Weiß gar nicht, wie ich atmen soll.
Wenn ich mich bewege, bewege ich Tonnen...
Und in meinem Gehirn läuft in einer Art Endlosschleife:
Ich halte das einfach nicht mehr aus ! Ich kann nicht mehr !
Ich setzt dem ein Ende ! Ich funktioniere. Ich bin eine Maschine.
Ich will nicht mehr. Am Ende werde ich noch 98 !! NEIN !!
Es ist nur noch eine Qual und jenseits davon gibt es nichts mehr.
Das nennt sich in der Fachsprache " rezidivierende Depression ".
Ich lebe damit, seit ich 20 Jahre alt bin.
Aber ich habe nicht nur dieses Symptom. Es gibt auch noch andere,
die noch schwerer zu ertragen sind. Die auch kommen und gehen,
aber ganz weg gehen sie nicht.
Ich kenne auch Phasen der Lebensfreude.
Das Beglückende in meinem Leben.
Allem voran die Musik.
Bin in einer kleinen Musikgruppe.
Wir sind zu viert. Drei Männer und ich. Ein Mann und ich sind
Gitarristen und machen den Gesang.
Wir verstehen uns sehr gut, wenn wir uns treffen, " jammen "
wir auch öfter mal einfach drauf los und dann wird die Musik
zu unserem Kosmos, der uns vereint.
Alle vier haben eine schwere psychiatrische Behinderung.
Unheilbar. Medikamente helfen, zu überleben.
Und so sehe ich auf meinem eigenen Tod.
Für mich ist er eher eine Gnade. Ich kann alles los lassen, ich werde
frei sein. Endlich frei sein..
Nur manchmal befällt mich etwas anderes: Ich bin extrem wissbegierig,
will immer Neues entdecken, Neues erfahren, dann denke ich:
Wie mag sie aussehen, unsere Welt, in 5600 Jahren ???
Ich würde es gerne wissen wollen!!
Wie geht es weiter mit ihr?
Ich sehe aus dem Fenster und denke: In 50 Jahren bin ich nicht mehr hier.
Aber der kleine Noah, zwei Jahre alt, der ist noch da. Wie wird dann
seine Welt sein. ??
Der Tod meiner Freundinnen/Freunde, der ist für mich immer nur eins:
Grauenvoll. Ich vermisse sie. Sie sollen da sein !! Ich will nicht, dass sie
tot sind !!
Da ist der Tod überhaupt nicht mehr gnädig.
Da ist er nur noch eins: Gemein !!!!
Anna
Ich kann das gut nachvollziehen, Abschied und Trauer, geliebte Menschen zurück lassen zu müssen, denen man gerne noch zur Seite stehen möchte und sich gegenseitig das Leben bereichern .......Hallo Maya1,
Für mich wird der Gedanke erträglicher, wenn ich mir bewusst mache, daß "Endlichkeit, Vergänglichkeit, Abschiede und Trauern" nur die eine Seite, quasi die erste Hälfte von Sterben und Tod sind. Danach kommt statt Endlichkeit die Unendlichkeit, die Unvergänglichkeit, das Wiedersehen und Freude - Hoffentlich....
Genau wissen kann das niemand,...
Dazu ein Bibelwort, daß ich sehr schön finde, dort wird das Sterben mit der Aussaat verglichen, bei der aus dem unscheinbaren, kleinen Korn, das "stirbt", die darin angelegte Pflanze erst hervor kommt:
"1. Korinther 15,35 .........wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. 43 Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. 44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. ... 53 Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit."
Zitiert nach 1.Korinther15
mich beschäftigt jetzt im Alter Tod und Vergänglichkeit nicht. Eher, was ich aus dem Leben gemacht habe und ob ich damit zu frieden bin. Aber sicher ist das nicht, was im Leben noch kommt, das wissen wir nicht. Ob ich nochmal Depressionen bekomme und verzagt werde?
Und ich bin erstaunt, dass du in diesem Zusammenghang 1. Korinter 15 zitierst und nicht 1. Korinther 13.
1. Korinther 13 ist die Huldigung an die Liebe und für mich damit auch die Huldigung des Evangeliums an das menschliche Leben. Leider hat es im irdischen Leben die Botschaft des Evangeliums nie wirklich gegeben. Aber das wäre ein weites Thema.
Nick42
Bin ich die Einzige hier, die leise hofft, dass "danach" nichts mehr kommen wird?
Ich hoffe darauf, dass ich bis dahin gelernt habe loszulassen, denn mir geht es wie Anna ... ich würde so gerne noch so viel wissen. Das könnte hinderlich beim Sterben sein.
Aber den Tod selbst, den stelle ich mir als unendlichen Frieden vor - weil nichts mehr ist.
Möglicher Weise fehlt mir die Fantasie. Aber der Gedanken nach meinem Ableben auf alle möglichen Menschen zu treffen finde ich nicht sonderlich reizvoll. Im Moment wäre da niemand den ich wiedersehen/wieder fühlen wollte. Auch die nicht, die mir früher viel bedeutet haben. Ob ich meine Haltung dazu ändere falls mein Mann vor mir gehen sollte? Abwarten.
Im Moment hoffe ich nur auf das große, friedliche Nichts. Und wenn auch nur das "Nichts" (nach meinem Hoffen) bedeuten wird, dass meine Seele, mein "Ich" nicht mehr sein wird und ich somit nicht mehr fühlen und denken kann. Denn: Energie geht nicht verloren, wird nie zum Nichts. Insofern kann ich nur hoffen, dass mein Denken und Fühlen ausgeknipst sein wird.
Und nein.... ich bin nicht depressiv und lebe eigentlich noch ganz gerne.
Hallo Nick
1. Kor 13 ist auch ein sehr schönes Kapitel, daraus habe ich weiter oben im Thread eine Passage zitiert, die bei der Beerdigung meiner Mutter der Predigttext der Pastorin war.
Zitat Nick:
"Eher, was ich aus dem Leben gemacht habe und ob ich damit zu frieden bin."
Ja, das ist sicher sehr wichtig, aber zugleich auch ein zweischneidiges Schwert.
Denn jeder hat andere Ansprüche an sich selbst.
Mit der Endgültigkeit des Todes konfrontiert, wird - zumindest mir - sehr schmerzlich bewusst, was ich alles nicht oder nicht gut genug gemacht habe als noch Zeit dafür war. Wenn ein geliebter Mensch gegangen ist, kommt bei mir Bedauern hoch über verpasste Gelegenheiten, ungesagte Worte usw.
Es gibt immer etwas, das noch besser hätte gemacht werden können ....
Auch für mein Leben angesichts meines eigenen Todes weiß ich nicht, ob mir der Blick auf das was ich erreicht habe und meine Zufriedenheit damit für mich eine ausreichend tragfähige Grundlage sein könnte für eine Gelassenheit, wie ich sie gerne haben möchte.
Aber Zufriedenheit finde ich ein sehr gutes Stichwort.
Die ist mir in der letzten Zeit immer wichtiger geworden. Nicht die Zufriedenheit mit dem, was ich erreicht habe, sondern Zufriedenheit im Augenblick, mit dem, was ich gerade jetzt tue. Nicht mit dem Blick auf irgendein Ziel, daß ich damit erreichen will - und dieses Ziel soll dann die Zufriedenheit bringen.
Sondern daß ich die Zufriedenheit im Tun selbst finde, egal ob damit ein Ziel erreicht wird oder auch nicht.
Auch diese Einstellung führt eigentlich im Endeffekt zum selben Ergebnis: Zufriedenheit, bei der nichts Unerfülltes mehr offen bleibt.
Bei dir, weil du alles Gewünschte erfüllt hast, bei mir, weil ich meine Zufriedenheit unabhängig von der Erfüllung bestimmter Wünsche suche.