andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
Liebe Grüße
Lisa
Eigentlich hast du dir deine Antworten selbst gegeben, es ist dein Mann, mit dem dich viel verbunden hat und noch immer verbindet, der Mensch, der er war, der sich wie du schreibst, immer wieder kurz zeigt, der wird auch durch seine Krankheit, immer bei dir sein. Es ist oder war zwar nur eine menschliche Hülle, aber vielleicht war es deine Energie, für ihn da zu sein, ihn trotz allem als deinen Mann zu sehen, der die Hülle teilweise durchsichtig werden liess.Danke Granka. Auch in Deinem Beitrag war viel für mich drin.
Das andere, Zweifel, Sorgen, Fragen, ob sein Tod als ihn der Schlaganfall traf, du ihn wenigstens innerlich als den Menschen behalten hättest können, der er einmal war, stimmt vielleicht, aber so wie es ist, hattest und hast du Zeit dich von dem Menschen, der dein Mann einmal war, langsam innerlich zu trennen, ihn so anzunehmen wie er jetzt ist und dich auf das jetzige Leben mit ihm einzustellen. Zweifel an der Richtigkeit des eigenen handelns begleiten, sind,, wenn du hier liest, immer vorhanden, man denkt oft, hätte, wäre es.....aber das bringt nur neue Ängste und Probleme, wir tun das, was wir können.
Ich finde, du hast vorgesorgt für zwei Fälle, dass im Falle deines Todes dein Mann nicht hilflos zurück bleibt und der Fall kann auch eintreten, falls deine eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen, der Sohn deines Mannes in beiden Fällen für ihn sorgt und ein gutes Pflegeheim für ihn sucht.
Dann beschäftigt mich eine andere Frage, da wir auch einige Schlaganfälle in der Familie hatten. Wie ist es mit Physiotherapie oder Ergotherapie? So gut kenne ich mich nicht damit aus um zu wissen, was man alles bei einem Schlaganfall mit bleibende Folgen, tun kann und helfen könnte. Bei meiner Schwägerin wurde das Sprachzentrum beim 2. Schlaganfall "getroffen", aber mit der Zeit lernte sie wieder so normal zu reden, dass nur noch Fremde merkten, dass sie ein Sprachdefizit hat.
Ansonsten viel Kraft für deinen schweren Weg und da wir auch mit deiner Hilfe einen Thread zum.laufen gebracht haben, schreibe, wenn dir danach ist. Antworten wird es immer geben.
Granka
Ja, Du hast Recht. Vermutlich war meine Präsenz und auch meine Hartnäckigkeit was dafür gesorgt hat, dass mein Mann wieder zurück ins Leben gefunden hat. Nicht in alter Form - aber das was er heute hat und ist kann man Leben nennen. Damals, in der schlimmsten Phase (verzeiht mir die Formulierung, aber das folgende Bild beschreibt es anschaulich) war er zur Zimmerlinde mutiert die sich sehr dagegen wehrte im "Starrmodus" gestört zu werden.
Meine Überlegungen, ob sein plötzlicher Tod nach dem Schlaganfall mich weniger geschmerzt hätten oder ob das was wir dann hatten die leichtere Form für mich war entsprang dem puren Egoismus meinerseits. das möchte ich ausdrücklich betonen. Bei dieser Frage ging es mir weniger darum, ob ich richtig oder falsch gehandelt habe als ich dem Eingriff zustimmte.
Es ging mir eher darum, dass ich, wäre er verstorben, gefühlt die alte Seele um mich gehabt hätte und damit auch Trost. Während er nun real da war und alles was ihn für mich ausgemacht hatte weg war und ich nichts mehr hatte was mich hätte trösten können - damit verbunden die Frage: was ist schwerer auszuhalten?
Ich stelle einfach fest, dass ich wieder einmal viel zu weit ausgeholt hatte - in der Hoffnung einen unklaren Gedanken/Gefühl was Seele und Energie angeht in Wort zu fassen. Ich glaube, ich muss noch ein wenig daran arbeiten, denn eigentlich wollte ich diesen Strang mit meinem speziellen Thema nicht okkupieren.
Ich vermute, dass Deine Frage zu Physio und Ergo als Hinweis gedacht. Mein Mann erhält Physio und Ergotherapie zusammen mit Logopädie. Physio trägt dazu bei, dass die Bewegungsabläufe sich wieder verbessern und diesbezüglich gibt es auch nichts zu klagen. Er ist im Alltag mobil und das was nicht funktioniert ist leicht mit Hilfsmitteln zu überbrücken. Ergotherapie teilt sich auf in Hirnleistungstraining (was Verbesserungen in Handlungsplanung und Konzentration gebracht hat) und Training der Feinmotorik bzw. Hilfe bei der Suche nach Ersatzfunktion. Auch an dieser Stelle beklage ich nichts.
Wir hatten allerdings nach dem dritten Jahr in allen Bereichen (Physio/Ergo/Logo) eine deutlich Kürzung der Therapieintervalle von Seiten der Krankenkasse. Hinzu kommt, dass man nur schwer Therapieplätze bekommt. Es liegt also im Bereich Hirnleistungstraining und Logo auch noch viel bei mir damit die eigentlichen Therapien auch Erfolg zeigen können (und das tun sie)
Liebe Zaunkönigin, du hast keinen Grund, dich zu entschuldigen, für so einen Austausch ist das Forum doch da. Und da ist es auch gut, mal etwas weiter auszuholen, damit die Gesprächspartner besser verstehen und Anteil nehmen können.
Es ist wirklich nicht leicht , was du in den vergangenen Jahren durchgemacht hast und ich finde, du gehst wunderbar damit um. Dein Mann ist sicher unendlich froh, dich zu haben.
Was die Seele und deren Zustand nach dem Tod angeht, finde ich das Bild vom Sternenstaub und der Energie auch sehr schön, ich selber denke, daß solche Vorstellungen hilfreich und deshalb sinnvoll sind, ich stelle mir auch einiges vor. Aber wir können uns eben nur das vorstellen, was wir kennen. Und nach dem Tod kommt etwas, das wir noch nicht kennen können, etwas, das über unsere irdischen Sinne und unsere Vorstellungenskraft weit hinaus geht.
Bei der Trauerfeier meiner Mutter wurde diese Bibelstelle zitiert:
1 Korinther 13 | Lutherbibel 2017
12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Das finde ich sehr schön und passend.
Ich kann dir nachfühlen, was du durchgemacht hast. Aber es ist eben schon so, dass sich "die Seele" genau so verändern kann wie der Köper.Schorsch, glaubst Du tatsächlich, dass die Seele, also das tiefstes eigentliches Sein, sich verändern kann?
Meine Lebensplanung wurde durch den Tod meiner Frau total durcheinandergebracht. Dies, weil ich immer eine Rechnung in mir trug: Ich bin 5 Jahre älter als meine Frau. Die Lebenserwartung der Frauen ist etwa 5 Jahre länger als die des Mannes. Ergo werde ich etwa 10 Jahre vor meiner Frau sterben. Die Rechnung ging nicht auf: sie ging vor mir........
Aber ihre letzte Worte waren: "Du kommst ja auch bald". Und manchmal denke ich seither: Ich könnte es ja jederzeit wahrwerden lassen. Und dann denke ich wieder: Schäm dich; du bist ja noch so fit. Willst du dieses noch lebenswerte Leben denn einfach wegschmeissen?
Ich glaubte immer, dass das unveränderbar ist und sich zwar die Außenwirkung verändern kann, aber nicht der Kern der Persönlichkeit.
Deine persönliche Rechnung, ja, die kenne ich. Wir hatten derartige Rechnungen schon häufiger in der Familie. Sie gingen alle daneben. Aus diesem Grund mache ich mir auch Gedanken darüber was ist, wenn ich, fast 8 Jahre jünger als mein Mann, doch vor ihm gehen sollte. Denn eines weiß ich sicher. Alles was ich mir im Leben gewünscht oder geplant hatte ist nicht eingetroffen. Und als ich 1x mehr hatte, als ich mir je vorstellen konnte, da kam das Leben zog mir das was ich als "Glück" bezeichnete unterm Hintern wieder weg.
Ich weiß aber auch eines. Obwohl nichts so kam wie ich mir das in jungen Jahren so vorgestellt hatte, es war bisher, trotz diverser Einschläge, ein gutes, ein spannendes, ein reiches Leben und ich kenne niemandem mit dem ich tauschen wollte. Also habe ich noch ein Fitzelchen Hoffnung, dass ich irgendwann diesen letzten Streich des Lebens verstehen und das Gute darin oder was sich daraus entwickelt erkennen werde.
Zugegeben, mit zunehmendem Alter wird dieses Vertrauen ins Leben schwieriger weil man immer weniger Zeit hat. Ich kann mir vorstellen, dass Du manchmal ähnlich haderst.
Aber .... bei solchen Gedanken fällt mir meine Großtante ein. Sie hatte es im Leben wahrlich nicht leicht. Irgendwann zwischen 1900 und 1910 geborgen, 3 Kinder und mit diesen 3 Kindern vom Mann - ohne Unterhalt - sitzen gelassen worden. Scheidung, keinen Beruf .. und sie hat es geschafft, dass alle 3, auch das Mädchen, einen guten Beruf erlernen konnten und es im Leben zu etwas brachten. In ihrem Leben gab es nach dieser Ehe keinen Mann mehr.
Dann, nach Renteneintritt, Übersiedlung in die BRD, da ziemlich auf sich alleine gestellt weil der Schwiegersohn mit der Schwiegermutter nicht konnte, dann musste ein Arm teilamputiert werden aufgrund von Durchblutungsstörungen. Und dennoch, diese Frau hat nie geklagt (zumindest habe ich nie dergleichen gehört und sie hat lange Zeit bei uns im Haushalt gelebt). Irgendwann war sie dann im Pflegeheim und da ist ihr ihre Liebe begegnet. Ja, in der Tat. Die Beiden waren richtig verliebt. Das habe ich selbst als Teenager bemerken können. Als meine Großtante verstarb ist ihr Freund wieder zurück nach Hause gezogen. Er war eigentlich nur übergangsweise im Heim, aber als er meine Großtante kennenlernte bliebt er - immerhin mehrere Jahre.
Ich vermute sehr, dass meine Großtante nie im Leben mit dieser letzten - und vielleicht auch einzigen - Liebe gerechnet hat. Und schon gar nicht, dass ihr das Leben auf den letzten Metern noch einmal dieses Glück schenken könnte.
Wenn ich manchmal hadere und denke: im Grunde ist mein Leben ausgelebt - und das eigentlich zu früh, dann halte ich mich an dem Lebensweg meiner Großtante fest und sage mir : Nichts ist festgeschrieben so lange der Deckel nicht über mir zugeklappt wird. Wobei es bei mir keine letzte Liebe mehr sein müsste oder gar sollte.
Wer weiß welche Überraschung im positiven Sinn das Leben noch für Dich bereit hält. Ich würde es Dir wünschen, denn ich bewundere Dich und Deine Haltung sehr und schneide mir auch von Dir manchmal eine Scheibe ab.
@Zaunkönigin,
Ich habe deine Gedanken, was wäre gewesen, wenn dein Mann gestorben wäre, schon richtig einordnen können und glaube mir, die sind weder mir noch anderen fremd, die sich in ähnlich belastenden Situationen der Überforderung befanden.
Schuldgefühle sind, egal in welcher Form oder Situation, ein eigenes Thema, das nochmal von mir oder anderen hier seperat angesprochen werden sollte, ich lese es in vielen Beiträgen unterschwellig oder offen. Ich habe/hatte diesbezüglich auch viele Probleme. bzw. wie sich in diesem Faden zeigt, kommen die Themen von den Mitglieder sowieso.
Aber, was ich auch lese, du/ihr seit schon weit gekommen, Schlaganfall Patienten können erstaunliche Fortschritte machen und langsam wieder in den Alltag zurückkehren, nur oft etwas anders wie zuvor. Das weiss ich aus meiner Familie.
Du musst dich hier für gar nichts entschuldigen, Leben umfasst auch die Pflege mit Sorgen und Ängsten eines Angehörigen. Jeder, der hier seine Gefühle in einer bestimmten Situation schildert, macht vielleicht anderen Mut, dies hier auch zu tun und findet vielleicht dadurch etwas Erleichterung oder sogar Antworten auf bestimmte Fragen, wir die hier lesen, profitieren alle davon.
Ich glaube, mir fehlt im Moment oder auch einfach altersbedingt, die Kraft für Antworten auf komplizierte Vorgänge, aber wir haben in diesem Faden inzwischen viele Mitglieder, die ihr eigenes Thema schreiben, aber auch gute Antworten geben.
Granka
Liebe Zaunkönigin,
Du musst Dich doch nicht entschuldigen. Ich bin dankbar, dass Du von all dem so offen berichtest. Ein wirklich herzliches DANKE dafür. Inhaltlich kann ich momentan nichts dazu schreiben, die vielen Erfahrungen hier aus diesem Thread müssen erst mal verarbeitet, nach-gedacht, werden
LG
DW
Du musst dich hier für gar nichts entschuldigen, Leben umfasst auch die Pflege mit Sorgen und Ängsten eines Angehörigen. Jeder, der hier seine Gefühle in einer bestimmten Situation schildert, macht vielleicht anderen Mut, dies hier auch zu tun und findet vielleicht dadurch etwas Erleichterung oder sogar Antworten auf bestimmte Fragen, wir die hier lesen, profitieren alle davon.Stellvertretend für alle die mir gesagt haben, dass auch unser Kampf ums Leben und dessen Qualität hier rein passt zitiere ich Granka
Danke @derWaldler, @Maya1, @Granka... dann nehme ich alle Entschuldigungen zurück 😉 und schreibe einfach weiter. Ich hatte wohl Anfang + Ende etwas zu "eng" gesehen. Aber da ich diesen Strang für sehr wichtig erachte und er für mich auch etwas Besonderes ist, wollte ich sicher gehen, dass ich hier nicht, wenn auch ungewollt, ein Störfeuer rein bringe.
So ist mir wohler.
Mir geht es übrigens wie euch auch. Angestossen durch euch geht mir derartig viel durch den Kopf, dass ich zu rudern habe das gut formuliert zu bekommen. Aber kommt Zeit, kommt Ordnung.
Interessante Ergänzung dazu:ich kann das verstehen. Wenn ich ein Grab aufsuche, dann besuche ich dort nie den Verstorbenen. Das Grab hat keinen Bezug für mich zum Menschen. Ich pflege es aus Respekt, Liebe, Wertschätzung und im Gedenken und weil ich weiß, dass das dieser Person wichtig war, aber es gibt mir persönlich nichts.
Meine Zwillingstöchter hätten es am liebsten, wenn sie meine Urne mit nach Hause nehmen und bei sich aufstellen dürften....
Anders wäre das mit einer Urne zu Hause - alternativ bei einer Bestattung an einem Platz zu dem dieser Mensch oder wir zusammen einen Bezug gehabt haben.
Anders wäre das mit einer Urne zu Hause - alternativ bei einer Bestattung an einem Platz zu dem dieser Mensch oder wir zusammen einen Bezug gehabt haben.
@Zaunkönigin,
vielleicht ändern sich ja bis zu unserem Tod die Bestattungsgesetze. Ich würde sehr gern in einer Urne unter einem bestimmten Strauch/Baum in unserem Garten bestattet werden, aber das ist offiziell und legal noch nicht möglich. Aber auf den Gebiet der Bestattungen scheint sich langsam eine Änderung anzubahnen, die nicht irgendwelche zum Teil sinnlosen Verordnungen in den Mittelpunkt stellen, sondern das, was die Betroffenen wünschen
Schönen Gruss
DW
Das habe ich meinen Töchtern auch gesagt....