Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

doep56
doep56
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von doep56
als Antwort auf Anna842 vom 26.01.2025, 14:39:21

Ja, Doris, deinem letzten Satz kann ich vollumfänglich
zustimmen.
Für manche  "  Reise  "  braucht es sehr viel Mut, denn du begibst dich
damit in eine Art Dschungel, von dem du vorab nichts weißt und rein
gar nichts kennst.
Manche dieser " Mutreisen " dauern ein Leben lang an.
Im Alter nur mit weniger mentaler Kraft, neue, andere Wege
zu begehen.

Ich brauchte vier !! vier verdammte Jahre, um es endlich in den
Treffpunkt  "  Die Kette  "  zu schaffen.
Die Kette ist ein Treffpunkt für behinderte Menschen.
Warum ich dafür dermaßen lange benötigt habe, bleibt mir
ein Rätsel.
Ich habe dort wunderbare Menschen kennengelernt.
Da unterhält sich die hochintelligente mit einer, die kaum
die Förderschule geschafft hat. Und nicht nur das. Sie finden
sehr viele Gemeinsamkeiten, Berührungspunkte.!!
Oder du lernst eine kennen, der mittlerweile drei Krebsgeschwüre
aus ihrem Gehirn heraus operiert worden sind, deswegen geht
sie an einem Rollator und redetet etwas verschwommen.
Aber ich habe selten solch eine ungebändigte Lebensfreude
erfahren, wie bei ihr.
Für Februar hat sie schon alles fest gebucht. Sie fährt nach
Wien, besucht dort ihre Tochter und ihre vier Enkeltöchter.
Und dann diese Freude....wie sie mir erzählt, was sie in dieser
Zeit alles mit den Enkel unternehmen will.
Und mein Herz freut sich mit, während ich gleichzeitig denke:
Ohne Begleitung käme ich aufgrund meiner Behinderung und der
Alterung des Gehirns, noch nicht mal sicher bis Wien.
Aber so what's.
Mittlerweile veranstalte ich alle vier Wochen einen Liedernachmittag.
Gitarre/ Gesang.
Rock-Pop-Country-Klassik, was sie im Treffpunkt mögen.

Warum diese vier Jahre Warteschleife.
Ich habe aufgegeben, danach zu fragen.

Anna
Liebe Anna,
es klingt, als ob du einen wirklich bewegenden und herausfordernden Weg hinter dir hast. Manchmal braucht es einfach viel Zeit, um zu einem Punkt zu kommen, an dem man sich wirklich aufrafft und eine Entscheidung trifft. Besonders wenn man mit eigenen Unsicherheiten und Handicaps zu kämpfen hat. Der Treffpunkt "Die Kette" scheint ein besonderer Ort zu sein, an dem du nicht nur Menschen getroffen hast, die mit ähnlichen Herausforderungen leben, sondern auch solche, die eine wahre Lebensfreude ausstrahlen, wie die Frau mit den Krebsgeschwüren. Das ist so inspirierend! Es ist faszinierend, wie solche Begegnungen manchmal so tief gehen und einem gleichzeitig die eigenen Grenzen und Ängste vor Augen führen. Ob jemand bereit ist Hürden zu nehmen und wie lange man dafür braucht, ist immer eine ganz persönliche Angelegenheit.
Ich finde es auch beeindruckend, dass du regelmäßig einen Liedernachmittag organisierst. Das ist eine wunderbare Art, dich auszudrücken und anderen Freude zu bereiten. Musik hat ja eine unglaubliche Kraft, Menschen zu verbinden und Emotionen zu teilen. Hast du selbst immer schon gerne Musik gemacht, oder ist das ein Weg, den du erst später für dich entdeckt hast?
Liebe Grüße, Doris
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Der-Waldler vom 26.01.2025, 16:36:28
"  Alles hat seine Zeit unter den Sonnen.
Und ein jedes Geschehen findet seine Stunde.  "

Ist eine Passage aus der Bibel.

Gibt auch ein Lied dazu. Von den Byrds:  "  Turn, Turn, Turn  "

Aber es gibt Geschehen, die ihre Zeit nur in unseren Gedanken
finden.
Manchmal stelle ich mir vor, ich hätte Maschinenbau studieren
können. Heute ist das kein Problem mehr für junge Frauen.
Aber in den 70er....

Dann stelle ich mir vor, ich hätte Nautik studiert.
War meine erste Präferenz.
Unsere Vorstellungskraft, ist eine starke Kraft.
Tagträumend fahre ich über alle Meere und navigiere....

Anna
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf doep56 vom 26.01.2025, 18:10:19
Liebe Doris, ich bin mit einer sehr starken Affinität zur Musik
bereits auf die Welt gekommen.
Ich fing an zu sprechen und quasi gleichzeitig an zu singen.
Habe alles nachgesungen, was in den 50er so zu hören war.
Ich wollte immer Gitarre lernen. Das war früh klar.
Mit 19 Jahren konnte ich mir endlich eine Gitarre kaufen.
Und ein  " Klassisches Gitarrenbuch ".
Ich habe mir alles mit einer großen Leidenschaft selber bei
gebracht.
Liedbegleitung habe ich irgendwann dazu gelernt.

Später bekam ich eine Klarinette geschenkt.
Das war mein Zweitinstrument.
Ich wurde bei diversen Veranstaltungen angefragt:
Lesungen mit Musikalischem Begleitprogramm, Ausstellungseröffnungen,
Hochzeiten, runde Geburtstage..,,usw.
Ich spielte und sang das, was die Leute hören wollten.
Egal, ob Metallica oder irgendwelche Operetten.

Bei dem Liedernachmittag in der Kette muss ich nicht viel machen.
Ich singe 7-8 neue Lieder und 3-4 bereits bekannte.
Die meisten sagen, sie können nicht singen.
Das ist Blödsinn !
Ich sage : Leute, singt mit, singt, was ihr wollt, es ist immer richtig.
Einige singen nun zaghaft mit.
Ich bin zwar Laie, aber so professionell, dass ich auch dann nicht
aus dem Takt käme, wenn alle falsch singen würden.
Hauptsache ist immer die Freude an der Musik.
LG.

Anna

 

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doep56
doep56
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von doep56
als Antwort auf Anna842 vom 26.01.2025, 19:31:16

Liebe Doris, ich bin mit einer sehr starken Affinität zur Musik
 
bereits auf die Welt gekommen.
Ich fing an zu sprechen und quasi gleichzeitig an zu singen.
Habe alles nachgesungen, was in den 50er so zu hören war.
Ich wollte immer Gitarre lernen. Das war früh klar.
Mit 19 Jahren konnte ich mir endlich eine Gitarre kaufen.
Und ein  " Klassisches Gitarrenbuch ".
Ich habe mir alles mit einer großen Leidenschaft selber bei
gebracht.
Liedbegleitung habe ich irgendwann dazu gelernt.

Später bekam ich eine Klarinette geschenkt.
Das war mein Zweitinstrument.
Ich wurde bei diversen Veranstaltungen angefragt:
Lesungen mit Musikalischem Begleitprogramm, Ausstellungseröffnungen,
Hochzeiten, runde Geburtstage..,,usw.
Ich spielte und sang das, was die Leute hören wollten.
Egal, ob Metallica oder irgendwelche Operetten.

Bei dem Liedernachmittag in der Kette muss ich nicht viel machen.
Ich singe 7-8 neue Lieder und 3-4 bereits bekannte.
Die meisten sagen, sie können nicht singen.
Das ist Blödsinn !
Ich sage : Leute, singt mit, singt, was ihr wollt, es ist immer richtig.
Einige singen nun zaghaft mit.
Ich bin zwar Laie, aber so professionell, dass ich auch dann nicht
aus dem Takt käme, wenn alle falsch singen würden.
Hauptsache ist immer die Freude an der Musik.
LG.

Anna
Liebe Anna,
wie schön, deine Zeilen zu lesen und zu erfahren, wie tief deine Leidenschaft für Musik verwurzelt ist. Es ist beeindruckend, dass du schon so früh angefangen hast, die Welt der Musik zu entdecken. Musik scheint wirklich ein Teil von dir zu sein, fast wie ein natürlicher Instinkt. Ich finde es toll, dass du dir all das autodidaktisch beigebracht hast! Das zeugt von einer riesigen Motivation und Hingabe.
Deine Erfahrung bei den Veranstaltungen klingt wunderbar. Es muss ein tolles Gefühl sein, auf verschiedenen Feierlichkeiten und Events mit deiner Musik Menschen zu berühren, egal ob es nun Metallica oder eine Operette ist. Deine Vielseitigkeit und die Freude daran, die Leute zum Mitsingen zu animieren, ist wirklich bewundernswert. Wie du selbst sagst,      Hauptsache ist immer die Freude an der Musik.  
Ich finde es auch sehr wertvoll, dass du die Menschen dazu ermutigst, einfach zu singen, auch wenn sie glauben, sie könnten es nicht. Musik ist schließlich eine Quelle der Freude und des Ausdrucks. Es klingt, als ob du genau weißt, wie man eine Atmosphäre schafft, in der sich die Menschen öffnen und Spaß daran haben können. Das ist eine Gabe!

Chapeau!! 🎩
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka

Zum Holocaust Gedenktag und der Befreiung des KZ Ausschwitz gibt es jedes Jahr Bilder der Deportierten die im  KZ ermordet wurden und jedesmal kämpfe ich und bestimmt nicht nur ich, mit Tränen und Unverständnis für die Greueltaten der Nazis, ich nehme bewusst dieses Wort, da es für mich für das Grauen vor 1945 steht.  

Aber mich beschäftigt auch jedesmal der Ort, in dem ich zur Schule ging, es waren eingezäunte,  in U Form aneinander gebaute Baracken. Man, oder nur wir Kinder nannten es ARADE Lager und mich erinnert es fatal an Zwang, Gewalt und Verbrechen und seit vielen Jahren bemühe ich mich herauszufinden, was dieser düstere Barackenkomplex vor 1945 war und fand nirgendwo Informationen dazu. Irgendwann wurden die Baracken bzw. Schulgebäude abgerissen, aber für mich steht das Wort ARADE für Arbeitslager und dass dort, wo ich geboren wurde, wenn es ein solches war, nicht darüber gesprochen wurde, ist nichts ungewöhnliches, es wurde auch lange  gebraucht um sich der Verbrechen an den jüdischen Mitbürger mit Gedenktafeln und Hinweise zu stellen, ich glaube erst in den 2000 Jahre. Nebenan war damals eine Schuhfabrik, auch in einer oder mehreren Baracken und viele Bracken, in die dann Kriegsflüchtlinge einquartiert wurden. Irgendwann werde ich nochmal einen Versuch wagen und die Stadtverwaltung anschreiben, von meinen ehemaligen Mitschüler, von denen nur noch wenige leben, kann ich keine Auskunft erwarten, denn ihnen ging es wie mir.  Aber vielleicht gibt es für das Wort ARADE , das für mich als Abkürzung steht, doch eine harmlose Erklärung. 

Ich denke, zum Thema Leben passt auch dieses schwere und traurige Kapitel. 

​​​​​Ein etwas bedrückter Gruß 
Granka 
​​​

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Granka vom 28.01.2025, 12:21:33
Danke, Granka.
Das Thema Holokaust/Shoa ist ein extrem schwieriges.
Es durchzieht mein Leben bis heute.
War bereits als Kind damit konfrontiert, ohne recht zu verstehen.
Das sollte aber noch kommen.
Ich bin auf der Seite der beiden Tätergenerationen geboren worden.
Eltern/Großeltern.
Wenn, wie gestern, von Zeitzeugen gesprochen wird, wird immer
die jüdische Seite gemeint.
Aber so war es nicht.
Es gab noch weitaus mehr Zeitzeugen auf meiner Seite.
Das fürs erste.

Anna

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Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Granka vom 28.01.2025, 12:21:33

Liebe Granka,

ja, das gehört unbedingt dazu, Danke!

Gesternabend war ein kurzer Bericht über  einen überlebenden von Auschwitz, der (fast 100jährig) immer noch durch die Schulen reist und erzählt. Im Bericht ging es um den Besuch des alten Mannes in einer Schule, die Schüler waren vielleicht 16 Jahre alt. Während der er erzählte, liefen einigen Schülerinnen und Schülern die Tränen runter, was meine Frau und mich tief berührt hat. Auch wir beide hatten Tränen in den Augen, auch über die Reaktion der Schüler, die etwas Hoffnung gab, dass da eine andere Generation aufwächst, die vielleicht doch nicht "vergisst"....

Es darf nie, nie, nie vergessen werden, zu welcher "Vertierung" Menschen in der Lage sind (den Begriff las ich irgendwo, obwohl man damit den Tieren Unrecht tut!), und daran werde ich erinnern, und gegen das neue Braune werde ich anreden und an argumentieren, so lange ich lebe.

Liebe Grüße

Der Waldler

Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka

Ich habe nun doch einen Hinweis auf Zwangsarbeiter im ländlichen Mittelfranken gefunden, 200.000 - 250.000 wurden während des Nationalsozialismuses überwiegend in der Landwirtschaft zur Zwangsarbeit verpflichtet. Ich nehme weiter an, dass unsere damalige Schule, einem Barackenlager, in dem nach Kriegsende alle Schulen, von der damals so genannten Hilfs- bis Volksschule und weiterführende Schulen, den Zwangsarbeiter vor 1945  als Unterkünfte dienten. Es gab auch noch 3 Fabriken wo Arbeiter gebraucht wurden, denn die einheimischen Männer kämpften an der Front für "Volk und Vaterland" und vor allem für den "Führer", wo viele auch starben. Ich bin weit davon entfernt den Soldaten der Wehrmacht Mitgefühl entgegen zu bringen, das  gehört den Opfer des Nationalsozialismus, den Unschuldigen, die für den Wahn eines einzigen oder einzelner sterben mussten oder unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben mussten. Dass die  Angehörigen der Toten des 2. Weltkrieges auch Schmerz und Trauer ertragen mussten, ist natürlich so, so ein einzelnes Soldatengrab sah ich bis in die 90ziger Jahre auf dem Friedhof. 

"Sag mir wo die Männer sind, sie sind fort der Krieg beginnt.....

...über Gräber weht der Wind.... wann wird man je versteh'n " sang Marlene Dietrich und ich kann mich an viele Soldatengräber erinnern, Holzkreuze und darauf ein Helm.

Die Menschen haben nicht verstanden, der Antisemitismus greift um sich, es gibt wieder Kriege, Folter, Vertreibung und Zerstörung.  Und zerstörte Kinderseelen. 

​​​​​​Lasst uns bitte hier keine politische Debatten führen, es soll ein Thema  des Erinnerns bleiben.
Granka 
 
minerva
minerva
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von minerva
als Antwort auf Granka vom 29.01.2025, 14:23:11
 denn die einheimischen Männer kämpften an der Front für "Volk und Vaterland" und vor allem für den "Führer", wo viele auch starben. Ich bin weit davon entfernt den Soldaten der Wehrmacht Mitgefühl entgegen zu bringen,
 
bei den soldaten gab es sicher, wie in allen bevölkerungsgruppen, auch einige üble, aber die meisten wollten sicher nicht für den "führer" kämpfen und ihr leben riskieren, sondern wären lieber bei ihren freunden und ihrer familie geblieben. 
ich kann ihnen durchaus mitgefühl entgegenbringen und vor allem auch ihren frauen und kindern, die allein zurückblieben, wenn die männer im krieg gefallen sind.


lg
minerva

 
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf minerva vom 29.01.2025, 15:27:06
 denn die einheimischen Männer kämpften an der Front für "Volk und Vaterland" und vor allem für den "Führer", wo viele auch starben. Ich bin weit davon entfernt den Soldaten der Wehrmacht Mitgefühl entgegen zu bringen,
 
bei den soldaten gab es sicher, wie in allen bevölkerungsgruppen, auch einige üble, aber die meisten wollten sicher nicht für den "führer" kämpfen und ihr leben riskieren, sondern wären lieber bei ihren freunden und ihrer familie geblieben. 
ich kann ihnen durchaus mitgefühl entgegenbringen und vor allem auch ihren frauen und kindern, die allein zurückblieben, wenn die männer im krieg gefallen sind.


lg
minerva

 
Erst einmal geht es um den Holocaust Gedenktag und die Befreiung von Auschwitz und auch um Zwangsarbeiter

Und 

"Dass die  Angehörigen der Toten des 2. Weltkrieges auch Schmerz und Trauer ertragen mussten, ist natürlich so, so ein einzelnes Soldatengrab sah ich bis in die 90ziger Jahre auf dem Friedhof" 

Schrieb ich
Granka 

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