Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Songeur vom 07.01.2025, 19:09:55
Karl Marx hat mal gesagt oder geschrieben :

Der Tod ist kein Unglück für den, der stirbt, sondern für den, der überlebt.

Ich stimme ihm zu, ich habe das beim Tod meiner Frau so erlebt.

So ist das, lieber @Songeur, meine Angst vor meinem eigenen Tod hält sich in Grenzen. Der Gedanke, dass meine Frau vor mir sterben könnte, ist für mich kaum aushaltbar. Und dennoch möchte ich ihr das Leid ersparen, um mich trauern zu müssen. Der Dichter Reiner Kunze schrieb mal in einem Gedicht sinngemäß, dass er hoffe, dass seine Frau vor ihm stürbe, nur eine ganz kurze Zeit vor ihm, damit sie den Weg zurück zum Haus nicht allein gehen müsse...

Liebe Grüße

Der Waldler

Nachtrag: Ich habe das Gedicht von Reiner Kunze gefunden:

Stirb früher als ich, um ein weniges
früher

Damit nicht du
den weg zum haus
allein zurückgehn mußt.


aus: Reiner Kunze: eines jeden einziges leben. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M 1986
Xalli
Xalli
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Xalli
als Antwort auf Der-Waldler vom 08.01.2025, 08:04:01
Karl Marx hat mal gesagt oder geschrieben :

Der Tod ist kein Unglück für den, der stirbt, sondern für den, der überlebt.

Ich stimme ihm zu, ich habe das beim Tod meiner Frau so erlebt.

So ist das, lieber @Songeur, meine Angst vor meinem eigenen Tod hält sich in Grenzen. Der Gedanke, dass meine Frau vor mir sterben könnte, ist für mich kaum aushaltbar. Und dennoch möchte ich ihr das Leid ersparen, um mich trauern zu müssen. Der Dichter Reiner Kunze schrieb mal in einem Gedicht sinngemäß, dass er hoffe, dass seine Frau vor ihm stürbe, nur eine ganz kurze Zeit vor ihm, damit sie den Weg zurück zum Haus nicht allein gehen müsse...

Liebe Grüße

Der Waldler
 
Den gleichen Gedanken wie K.Marx hatte ich als Fünfjährige, mein Vater starb im Krieg als der fünfte
von sechs Brüdern, was übrig blieb für uns vier Kinder war nicht mehr lebenswert. Für mich besonders hart, meine geliebte Großma, Hafen meiner schönsten Tage, Spenderin unendlicher Liebe und Wärme zog sich total zurück, erst als ich älter war konnte ich verstehen.

Gruß Xalli
doep56
doep56
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von doep56
als Antwort auf Der-Waldler vom 08.01.2025, 08:04:01
Karl Marx hat mal gesagt oder geschrieben :

Der Tod ist kein Unglück für den, der stirbt, sondern für den, der überlebt.

Ich stimme ihm zu, ich habe das beim Tod meiner Frau so erlebt.

So ist das, lieber @Songeur, meine Angst vor meinem eigenen Tod hält sich in Grenzen. Der Gedanke, dass meine Frau vor mir sterben könnte, ist für mich kaum aushaltbar. Und dennoch möchte ich ihr das Leid ersparen, um mich trauern zu müssen. Der Dichter Reiner Kunze schrieb mal in einem Gedicht sinngemäß, dass er hoffe, dass seine Frau vor ihm stürbe, nur eine ganz kurze Zeit vor ihm, damit sie den Weg zurück zum Haus nicht allein gehen müsse...

Liebe Grüße

Der Waldler

Nachtrag: Ich habe das Gedicht von Reiner Kunze gefunden:

Stirb früher als ich, um ein weniges
früher

Damit nicht du
den weg zum haus
allein zurückgehn mußt.


aus: Reiner Kunze: eines jeden einziges leben. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M 1986
Lieber @Der-Waldler, lieber @Songeur

tatsächlich scheinen viele Menschen weniger Angst vor dem Tod selbst zu haben, sondern vielmehr vor den Veränderungen, die er mit sich bringt. Der Verlust eines geliebten Menschen oder die eigene Sterblichkeit zwingt uns dazu, die Vertrautheit und Stabilität unseres Lebens loszulassen.
Es ist oft die Angst vor dem Unbekannten – wie das Leben ohne diese Person aussehen wird oder was nach dem eigenen Tod geschieht – die uns belastet. Ebenso geht es um den Verlust von Kontrolle und die Unsicherheit, wie wir mit den neuen Umständen umgehen sollen.

Lieber Gruß, Doris

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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Roxanna
Möglicherweise haben Menschen keine Angst vor dem Tod selbst, aber vor einem eventuellen Leiden und Siechtum bis es so weit ist. Geistiger und/oder körperlicher Verfall verlangt viel ab.

Auch die Unberechenbarkeit des Todes ist nicht leicht zu nehmen. Immer wieder stirbt ja auch jemand völlig unerwartet, für ihn/sie selbst und für andere. Man kann sich noch nicht einmal verabschieden. Den Tod muss der Mensch akzeptieren, darüber hat er keine Kontrolle, es sei denn, er/sie legt Hand an sich selbst.

Mich hat es immer wieder erschüttert, wenn die Seele "ausgezogen" ist und nur eine "leere Hülle" zurückbleibt. Der Verstorbene ist unerreichbar geworden. Wie gut, wenn man mit ihm/ihr im Reinen ist und nichts bleibt, was hätte geklärt werden müssen.

Am Schlimmsten aber ist es, wenn ein Kind stirbt. Selbst noch ein Kind war ich einmal auf einer solchen Beerdigung. Es war einfach nur furchtbar.

Bei dem Thema Tod kommt mir immer wieder Rilkes Gedicht in den Sinn

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

Lieben Gruß
Roxanna
jacare4
jacare4
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von jacare4
Besonders berührt hat mich das Gedicht von Tulpenblüte13
mit dem Titel


                                   Dein Stuhl  .....

Es ist nachzulesen in dem (sehr zu empfehlenden) Buch
Mein Seniorentreff im Internet auf Seite 134.


jacaré4


 
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Roxanna vom 08.01.2025, 08:52:52

Liebe Roxanna, 
du schreibst, was ich auch nochmal beschreiben wollte und als kurze Antwort an Songeur schrieb. Ein gnädiger Tod ist der kurze und schnelle Tod, das ist aber nicht immer der Fall, mein Mann lag zum Beispiel nach einem Magendurchbruch 2 Monate im künstlichem Koma und unsere Kinder haben ihren Vater an Maschinen hängend sterben sehen, was war daran gnädig? Es war zwar für uns die Möglichkeit gegeben, langsam Abschied zu nehmen, denn dass er nicht überleben würde, war (mir zumindest)schnell klar. Auch der Anblick meines Vaters im Alters-und Pflegeheim  war alles andere als schön und kurz war sein Tod auch nicht, es gab zwar damals auch Medikamente (1974) , die ihm seine Schmerzen nahmen und ihn soweit betäupten, dass er nur noch wenig von dem realisierte was um ihn und mit ihm vorging, aber angenehm war es für niemanden, bei meiner Mutter gingen auch Jahre des krankseins voraus bis sie endlich gehen durfte und wollte. Gestern Abend kam ein Bericht in WELT, unser Leben entstand mit dem Urknall, wir bestehen aus Sternenstaub, das hat übrigens @Anna842 hier schon mal geschrieben und vermutlich gehen wir zu unserem Ursprung, dem Sternenstaub zurück, das Ende der Sendung mit Prof. Ullrich Walter habe ich leider nicht gesehen, da mir die Werbeblöcke zuviel sind. Aber die leere Hülle geht ersteinmal in die Erde zurück, egal, wie unser Körpers beerdigt wird.

Ich selbst empfinde die Endlichkeit des Lebens als Gnade, was mich auch tröstet, es gibt die Palliativ Medizin , niemand muss seine  Schmerzen bis zum Tod ertragen. Aber ich habe auch im Hinblick auf den Tod meines Mannes, eine Patientenverfügung, ich will nicht an Maschinen hängend sterben. 
​​​​​​
Herzliche Grüße 
Granka 
​​​​


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jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von jeweller

Ich hoffe es rechtzeitig bewusst zu merken, wenn es nicht mehr weiter geht.                Dann setze ich dem Ganzen ein Ende. 
Ich möchte nicht als Halbleiche im Rollstuhl, ohne Hirn im Altersheim, gepflegt werden.Schau ma mal.

LG Hubert
 

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Granka vom 08.01.2025, 10:08:58
Mit meiner Mutter und Großmutter mütterlicherseits, liebe Granka habe ich auch jahrelange Erkrankung erlebt. Nur mein Vater hatte im hohen Alter von 88 Jahren einen "gnädigen" Tod. Er ist eine Treppe hinuntergestürzt und dort an Ort und Stelle verstorben. Für sein Alter war er noch fit und litt auch an keiner Krankheit, deshalb kam sein Tod unvorhergesehen. Am Schwersten bin ich darüber hinweggekommen. Das hatte viele Gründe, es würde zu weit führen, darüber hier erzählen zu wollen.

Auch von meinen beiden Brüdern konnte ich nicht Abschied nehmen. weil der eine plötzlich verstarb und der andere, schwerkrank und eigentlich vorhersehbar, dann aber doch so schnell verstorben ist.

Von unserer Ursprungsfamilie gibt es nun nur noch meine Schwester und mich.

Liebe Grüße
Roxanna
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Der-Waldler vom 08.01.2025, 07:54:25


Schön, dass Du einen Park vor der Tür hast. Das wünschte ich mir auch. Einfach rausgehen und ein paar Meter entfernt ein Park! Ich habe zwar den Wald, aber der eigentlich sehr kurze Weg dorthin geht steil bergauf, da wir an einem Hügel wohnen, und der Wald oben auf dem Hügel ist. Aber so lange meine Frau noch autofahren kann, ist er ja erreichbar. Vor allem haben wir ja auch einen großen Garten, mit herrlichem Ausblick. Also kann und will ich nicht klagen, anderen geht es viel schlechter.
 
 
Manchmal gibt es wohl so etwas wie Vorsehung, meine vorige Wohnung lag im 1. Stock und ich dachte, diese paar Stufen werde ich immer schaffen, dann zwang mich zwar nicht meine Krankheit, sondern etwas anderes zum nächsten Umzug und das ist in dieser Parkwohnanlage, die ich natürlich kannte und nicht hinziehen wollte. Aber dann eben doch, die Wohnung war frei, ich bekam eine Zusage und zog hin und fühlte mich wie am Ende der Welt oder im letzten Dorf, denn ich lebte 25 Jahre mitten in der City wo es alles vor der Haustüre gab und immer  Leben in all seinen Varianten zu sehen war. 
Es dauerte lange, bis ich heimisch wurde,  aber gerade jetzt in der letzten Phase meines Lebens bin, ich dankbar hier zu leben, inmitten von vielen alten Bäumen und schattigen Plätzen, in denen ich im Sommer sitzen kann.
Grüße von 
Granka
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Der-Waldler

Von meiner Ursprungsfamilie gibt es niemanden mehr. Meine Eltern, mein Bruder und meine Schwester starben alle noch im letzten Jahrhundert, ich bin also lange schon "verwaist". Andere Verwandte habe ich nur noch zwei: Eine Cousine und einen Cousin, die aber beide im Norden Deutschlands leben, während ich in Bayern lebe. Seitens meiner Frau habe ich noch Schwager, Schwägerin, Neffen, Nichten. Aber ich habe eine handvoll sehr guter, z.Tl. lebenslanger Freunde, zu denen auch mein Schwager und meine Schwägerin gehören.

Könnte ich wählen, so wüsste ich schon gern einige Zeit vorher, dass ich bald sterben würde. Ich möchte mich unendlich gern von meinen Freunden verabschieden, ihnen noch ein gutes, letztes Wort sagen, sie noch einmal umarmen. Das gilt natürlich ganz besonders für meine Frau. Allerdings zöge ich einen plötzlichen Tod einem schweren, schmerzhaften, menschenunwürdigen Leiden dennoch vor.

Alle Mitglieder meiner Ursprungsfamilie starben plötzlich, ohne Abschiedsmöglichkeit. Meine Mutter starb den plötzlichen Herztod, zwar in meinen Armen, aber ein richtiger Abschied war das nicht.

LG

DW


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