andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
Roxanna
Die Weisheiten, die uns das Leben zu lesen gibt, sind oft verständlicher, als die Weisheiten, die gescheite Menschen zwischen zwei Deckel klemmen.
Dann komme ich auch mit einer Weisheit daher....
man sollte nicht etwas beurteilen was man nicht kennt.
Eigentlich ist es das, was Du ansonsten verurteilst. M.M. nach zu Recht.
Ich fand dieses Buch für mich nicht durchgängig interessant, aber einiges doch Überdenkens Wert.
Mir hat vor einem Jahr noch ein weiteres Buch einen ganz großen Aha-Moment beschert. Schon alleine deshalb würde ich so eine Aussage nie pauschal treffen.
Zuerst bin ich über die Homepage der Autorin gestolpert "Erika Pullwitt - Mitbetroffen von Aphasie (mitbetroffen-von-aphasie.de)" und schon da dämmerte mir etwas, was ich jahrelang nicht greifen konnte.
Nach dem Lesen des Buchs habe ich 3 Tage lang immer wieder geweint, so groß war die Erleichterung weil "das Kind einen Namen" hatte und weil ich feststellen durfte "ich spinne nicht".
Beide Bücher wurden von Betroffenen geschrieben - das sind keine Theoretiker
Liebe @Zaunkönigin,
danke für den Tipp. Natürlich fühlt und handhabt das jeder anders. Aber ich habe die Erfahrungen gemacht, dass ich in Trauer NICHT reden will und kann, ja, es wäre mir sehr unangenehm, wenn jemand mit mir über meine Trauer reden wollte. Ich schweige dann, und schön ist es, wenn jemand bei mir ist, der mit mir schweigt. Das klingt einfach, ist aber gar nicht so leicht.
Meine Frau ist da wie ich. Aber einige unserer Freunde sind anders; ihnen hilft reden, es erleichtert sie.
Wie gesagt: Jeder empfindet das anders. Dein Buch werde ich einer Bekannten empfehlen, der das vermutlich sehr helfen kann. Danke dafür.
Liebe Grüße
DW
Lieber DW,
das Buch streift mehrere Bereiche. Die Autorin selbst hatte 2 Suizide in der Familie. Zuerst der Vater, später dann der Bruder mit dem sie eine enge Verbindung hatte. Hinzu kam dann noch ihre Trauer um einen nahen Freund. Es kommen auch weitere Betroffene zu Wort.
Es gab wohl einen PodCast der diesem Buch voraus ging.
Nicht alles war für mich von Interesse, manches streift auch den Bereich Beerdigung, Rituale.
Wer seinen Weg zu trauern gefunden hat, dem wird dieses Buch vermutlich wenig geben - allenfalls Anregungen um darüber nachzudenken wie er damit umgeht wenn andere von Trauer betroffen sind.
Mich hat es interessiert weil ich eine für mich gute Form suche um das betrauern zu können was man eigentlich nicht betrauert.
Es würde mich freuen, wenn das Buch Deiner Bekannten zumindest ein Stück weit weiterhelfen kann. Manchmal hilft es schon, wenn man danach feststellen konnte, dass man "normal tickt". Zumindest ging und geht es mir manchmal so.
@Zaunkönigin, Trauer hat in der Tat viele Gesichter, es ist nicht nur die Trauer um einen geliebten Menschen.
Mein aktives Leben ist vorbei, es entglitt mir mit jedem Jahr jenseits der 60 immer mehr, ich bemühe mich nicht zurück zu sehen, trotzdem gibt es Tage die schwer ertragen sind, das ist auch eine Art von Trauer.
Da war der Abschied aus Thailand, mit dem Abflug zerbrach auch mein Traum von einem Leben im Alter dort, ein Beispiel. Mein Sohn zog weit weg, so weit, dass Besuche fast nicht mehr stattfinden, meine Familie zerbröselt.
Es gibt auch Dinge, die zu privat um sie hier zu erzählen, die mich immer wieder traurig machen und über hätte ich doch.... , versuche ich erst gar nicht nachzudenken.
Das Buch werde ich mir aber weder kaufen noch ausleihen, Es gibt aber genügend andere Mitglieder, die dazu geeignet sind.
Granka
ja, das ist alles Trauer, und da Dir das bewusst ist, besteht bei Dir vermutlich auch kein Bedarf. Ich fand es noch recht interessant (aber dann irgendwann zu ausufernd) als es um Rituale ging.
Dein Thailand ist mein Leben vor dem Schlaganfall. Ich verstehe Dich deshalb vermutlich ziemlich gut. Und ja, ich finde wir dürfen darum trauern.
Das sollte übrigens keine Zwangsliteratur werden 😉 - eben nur bei Bedarf und Interesse. Ich hatte es auch nur mit dem Gedanken ausgeliehen: wenn's zu theoretisch wird, dann wird es halt vor der Zeit zurück gegeben. Manches habe ich irgendwann auch überflogen, anderes fand ich wieder interessant. Und wenn jemand an das Thema nicht mehr ran möchte - aus welchen Gründen auch immer - dann ist das doch völlig ok.
Die Autorin und einige Betroffene erzählen, ähnlich wie wir hier, auch davon was sie gefühlt haben bzw. fühlen. Insofern ist es an manchen Stellen auch eine Erweiterung dieses Strangs
Die Weisheiten, die uns das Leben zu lesen gibt, sind oft verständlicher, als die Weisheiten, die gescheite Menschen zwischen zwei Deckel klemmen.
Hast Du das Buch gelesen?
DW
Sehe ich auch so.
Allerdings: sich aus der Trauer 'aufzuraffen', positiv zu denken, benötigt einen gewaltigen Energiestoss, an dem es gerade dann mangelt.
'Sich in den Griff kriegen' ist laboriöse Arbeit, find ich.
Gruss Val
Sehe ich auch so.
'Sich in den Griff kriegen' ist laboriöse Arbeit, find ich.
Gruss Val
muss man das?
Ich erlebe Trauer in Wellen. Und es ist ja nicht so, dass mein Leben eine 100% graue Masse ist. Da ist auch viel Leben, Lachen, Humor und eigentlich auch ein bewussteres Leben. Trauer kann auch intensiver wahrnehmen lassen.
Was ist daran so schlecht wenn man sie zulässt? Wenn man es nicht tut, dann kommt sie trotzdem wieder.
Manchmal denke ich, dass man immer wieder trauern wird, zumindest um das um das man intensiv getrauert hat. Meine frühere Schwiegermutter ist inzwischen seit 26 Jahren tot - und manchmal, besonders im Frühling, habe ich keinen Kloß im Hals und schlagartig Tränen in den Augen wenn ich an sie denke weil ich an einem Gewächshaus vorbei fahre.
Ich nehme das als Zuneigungsbeweis für meine Schwiegermutter und freue mich darüber, dass ich auch heute noch mit schönen Gedanken an sie denken kann.
@Zaunkönigin, dein Buch war ein Vorschlag und ich denke, das haben wir auch so verstanden.
Es ist seltsam, wir schreiben hier über den Tod und was dann sein könnte, über Bestattungen in jeder Form, damit hatten die hier schreibenden User und ich auch, offenbar keine Probleme. Aber über Trauer, die auch zum Leben gehört, will (bisher jedenfalls) niemand reden. Ich persönlich habe Gründe, mit denen ich mich fast täglich auseinandersetzen muss und das tue ich mehr oder weniger gut.,
Aber ich glaube, dass das ein Thema ist, das einfach schmerzt und das aus verschiedenen Gründen, denn im Seniorenalter kennt jeder mehr oder weniger, Trauer und Schmerz und Abschied und wie bei dir, muss es nicht der Tod eines geliebten Menschen bedeuten, sondern damit, dass das gewohnte Leben urplötzlich endet.
Zu meinem 60zigsten Geburtstag kaufte ich mir ein neues, damals teueres Leichtfahrrad und plante grosse Touren. Fakt ist, das Fahrrrad konnte ich nur ein Jahr richtig nutzen und tat es auch, dann schlug die Krankheit zu. Ich kämpfte dagegen an, denn irgendwann könnte ich nicht einmal mehr um den Block gehen, ohne dass ich am nächsten Tag krank wurde. Ich musste viele Abschiede nehmen und muss es immer wieder, offenbar ist es mein Schicksal.
Thailand war nochmal ein Versuch, bzw. der zweite, dem Schicksal doch noch ein Schnippchen zu schlagen, gelang nicht, aber ich habe einiges dort gelernt.
Fällt mir wieder Geothes Gedicht zum Abschied ein, ich zitiere aber nur die ersten zwei Zeilen.
"Lass mein Aug den Abschied nehmen, den mein Mund nicht nehmen kann
Ach wie schwer ist es zu tragen und ich bin doch sonst ein Mann"
Granka
Sehe ich auch so.Val, das sehe ich etwas anders.
Allerdings: sich aus der Trauer 'aufzuraffen', positiv zu denken, benötigt einen gewaltigen Energiestoss, an dem es gerade dann mangelt.
'Sich in den Griff kriegen' ist laboriöse Arbeit, find ich.
Trauer braucht und hat seine Zeit , sich gewaltsam daraus zu befreien, gelingt nie, Trauer kommt mit Macht zurück. Es st egal um was es geht, ein geliebter Mensch, der plötzlich nicht mehr da ist, oder dass plötzlich das gewohnte Leben nicht mehr möglich ist, ob mit einem einzigen grossen Schicksalsschlag, oder mit einem stetigen bergab gehen.
Granka.
Nichts, Zaunkönigin.
Ich dachte an einen unerwarteten, schrecklichen Schock, mit dem man hadert.
Der einer gewissen Gewöhnung bedarf, um überhaupt trauern zu können.
Habe nicht richtig formuliert.
Gruss Val