Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Granka vom 20.09.2024, 17:10:12
Wir kennen nur den Zeitpfeil, der in eine Richtung geht,
aber er kann genau so gut in die entgegengesetzte Richtung
gehen.
In der Quantenphysik wurde z.B. das Phänomen beobachtet,
dass die Wirkung der Ursache vorausgeht, also genau umgekehrt.
Für uns, wie wir uns " Zeit " vorstellen, geht das nicht.
Aber auch dies ist Teil der Naturgesetze, so wie wir.
Wir stellen uns die Zeit so vor, damit kommen wir besser klar.
Aber das ist nicht ihr Sein an sich.

Ich habe mal über ein Volk gelesen, dass in seiner Sprache
ausschließlich die Gegenwart kennt.
So etwas kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Anna
Allegra
Allegra
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Allegra
als Antwort auf Jutta vom 19.09.2024, 10:06:52

Lieber Udo!

Heute vor 56 Jahren lernte ich meinen verstorbenen Mann kennen,
er ist noch immer bei uns!
Ich wünsche Dir viel Kraft!

In herzlicher Verbundenheit

Allegra
Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Anna842 vom 20.09.2024, 18:14:46


Ich habe mal über ein Volk gelesen, dass in seiner Sprache
ausschließlich die Gegenwart kennt.
So etwas kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Anna

Das ist im Chinesischen so, schön erklärt hier: https://www.lengo.io/lessons/chinesisch-vergangenheit

Dh Verben werden gar nicht verändert, es gibt nur eine Form, egal, wie es gebraucht wird, ob als Infinitiv oder in Verbindung mit einer Person, die etwas tut und egal ob dieses Tun in der Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft liegt.

Dennoch haben auch Chinesen eine Vorstellung von Zeit, von Vergangenheit und Zukunft. Sie können dies auch sprachlich ausdrücken, aber eben nicht durch die Verbform wie es uns geläufig ist.

Aber vielleicht hast du auch etwas anderes gemeint, daß nicht nur die Sprache, sondern auch im Denken diese Unterscheidung nicht gemacht wird?







 

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Anna842
Anna842
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Maya1 vom 20.09.2024, 18:36:20
" Der Sturm ist stark, der Regen ist da "
so heißt es, auch wenn der Regen erst in zwei Tagen kommt.
" Die Frucht ist grün. Du kannst sie nicht essen "
" Die Frucht ist rot, du kannst sie essen ."
" Der Fluss steht hoch, die Fische sind da "
Aber erst in acht Stunden oder irgendwann morgen.

Sie drücken alles im Jetzt aus.
Sie haben schon ein Zeitgefühl, ein Gefühl für Abläufe.
Aber sie haben keinen Kalender, keinerlei Uhr.

" Die Sonne steht da. Wir gehen zur Jagt "

Sie orientieren sich an den Abläufen der Natur um sie herum.

Ebbo sagt: " Das Dach ist gut, wenn die Rohre stark. "

Ebbo ist schon lange tot. Er lebt im Präsens weiter.
Alles, was die Verstorbenen gesagt haben und noch von
Bedeutung ist, wird im Präsens ausgedrückt.

Wenn du in dieser Sprache heranwächst, dann fragst du nicht,
wann wird die Frucht endlich rot ?

Wir haben vor vielen Jahren an der Uni, Fach Soziologie kurz über
dieses Volk gesprochen. Es lebte in und mit der Natur.
Bei dem Seminar ging es um die unterschiedlichen Formen des
Zusammenlebens und wie sich das unter anderem im sprachlichen
Bereich ausdrückt.
Wo dieses Volk lebte und ob es noch weiterhin existiert, weiß ich
nicht mehr. Es ist ja Jahrzehnte her.
Wir Studierende waren jedoch allesamt verblüfft, dass es eine
Denkart und damit auch eine Sprache gibt, die im immer währenden
Jetzt lebt.
Das war erstaunlich.

Anna

 
Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Anna842 vom 20.09.2024, 21:26:49

Sehr interessant.
Wie es scheint, orientieren sich diese Menschen mehr an der Beziehung der Dinge zueinander als an irgendwelchen Fixpunkten.

Das erinnert mich an moderne Denkansätze, wie bspw das "systemische Denken":
"Systemisches Denken lenkt den Blick vom linear-analytischen Denkstil auf eine ganzheitliche Sicht. Anstelle Ausschnitte der Wirklichkeit zu isolieren, fokussiert es auf komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen in Systemen."
Zitiert aus: https://www.nlp-rhein-neckar.de/ueber-unsere-methoden/systemisches-denken-definition/

Danach scheinen diese einfachen Menschen einen Blick auf die Wirklichkeit zu haben (oder gehabt zu haben), der uns verloren gegangen ist und den die Wissenschaft erst langsam wieder entdeckt.​​​​​

​​​​​​

 

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Maya1 vom 20.09.2024, 21:52:40
Ja, ich denke, das kommt so hin.
Natürlich kannst du so eine Denkart nur haben, wenn die
Umwelt damit auch kompatibel ist.
In unserer Welt , geht das nicht so einfach.
Das bedeutet jedoch nicht, dass unsere Gehirne nicht auch von
diesem systemischen Denken bestimmt sein kann.
Vielleicht ist es uns nur nicht so bewusst.
Der Völkerwissenschaftler, der mehrere Jahre mit ihnen
zusammen lebt und auch die Sprache konnte, hat sich umstellen
müssen. Aber er hatte kein komplett anderes Gehirn.
Es war ihm möglich.

Besonders fand ich, dass, wenn sie über die Verstorbenen
gesprochen haben, dann immer im Präsens.
Die Toten waren in Bildern in ihrem Gehirn und damit Gegenwart.

" Peja isst gerne Bohnen mit Kraut ! Und sie tanzt und tanz.
Sie tanzt so gerne. "
" Die Bohnen pflanzen, das mag sie nicht. Nein das mag sie
gar nicht. Aber sie mag die Tiere usw..."

Sie haben die Toten begraben.
Dann hieß es " Sie will nicht essen. Sie will nicht aufstehen. Sie will
in die Erde. Sie will jetzt in der Erde liegen. "

Verlust und Trauer war bei denen nicht präsent, weil sie über
die Verstorbene immer im Präsent gesprochen haben.
" Sie sagt, ich darf ihre Kleidung anziehen...."
So wurde die Hinterlassenschaften kommuniziert.
" Er sagt, ich darf sein Bett nehmen..."

Eine andere Welt. 
Aber es sind oder waren Menschen wie wir auch.

Anna

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Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Mareike

Es gibt viele Berichte über die Hellsichtigkeit der Tiere:

Ich vermute, dieser 6. Sinn ist uns größtenteils verloren gegangen, weil wir uns immer mehr auf Technik verlassen ..., oder weil wir im wahrsten Sinne nicht mehr gegen-wärtig sind.

Mareike
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Mareike vom 21.09.2024, 08:58:57
Es gibt viele Berichte über die Hellsichtigkeit der Tiere:Ich vermute, dieser 6. Sinn ist uns größtenteils verloren gegangen, weil wir uns immer mehr auf Technik verlassen ..., oder weil wir im wahrsten Sinne nicht mehr gegen-wärtig sind.

Mareike
Marieke, das vermute ich auch. Unsere Urahnen brauchten diesen  "Urinstinkt"noch zum überleben.Mit dem Wandel ihrer Welt vom Jäger und Sammler zum Bauern, der sesshaft wurde und dem Einzug und Macht der Kirchen gingen diese Urinstinkte verloren, bzw. wurde es den Menschen mit Gewalt ausgetrieben, denk an Hexenverbrennungen und Ketzerei, alles, was nicht kirchenkonform war, wurde gebrandmarkt, wer mehr ahnte/wusste wie die Kirchenlehre erlaubte, verlor sein Leben. Kirchen hatten die Macht im Mittelalter und haben viel Leid verursacht.

Es gab und gibt bis heute Menschen, die ein zweites Gesicht haben, sie wurden und werden bis heute verlacht bis verhöhnt, ich kannte so einen Menschen. Es war nicht so, dass er ständig etwas sah, es kam unerwartet und zwischendurch und was hatte dieser Mensch in seiner  dörflichen Heimat zu ertragen, es war schlimm. Selbst ich wurde verlacht, wenn ich erzählte, was er mir sagte und was er mir sagte  konnte er von niemand wissen.
Unerwartet und zwischendurch sind auch meine Ahnungen,  dass jemand stirbt oder sterben wird, sind die "Blitze" die mir etwas sagen und helfen oder trösten. Ich bin nicht die einzige, die damit konfrontiert ist,, konnte ich lesen. Und damit komme ich jetzt zurecht. 
Granka
Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka

In einer  "LebensWeGe" einer palliativen Einrichtung der Diakonie Nürnberg-Ost,  können schwerkranke  Menschen in  Gemeinschaft leben, die aber dennoch ein selbsständiges Leben führen möchten. Gedacht ist die LebensWG für Menschen, die bereits ihre Wohnung aufgegeben haben oder dort wegen ihren Einschränkungen nicht mehr leben können. Die WG hat 14 Einzelzimmer, in die eigene Möbel mitgebracht werden können, damit sich die Patienten heimisch fühlen können  und Bereitschaftsräume für die Angehörigen, die dort übernachten und bei ihren Liebsten bis zum Ende bleiben können. Ein Wohnzimmer und drei Balkone stehen allen zu Verfügung, die Einrichtung hat keinen Krankenhaus Charakter, es stehen z.B. statt Dokumentationswagen, Wasserkästen herum.

​​​​​​Eine Frau erzählte in der NN wie sie dort die letzten Wochen mit ihrem ALS kranken Bruder verbrachte, wie die Krankheit begann, wann der Tag kam, an dem sicher war, dass er nicht mehr alleine leben konnte. Sie suchten gemeinsam diese "Lebens Wg" aus und es war ein Glücksfall für beide. Es war eine schwere Zeit auch für sie, erzählte sie, trotzdem war sie froh, bis zum Ende bei ihrem Bruder gewesen zu sein. 

Für mich ist immer wieder wichtig zu hören oder zu lesen, dass die palliativ Medizin einen natürlichen Tod ohne furchtbare Schmerzen möglich machen kann. Ich war noch nie in einem Hospiz, sollte ich so krank werden, dass das Ende absehbar wäre, würde ich mich für diese Einrichtung entscheiden, wo auch einer aus meiner Familie bei meinem Abschied vom Leben dabei sein könnte.  
Granka
 

ingo
ingo
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von ingo
als Antwort auf Granka vom 04.10.2024, 07:44:00
Ich kenne Hopize in Hannover von innen, und meine Entscheidung steht schon fest, dass ich m Fall des Falles dorthin gehen werde.

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