Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf vivienne vom 29.08.2024, 15:20:05
@Siggi62

Beim Lesen dieser Geschichte drängt sich mir spontan die Frage auf, warum du nicht für eine bessere Versorgung deines dementen Vaters bzw. für eine Verlegung in ein ordentliches Heim gesorgt hast.
Man sieht doch nicht tatenlos zu, wie ein Heim den eigenen Vater in seinen Exkrementen liegen und ihn schließlich verhungern und verdursten läßt ...

Tut mir leid: Die (ausgedachte?) Geschichte soll wohl anrührend klingen ...  Mich aber stößt sie ab...

vivienne
Vivienne, vielleicht hatt Siggi 
schon irgendwo mehr darüber geschrieben, ich habe in seiner Erzählung nichts davon gelesen.
Granka





 
Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Siggi62 vom 29.08.2024, 15:27:45

Eine schreckliche Vorstellung, einen alten Menschen verhungern und verdursten zu lassen - in 90% der Pflegeheime!
Mein erster Gedanke dazu: dann will ich lieber zu Hause sterben, wenn ich mal dement werden sollte. Pflegen müsste mich niemand, verhungern und verdursten könnte ich auch allein 🥲
 

Ingrid60
Ingrid60
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Ingrid60
als Antwort auf vivienne vom 29.08.2024, 15:20:05
Diese Frage habe ich mir auch gestellt Vivienne. 

Es kann verschiedene Gründe haben, weswegen eine Verlegung des Vaters in die Nähe des Sohnes nicht möglich war. 
Es gibt lange Wartelisten in den Heimen.

Gab es keine weiteren Angehörige mehr?

Siggi dramatisiert insgesamt sehr stark und braucht Aufmerksamkeit. Seine  Omnipräsenz hinterlässt bei mir diesen Eindruck.

Heute Vormittag habe ich mit einer "alten " Freundin im Pflegeheim telefoniert. Es geht ihr gut und sie fühlt sich bestens versorgt, obwohl es ihr schwer fiel, aus der eigenen Wohnung auszuziehen.
Wegen der Hitze besuche ich sie momentan nicht.

In unserem Ortsteil sind die Altenzentren sehr gut. Man kennt sich.

Ingrid60 


 

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Seija
Seija
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Seija
als Antwort auf Maya1 vom 29.08.2024, 16:01:15
Eine schreckliche Vorstellung, einen alten Menschen verhungern und verdursten zu lassen - in 90% der Pflegeheime!
Mein erster Gedanke dazu: dann will ich lieber zu Hause sterben, wenn ich mal dement werden sollte. Pflegen müsste mich niemand, verhungern und verdursten könnte ich auch allein 🥲
 

Es gibt sicherlich schlechte Pflegeheime - aber 90 % da muss ich mich gegen wehren.
Habe 30 Jahre in der Verwaltung eines Pflegeheimes gearbeitet mit einem engen Kontakt
zu den Bewohnern. Sicher ist nicht alles Gold, was glänzt - aber verhungert und verdurstet ist bei uns niemand. Die Pflegekräfte arbeiteten/arbeiten mit viel Liebe und Einsatz - häufig über ihre Kraft. Sie leiden sehr unter dem schlechten Ruf den die Pflegeheime im Allgemeinen haben.

Mit wachen Augen muss man in die Heime gehen und genau hinsehen. Wenn dort ein Pflegenotstand am Angehörigen oder sonstige Missstände festgestellt werden mit der Leitung sprechen - die Aufsichtsbehörde informieren.
Die Beschwerdestellen sind in den Heimverträgen vermerkt.

Das Haus wird dann vom MDK überprüft und "auf den Kopf" gestellt.

Ich erzähle hier kein Märchen - es ist so - wenn auch "unser Haus" nie auf den Kopf gestellt werden musste.

Seija


@Granka - entschuldige - aber ich musste antworten - das bin ich den PflegerInnen schuldig.


 
Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf vivienne vom 29.08.2024, 15:20:05
@Siggi62

Beim Lesen dieser Geschichte drängt sich mir spontan die Frage auf, warum du nicht für eine bessere Versorgung deines dementen Vaters bzw. für eine Verlegung in ein ordentliches Heim gesorgt hast.
Man sieht doch nicht tatenlos zu, wie ein Heim den eigenen Vater in seinen Exkrementen liegen und ihn schließlich verhungern und verdursten läßt ...

Tut mir leid: Die (ausgedachte?) Geschichte soll wohl anrührend klingen ...  Mich aber stößt sie ab...

vivienne

wo stand etwas von Exkrementen? Habe ich etwas überlesen?
Ich würde es sehr begrüßen, wenn in diesem Strang mit Vorwürfen zurückhaltend umgegangen werden würde. Fragen stellen ist eine Sache, Vorwürfe machen eine andere. Wir kennen alle die Hintergründe nicht. 

Bisher haben wir das geschafft. Bitte bring' keinen anderen Zungenschlag hier rein. Andernfalls ist dieser Strang schneller still, als uns lieb ist.

Danke!
Klaro
Klaro
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Klaro
als Antwort auf Granka vom 29.08.2024, 15:51:51
@Siggi62

Beim Lesen dieser Geschichte drängt sich mir spontan die Frage auf, warum du nicht für eine bessere Versorgung deines dementen Vaters bzw. für eine Verlegung in ein ordentliches Heim gesorgt hast.
Man sieht doch nicht tatenlos zu, wie ein Heim den eigenen Vater in seinen Exkrementen liegen und ihn schließlich verhungern und verdursten läßt ...

Tut mir leid: Die (ausgedachte?) Geschichte soll wohl anrührend klingen ...  Mich aber stößt sie ab...

vivienne
Vivienne, vielleicht hatt Siggi 
schon irgendwo mehr darüber geschrieben, ich habe in seiner Erzählung nichts davon gelesen.
Granka





 
Ja, er hatte es in einem anderen Thread erwähnt. 

Klaro 

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Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Siggi62 vom 29.08.2024, 15:27:45
Die Pflegeheime in Deutschland sind zu 90% in dieser Qualität.
Die meisten Menschen merken das nur nicht.

ob zu 90% weiß ich nicht. Ich habe aber in den letzten Jahren einige von Innen gesehen und stimme Dir dahin gehend zu, dass sehr viele Heime letztendlich eine Verwahranstalt sind. Den Menschen wird das Getränk hingestellt und wenn sie nicht mehr in der Lage sind selbst zu trinken (oder auch den Antrieb nicht haben), dann hat derjenige einfach Pech gehabt. Da schaut keiner danach.
Das erlebt man auch in, selbst von christlich geführten Krankenhäusern.

Und nein, man merkt das nicht sofort wenn man nicht täglich, möglichst zu unregelmässigen Zeiten, vorbei schaut.

Bei uns vor Ort wird ein Heim sogar von den Hausärzten mit den Worten "da wird gut gepflegt" empfohlen und dennoch findet genau das statt. 

Und eine Alternative finden ist auch Glückssache - Unsere Gesellschaft nimmt auch billigend in Kauf, dass bettlägrige Menschen zu Hause über mehrere Stunden hinweg unbetreut alleine liegen müssen weil es keine Heimplätze gibt. 

 
Klaro
Klaro
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Klaro
als Antwort auf Maya1 vom 29.08.2024, 16:01:15
Eine schreckliche Vorstellung, einen alten Menschen verhungern und verdursten zu lassen - in 90% der Pflegeheime!
Mein erster Gedanke dazu: dann will ich lieber zu Hause sterben, wenn ich mal dement werden sollte. Pflegen müsste mich niemand, verhungern und verdursten könnte ich auch allein 🥲
 
wenn Menschen sterben wollen, lehnen sie Nahrungsmittel und Getränke ab. 

Manche Ärzte legen dann Infusionen mit Flüssigkeit, manche nicht. 

Eine Nachbarin und liebe Freundin von mir starb zu Hause an Lungenmetastasen im Endstadium. Die letzten 10 Tage hat sie nichts mehr getrunken und gegessen. Das Pflegepersonal und die Palliativbegleitung haben das unterstützt. 
Sie war 86 Jahre alt und ihr 90jähriger Ehemann hat sich aufopfernd um sie gekümmert. 

Klaro 
Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Maya1 vom 29.08.2024, 16:01:15
Eine schreckliche Vorstellung, einen alten Menschen verhungern und verdursten zu lassen - in 90% der Pflegeheime!
Mein erster Gedanke dazu: dann will ich lieber zu Hause sterben, wenn ich mal dement werden sollte. Pflegen müsste mich niemand, verhungern und verdursten könnte ich auch allein 🥲
 
Ja, ist es. Und Letzteres wird auch oft genug, zwangsläufig, gemacht weil es keine freien Plätze gibt. 

Als meine Mutter, noch mitten in einem heftigen Delir befindlich und nur noch in Embryohaltung im Bett liegend aus dem Krankenhaus entlassen sollte, da hätte man meine Mutter entweder in ein Pflegeheim gepackt das (von Ärzten wärmstens empfohlen) eben genau das mit den Menschen machte, oder aber, alleine nach Hause geschickt. Dann wäre der Pflegedienst 3x am Tag vorbei gekommen und den Rest hätte ich erledigen dürfen - der Rest ist nicht wenig und die Zeit die der Pflegedienst vor Ort ist mehr als überschaubar. Dass ich zu diesem Zeitpunkt sehr betreuungsintensiven Mann zu Hause (der ebenfalls noch verwirrt oder orientierungslos war) interessierte keinen. 
Die Krankenkasse, das Krankenhaus, der Hausarzt .. alle haben nur mit den Schultern gezuckt. 
Ich hatte noch versucht über Zeitungsannoncen eine Betreuung für zu Hause zu bekommen (Auslandskräfte waren mangels Unterbringungsmöglichkeit nicht realisierbar), aber da meldete sich keiner.

Das kann einem also schneller als es einem lieb ist passieren. So lange man nicht aggressiv ist, passiert da wenig. 
Granka
Granka
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Seija vom 29.08.2024, 16:27:00

@Seija, dafür musst du dich nicht entschuldigen, ich habe keinerlei Erfahrung mit Pflegeheimen,also muss ich das was hier geschrieben wird, erstmal glauben und ich werde hier nichts erst hinterfragen..

Dass Menschen in ihrer letzten Lebensphase nicht essen und trinken, ist lt. einer Jugendfreundin von.mir die ihre sterbende  Mutter zu Hause gepflegt hat, nicht selten, die verweigerte auch alles.
Mein Vater kam auch totkrank ins Pflegeheim um den hat sich.mein Bruder gekümmert, weil er dort wohnte und da war es ähniich, er erzählte, dass der Vater nicht mehr schlucken wollte und er ihm immer das Essen aus dem Mund nehmen musste, Windeln tragen alte bettlägerige Menschen immer. Meine Mutter war in einem netten Atersheim, hatte ein kleines Appartement, ass und trank selbsständig und starb im Krankenhaus nach einer Woche.
Meine Erfahrungen sind so, also warum sollte ich nicht glauben, was hier erzählt wird, wenn es,jemand besser  weiss, ist das gut. 
Granka

 


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