Forum Politik und Gesellschaft andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

andere gesellschaftliche Themen Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens

Granka
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Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Granka vom 22.08.2024, 17:58:29

Es gibt Beiträge, die auch  eine Antwort verdienen, aber ich war heute in Zeitnot, dann habe ich viel im Thema gelesen, eine lange Antwort geschrieben, die ich heute mittag versprochen hatte, aber jetzt bin ich erstmal müde, denn das Thema kostet mir Kraft, die ich auch nur noch begrenzt habe.
@Pschroed @Der-Waldler, morgen ist auch noch ein Tag, sagte Scarlett O ' Harra in "Vom Winde verweht". Jeder soll hier mindestens eine Antwort bekommen. Morgen, versprochen.
Granka 

Maya1
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Granka vom 22.08.2024, 17:58:29

Vielen Dank, Granka und ja, du hast es richtig gesehen, ich habe mir Vorwürfe gemacht, nicht nur wegen der von mir angestoßenen OP, sondern auch noch wegen ihrer Lungenentzündung.
Ich bin gleich zu ihr gefahren, als sie aus der Reha kam, um zu helfen.
Meine Mutter war "Frischluftfanatikerin" und hatte immer alle Fenster und die Balkontür auf. Ich bin ein paar Mal in den Regen gekommen und nass im Durchzug habe ich mich dann wohl erkältet ... nur ganz leicht, war nach ein paar Tagen wieder weg. Meine Mutter bekam dann auch eine Erkältung, allerdings sehr viel später, aber vielleicht habe ich sie doch angesteckt. Bei ihr war es sehr schlimm und die Notärztin diagnostizierte eine Lungenentzündung.
Meine Verwandten, denen ich das erzählt habe, haben mich angerufen, um mir zu sagen, daß sie sich darüber unterhalten und gesagt haben, daß ich mir hoffentlich keine Vorwürfe mache ... aber die macht man sich halt trotzdem. Mein erster Gedanke war: ich habe es gut gemeint und schlussendlich nur Unglück gebracht.
Aber darüber bin ich inzwischen hinweg, ich weiß, daß sich meine Mutter sehr über meine Besuche gefreut hat und genau so dankbar für die schöne Zeit war, die wir noch miteinander haben durften wie ich.
 

Maya1
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Der-Waldler vom 22.08.2024, 14:11:02

Lieber Waldler, etwas ganz OT, deshalb dachte ich erst, dir per PN zu schreiben, aber vielleicht gibt es noch andere Betroffene, für die es auch interessant sein könnte.
Du schreibst über deinen Diabetes.
Mein Mann hat auch seit den 90er Jahren Diabetes, nimmt aber nur Tabletten, kein Insulin (gegen ärztlichen Rat).
Das einzige, was ihm bisher wirklich gut geholfen hat, ist Intervallfasten, dh innerhalb von 8 Std essen, dann 16 Std nichts essen. Das haben wir zusammen gemacht und seine Zuckerwerte sind sehr stark gesunken, bis fast in den Normalbereich. Leider ist er nicht immer diszipliniert genug 🥴 und dann gehen die Werte doch wieder hoch.
Das Intervallfasten hat keine negativen Nebenwirkungen, die Hauptidee dahinter ist, dem Körper eine möglichst lange Regenerationszeit zu geben, in der wenig Energie für die Verdauung gebraucht wird und verfügbar ist für Reperaturprozesse im Körper. Also riskiert man nichts beim Ausprobieren 😉.
Nur als Tipp und Anregung.


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Granka
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf Der-Waldler vom 22.08.2024, 14:11:02

@Der-Waldler
Ich habe den Strang von Beginn gelesen und bin erstmal bei deinem Beitrag stehen geblieben, da du mich direkt angesprochen hast.

Fehlendes Vertrauen in die Mitdiskutanten kann ich zum Teil nachvollziehen. Aber dazu muss ich etwas schreiben: Wir sind anonyme Personen, was gerade bei einem Thema das sehr persönlich ist, einfach dafür die Voraussetzung sein muss, denn nur so kann man von sich selbst in einem gewissen Rahmen  erzählen. Das andere, das du selbst angesprochen hast, es liegt an uns allen!!! dafür zu sorgen, dass hier nichts zerrissen, zerredet oder gar jemand persönlich angegriffen wird.

​​​​​Was dich persönlich anbelangt, deine Ängste, können wir, kann ich  nachvollziehen, aber du kannst nur anhand der Erzählungen anderer für dich das heraus suchen, was du glaubst das es richtig für dich ist und  daraus einen persönlichen Nutzen ziehen. Ich habe übrigens auch Polyneuropathie, die Schmerzen in den Beinen reissen mich jede Nacht aus dem ohnehin unruhigen Schlaf, die Hände schmerzen nach jeder Hausarbeit, Medikamente für Polyneuropathie gibt es, aber ich reagiere auf viele Medikamente allergisch, also muss ich mich mit dem.zufrieden geben, was ich vertrage, das ist ein einziges Schmerzmittel und auch das kann ich nur begrenzt nehmen. 
​​​​​​
Den Tod muss man nicht fürchten der nimmt uns das Leben, aber auch die Schmerzen  ​​​​​​und ich/wir haben es nicht in der Hand wo und wie wir sterben. Eine Freundin von mir starb auf dem Sofa sitzend während ihr Mann Einkäufe tätigte, für sie war es ein guter, gnädiger Tod, für ihren Mann ein Schock. 

Vorgesorgt hast du, alles ist geregelt was im Leben zu regeln ist, dich mit dem auseinander zu setzen, was unweigerlich eines Tages kommt, ist hier eventuell hier eine Möglichkeit, denn es gibt ja mehrere die dir antworten,  das für dich zu sortieren und zu nutzen, ist hier deine Chance.
(Denke ich)

Ich hatte vor ein paar Wochen im St  von einem Traum erzählt, der mich weinend aufwachen liess und tagelang traurig gemacht hat und ich eigentlich selbst nicht verstand, was   mit mir geschah, weil es vor über 40 Jahren war und ich alles so gut wie vergessen hatte. Es war gut, dass ich darüber berichtet hatte, langsam konnte ich alles einordnen, es war der fehlende Abschluss, das fehlende Gespräch. Aber wir haben eben so gehandelt wie wir damals konnten und nun denke ich liebevoll ab und zu an den Peter von damals. 
Granka
​​​​​
 

Granka
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf pschroed vom 22.08.2024, 14:43:11

@Pschroed, auch bei dir musste ich mehrmals lesen,nun hoffe ich die richtigen Worte zu finden.

Heisst das, dass du zweimal die Entscheidung treffen musstest, dem Schwerstkranken, zu helfen sterben dürfen, bzw. die Ärzte zu bitten dies zu tun? Das stelle ich mir extrem  schwer vor.
Ich weiss nicht, ob da wo du lebst, eine Patientenverfügung gilt, andererseits gibt es nicht in Belgien eine liberal gestaltete Sterbehilfe? Denn man kann ja noch so gesund sein, ein Unfall oder eine schwere Erkrankung kann das Leben sofort oder nicht mehr lebenswert machen(das muss jeder bei Lebzeiten per Patientenverfügung selbst entscheiden). Ich wollte, dass wir in Deutschland auch die Mögkichkeit hätten, selbst zu entscheiden, wann wir gehen wollen. Die Sterbehilfe ist an viele Auflagen gebunden, die ich gar nicht wegdiskutieren will.

Egal wie das Leben verlief, ob bei dir mit deiner Bürde, die du auch schon erzählt hast, oder bei mir, die in einem elenden Flüchtlingslager geboren wurde, mit Eltern die durch Krieg, Vertreibung und Flucht aber auch ihre Probleme hatten und nicht gerade liebevoll mit uns umgingen. Die alten Nazis, die besonders auf dem Land nach dem Krieg genauso weitermachten wie während des Krieges und die Flüchlinge und besonders uns Kinder, schikanierten und wüst beschimpften und wenn die Möglichkeit bestand, uns Kinder auch misshandelten.
Aber... wir beide haben es geschafft unser Leben zu gestalten und unseren Kinder haben wir alle Möglichkeiten gegeben haben, die das Leben bietet und wozu wir fähig waren. Meinen geht es gut, dafür bin ich dankbar.

Die Zettel an den Grabsteinen kenne ich auch, denke, du hast auch dafür gesorgt, dass das bei dir nicht passiert und ich habe schon festgelegt, dass ich im Friedwald unter einem Baum bestattet werde.
Aber bei den Genen, die dir mitgegeben wurden, wirst du die 100 Jahre schaffen😉
Granka
​​​​​​

schorsch
schorsch
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Granka vom 23.08.2024, 08:45:16
...............................................  ​​​​​​und ich/wir haben es nicht in der Hand wo und wie wir sterben. ...................
Granka
​​​​​
 
Ich bin zwar nicht der Angesprochene. Trotzdem muss/will/darf ich da eine kleine Korrektur anbringen: Wenn der Tod nicht unverhofft zuschlägt, haben wir die Möglichkeit und das Recht, ihm bei seiner Arbeit zu helfen.

Meine Frau und ich sind schon vor zig Jahren EXIT beigetreten. Und wir haben uns gegenseitig versprochen, wenn der/die Partner*in beschliesst, "es sei an der Zeit, das irdische Jammertal" zu verlassen, der/die andere das akzeptieren werde. Nun war es eben meine Frau, die "den Stecker" zog, als die Summe des Erträglichen erreicht war.

Sie hat es am 29.Juni 2023 getan. Ich habe sie weinend gehen lassen. Und ich weine heute noch jeden Tag. Und manchmal bin ich wütend auf sie. Aber nur ein paar Sekunden. Dann denke ich: "Es war für sie die richtige Entscheidung".

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Maya1
Maya1
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RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Maya1
als Antwort auf schorsch vom 23.08.2024, 10:01:03

Lieber Schorsch 
Wenn ein so nahestehender und geliebter Mensch geht, ist es schon schwer genug, wenn es auf eigenen Wunsch war noch viel mehr.
​​​​​Es muss unvorstellbar schwer sein, die aufkommende Wut darüber, daß deine Frau dich allein gelassen hat,  loszulassen und quasi aus ihrer Perspektive zu sehen, daß es gut war für sie.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft dabei.

Granka
Granka
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Granka
als Antwort auf schorsch vom 23.08.2024, 10:01:03
...............................................  ​​​​​​und ich/wir haben es nicht in der Hand wo und wie wir sterben. ...................
Granka
​​​​​
 
Ich bin zwar nicht der Angesprochene. Trotzdem muss/will/darf ich da eine kleine Korrektur anbringen: Wenn der Tod nicht unverhofft zuschlägt, haben wir die Möglichkeit und das Recht, ihm bei seiner Arbeit zu helfen.

Meine Frau und ich sind schon vor zig Jahren EXIT beigetreten. Und wir haben uns gegenseitig versprochen, wenn der/die Partner*in beschliesst, "es sei an der Zeit, das irdische Jammertal" zu verlassen, der/die andere das akzeptieren werde. Nun war es eben meine Frau, die "den Stecker" zog, als die Summe des Erträglichen erreicht war.

Sie hat es am 29.Juni 2023 getan. Ich habe sie weinend gehen lassen. Und ich weine heute noch jeden Tag. Und manchmal bin ich wütend auf sie. Aber nur ein paar Sekunden. Dann denke ich: "Es war für sie die richtige Entscheidung".
Schorsch, du lebst in der Schweiz, da gibt es nicht die hohen Hürden für die Sterbehilfe, Ich weiss jetzt nicht genau ob. EXIT bei uns nicht sogar verboten wurde, ich meine davon gelesen zu haben. Aber auch davon, habe ich gelesen,  dass die Schweizer sich den "Sterbetourismus" verboten haben, d.h  nur zum sterben in die Schweiz zu fahren und im Sarg zu verlassen, Verstehe beides. 
Granka
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Granka vom 23.08.2024, 09:51:36

Liebe Granka.
Meine Erzieher machten sich nie Gedanken über eine Patientenverfügung, mein Schwiegervater schon, hatte aber furchtbare Angst nur über den Tot zu reden, 😉.

Auch meine beiden Kinder haben ihr Leben im Griff was einem ein gutes Gefühl gibt.

Aber so im Rückblick denke ich ab und zu , auf vieles hätte man verzichten können. Wir wurden alle Random geboren, man mußte eben damit zurecht kommen, ob man wollte oder nicht, wenn ich auch deine Erfahrungen lese, geniessen wir die letzten kommenden Jährchen 😊 Phil.

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Gedanken und Erinnerungen zum Beginn und Ende des Lebens
geschrieben von Mareike

Momentan schaffe ich es nicht Eigenes zu formulieren.

Deshalb ein Gedicht:

Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur, Doch mit dem Tod der andern muß man leben.

 
Mareike

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