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Liebe @olga64,
das Beispiel aus der Psychotherapie ist sehr zutreffend. Ich habe ja einige Jahre mit Jungen und jungen Männern gearbeitet, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Manchen dieser Opfer war das, was sie erlebt haben, nur in Ansätzen, manchmal nur sehr winzigen Ansätzen, bewusst, weil sie das als Kinder verdrängt haben, verdrängen mussten! Wir Berater und Therapeuten haben uns gehütet, da zu viel zu schnell zu "bohren". Wir haben das Was und Wieviel gesagt wird immer den Klienten überlassen, und für manche war es (zunächst einmal) segensreich, sich dem Tatgeschehen erst einmal NICHT zu stellen, sondern weiter zu verdrängen. Sie hätten das gar nicht ausgehalten, ohne lange Vorbereitung damit konfrontiert zu werden.
Es ist oft sehr leicht (ich schließe mich da nicht aus), ein Urteil nach Augenschein über andere zu fällen. Das ist dann meist der Ausgangspunkt für weitere Auseinandersetzungen, gegen die ich ja im Prinzip nichts hätte, wenn diese nicht so oft persönlich ausufern würden. Wenn dann noch das Gefühl aufkommt, persönlich angegriffen worden zu sein, dann weiß ich genau, dass das Gespräch, der Thread und was auch immer an Kommunikation bestand, schon jetzt beendet ist.
Ich frage mich immer wieder, warum die Menschen nicht einfach ihren Groll schlucken, eine Nacht drüber schlafen, sondern meinen, SOFORT zurückschlagen zu MÜSSEN, wenn sie das Gefühl haben, angegriffen worden zu sein. Wie gesagt, ich schließe mich da gar nicht aus. Aber ich versuche wenigstens, das eine oder andere infrage zu stellen, auch in meinem eigenen Handeln.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend
DW
Noch ein Nachtrag: Ich stimme mit Ihnen überein, dass man hier überhaupt nicht wissen kann, wer die Menschen wirklich sind, ob sie wirklich die sind, die sie vorgeben zu sein. Den allermeisten aber gebe ich den Vertrauensvorschuss, dass ich ihnen glaube, was sie über sich sagen.
Ja, lieber digi...nur ist das manchmal eben garnicht so "leicht" und belastet, weil es auf der Seele liegt. Da kommt es wohl auch immer auf den jeweiligen Typ Mensch an...gut, wenn du das eben einfach so kannst...Das kann ich nicht nur, das mache/machte ich auch.
geschrieben von werderanerin
Zum Rumeiern ist das Leben zu kurz.
Du möchtest nicht wissen, von wie vielen ich mich auch verabschieden musste, obwohl keiner es wollte.
Ich bin auch kein typischer Familienmensch, das sind Computerfritzen selten. Die Scheidungsrate ist die höchste.
Und wer zu meiner irgendwann zu erwartenden Beerdigung kommt oder nicht, das ist mir sowas von schnurz egal.
Wer kommt, der kommt - oder nicht.
Ich stecke auch nicht in der Haut eines anderen. Wenn ese ein Stück mit mir gehen mag, ist ese herzlichst villkommen, ese kriegt JEDE Nähe und Unterstützung von mir. Aber ich wähle, wer mir näher kommen darf.
Somit gibt es für mich diese Fragen überhaupt nicht. Ich tendiere zum ungläubigen Kopfschütteln, wenn darauf bestanden wird, wer oder wer nicht. Ich finds affig.
Ich glaube, mein loyales Verhalten vermeidet Kriege.
Aber ist es nicht auch so, dass wir Menschen es vielleicht auch "verlernt" haben oder garnicht in der Lage dazu waren, einfach mal zu zuhören, Argumente sachlich auszutauschen...die Ansichten über Dinge/Vorgänge u.v.a.m. sind eben mit den Jahren gewachsen, schlechte Erfahrungen kommen hinzu, beeinflussen uns. Oft möchte man sich einfach nur wehren..., das hat, so denke ich , oft nichts mit der Person zu tun.
Nehmen wir das Beispiel "ST" - wir kennen uns hier alle wohl kaum oder nur selten persönlich. Alles spielt sich auf der virtuellen Ebene ab.
Auch hier kommen aber Gefühle ins Spiel, weil "man" denkt, die Person "X" kenne ich ganz gut und die andere Person "Y" nicht so gut.
Schon das scheint mir ein Irrtum zu sein. Ich weiß zwar, was Jemand schreibt, kenne die Person aber nicht !
Aber was bedeutet das eigentlich...wir beurteilen uns anhand des Geschriebenen, vielleicht noch aufgrund eines Fotos...ein Foto gefällt, ein anderes nicht so sehr usw...es spielen so viele Dinge rein, die es uns eben manchmal auch schwer machen, sachlich und klug zu urteilen.
Es gibt im Leben immer schon "angenehme aber auch unangenehme Zeitgenossen".
Ist es uns nicht letztlich auch lieber, Menschen zu haben, die "angenehm" sind. Wer setzt sich schon gerne ständig auseinander, diskutiert und kommt auch nicht zusammen...niemand, oft wird entnervt aufgegeben oder um sich geschlagen.
Nun ja, ein ziemlich schwieriges Thema, wie ich finde und es wird keine wirklich und befriedigende Antwort geben können.
Kristine
Deinem Satz "Schon das scheint mir ein Irrtum zu sein. Ich weiß zwar, was Jemand schreibt, kenne die Person aber nicht !" liebe @werderanerin würde ich gerne noch etwas hinzufügen.
Wenn man jemanden nur schreibenderweise kennt, gibt es auch viel Raum in den anderen etwas hineinzudenken, was aber auch viel mit einem selber zu tun haben kann. Die eine Person löst positive Gefühle aus und eine andere eher negative. Das hat mit den eigenen Erfahrungen und Prägungen zu tun. Weiter kommt hinzu, dass durch den täglichen Umgang hier miteinander eine Vertrautheit entsteht, die sich aber möglicherweise bei einem persönlichen Treffen gar nicht wirklich einstellen will. Im realen Leben hat man nicht mit seinen Bekannten, Freunden, Nachbarn oder wem auch immer täglich zu tun. Hier schon, hier begegnet man denen, die öffentlich schreiben täglich. Dadurch bekommt das eben diese Vertrautheit und trotzdem kennt man sich nicht so wie mit einem Menschen, dem man schon einmal in die Augen geschaut hat, dessen Gestik und Mimik man kennt, seine Lebensgeschichte usw..
Ganz sicher kommen bei den Kontakten hier Gefühle in Gang, die sich nicht wirklich von denen im realen Leben unterscheiden. Darüber hatte ich mal einen Artikel gelesen, den ich jetzt aber gerade nicht parat habe. Das Gehirn unterscheidet bei den Gefühlen nicht, ist der Kontakt virtuell oder real. Einen Unterschied gibt es eben aber doch, virtuell kann man sich eher täuschen, weil die sinnliche Wahrnehmung fehlt.
Roxanna
Die virtuelle Welt ist natürlich ein Brutkasten für Empörungsfraktionen, ERregungskurven und vor allem haben es leider immer noch viele nicht verinnerlicht ,dass auch anderen Menschen eine freie Meinung zusteht,bzw. die Meinung eines anderen nicht meine sein muss.
DAs wird dann vorschnell in die Rubrik "Beleidigungen" eingereiht und dann
"schlagen" sie je nach Aggressionspotential und Wut umgehend zu, bevor sie evtl mal darüber nachdenken, worum es eigentlich ging.
Leider tritt dann auch noch die sog. Schwarmintelligenz auf und zusammen, die alles verstärkt und imaginäre Truppen bildet.
Auch ich nehme mich da wahrlich nicht aus und schäm(t)e mich schon oft über frühere Spontan-Aktionen, die ich besser gelassen hätte.
SEitdem ich mir angewöhne, in den schlimmeren Fällen den AUS-Knopf zu drücken und mich erst am nächsten Tag oder Tage später wieder anzumelden, läuft dies bei mir besser, weil mir dann solche Dinge immer unwichtiger werden.
Ich gebe auch vielen Menschen in diesem Forum gerne einen VErtrauensvorschuss (aber die allermeisten sind es bei mir nicht). Das klappt auch meist und einige, die ich sehr lange "kenne", möchte ich auch nicht mehr missen. Da denke ich dann auch in meiner realen Welt öfters andiese Menschen - und das gefällt mir auch gut. Olga
Virtuell zu antworten heißt ja auch u.a..., ich kann mir Zeit lassen, schreiben, überdenken, löschen, neues hinzufügen, warten...im "wahren Leben" habe ich "keine" Zeit, man wird sofort wahrgenommen, mit all seinen Äußerungen, mit der Gestik, mit dem Äußeren aber auch mit der Stimme - hier geht alles ziemlich schnell - jemand "gefällt" oder eben nicht.
Du schreibst es ja auch, liebe Brigitte - im virtuellen Leben fehlt die sinnliche Wahrnehmung und das ist entscheidend !
Kristine
.....Danke, dass du mich nicht namentlich erwähnt hast! 😎😍
Ich gebe auch vielen Menschen in diesem Forum gerne einen VErtrauensvorschuss (aber die allermeisten sind es bei mir nicht). Das klappt auch meist und einige, die ich sehr lange "kenne", möchte ich auch nicht mehr missen. Da denke ich dann auch in meiner realen Welt öfters andiese Menschen - und das gefällt mir auch gut. Olga
......Grübel: Aber was mache ich, wenn ich vor lauter "eine Nacht drüber schlafen" gar nicht einschlafen kann?
Ich frage mich immer wieder, warum die Menschen nicht einfach ihren Groll schlucken, eine Nacht drüber schlafen, sondern meinen, SOFORT zurückschlagen zu MÜSSEN, wenn sie das Gefühl haben, angegriffen worden zu sein. Wie gesagt, ich schließe mich da gar nicht aus. Aber ich versuche wenigstens, das eine oder andere infrage zu stellen, auch in meinem eigenen Handeln.
.......
Liebe @zwergohreule,Aber, lieber Karl, ...
danke, ich halte die kriegerische Sprache im Zusammenhang mit dem Forum ebenso wie Du für unsäglich! Dieses Bild mit dem toten Feind, der den Fluss hinunter treibt, ist schrecklich und völlig unpassend.
@all,
ich möchte noch einmal alle an ihre Verantwortung auch mit der Sprache erinnern.
geschrieben von karl
Du warst doch auch in Fernost unterwegs.
Und müsstest die blumige Ausdrucksweise der Völker dort, (Japaner & Chinesen) kennen.
Kein Mensch wird diese Rede mit der vorbeiDümpelnden Leiche auf dem Fluss plastisch nehmen.
Das wäre schon mechanisch Unsinn.
Es ist doch die blumige Umschreibung von ...
*Du musst nur lange genug warten, dann hat sich Dein Feind selbst zerlegt.*
*..., selbst ins Knie geschossen* geht auch.
In 'ordentlicher Ausdrucksweise' verständlich, aber die Pointe, der MerkEffekt ist weg.
Auch Jesus redete in Beipielen, damit Menschen ihn inhaltlich verstehen können.
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr ... ist doch total absurd, aber es ist ein vorzügliches Bild, um den Sinn der Rede dauerhaft zu vermitteln.
So ist das absurde Ding mit der Leiche im Fluss sehr wohl gepflegte Sprache.
Persönlich:
Es ist mir einige mal aufgefallen, dass Du Dich an (meinen) Worten 'hochziehst', von denen Du meinst, die seien unpassend. Als ForenBetreiber und Admin Dein Recht, Deine SorgfaltsPflicht. OK.
Aber über-reagierst Du da nicht gelegentlich?
Za mir -digi-
So lange im Sport die Ausdrücke "Siegen" und "Schlagen" gang und gäbe sind, werden wir es wohl auch hier mit solchen Aussagen aushalten müssen.Wenn die Völker nicht gegeneinander Fußball spielen, müssen sie sich in Kriegen niedermachen. Insofern ist der Sport doch eigentlich ein prima Ventil! Ich glaube, man nennt das "sublimieren".