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Bias
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RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Bias
als Antwort auf aixois vom 25.08.2021, 11:54:28

Der Antrieb allen menschlichen Tuns sei der Eigennutz, soll Adam Smith gemeint und damit nicht nur für die Marktwirtschaft argumentiert haben.
Eigennützig uneigennützig handeln mag dem einen oder der anderen gelingen, vielleicht sogar im Wesen liegen, wer weiß. Diejenigen welche so gepolt sind pflegen nicht darüber zu reden.
Würde?
Die zeigt sich jeweils im konkreten Handeln,  ist unabhängig von Staatsformen und verlangt nicht nach Bewunderung.
Als Begriff lässt sie sich trefflich zerreden - und sei es auch nur, um andere (jene) damit herabzuwürdigen.

Gute 24 Stunden

 

Lorena
Lorena
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Lorena
als Antwort auf aixois vom 25.08.2021, 11:54:28

Lieber @aixois

Danke für Deinen ausführlichen Beitrag, grade zu Prof. Huether.

Du beschreibst es sehr gut, nur ich bin mir bei Hüthers Aussagen nicht immer einig.

Da ich jetzt in Eile bin, Deinen Beitrag erst jetzt las, werde ich am Abend noch darauf eingehen,
denn es ist viel, was es zu antworten gäbe. Ich bin jetzt auch nicht so die Spezialistin und geschult, was manche offene Fragen angeht. Daher höre ich ja auch Hüther so gerne, weil er gut erklärt, aber trotzdem denkt man ja mit, hat eigene Erfahrungen gemacht mit sich und seiner Umwelt, mit Menschen. Dass der Prozess eines Umdenkens und Neuanfangs Jahre dauern wird ist klar, weil auch der Großteil der Menschen auf unterschiedlichen Bewusstseinslevels sich bewegen. Aber der kann bei allen Menschen angestoßen werden, das braucht aber Zeit, Jahrzehnte. Da muss schon in der Kindheit angefangen werden und Eltern, Erzieher, halt alle müssen mitmachen, mitmachen wollen. Wie das alles zu bewerkstelligen ist weiß ich nicht. Denn nur mit einer neuen Ideologie überstülpen geht nicht. Wie Du schreibst, das wäre dann auch wieder so wie bei den Impfgegnern. Aber auf beiden Seiten. Jeder fühlt sich vom anderen gemaßregelt oder im Stich gelassen.

Ich verabschiede mich mit folgendem Zitat:

"Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.


Georg Christoph Lichtenberg,
Mathematiker und erster deutsche Professor für Experimentalphysik

LG Lorena 
Roxanna
Roxanna
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RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Roxanna

Als stille Leserin in diesem Thread möchte ich ein paar ungeordnete Gedanken und Fragen zum Thema  beitragen. Ist es nicht das eigene Denken, das einen/eine andere(n) als Menschen mit Würde wahrnimmt? Hat nicht grundsätzlich jeder Mensch seine eigene Würde ob andere sie ihm zugestehen wollen oder nicht? Einem in sich ruhenden Menschen, der unbeirrbar mit einer gewissen Stärke seinen Weg geht, vielleicht auch etwas an sich hat, was ihn heraushebt, wird man sie doch eher zugestehen wollen als z.B. einem obdachlosen Menschen, der an der Straßenecke sitzt und bettelt. Wer will bestimmen, wann ein Mensch Würde hat oder nicht und wer will bestimmen, ob ein Mensch würdig ist für was auch immer? Ein Mensch besitzt für mich Würde, die ihm auch niemand nehmen kann, wenn er zu sich selber stehen kann unabhängig davon, was andere über ihn/sie denken.

Roxanna
 


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Bias
Bias
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RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Bias
als Antwort auf Roxanna vom 25.08.2021, 12:33:07
Als stille Leserin in diesem Thread möchte ich ein paar ungeordnete Gedanken und Fragen zum Thema  beitragen. Ist es nicht das eigene Denken, das einen/eine andere(n) als Menschen mit Würde wahrnimmt? Hat nicht grundsätzlich jeder Mensch seine eigene Würde ob andere sie ihm zugestehen wollen oder nicht? Einem in sich ruhenden Menschen, der unbeirrbar mit einer gewissen Stärke seinen Weg geht, vielleicht auch etwas an sich hat, was ihn heraushebt, wird man sie doch eher zugestehen wollen als z.B. einem obdachlosen Menschen, der an der Straßenecke sitzt und bettelt. Wer will bestimmen, wann ein Mensch Würde hat oder nicht und wer will bestimmen, ob ein Mensch würdig ist für was auch immer?
Ein Mensch besitzt für mich Würde, die ihm auch niemand nehmen kann, wenn er zu sich selber stehen kann unabhängig davon, was andere über ihn/sie denken.
geschrieben von Roxanna
Ja, Roxanna.
Die Grundgesetzmütter und -väter sind in Anlehnung an Kant ein Stück weiter gegangen. Haben dem Menschen Würde aus seinem Menschsein heraus zugestanden. Unabhängig davon, ob er selbst dazu steht oder nicht.
Doc wie bereits geschrieben - beim Versuch Würde zu definieren wird der würdige Moment, welcher geschieht, nur allzuleicht zerredet.
Bandagenanderl
Bandagenanderl
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RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Bandagenanderl
als Antwort auf aixois vom 25.08.2021, 11:54:28

bei der Suche nach Antworten ist es vielleicht hilfreich, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Wo beginnt für mich meine Würde? Fühle ich mich durch verbale Angriffe schon "herabgewürdigt"? Gibt es in diesem Zusammenhang eine unterschiedliche Wertigkeit der Würde, denn wer ein dickes Fell hat, der verfährt nach dem Spruch: "Was juckts die Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt"! 
 Die Würde der Menschen wurde bei Folterungen mit Sicherheit missachtet und doch weiß man von Menschen, die nicht gebrochen wurden sondern "ihre Würde trotz der schlimmen Umstände behielten. 
 Wandelt sich die Würde des Menschen als Begriff nach Zeitgeschmack, Glauben und äußeren Umständen? Ich habe während der Diskussionen ums Vermummungsverbot (Ist das eigentlich aufgehoben, weil wir nun alle vermummt sind?) einig Interviews aus Frankreich gesehen. Dabei ist mir eine Muslima aufgefallen, die sagte, dass sie sich in der Burka wohl, und vor den Blicken anderer Menschen in der Öffentlichkeit beschützt fühle. Diese Ansicht mag aus der Erziehung resultieren. Die meisten Frauen fühlen sich durch einen Burkazwang herabgewürdigt. Wird nun durch ein Burkaverbot die erste Muslime in ihrer Würde beschnitten?
 Wie stehts um die Würde des Verbrechers? Tendieren wir nicht gerne dazu, je nach Scheußlichkeit der Verbrechen den Tätern die Würde abzusprechen? 
 Es beruhigt mich, dass klügere Köpfe sich an der Definition der Würde des Menschen auch die Zähne ausbeißen und ich mit meiner "Bauernphilosophie" nicht alleine bin.
Anderl   

Bandagenanderl
Bandagenanderl
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RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Bandagenanderl
als Antwort auf olga64 vom 24.08.2021, 18:28:06

Sehr geehrte Frau Olga!
Wenn Ihnen der Begriff "Seele" zu glaubensnah erscheint, dann dürfen Sie ihn gerne durch "Psyche" ersetzen. Wobei Philosophen und Psychologen den Begriff durchaus verwenden. Sogar der Volksmund hat für die Ärzteschaft im psychiatrischen Bereich den Begriff "Seelenklempner" geprägt. 

Hochachtungsvoll

Anderl


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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Bias vom 25.08.2021, 12:45:42
Als stille Leserin in diesem Thread möchte ich ein paar ungeordnete Gedanken und Fragen zum Thema  beitragen. Ist es nicht das eigene Denken, das einen/eine andere(n) als Menschen mit Würde wahrnimmt? Hat nicht grundsätzlich jeder Mensch seine eigene Würde ob andere sie ihm zugestehen wollen oder nicht? Einem in sich ruhenden Menschen, der unbeirrbar mit einer gewissen Stärke seinen Weg geht, vielleicht auch etwas an sich hat, was ihn heraushebt, wird man sie doch eher zugestehen wollen als z.B. einem obdachlosen Menschen, der an der Straßenecke sitzt und bettelt. Wer will bestimmen, wann ein Mensch Würde hat oder nicht und wer will bestimmen, ob ein Mensch würdig ist für was auch immer?
Ein Mensch besitzt für mich Würde, die ihm auch niemand nehmen kann, wenn er zu sich selber stehen kann unabhängig davon, was andere über ihn/sie denken.
geschrieben von Roxanna
Ja, Roxanna.
Die Grundgesetzmütter und -väter sind in Anlehnung an Kant ein Stück weiter gegangen. Haben dem Menschen Würde aus seinem Menschsein heraus zugestanden. Unabhängig davon, ob er selbst dazu steht oder nicht.
Doc wie bereits geschrieben - beim Versuch Würde zu definieren wird der würdige Moment, welcher geschieht, nur allzuleicht zerredet.
geschrieben von Bias
So verschieden wie Menschen in ihren Ansichten und Meinungen sind, @Bias, so unterschiedlich ist möglicherweise auch ihre Vorstellung von Würde. Und ja, wenn alle sie kundtun, kann leicht zerredet werden, da stimme ich dir zu.
Wenn die Grundgesetzmütter- und väter jedem Menschen Würde zugestanden haben, müsste man dann nicht auch einmal fragen (dürfen), ob auch ein Mensch, der schwerste Verbrechen begangen hat, Würde besitzt? Und noch eine andere Frage, wie könnte man Menschen am Rande der Gesellschaft, die ihre Würde nicht spüren können, nahebringen, dass auch sie eine solche besitzen? Es wäre überhaupt interessant einmal zu fragen, wer spüren kann, dass er/sie Würde hat?

Roxanna
Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Bias vom 25.08.2021, 12:45:42
Die Grundgesetzmütter und -väter sind in Anlehnung an Kant ein Stück weiter gegangen. Haben dem Menschen Würde aus seinem Menschsein heraus zugestanden. Unabhängig davon, ob er selbst dazu steht oder nicht.
Doc wie bereits geschrieben - beim Versuch Würde zu definieren wird der würdige Moment, welcher geschieht, nur allzuleicht zerredet.
geschrieben von Bias

Der Satz lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und nicht: Die Würde des Menschen, der so und so ist oder so und so denkt oder das und das tut, ist unantastbar.
Es ist also völlig unabhängig, was wir tun oder lassen, die Menschenwürde ist uns laut Grundgesetz allen inne.

Kant sagt das in dem Satz: "Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst."
Insofern ist das Grundgesetz nicht über Kant hinausgegangen, sondern bestätigt genau das, was Kant sagt.

Eigentlich sagt dieser Satz sowie Art. 1 GG allein alles aus, und die Überlegungen, wem die Würde zugesprochen werden kann oder wem nicht, sind damit hinfällig. Die Menschenwürde kann und muss jeder und jedem zugesprochen werden. Genauso meint es unser Grundgesetz.

Nur ist es leider eine schöne Theorie, und in der Realität wird sie sehr oft missachtet, auch von denen, die das Grundgesetz angeblich achten. Es ist ja auch nicht leicht, das immer zu beachten, wie wir alle wissen. Es gibt sicher niemanden von uns, der nicht schon einmal gegen die Menschenwürde anderer verstoßen hätte.

Es reicht schon, wenn in diesen heilgen Hallen Leute als krank oder abartig bezeichnet werden, weil sie eine andere Meinung vertreten oder weil derjenige, der sich so ausdrückt, eine Meinung nicht verstanden hat und deshalb dagegen in dieser Weise polemisiert.
Auch das ist ein eklatanter Verstoß gegen die Menschenwürde!
aixois
aixois
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von aixois
als Antwort auf Lorena vom 25.08.2021, 12:21:11

Wie das alles zu bewerkstelligen ist weiß ich nicht.


Da bist Du ganz sicher nicht allein.

Hüther (dessen m.E.zu 'neurobiologisch' hergeleitete Philosophie - wenn es denn überhaupt eine ist - ich für ein idealistisches, sehr lückenhaftes Wunschdenken halte ) weiss das auch nicht.

aixois

 
Lorena
Lorena
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen
geschrieben von Lorena
als Antwort auf aixois vom 25.08.2021, 13:21:21
Wie das alles zu bewerkstelligen ist weiß ich nicht.

Da bist Du ganz sicher nicht allein.

Hüther (dessen m.E.zu 'neurobiologisch' hergeleitete Philosophie - wenn es denn überhaupt eine ist - ich für ein idealistisches, sehr lückenhaftes Wunschdenken halte ) weiss das auch nicht.

aixois

 
@aixois

Da kann ich Dich gut verstehen, geht es mir doch auch so, ich zweifle.
Andererseits, wenn ich mir vorstelle, wo die Grünen heute angelangt sind und denke 30 Jahre zurück..... Ich nehme sie nur als Vergleich. 
Da ist doch in den 30 Jahre etwas passiert und das nicht nur bei ihren Anhängern. Es tut sich was und jetzt doch recht viel schneller als am Anfang. Da nahmen sie ja nur wenige ernst. 

Ich bin nochmal zurückgekommen, weil ich das Thema doch sehr ernst nehme und spannend ist. 
Alles von Prof. Hüther kenne ich ja nicht und vieles auch wieder vergessen. 

Zum Hauptthema Würde fällt mir vereinfacht der kurze Vers ein:

"Was Du nicht willst, das man Dir tut, 
 das füg keinem anderen zu"

Ein bisschen ist schon dran, auch wenn es nicht das ganze Thema deckt.

LG Lorena 

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