andere gesellschaftliche Themen Die Würde des Menschen
Guten Morgen zusammen 😊
Gestern habe ich das Buch „Würde“ von dem Neurobiologen Gerald Hüther in der Hand gehabt.
Der Klappentet lautet:
Wir alle wollen in Würde sterben, aber sollten wir nicht erst einmal in Würde leben?
„Unsere Würde zu entdecken, also das zutiefst Menschliche in uns, ist die zentrale Aufgabe im 21. Jahrhundert“, sagt der Neurobiologe Gerald Hüther. Ohne diesen inneren Kompass laufen wir in einer zunehmend komplexer werdenden und von ökonomischen Kriterien bestimmten Welt Gefahr, die Orientierung zu verlieren.
Nun tu ich mich schon sehr schwer mit dem Satz
Was heißt das? - Was ist Würde? – Hat jeder Mensch „Würde“? – Wird jemandes Würde verletzt, wenn man ihn in die Besenkammer schiebt zum Sterben? - Kann ein Arbeitnehmer sich zur Wehr setzen, wenn sein Chef ihn ständig erniedrigt? – Es ist sicherlich schon mancher Vorgesetzte wegen Mobbings verklagt worden; aber wegen Verletzung des Grundgesetzes? - Ist das Grundgesetz überhaupt ein Gesetz?
Gerald Hüther braucht 175 Seiten, um uns seine Vorstellung von Würde zu erklären. Es ist wichtig, dass wir uns unserer Würde bewusst werden, sagt er.
Was sagt ihr?
@Kirsty,
ich schätze Gerald Hüther sehr, aber dieses sein Buch habe ich noch nicht gelesen. Das müsste ich wohl tun, um kompetent zu antworten.
Es mag sein, dass jeder Mensch "Würde" etwas anders definiert, aber der gemeinsame Kern ist wohl der, dass wir respektiert werden möchten. Wir möchten nicht als Sache, sondern als Person behandelt werden, die ein Selbstbestimmungsrecht hat.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar" ist für mich deshalb einer der wichtigsten Sätze in unserem Grundgesetz.
Wunderbar ist auch, dass dieser Satz allgemein gehalten ist und deshalb für alle (!) Menschen gilt, nicht nur für "Deutsche" (in einer der ersten Demokratien der Welt, im antiken Athen galten nur dessen "Bürger" als geschützt, während die Würde anderer mit Füßen getreten werden durfte, was die Sklavenhaltung explizit möglich machte).
Karl
alleine schon wikipedia befasst sich intensiv mit Würde, dessen Historie, Unterschiede z.B. in Religionen etc.
Da kann ich nicht mithalten(ich hab mir überlegt, ob ich dann überhaupt ein Wort dazu verlieren muß).
Hat die Erde, also unsere "Mutter" nicht einen globalen Anspruch auch Würde?
Heißt würdigen nicht - ganz altmodisch ausgedrückt, einen Wert beimessen? - Mehr als respektieren, meine ich. Sondern jeden Menschen als wertvoll zu erkennen und anzuerkennen - uns selbst eingeschlossen.
Und, du hast vollkommen recht, Jürgen. Das sollte auch für die Erde gelten.
Kirsty
Ein großes Thema @Kirsty.
Ich komme jetzt sicher vom hundertsten ins tausendste wenn ich schreibe, dass ich Schwierigkeiten habe die Würde von Menschen anzuerkennen, die nachweislich anderen die Würde genommen haben.
Hat die Erde, also unsere "Mutter" nicht einen globalen Anspruch auch Würde?
Lieber @JuergenS,
das frage ich mich auch. Wird lediglich dem Menschen Würde zugesprochen (wie es das GG ja tut), haben wir wieder einmal den Menschen zur "Krone der Schöpfung" erklärt. Gehen wir davon aus, dass auch andere Lebewesen per se Würde "haben", könnte es hier in der Diskussion sicherlich Protest geben.
Für mich ist Würde ein allen Lebewesen an sich innewohnender Wert um dieses Lebewesens selbst Willen, den ich zu respektieren und zu achten habe. Ich kann das nicht nur auf den Menschen beziehen, und versuche, das auch zu leben. Dass das nicht immer gelingt, ist allerdings auch eine Tatsache.
LG
DW
Mein Beitrag zum Thema kommt aus Berlin, denn der Freiheitsschwur beginnt mit den Worten: " Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde des einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde."
Eine Nachbildung der legendären “Liberty Bell” in Philadelphia hängt seit 70 Jahren im Rathaus Berlin-Schöneberg und läutet jeden Tag um 12 Uhr mittags für zwei Minuten, am 1. Mai, am Heiligen Abend und in der Sylvesternacht. Das Glockengeläut mit Freiheitsschwur wird heute noch jeweils am Sonntag um 12 Uhr im Deutschlandradio Kultur übertragen. Gespendet für den Guß dieser Glocke haben seinerzeit 16 Millionen Amerikaner.
Ich glaube, Globetrotter, damit kommst du der Vorstellung von Hüther schon ganz nahe.
Er sagt unter anderem, wer anderen die Würde nimmt, wer es nötig hat, andere herabzusetzen,, benimmt sich würdelos. Weiß man ja eigentlich, aber es ist so alltäglich, dass es uns kaum noch bewusst ist.
Gerade in der Arbeitswelt müssen ja Hierarchien aufrecht erhalten werden. "Früher" bemühte man sich, Führungspersönlichkeiten in Führungspositionen zu bringen. Heute ist das nicht mehr so. Wenn man aber zwar ein Hochschulzeugnis, aber keine natürliche Autorität besitzt, dann muss man andere Wege einschlagen, um sich durchzusetzen. Da bleibt die Würde leicht auf der Strecke.
Und die andere Seite: Gibt es da nicht ein Sprichwort "Wer sich wie ein Wurm benimmt, wird getreten" oder ähnlich? Ist nicht auch da die Würde verloren gegangen?
Jürgen sprach auch eine globale Würde der Erde an. Setze Würde mit Wert gleich und er hat absolut recht.
Wie würdelos gehen wir nun aber mit der Erde um?
Wasser wird vergeudet
Lebensmittel, Kleidung, Autos! werden weggeworfen. Wenn wir Müll produzieren, geben wir doch zu verstehen, dass die Produkte der Erde für uns geringen oder gar keinen Wert haben. Haben uns unsere Eltern nicht noch beigebracht, dass man Brot nicht wegwirft? - Haben wir diese Haltung an unsere Kinder weitergegeben? - Nein!
Ich habe da wirklich ein großes Thema aufgemacht. Eigentlich viel zu groß für mich ...😒
Kirsty
Der Titel dieses threads lautet zwar "Die Würde des Menschen", aber gilt es nicht auch in besonderem Maße für Tiere? Es gibt das Zitat von Morgenstern "Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt", ein weites Feld dieses Thema.
@Michiko,
ich stimme Dir und den anderen, die die Würde gerne auch auf andere Lebewesen ausdehnen möchten, nur zu gerne zu. Ich habe es ja als Fortschritt der Menschheit geschildert, dass wir heutzutage im Gegensatz zum alten Athen allen Menschen Würde zubilligen.
Der nächste menschliche Kulturfortschritt liegt auch für mich darin, die Rechte (die Würde) der Tiere anzuerkennen.
Karl