andere gesellschaftliche Themen Das Ende der neuen Spielzeiten? Kommen wir endlich zur Hauptsache.

Nun
da stimme ich Dir voll umfänglich zu: " Die Art des Zusammenleben von Menschen."

Und das Zusammenleben von Menschen besteht zum Glück nicht nur und nicht an erster Stelle aus sinnlosem Geschwätze und Streitereien.

In Kunstformen wird das Zusammenleben und das Menschsein zur Sprache gebracht.

Kultur ist auch kein Konsumartikel, wie Schaschlik-Tango offenbar annimmt: Zitat: "Die Künstler weichen doch teilweise ins Internet aus, also kannst Du dort auch Kultur konsumieren."


 

Schmunzelnd verweise ich auf Immanuel Kant:
" „Wir sind im hohen Grade durch Kunst und Wissenschaft cultivirt. Wir sind civilisirt bis zum Überlästigen, zu allerlei gesellschaftlicher Artigkeit und Anständigkeit. Aber uns für schon moralisirt zu halten, daran fehlt noch sehr viel. Denn die Idee der Moralität gehört noch zur Cultur; der Gebrauch dieser Idee aber, welcher nur auf das Sittenähnliche in der Ehrliebe und der äußeren Anständigkeit hinausläuft, macht blos die Civilisirung aus.“

Danke für den Beitrag und die Verlinkung, @Mareike

Ich vermisse die DIREKTE Kultur schon sehr. Ob man ein Kunstwerk im Netz oder im Museum ansieht, da gibt es schon gravierende Unterschiede. Oder ob man ein Theaterstück im TV guckt, ein Konzert über die heimische Anlage hört oder direkt im Saal sitzt, da liegen Welten zwischen. Zumal es viele Theater, Konzertsäle usw. gibt, die solch hervorragenden Sicherheits-Maßnahmen getroffen haben, und die man in Gartencentern, Blumenläden oder Baumärkten SICHERLICH nicht findet.

Dass man die Kultur gering achtet, geringer als Baumärkte und Co., das hat die Politik ja nun wirklich zu Genüge bewiesen. Und damit meine ich NICHT die privilegierten Damen und Herren Tukur, Folkerts und Co., die sich letztens zu Wort meldeten und alle ihr durch TV-Serien gesichertes Einkommen haben.

Aber wenn freie Schauspieler, Kabarettisten, Liedermacher, Jazzmusiker, freie Musiker, die in normalen Zeiten ja oft schon von 1200, 1300, 1500 Euro leben müssen (und davon auch noch die Fahrten zu Engagements zahlen müssen, von den anderen Mehrausgaben eines "mobilen" Lebens (Hotel...) ganz zu schweigen), nun NICHTS oder 300, 400 Euro haben, dann kann ich deren Verzweiflung durchaus verstehen.

Von 1000 Künstlern können vielleicht 100 davon leben, ihre Kunst im Internet anzubieten, weitere 100 sind anderswie abgesichert, aber der große "Rest" geht vor die Hunde. Warum waren Lufthansa, TUI und andere mehrstellige Millardensummen wert, und "die Kultur", die mehr Arbeitsplätze zu verlieren hat als die gesamte Autouindustrie, wird mit 1 Mrd. abgespeist?

Aber von den existentiellen Situationen der Künstler mal abgesehen: Auch die "Konsumenten" der Kultur leiden. Mir ist ein Theaterbesuch ebenso wichtig wie dem einen sein Biergartenbesuch; ein Besuch in einem Konzert genauso wichtig wie das "Shopping" für den anderen, und mir ist es auch extrem wichtig, endlich mal wieder ein Museum besuchen zu können, genauso wichtig wie dem dritten sein sonntagmorgendlicher Frühschoppen.

Ich stelle all diese Maßnahmen nicht infrage, wie Ihr alle wißt. Aber nun zu sagen: "Sollen sie doch ins Internet gehen" oder gar die Frage (die mir schon gestellt wurde) "Ist Kultur überlebenswichtig?" empfinde ich als kurzsichtig, vor allem auch als respektlos gegenüber der gesamten Kultur, die den Menschen erst zum Menschen macht.

DW

Du siehst es genau richtig. Besser könnte man die ganze Sache momentan nicht
beschreiben.

Ich war, als der Lockdown noch *milde* war, in einem Theater in Hamburg.
Es wurde peinlichst darauf geachtet, daß niemand einer anderen Person nahe kam,
die Sitze wurden nur spärlich besetzt, die  Reihe vor und nach war jeweils gesperrt,
was soll da nun wirklich passieren.

Die Künstler waren happy, daß sie auftreten *durften* - 
und das Publikum war happy, daß endlich mal Theaterluft eingeatmet werden konnte.

Internetstreaming hin oder her - es ist ein Himmelweiter Unterschied.... zu real.

Die Künstler - so hörte ich heute - haben teilweise schon aus Not andere Jobs angenommen.

Wenn also alles wieder in Gang kommen soll, muss es bald geschehen, sonst sehe
ich echt schwarz für die Zukunft.

Theater geht nicht wie Lichtanknipsen - da gibts eine Menge Vorlauf.


 

Guten Morgen DW

Du erwähnst die  "freie Schauspieler, Kabarettisten, Liedermacher, Jazzmusiker, freie Musiker."
Meine jüngste Tochter und ihr Mann gehören dazu.
Und zum Glück konnten sie und können es noch immer von ihrer Arbeit leben.
Bevor meine Tochter ihr Musikhochschulstudium begann war sie als hervorragend ausgebildete Kaft in der Pflege tätig. Zwei schwere Bandscheibevorfälle waren der Grund das Musikstudium aufzunehmen. Zum Teil finanzierte sie dieses Studium mit Nachtdiensten im KH.

Heute verdient sie als vorwiegend freischaffende Musikerin das Dreifache ... allerdings verlangte ihr das Coronajahr mit all den Auf und Ab sehr viel Kraft, Energie und Kreativität ab.
Was hat sie z B nicht alles in Angriff genommen um die Arbeit mit den Chören fortzusetzen.
Parkdecks und ein Matratzenlager wurden angemietet, Stühle und Equipment Abend für Abend angeschleppt, Sicherheitsvorkehrungen getroffen etc und dann wurde immer wieder von Neuem alles über Nacht per Verordnung außer Kraft gesetzt. Nein, gejammert wurde nicht, aber kleine Nervenzusammenbrüche gab es durchaus.

Auch liegt es den Beiden fern über den Staat zu schimpfen. Sie bekamen sogar Stipendien - natürlich werden Nachweise verlangt, wie sie in den Lockdownzeiten kultur-schaffend tätig sind.

Die Reihe "Video statt Auftritt" vom Schwiegersohn gehört dazu.
Wer das nie von Nahem miterlebt hat, hat keine Vorstellung davon, wieviel Können, Zeit und Herzblut in solchen Projekten steckt plus natürlich das Equipment dergleiches praktisch umsetzen zu können.
Über die Entwicklung der Idee bis zum Komponieren der Filmmusik und die Darstellung als Solokünstler im Lockdown - "Der (Coronalockdown)-Wahnsinn im Treppenhaus 😁" - ich weiß wie solche Ideen entstehen.
Und nur so am Rande: Verdient wird damit NICHTS - die Konsumenten konsumieren und zahlen NICHTS dafür. (Das Treppenhaus wurde übrigens von mir farbig gestaltet! 😄)

Mit Fred Heinen gemeinsam einen deutschen Krimi anzuschauen, aufmerksam gemacht zu werden auf MIMIK und SOUND - ich kann Euch sagen: Das ist fantastisch.
Tränen gelacht haben wir an unserem letzten gemeinsamen Krimiabend im Herbst 2020, als wir gemeinsam Urlaub machten an der Niederländischen Nordseeküste.

So
nun habe ich genug aus dem Nähkästchen geplaudert.

Hier ist Fred:

Und hier ist Andrea:

https://www.andreakaiser.com/chor/

Mai 2020
 

Danke, @Mareike,

beeindruckend. Und witzig... Und ich ahne auch, wieviel Arbeit das alles bedeutet.

Ich hoffe, dass mein Einwand nicht so rüberkam, als ob ich Video- und Internetkunst gering schätze. Das ist NICHT der Fall. Aber ich denke, das kann einfach nicht jeder. Und viele Künstler brauchen auch Publikum, den direkten Kontakt. Und so weiter. Ich denke, beides hat seine Berechtigung, Internet und live.

Schönen Gruß

DW

P.S. Gab es den Jazzchor Deiner Tochter schon vor 2011? Ich habe um 2008/09 mal in Neuss einen Jazzchor aus MG gehört, bin aber nicht sicher bzw. erinnere nicht mehr, wie der hieß. Auf jeden Fall war's toll.

@Mareike, danke für diesen Beitrag. Ich denke, es ist wichtig, dass die Diskutanten und Diskutatntinnen den Artikel in deinem Eingangslink zu ende lesen. Denn das, was im zweiten Teil beschrieben wird,  ist doch dein Thema und ich finde, auch ein extrem wichtiges.
Mir war zum Beispiel nicht bewusst, welche Anstrengungen unternommen wurden von den meisten Kulturhäusern, für die Sicherheit der Coronamassnahmen zu sorgen. Auch, wie gering sie  finanziell unterstützt werden, was für die Kulturschaffenden allgemein auch zutrifft. Die Diskrepanz, wie DW richtig schreibt, zwischen  den Finanzspritzen für z.B. Lufthansa und denen für Kultureinrichtungen  ist in meinen Augen skandalös. Ebenso kritisiere ich die Freizügigkeit für die Durchführung von Sportveranstaltungen im Gegensatz zu den  Anordnungen, die Kulturhäuser betreffen, die nicht besucht werden dürfen.
Tine1948

Lieber DW
es ist alles im grünen Bereich! 😃 Die Künstler hätten´s auch gerne wieder live!
Dennoch: Momentan glaube ich, ist es für Man-fred momentan auch gut, dass er mal ganz frei seinen ureigensten Vorlieben nachgehen kann. 😉

Zum Jazzchor:
https://www.jazzchor-mg.de/der-chor/
Der JazzChor Mönchengladbach besteht seit 2004 und wird seit 2012 von meiner Tochter geleitet.

LG
Mareike

 

@Mareike, danke für diesen Beitrag. Ich denke, es ist wichtig, dass die Diskutanten und Diskutantinnen den Artikel in deinem Eingangslink zu ende lesen. Denn das, was im zweiten Teil beschrieben wird,  ist doch dein Thema und ich finde, auch ein extrem wichtiges.

Tine1948

Ja liebe @Tine1948

immer wieder stelle ich fest, dass zwar sofort reagiert wird, aber meist nur - wenn überhaupt - die Überschrift gelesen wurde. Dann kann man auch gleich die Bild nehmen.

Und ich hätte keinen 4. Anlauf mehr gemacht, denn vieles ermüdet einfach nur noch.

Aber nun hat es doch auch erfreuliche Reaktionen gegeben!

LG
Mareike

Ergänzen möchte ich: Häufig stelle ich fest, dass der MDR gute Beiträge bringt, ebenfalls der NDR.
Heben sich erfreulich ab von so manchem gleichgeschalteten Empörungsmodus.