andere gesellschaftliche Themen Benachteiligung von Frauen und Mädchen in der frühen Bundesrepublik
Na, ja, Abi ist nun nicht das Evangelium..😀
Es gibt ein Leben mit Abi und das ist gut so, es gibt aber auch ein Leben ohne Abi.... Und viele Möglichkeiten...
.
Meines z. B. ist nicht schlecht...
Chris33
"Das" Abi gibt es nicht mehr.
DAS Abi
"Das" Abi gibt es nicht mehr.Ich hab das jetzt drei mal gelesen. Was ist da an mir vorüber gegangen? Ich nix verstehe.
DAS Abi
Simiya
Es gibt nach wie vor "das Abi", es berechtigt zu einem Studium an einer beliebigen Uni.
(allgemeine Hochschulreife)
Und dann gibt es z.B. das Fachabitur, das "nur" zur Zulassung an Fachhochschulen berechtigt.
Und es gibt noch andere "Ausformungen" z.T. abhängig vom Weiterbildungssystem diverser Bundesländer.
Aber das musst du echt selbst durchackern...
Es gibt nach wie vor "das Abi", es berechtigt zu einem Studium an einer beliebigen Uni.Das ist doch klar. Ich dachte, es gibt was Neues. So eine Art Fachabi habe ich damals abgelegt. Ich habe ja gleichzeitig einen Beruf erlernt, deshalb hatten wir keinen Musik- und keinen Kunstunterricht. Alle anderen Fächer hatten wir. Aber wir hatten dann die Hochschulreife.
(allgemeine Hochschulreife)
Und dann gibt es z.B. das Fachabitur, das "nur" zur Zulassung an Fachhochschulen berechtigt.
Und es gibt noch andere "Ausformungen" z.T. abhängig vom Weiterbildungssystem diverser Bundesländer.
Aber das musst du echt selbst durchackern...
Simiya
Was passiert, wenn Kindern Bildung verweigert wird? !
Ich war so Mitte/Ende der vierten Klasse, als mir langsam klar wurde, dass ich nix Neues
mehr lerne.
Dann bekamen wir die neuen Schulbücher. Lesebuch für die 5./6. Klasse.
Rechenbuch für die 5./6. Klasse. Volksschule.
Ich habe mich begierig drauf gestürzt. Alles durch gesehen. Und war maßlos
enttäuscht. Ich lag mit meiner Vermutung richtig.
Ich werde in zwei Schuljahren nichts Neues mehr lernen.
Im Rechenbuch wurde Bruchrechnung in Prozentrechnung umgerechnet.
Und umgekehrt.
Das wurde auf zwei Seiten beschrieben. Als ich diese durchgelesen hatte,
war mir klar, wie es rechnerisch geht. Und das wars!
Wütende Verzweiflung, so war mein Gefühl.
Drastischer ausgedrückt: Ich fühlte mich verarscht!
Ich wußte, dass es Gymnasien gibt, wo man ganz viel lernen konnte.
Sogar eine andere Sprache, die sich englisch nannte.
Da wollte ich hin!
Ich habe zu meinen Eltern gesagt: Ich will auf ein Gymnasium gehen. Meldet
mich da an! In der Volksschule lerne ich nix mehr!
Meine Mutter: Nein, du bleibst auf der Volksschule. Das reicht. Mehr musst du nicht
lernen. Wozu auch. Du heiratest später ja doch.
Mein Vater: Ach, lass sie doch. Wenn sie es doch gerne will.
Meine Mutter: Halt du dich da raus! Nein! Gymnasium!! Auf gar keinen Fall!!
Ich habe aggressiv gebettelt. Es hat nichts genutzt. Ich musste auf der Volksschule
bleiben.
Was macht ein Kind vier Jahre lang, jeden Tag in der Schule, in welcher es so gut wie
gar nichts mehr lernt?
Genau: Blödsinn und unentwegt den Unterricht stören.
Lehrer in die Verzweiflung treiben.
Ich dachte mir immer Neues diesbezüglich aus.
Als Strafe musste ich während des Unterrichts oft stundenlang mit dem Gesicht
zur Wand, in der Ecke stehen. Durch diese Maßnahme sollte ich diszipliniert werden.
Es passierte das Gegenteil.
Ich wurde immer aggressiver. In fast jeder Pause war ich in einer Prügelei
verwickelt.
Wenn mir jemand blöd kam, schlug ich sofort zu.
Meine Mutter erzählte mir später, dass sie wegen mir dauernd zur Schule
musste, weil ich mich wieder geprügelt hatte, den Unterricht gestört hatte....
Es werden nicht alle aggressiv. Schon mal gar nicht die Mädchen.
Deswegen bekam ich auch meist zu hören: Ein Mädchen prügelt sich nicht!!
Oder: Du bist gar kein richtiges Mädchen! Was bist du bloß für ein Mädchen!!
Das wurde aus mir, weil mir Bildung/ Neues lernen nicht gestattet wurde:
Ein hochaggressives Mädchen, welches nichts anderes zu tun weiß, als den
Unterricht zu unterlaufen, bei jeder Prügelei dabei war und im tiefsten
Inneren entsetzlich verzweifelt war.
Aber das Blatt sollte sich noch wenden!
Anna
Ich finde das interessant, was Sie uns schildern und ich danke auch für Ihr Vertrauen,d enn das muss man schon auch haben, wenn man wahrheitsgemäss die Stadien seiner Kindheit und Jugend schildert, auch wenn es mal nicht so schön war.
Aus eigener Lebenserfahrung erkenne ich bei mir ,dass der längere Schulblesuch (also mit Abschluss Abitur) und darauffolgendem Studium (mit Abschuss eines Diploms) mich auch lebenslang zum Lernen verleitete. Seitdem ich nicht mehr berufstätig bin, empfinde ich es als besonders gut ,dass ich mich nun auf Interessengebiete "stürzen" kann und zwar mit grösserer Intensität als es früher der Fall war, weil mir einfach dieZeit dazu fehlte.
Und die Interessengebiete und Spektren suche ich selbst aus; sie haben also nichts mehr mit meiner beruflichen Qualifikation und/oder Ausbau derselben zu tun, sondern nur mit dem, was mir interessant erscheint, um es tiefer zu ergründen.
Meine Hoffnung für mich ist nur ,dass mich z.B. eine Demenz noch lange nicht in ihre Klauen bekommt und ich solche mich interessierenden Interessengebiete noch lange finde und "erforsche". Olga
das früher schon mal empfohlene lösen von kreuzworträtseln o.ä. nützt nichts bzw. sehr wenig, weil man dabei nur bekanntes abruft.
man muß etwas völlig neues lernen.
das macht ja auch spaß, zumal man sich dabei anders als in der schule selbst aussuchen kann, was man lernen möchte.
Ab der 7. Klasse wurde es für mich noch schlimmer, als es eh schon war.
Die Klasse wurde einmal in der Woche geteilt.
Die Jungen hatten dann Werkunterricht, die Mädchen Handarbeitsunterricht.
Ich wollte in den Werkunterricht. " Ich will keine Handarbeit lernen! Ich will in den
Werkunterricht!! "
Du bist ein Mädchen, Mädchen lernen Handarbeit, so die Antwort.
Diese zwei Stunden Handarbeit in der Woche waren die Hölle für mich.
Die Handarbeitslehrerin war sehr bemüht und nett.
Es nutzte aber alles nichts.
Es kam bei mir die aggressive Totalverweigerung.
Wenn sie sich mir näherte, um mir etwas zu zeigen, dann trat ich nach ihr. Sie ließ mich schlussendlich in Ruhe.
Und jede Woche habe ich mich dagegen gewehrt, in den Handarbeitsraum zu gehen.
Auch körperlich habe ich mich widersetzt. War diesbezüglich natürlich unterlegen.
Mehrmals in diesen zwei Jahren habe ich einfach meine Sachen gepackt und bin
gegangen.
Es folgten Strafen...
Die Jungen bekamen natürlich alles mit:
" Du bist ein Mädchen, ein Mädchen, du musst stricken lernen...du Strickmädchen..."
Nach Schulschluss fingen manche Jungen damit an, mir stolz zu zeigen, was sie
alles Tolles hergestellt hatten.
Da ist die Wut mit mir durchgegangen. Der jeweilige Junge bekam einen Faustschlag, den
gewerkten Gegenstand riss ich ihm aus der Hand und habe diesen auf dem Boden
komplett zertreten.
Sie haben dann diese Schikane schnell eingestellt.
Zwei Jahre lang. Jede Woche. Zwei Stunden. Eine einzige Quälerei.
Und warum?
Weil ich ein Mädchen war!
In Handarbeit hatte ich immer eine 6 auf meinem Zeugnis.
Anna
Anna - ich finde es schon schlimm, wie lange Sie diese Kindheitsstrapazen mit sich herumtragen und sich anscheinend nie von ihnen lösen konnten.
Ich hoffe sehr, dass Ihr weiteres Leben dann befriedigender und besser verlief, denn es ist doch auch ein Trost (für mich zumindest), dass man die geringste Zeit seines Lebens Kind ist, also - wenn es schlecht läuft - ausgeliefert an Erwachsene, die dann solche Schäden anrichten.
Alles Gute - Olga