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Aktuelle Themen Zum Tode von Gunter Sachs

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 13.05.2011, 11:44:29
Es ist immer ein fortschreitender Prozess. Die Erkrankung macht eben nicht halt an irgendeinem Punkt, sondern führt bis zum bitteren Ende.

Menschen die glauben, an einer Demenz oder Alzheimer zu leiden, fallen fast immer auch in eine schwere Depression.

Allerdings kann "nur eine Depression" Symptome auslösen, die der Erkrankte dann nicht mehr trennen kann.
Es gibt dabei keinerlei verläßliche Eigendiagnostik.

Ich denke, dass genau eine solche Situation vorgelegen hat - ein klares Denken ist dann nicht mehr möglich und es kommt sehr leicht zu Kurzschlusshandlungen.

Meli
na-und
na-und
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von na-und
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.05.2011, 12:04:46
Danke.

Diese Erklärung ist sehr einleuchtend und bringt das Thema der Krankheit wieder mit dem Thema Selbstmord zusammen.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von Medea
Für mein Empfinden schließe ich eine Kurzschlußhandlung bei Gunter Sachs aus. Er wird sich sehr genau über den Verlauf einer Altersdemenz oder Morbus Alzheimer informiert haben. Nach meiner Einschätzung seiner Person paßt das in das Bild.

Es gibt Symptome an sich selbst zu beobachten, die einen nachdenklich machen, die sich zu häufen beginnen und in die Nähe von kleinen Verrücktheiten eingestuft werden, weil sich wirklich etwas "zu verrücken" scheint.

Ich habe das hautnah und über einen Zeitraum von rund fünf Jahren bei einer sehr guten Bekannten erlebt. Sie besuchte ohne Vorankündigung und sehr nachlässig gekleidet plötzlich ihren Sohn in Paris, der geradezu in Ohnmacht fiel, seine Mutter so unerwartet vor sich zu sehen, sie buchte einen Flug zu ihrer Schwägerin nach Chile ohne ihre Tochter zu informieren, sie verlor nach und nach ihre Fremdsprachen, ließ den Wagen irgendwo stehen und fand ihn nicht wieder - es gab viele Merkwürdigkeiten, die sich häuften.

Sie bestand auf einer Spinn-Untersuchung und brachte mir den Befund, denn sie fürchtete selbst, daß sie dabei war, den Verstand zu verlieren.

Und ich las voller Schrecken: generalisierte Hirnatrophie, links temporal betont, vaskulär degenerative Veränderungen bds., etc., etc.
das will ich hier nicht weiter ausführen.

Im Laufe der nächsten Jahre nahm die Erkrankung ihren grausamen Fortgang, diese einstmals so schöne Frau wurde zu einem menschlischen Wrack,
in ihren guten Momenten bat sie darum, sie sterben zu lassen .....

Ich habe "Hart aber fair" vorgestern sehr genau verfolgt - ich kann jeden verstehen, daß bei einer solchen oder ähnlichen Diagnose den Freitod wählt solange er es noch kann -

keiner wird gefragt, ob er geboren werden möchte,
so will ich auch niemanden fragen müssen, ob ich
in eigener Verantwortung aus dem Leben gehen kann.
In einem solchen Falle sollten die Angehörigen hinter dem von ihnen geliebten Familienmitglied stehen.

Medea.






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miriam
miriam
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von miriam
als Antwort auf Medea vom 13.05.2011, 13:24:34
Ein sehr kompliziertes Krankheitsbild - danke für deine Schilderung, Medea!

Nun kommt meinerseits auch eine Schilderung - dies betrifft eine gute Freundin, die unweit von Köln lebt - und die ich noch aus meiner Heimat, Rumänien, kenne. Sie ist einige Jahre jünger als ich - ich wurde ja vor einer Woche 80.

H. ist Ärztin, eine Frau die auch nachdem sie nicht mehr praktiziert hat, immer auf dem Laufenden war und immer bereit einem mit einen guten Rat zu helfen.

Vor etwa einen halben Jahr rief sie an - und ich merkte gleich, dass sie Vieles durcheinander bringt. Sie sprach von ihrem Mann (der eigentlich vor knapp 3 Jahren verstorben ist), von ihrer Mutter (gestorben vor ca 10 Jahren) - und beklagte sich über den Aufwand die beiden zu pflegen.

Nachdem es mir die Sprache verschlagen hat, erwähnte ich doch, dass sie seit ca 3 Jahren verwitwet ist. Darauf ihre Antwort, sie hätte gerade ihren Mann mit einem Vetter verwechselt.

Nach einiger Zeit rief sie mich wieder an - ihr Ton war ziemlich ungehalten - und sie beklagte sich über ihre Mutter, die sie gezwungen hatte, eine Pflegerin bei sich aufzunehmen. Die Pflegerin war reell, sie sprach H. aus dem Hintergrund an.

Als das Gespräch beendet war, fühlte ich mich, wegen meiner Machtlosigkeit aber vielleicht auch aus einer gewissen Angst, ziemlich am Boden.

Vor einer Woche rief H. wieder an. Sie sprach völlig normal, zwar traurig weil sie ihren Mann sehr vermisst...Es folgte eine kurze Anspielung auf einem Krankenhausaufenthalt.
Ich spürte aber, dass sie das Thema nicht vertiefen möchte.

Eine gute ärztliche Betreuung, die ihr so sehr geholfen hat? Ich kann mir das Ganze nicht gut erklären.
Aber es handelt sich sicherlich nicht um ein Wunder.

Miriam


Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Mein Beitrag ist lediglich als Warnung davor zu verstehen, Eigendiagnostik zu betreiben.

Ein Laie und schon gar nicht ein Betroffener ist nicht in der Lage, eine solche Diagnose zu erstellen.
Das kann nur der Arzt mit der entsprechenden Diagnostik.

Eine Kurzschlusshandlung kann es in jedem Bereich des Lebens geben, daher heißt sie Kurz-Schluss.
Und sie hat keinerlei Bezug zum gesellschaftlichen oder intellektuellen Stand.

Wenn eine familiäre Disposition - wie im Falle von Gunter Sachs vorliegt - ist die Gefahr einer solchen Handlung deutlich erhöht.



@ Medea,

was Du schilderst ist sehr tragisch. Es bringt mich aber dazu, hier einen Auszug aus Wikipedia einzufügen und den Link für diejenigen, die den Artikel ganz lesen möchten, anzubringen.

Als Hirnatrophie (umgangssprachlich: Gehirnschwund) bezeichnet man einen allmählichen Verlust von Hirnsubstanz. In gewissem Umfang ist ein Rückgang von Volumen und Masse des Gehirns mit fortschreitendem Alter normal, man verliert ab dem 20. Lebensjahr etwa 50.000[1] bis 100.000[2] Hirnzellen täglich. Nur über das für das Altersmaß hinausgehende Veränderungen werden als Hirnatrophie bezeichnet. Langfristig kann Hirnatrophie zu neurologischen Ausfallerscheinungen und zum fortschreitenden Verlust der kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Es gibt aber keinen linearen Zusammenhang zwischen Ausmaß der Atrophie und Leistungsminderung.
geschrieben von Wikipedia: Auszug Hirnatrophie


Der Bereich der Erkrankungen, die mit einer Hirnatrophie einhergehen, ist im Link nachzulesen.

Ich denke, es ist für jeden Angehörigen und Freunde bei jedem vollendeten Suizid eine entsetzliche Hypothek zu tragen. Die Frage, warum haben wir nichts bemerkt, warum war keine Möglichkeit zu sprechen vorhanden und und und ....

Aber wie Du schreibst Medea, die Bereiche der Zeugung, Geburt und des Todes liegen nicht in unserem Handlungsbereich.
Ganz tragisch ist ein Suizid bei einer Erkankung, die vielleicht noch mit Erfolg zu behandeln gewesen wäre.

Und für diejenigen, die gestern hart aber fair nicht sehen konnten, ein weiterer Link zum Nachlesen der Sendung.

Meli

Wikipedia: Hirnatrophie

hart aber fair - Spiegel online

clara
clara
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von clara
als Antwort auf lars vom 12.05.2011, 21:04:58
Lars, was Du schreibst, sehe ich genau so! Ich denke nur, so lange es in Deutschland nicht möglich ist, dass ein Mensch in bestimmten Fällen den Zeitpunkt seines Todes bestimmen kann, ist der Ausweg Schweiz für diesen Menschen eine wirkliche Alternative.
Es stimmt schon, dass die unheilvolle braune Vergangenheit bei diesem Thema eine große Rolle spielt. Darum auch die Ethikkommision. Trotzdem bin ich überzeugt, dass dem Wunsch der meisten Menschen in D, sich eventuell ein langes Leiden zu ersparen, mittelfristig entsprochen wird. Ein wichtiger Hinderungsgrund, die religiöse Beeinflussung und Einschüchterung, entfällt ja immer mehr.
Ob die Organisationen, die vom "Sterbetourismus" (schreckliches Wort!) vermutlich nicht schlecht leben, die Volksinitiative so gut finden? Dieser Aspekt darf leider auch nicht vergessen werden!

Clara

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sonja47
sonja47
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von sonja47
als Antwort auf Medea vom 13.05.2011, 13:24:34
Zitat von medea

keiner wird gefragt, ob er geboren werden möchte,
so will ich auch niemanden fragen müssen, ob ich
in eigener Verantwortung aus dem Leben gehen kann.
In einem solchen Falle sollten die Angehörigen hinter dem von ihnen geliebten Familienmitglied stehen.

Medea.
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@medea
da bin ich gleicher Meinung!
Ich erwähne meine Absichten, sollte ich mal unheilbar krank werden
und nur noch leiden, mit meiner Tochter und meinem Schwiegersohn,
denn ich möchte nicht dass sie sich mal ein schlechtes Gewissen machen.

Sonja


sonja47
sonja47
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von sonja47
als Antwort auf clara vom 13.05.2011, 16:06:31
Lars, was Du schreibst, sehe ich genau so! Ich denke nur, so lange es in Deutschland nicht möglich ist, dass ein Mensch in bestimmten Fällen den Zeitpunkt seines Todes bestimmen kann, ist der Ausweg Schweiz für diesen Menschen eine wirkliche Alternative.
Es stimmt schon, dass die unheilvolle braune Vergangenheit bei diesem Thema eine große Rolle spielt. Darum auch die Ethikkommision. Trotzdem bin ich überzeugt, dass dem Wunsch der meisten Menschen in D, sich eventuell ein langes Leiden zu ersparen, mittelfristig entsprochen wird. Ein wichtiger Hinderungsgrund, die religiöse Beeinflussung und Einschüchterung, entfällt ja immer mehr.
Ob die Organisationen, die vom "Sterbetourismus" (schreckliches Wort!) vermutlich nicht schlecht leben, die Volksinitiative so gut finden? Dieser Aspekt darf leider auch nicht vergessen werden!

Clara

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@clara
Nein da muss ich Dir wiedersprechen!

Nie und mimmer wollen wir Schweizer den Sterbetourismus, kein schlecher Ausdruck (Sterbetourismus)!

Jedes Land trägt in Eigenverantwortung, ob eine Selbsttötung bei unhelbarer Krankheit stattfinden darf!

Unser Land will sich die Hände nicht schmutzig machen, so dass nach etlichen Jahren mit dem Finger auf unsere Regierung gezeigt werden kann, seht alle her, die sind schuld, die haben unsere Vorfahren in ihr Land gelockt, der Finanzen wegen!

Nein, da bin ich sicher dass unser Bundes-Bern einen dicken Strich zieht!

Sonja
sonja47
sonja47
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von sonja47
als Antwort auf miriam vom 13.05.2011, 10:47:48
Zitat von miriam

Ich denke dabei an Walter Jens, dem die Erinnerung verloren gegangen ist. Ihm, der doch so etwas wie der Inbegriff des Intelektuellen in diesem Land, gewesen ist.
Sein Sohn Tilman, hat das allmähliche Verstummen des großen Rhetorikers der einst Walter Jens war, beschrieben – und den Unmut vieler Leser erweckt.
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@miriam
die Erinnerung verlieren ist ein sehr tragischer Zeitpunkt im
fortgeschrittenen Stadium der Alzheimererkrankung.

Nie werde ich eine Nachbarin vergessen, dessen Ehemann an Alzheimer im vortgeschrittenen Stadium litt und von ihr zu Hause gepflegt wurde.
Sie war eine sehr starke Frau, kannte kein Klagen, obwohl einer ihrer beiden Söhne von einem Amokschützen, im Zürcher Bauamt zusammen mit anderen Angestellten erschossen wurde.

Jedoch als die Krankheit ihres Ehemannes soweit fortgeschritten war, dass er sie mehrere Male nachts wecke und ihr zubrüllte,
geh weg, geh weg von mir ich kenne Dich nicht!

Da war sie am Boden zerstört, der Hausarzt wies darauf hin den Mann in`s naheliegende Pflegeheim ein.

Täglich besuchte sie ihn, er aber erkannte seine Ehefrau nicht mehr!
Diese Krankheit kann so sehr viel Tragik mit sich bringen.

Sonja

clara
clara
Mitglied

Re: Zum Tode von Gunter Sachs
geschrieben von clara
als Antwort auf sonja47 vom 13.05.2011, 22:38:13
Sonja, ich sprach nicht davon, dass die Schweizer Bevölkerung einen Sterbetourismus will, sondern von den Organisationen Exit und Dignitas, die Sterbehilfe/ Sterbebegleitung anbieten. Wie alle auch weniger makabre Organisationen wollen sie doch selbstverständlich finanziellen Nutzen aus ihrer Hilfe ziehen. Dies will ich auch gar nicht negativ beurteilen.
Wie aus unten stehendem Link hervor geht, wollen diese Organisationen nun ihre Finanzen offen legen, ein Beweis dafür, dass es diesbezügliche mahnende Stimmen gab oder gibt.
Das Wort "Sterbetourismus" hat für mich einen sehr negativen Beigeschmack! Ein "Tourist" reist (noch) lebendig in die Schweiz, aber tot zurück in sein Heimatland! Aber für das, wofür der Begriff steht, ist das Wort wiederum gut, darin gebe ich Dir Recht!

Suizidhilfe in der Schweiz

Clara


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