Aktuelle Themen Worüber habe ich mich heute gefreut, geärgert oder gewundert? Nr. 4
Schon komisch, dass ich andere Wahrnehmungen habe als die, die ich hier lese.
Ich kenne durchaus alte Leute, die nicht nur verdrängen oder so tun, als seien sie immer fit oder gut drauf. Eine Freundin von mir mit Multipler Sklerose antwortet auf meine Frage, wie es ihr gehe, immer mit „Schlecht“.
Und das wird von mir akzeptiert, denn wenn jemand sich nur noch mit dem Rollstuhl fortbewegen kann und Schmerzen hat, dann hilft kein Schönreden, dann hilft nur Verständnis und praktisches Tun, wie z. B., dass ich sie mal im Park spazierenfahre.
Danach geht es ihr immer viel besser, also kann man im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen, wenn es Leuten nicht gut geht, statt ihnen das ausreden zu wollen.
Ich kenne auch noch andere Leute, die manchmal schlecht drauf sind und Sorgen haben (mich inbegriffen).
Also in meinem privaten Umfeld sehe ich diesen Zwang zum positiven Denken, wie er ja vor allem von den USA propagiert wird, nicht. Ich verkehre allerdings auch nicht in gewissen Kreisen, wo man aus irgendwelchen Statusgründen immer gut dastehen muss und ein gewisses Image zu wahren hat. Meine Bekannten sind ganz nomale Menschen. 😉
Ich glaube sogar, dass es vielen Menschen so ergeht... Einsamkeit unerträglich wird...aber nur wenige es wirklich zugeben. Oft sind es ja auch Frauen, die einfach älter werden und zurück bleiben.
Das Schicksal eurer Bekannten ist ein Sinnbild dafür, dass selbst kleinere Aktivitäten nicht ausreichen, um der Einsamkeit zu entfliehen.
Egal, warum keine Kinder eine Rolle spielten oder andere Dinge ausschlaggebend waren..., jetzt zeigt sich doch, dass Kinder, Enkelkinder das Leben sehr bereichern könnten, wenn sie denn da wären...
Auch wenn Kinder und Enkelkinder ihrer Wege gehen...ich sehe es ja auch..., weiß ich doch, dass ich nie allein sein werde und allein dieser Gedanke macht mich glücklich!
Aus einer Einsamkeit kann man vielleicht noch physisch herauskommen, psychisch aber wahrscheinlich nicht, lieber Waldler, so schlimm das klingen mag, weil man sich im Kreise dreht, keinen Ansprechpartner mehr hat und selbst Antworten gibt. Dann folgt oft Verbitterung , die einen auffrisst!
Nur darauf zu "warten", dass man nicht mehr aufzustehen braucht..., ist ziemlich bedrückend.
Kristine
Durch die ausgebrochenen Diskussionen ist mir bewusst geworden, dass es offensichtlich bei mir immer wieder den Versuch gibt, Einsamkeit keine Chance zu geben, in dem ich zum Beispiel mich mit der "Herstellung" von Bildern befasse.
Derzeit ist es der thread rund um den Bildgenerator craiyon, mit dem man fabelhaft ständig neues machen kann und zugleich Kunstrichtungen neu erfahren und einsetzen kann (Ihr habt sicher alle mehrere Bilder an euren Wohnungswänden).
Die Einstiegsschwelle ist dermaßen niedrig, dass buchstäblich jeder Ältere/Greis/Senior mitmachen kann.
Retour kommt dabei ständig Freude, das ist zugleich das erste Wort des thread-Titels.
Mein outing da unten ist befreiend, klagt nicht an, jammert nicht, konstatiert nur.😉
Mein Genervt- Sein hat momentan einen aktuellen Grund.
Unser "Mal-Treff" lebt im Grunde ja auch davon, dass man sich einmal in der Woche trifft und sich austauschen kann.
Momentan ist die 85 Jährige gesundheitlich beeinträchtigt: Schwindelanfälle und nun gestürzt und linke Hand gebrochen. Ihr man verstarb vor 2 Jahren und sie wird nicht mehr länger alleine leben können. Ein Umzug steht an. Dennoch ist es immer angenehm und auch gegenseitig bereichernd mit ihr die Zeit zu verbringen. Trotz Sorgen gibt es auch Platz fürs Lachen.
Die Jüngere ist einstellungsmäßig das Gegenteil. Äußerlich auf jung gestylt aber unbeweglich im Geiste.
Ich gerate da in eine Rolle, die ich nicht haben will. Ich kann durchaus gut zuhören und auch Impulse geben, jedoch: Auch ich bin alt....
ach, ich möchte das nicht weiter ausführen.
Mareike
So kann es gehen, Juergen...es nützt nichts, in Gedanken zu verfallen. Etwas sinnvolles tun, kann wohl wirklich helfen. Ob das immer so ist...
Sei dahingestellt...jeder ist halt anders, muss seinen Weg finden.
Kristine
Ich freue mich, weil heute Abend mein Mann und mein jüngster Sohn zu einem Kurzurlaub aus Sevilla anreisen,
Geärgert hab ich mich über die Spedition, die den Kühlschrank schon Montag brachte und falsch abstellte-
Gewundert habe ich mich über die irre vielen Kürbisse im Hochbeet meiner kleinen Enkelin, die wir heue auf Stroh gebettet haben damit sie nicht faulen
Ja, das verstehe ich jetzt besser, Mareike. Danke.
LG
DW
Ich freue mich, weil sich mein Maffin über die viele Strohrollen auf dem Feld freut. Da kann man sich so schön den Rücken dran schrubbeln 😂
LG Heidrun
Ja, liebe Kristine,Lieber Waldler,
die Einsamkeit ist das schrecklichste des Alters. Ich erlebe das bei einer guten Freundin, die leider 500 km von hier wohnt, sonst könnten wir uns öfter sehen. Seit dem Tod ihres Mannes versucht sie zwar, sich Gruppen anzuschließen, sie hat auch mit dem Meditieren begonnen (in einer Gruppe), aber sie sagte letztens noch am Telefon, dass sie seit 4 Jahren eigentlich morgens keine Lust mehr hat, aufzustehen, denn es gibt ja keinen "für wen" mehr. Ihr Mann starb 2019, sie hatten keine Kinder.
LG
DW
du hast recht, die Einsamkeit ist das schrecklichste des Alters.
"Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste". (Hans Krailslaimer)
Ich kann das, was deine Freundin erzählt hat, nur bestätigen. Ich habe nach dem Tod meines Mannes genauso gedacht u gefühlt und das sehr lange, manchmal noch heute. Ich hätte niemals gedacht, dass wir schon vor dem Rentnerdasein getrennt werden, vor allem nicht, da mein Mann immer gesund war, nie im KH war, keinerlei OP s hatte. Es war ein plötzlicher Schicksalsschlag, der für mich nicht zu verkraften war, nach 50 Jahren verheiratet und seelenverwandt zu sein. Wir schauten in eine Richtung, wir wussten, was der andere gerade denkt und keiner konnte ohne den anderen sein. Und plötzlich war eine leere da, das wichtigste für mich war nicht mehr da.
Und ich dachte auch, warum stehe ich eigentlich auf, es wartet doch keiner auf mich, wie z. B. zum gemeinsamen Frühstücken u das planten des Tages. Das lächeln schon am Morgen u liebe Worte zu hören, das tat gut. Es war kein Leben mehr für mich, es hatte keinen Sinn mehr. Ich habe auch alles versucht, um die Situation halbwegs aushaltbar zu machen. Ich habe mich auch einer Gruppe angeschlossen, was aber eigentlich nicht das war, was ich gern gemacht habe. Es hat mir auch nicht viel geholfen. Vielleicht für paar Stunden bei den Treffs und unterwegs sein.Aber dann kam ich wieder in die leere u stille Wohnung. All das, was mein Leben schön u interessant gemacht hat, war plötzlich weg. Die Unterhaltungen mit meinem Mann, lustig, wie ernst. Das gemeinsame Unterwegssein, das Verständnis zu erleben, wenn es mir nicht gut ging. Das in den Arm nehmen u trösten, wenn es mir wichtig war, ich es brauchte. Was einen dann wieder Kraft gegeben hat. Das gegenseitige Freude machen und Danke sagen für alles, was wir täglich erleben konnten. Und zu wissen, dass im hohen Alter, dann vielleicht jemand da ist, der einem hilft, und das in beide Richtungen.
Die Freunde wohnten weiter weg, wir konnten uns nur besuchen per Auto und das haben wir sehr oft gemacht. Ich kenne meine Freundin schon seit der Schulzeit (50 Jahre)u wir haben uns nie verloren. Das ist dann auch weggefallen, denn wir beide Frauen haben keinen Führerschein. Und ich habe auch gespürt, dass, das Treffen nicht mehr das Treffen war, wie es mal war, wo wir zu viert waren. Wo wir viel gelacht haben und über vergangene Zeiten erzählt haben, gerade auch wo wir jugendlich waren. Aber nun hat mich der Treff, etwas traurig gemacht, denn der eine Platz neben mir war leer. .
Ich habe also festgestellt, dass egal was man macht u versucht, nichts kann den Partner ersetzen. Der Unterschied zu eurer Freundin ist, dass ich Kinder habe und für sie musste ich stark bleiben. Ich durfte mich nicht gehen lassen, denn sie brauchen mich jetzt noch mehr, wenn der Vater nicht mehr da ist. Meine Kinder sind jetzt mein Lebenselixier, für sie kämpfe ich. Ich versuche mich an kleinen Dingen zu erfreuen, mir Sachen zu suchen, die mir Spaß machen, manchmal kann ich das auch genießen.
Jetzt freue ich mich, dass ich mich sehr gut in die neue Wohnung u Umgebung eingelebt habe. Eigentlich wollte ich nicht umziehen, denn ich habe damit Freunde u ehemalige Kolleginnen, verlassen müssen. Gut ist, das war wichtig, dass ich schnell neue nette Leute kennengelernt habe, mit denen ich mich treffen u unterwegs sein kann. Einmal die Woche spielen wir Rummikub u andere Spiele. Der Grund für den Umzug war, dass ich näher bei meinem Sohn wohne, nach dem Unfall den ich hatte. (Oberschenkelhalsbruch) Nun ist mein Leben leider eingeschränkter geworden( das auch noch) und trotzdem habe ich auch da wieder gekämpft, dass ich wieder laufen kann.
Ja, auch ich war immer u das bis heute, gern mit jungen Menschen in Kontakt. Schon durch die Kinder, Schwiegerkinder, Enkel, junge Kolleginnen usw.. Da habe ich mich wohlgefühlt, man fühlte sich plötzlich auch wieder jünger, denn all das, was sie reden wollten, hat einen auch interessiert.
Ich weiß noch als meine Mutter ins betreute Wohnen kam, sie immer zu mir gesagt hat, weißt du, ich hab nicht mehr viel Lust mich mit den Bewohnern zu treffen, alles ältere Menschen. Sie reden nur über Krankheiten oder erzählen immer das gleiche, zeigen immer die gleichen Fotos usw. Sie vergaß, dass sie ja auch älter war, aber sie fühlte sich noch jünger gegenüber den anderen Frauen, denn sie hatte noch Lust auf andere Gespräche. Meine Mutter fühlte sich am wohlsten, wenn sie mit uns allen, den Familien zusammen sein konnte, da fühlte sie sich plötzlich auch wieder jünger. Das habe ich gespürt, wenn wir große Familienfeiern hatten. Sie war topfit im Kopf, sie hat sich noch für vieles interessiert, auch für Politik. Sie hat bei den Feiern alles mitgemacht u sehr viel gelacht. Sie war wieder so, wie ich meine Mutter lange kannte. Man spürte, sie fühlt sich sehr wohl, sie hat ihr Alter, ihre Krankheiten, einfach mal vergessen. Ja, junge Menschen können bei uns vieles wieder erwecken, was schien weg zu sein.
So, nun werde ich aufhören, ist schon viel zu viel geworden. Aber ich könnte ein Buch schreiben, über das, was ich alles in meinem Leben erlebt habe. Ich überlege, ob ich den Kommentar abschicke. Ist es nicht zu viel Privates? Aber ich mache es einfach mal. Kann ja nichts passieren.😉
Euch allen ein schönes Wochenende, mit vielen glücklichen Momenten.
Danke Tina! 💓
Mareike