Aktuelle Themen Worüber habe ich mich heute gefreut, geärgert oder gewundert? Nr. 3

Stimmt, Hannes, ich hätte darum bitten sollen. Leider liegt mir so etwas nicht, weiß der Geier warum. Vermutlich erwarte ich zuviel, wenn ich Hilfe erwarte, ohne den Mund aufzumachen. Hm, wieder was zum Nachdenken. Danke dafür.

LG,
woelfin

ich verstehe es gut, woelfin.
Ich arbeite ( jetzt ehrenamtlich ) als Betreuer für Behinderte , gehe mit ihnen einkaufen, zu Behörden und Veranstaltungen, dabei stelle ich oft fest, wie froh und erleichtert die Leute sind, wenn man ihnen klar sagt, wie und wo sie helfen können. Aber für einen Außenstehenden ist es auch sehr viel leichter zu fragen.

hannes

Liebe Wölfin, ich kann die Situation nur aufgrund deiner Erzählung einschätzen, aber ich habe schon öfter erlebt, dass es sich - abgesehen von möglichen "Berührungsängsten" - in ähnlichen Fällen eher um Gedankenlosigkeit als um Gleichgültigkeit handelt.

Beste Grüße, euch beiden einen guten Start ins Wochenende und Finn ein liebes "Krauli" unterm Kinn. :)

~~~~~~~

Was mich immer wieder verwundert - in einigen Threads ist teils über Stunden "Leerlauf" und auf einmal, wie abgesprochen, überschneiden sich mehrere Postings innerhalb eines kurzen Zeitraumes (wie grad wieder erlebt im ST-Ponyhof ... )

Shen

Weder ärgern noch wundern.

Möglich ist, haben sich darüber gar keine Gedanken gemacht, waren mit ihren Gedanken wo anders.

Meine Tochter sagte mir einmal, sie hilft gerne aber nur noch wenn sie darum gebeten wird, nicht mehr spontan.
Zu oft hat sie erlebt, daß sie die Tür aufhalten oder über hohen Bordstein behilflich sein wollte. Sie hat nicht einfach zugepackt, sondern vorher gefragt.
Sie wurde dann so oft aggressiv angemacht, so nach dem Motto, das könnten sie auch alleine.
Da murmelte sie nur eine Entschuldigung, sie wollte ja nur helfen.
Möglich daß viele zu Stolz sind um Hilfe anzunehmen.
Woher soll man wissen ob Hilfe gewollt ist.

Monja.

@ Shenaya

So wird es wohl gewesen sein. Berührungsängste im Zusammenhang mit Gedankenlosigkeit. Gleichgültigkeit würde ich auch ungerne unterstellen wollen, denn ich denke, wenn ich um Hilfe gebeten hätte, hätten sie sicher geholfen.

@ Monja-moin

Danke für die Schilderung der Erlebnisse Deiner Tochter. Das geht in etwa in die gleiche Richtung, wie Shen und Hannes es erwähnten. Es ist mir allerdings ein Rätsel, wie man auf ein Hilfsangebot aggressiv reagieren kann. Man kann es doch auch mit einem Danke, es geht schon höflich ablehnen. Bei den Erfahrungen kann ich Deine Tochter voll und ganz verstehen, dass sie nur noch hilft, wenn sie darum gebeten wird.

Also muss ich mir ein Herz nehmen und nächstens um Hilfe bitten, wenn es notwendig ist. Das wird ein Lernauftrag für mich.

Lieben Dank für Eure Antworten.

woelfin

Es ist mir allerdings ein Rätsel, wie man auf ein Hilfsangebot aggressiv reagieren kann. Man kann es doch auch mit einem Danke, es geht schon höflich ablehnen. Bei den Erfahrungen kann ich Deine Tochter voll und ganz verstehen, dass sie nur noch hilft, wenn sie darum gebeten wird.
woelfin

Liebe Woelfin,
Du mußt auch bedenken, daß viele Behinderte, insbesondere gerade Rollstuhlfahrer auch viele schlechte Erfahrungen mit " Helfern " gemacht haben, und zwar auf die " herablassende Art " sprich
von oben nach unten, es sind nicht wenig Helfer, die denken, daß außer dem Bewegungsapparat auch der Denkapparat eingeschränkt ist oder ganz stillgelegt wurde, das geht mitunter so weit, daß die Helfenwollenden in die Kleinkindersprache verfallen oder ins Ausländerdeutsch, und da kann man so manche sich eingeschlichene Frust-Aggression schon besser verstehen!

Edita

Edita, das mit den schlechten Erfahrungen ist sicher ein Grund, an den wir Gesunden nicht gleich denken, wenn unsere Hilfe - oft barsch - abgelehnt wird. Ich wollte mal einer gebrechlichen Dame im Stuttgarter Bahnhof, die schwere Reisetasche die Treppe hinauf tragen und hatte das freundlich angeboten. Ich bin abgewiesen worden wie eine Straßendiebin. Erst war ich wütend, dann hab ich überlegt, dass der Frau auf diese Weise eventuell schon mal etwas abhanden gekommen ist.
Ein Rollstuhlfahrer, dem ich die Einkäufe auf´s Band legen helfen wollte, hat das abgelehnt: er wolle noch selber machen, was er könne. Dann fiel etwas auf die Erde - da durfte ich ihm dann doch helfen.
Ich frage immer erst, ob ich helfen kann und wenn die Hilfe abgelehnt wird - auch gut! (Ebenso frage ich meinerseits den jungen Nachbarn aber auch, ob er mir mal den Sprudelkasten in den Keller tragen würde, wenn er von alleine nicht darauf kommt )
Klara

Das ist dann die andere Seite der Medaille, liebe Edita. In so einem Fall kann ich eine aggressive Ablehnung schon verstehen.

Wie kommt jemand darauf, einem körperlich Behinderten auch seine geistigen Fähigkeiten abzusprechen und ihn zu behandeln wie ein Kleinkind? Die allgemeine Gedankenlosigkeit ist offensichtlich viel verbreiteter, als ich angenommen habe.

LG,
woelfin

Wie kommt jemand darauf, einem körperlich Behinderten auch seine geistigen Fähigkeiten abzusprechen und ihn zu behandeln wie ein Kleinkind? Die allgemeine Gedankenlosigkeit ist offensichtlich viel verbreiteter, als ich angenommen habe.
LG,
woelfin

Da schleicht sich bei vielen Helfenwollenden ein unausweichlicher Automatismus ein Woelfin, unter dem insbesondere junge erwachsene Rollstuhlfahrer leiden, das " Sie " wird automatisch in ein
" Du " umgewandelt, und sie werden wieder zu Kindern degradiert!

Edita

ps: wenn ich mich neben einem Rollstuhlfahrer befinde, sage ich immer " wenn Sie Hilfe benötigen, ich helfe ihnen gerne " und dann sieht man ja......

Ja, diese Thematik wäre durchaus einen eigenen Thread wert, Edita.
Ich habe viele Kontakte zu Rolli-Fahrern und so wie du dein Hilfsangebot beschreibst, halte ich es auch. Unbefangen und höflich fragen, ob Hilfe erwünscht ist.

Ich erinnere mich gerade an zwei im wahrsten Sinne treffende, sehr 'bissige' Videos mit dem großartigen Satiriker Gerhard Polt zum Thema "Behinderung/Rollstuhlfahrer", möchte sie allerdings hier nicht einstellen.

~~~~~~~~~~~~~~

Ich freue mich, dass Wochenende ist und ich es hoffentlich in Ruhe genießen kann.

Ebenfalls schöne Stunden
wünscht euch Shen.