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Aktuelle Themen Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.

Mitglied_162e28b
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RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Ich habe es ja schon geschrieben - der Unfall und sein Ausgang sind furchtbar.

Doch langsam frage ich mich, ob und wie intensiv irgendein Mensch ausser den Angehörigen
darüber gesprochen hätte.

aixois
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RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von aixois
als Antwort auf Der-Waldler vom 04.11.2022, 21:22:00


Lieber @Der-Waldler,

ich bin im gleichen Dilemma wie Du auch.

Versuche aber auch,  mich in diese  Protestler hineinzuversetzen.
Größtenteils jugendlich, verzweifelt im Angesicht der von ihnen als unerträglich und leidvollen empfundenen Zukunft, lehnen sie sich auf, rebellieren (unterschwellig sicher als vergeblich empfunden) mit Aktionen, deren Wirkung sie in ihrer Unreife nicht einschätzen können.

Was Dir und mir erhaltenswert, als wertvoll,  erscheint, sehen sie anders, eher als Objekte, bei denen man "Aufmerksamkeit", "Erregung" hervorrufen kann, für die Sache 'Klima'.
Ich denke nicht, dass sie wie die IS Fanatiker auf Zerstörung von Kulturgütern aus sind. Sie wählen sie m.E. gezielt aus, nehmen Beschädigung in Kauf, aber nicht der eigentlichen Wertobjekte (nur hinter Glas sicher geschützte Objekte ?) .

Dass dies hochriskant ist, dass die Reaktion 'backfiren' (zurückschlagen) könnte, und sie ihrem Anliegen mehr schaden als nützen, scheinen sie bislang noch nicht erkannt zu haben.

Die Logik dahinter - wenn es denn eine ist - ist aber eine andere: wir wollen die alten Generationen vorführen, sie zwingen, deutlich zu machen, was ihnen wirklich wertvoll ist.
Nicht wir, nicht unsere verkorkste kaputte Zukunft, sondern ihre alten Bilder. Über die regen sie sich auf, mehr als über den Klimawandel, den sie hinnehmen, gegen den sie wenig unternehmen, nicht aktiv werden, im Gegenteil, sie machen weiter wie bisher, geniessen ihren Wohlstand, im Wissen, dass dies den CO2 Ausstoss weiter erhöht, im Wissen, dass wir von der 'letzten Generation' das später 'ausbaden' müssen.
Ohne die Alten und die Mittelalten können die Jungen noch so protestieren, sie werden NICHTS Konstruktives erreichen
Das meinte ich mit dem Dilemma zwischen 'Sinn' und 'Unsinn'.
Die sinnbesitzenden Generationen und die unreif-unsinnigen agierenden 'letzten' Generationen kommen nicht zusammen, es kommt zu keinem Schulterschluss.
Wir Alten warten darauf, dass die Jungen uns "mitnehmen", die Jungen, dass wir Alten ihre Anliegen ernst nehmen, sie unterstützen, sie bei der Hand nehmen , um gemeinsam sich auf die Suche zu machen nach der Anwort auf die Frage , was macht Solidarität heute aus, eine Solidarität, die  - wie Heinz Bude vor ein paar Tagen in einem lesenswerten Artikel der SZ schrieb - "keine Forderung von außen [ist], sondern 'von innen' kommt. 

Solidarität funktioniere nur dann - so Bude - wenn wir uns auf "etwas Gemeinsames beziehen können, das uns wichtig ist", und wir "nur zusammen", mit "wechselseitiger Hilfe und Unterstützung" hinbekommen können. Dem steht, durch die Politik weiterhin gefördert, das "neoliberale Ich mit seiner Selbstherrlichekit und Selbsttrunkenheit " entgegen und erschwert das Finden eines "Wir".

Wäre der Protest der 'Jungen' ein anderer, wäre er überhaupt nötig, wenn auch wir Alten die Jungen 'mitnehmen', mit ihnen die alten Gemälde anschauen, und gemeinsam die Tomatensuppe und das Apfelmus essen würden, und damit mehr Kraft bekämen, endlich den Druck auszuüben, den es braucht, um ernsthaft weniger fossile, dafür mehr erneuerbare Energie zu verbrauchen ?

Die Jungen werden sich in ihrer Auflehnung bestätigt sehen, wenn wir alle in ein paar Tagen den "erfolgreichen" Abschluß des Moprgen beginnenden COP 27 Treffens in Sharm El Sheikh feiern können ...

Wäre ich ein Junger, würde ich z.B. die Frage stellen, wie sinnvoll (glaubwürdig, konsistent) es vor diesem Solidaritätshintergrund ist, Werbung zu machen für Flugreisen (auch hier im ST)  Kreuzfahrten ... für die älteren Generationen ?
Die Antworten kennen wir.



 
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von Mareike
als Antwort auf aixois vom 05.11.2022, 13:45:18

Du sprichst mir aus dem Herzen Aixois und bei dieser Diskussion gehen meine Gedanken zu dem jungen Studenten, der bei der überflüssigen und verlogenen "Räumung" in Hambach-Forst ums Leben kam.
Auch damals eine Verkettung von "Umständen", wo die Schuldfrage letztlich auch nicht weiterführend war ...

https://trauer.rp-online.de/traueranzeige/steffen-meyn

Mareike


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ingo
ingo
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RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von ingo
als Antwort auf aixois vom 05.11.2022, 12:41:35

@aixois: "" Du erwartest  jetzt aber nicht, dass ich eine Zitatenliste aufstelle ? ""
Doch! Wenn Du so eine wilde Behauptung aufstellst, können wir erwarten, dass Du sagst, wo Du sie her hast. Beispiel: Wenn Du sie von Russia Today hättest, was ich nicht glaube, wäre alles klar. Das war's von mir. Meine Meinung kennt nun jeder; und Deine auch.

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Rispe vom 03.11.2022, 18:39:06

Ich habe auch das Gefühl, dass diese Aktionen immer mehr "nach hinten losgehen", als dass sie den Demonstrierenden helfen könnten, Verständnis bei der Bevölkerung zu bekommen.

Ich möchte mal wissen, wie sie reagieren würden, wenn sie selbst mal unverhofft wegen Zuspätkommens zur Arbeit oder zum Prüfungstermin irgendwann erscheinen würden...ob dann die Sitzblockade als Grund durchgehen wird?

Ich bin immer für das Demonstrationsrecht aber was hier abgeht, hat damit nichts zu tun, die sind auch nicht angemeldet. Zerstörungswut, Stilllegung ganzer Strassen und wichtiger Verkehrsknotenpunkte kann kein Mittel sein. 

Der Schaden für einen guten Gedanken, der aber falsch umgesetzt wurde und wohl wird..., ist immens größer aber vor allem kommt Unmut in der Bevölkerung gegen diese Leutchen auf und das nicht wenig!

Wer für eine gute Sache andere in Gefahr bringt und nötigt, ist kein (!) Aktivist!


Kristine

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf aixois vom 05.11.2022, 13:45:18

Lieber aixois,

ich bin momentan dabei (auch durch Deine Beiträge), sehr vorsichtig meine Meinung infragezustellen und ggfs. zu verändern, zumindest was Blockaden angeht. Wenn ich daran denke, was damals in Wackersdorf (ganz hier in der Gegend, in der ich lebe) abging an zivilem Ungehorsam inkl. Blockaden, und was es bewirkt hat...

Aber ich bin zu sehr Kulturmensch, als dass ich die Museumsaktionen auch nur andeutungsweise gutheißen oder auch nur verstehen könnte. Mich erinnert das alles zu stark und zu persönlich an "entartete Kunst-Ausstellungen", Bücherverbrennungen und ja, auch an den IS mit seinen Zerstörungen unschätzbar wertvoller Buddhafiguren, wobei ich mit "wertvoll" nicht den materiellen Wert meine, wie Du Dir denken kannst. Bitte nicht missverstehen, ich stelle die jungen Leute nicht auf eine Stufe mit Nazis oder Islamisten, aber es triggert mich...

Was mich aber zusätzlich so bedrückt, ist, dass diese jungen Menschen ihre so wichtigen Ziele selbst runtermachen, denn die Springer-Presse hat sich bereits auf sie "eingeschossen", und etablierte Politiker und auch andere Medien übernehmen diese Narrative, oft ungeprüft, weil es ihnen in den Kram passt.

Ich bin da völlig zerrissen
...

LG

DW
 


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Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von Rispe
als Antwort auf werderanerin vom 05.11.2022, 15:03:11

Richtig! Für mich ist es gar nicht so relevant, wie weit die Klebeleute nun in diesem speziellen Fall schuld sind, wenn die Hilfe zu spät kam.
Fakt ist, dass sie jede Verzögerung und damit auch die Gefahren für andere billigend in Kauf nehmen, und das ist für mich entscheidend.
Mit den Sitzblockaden von Wackersdorf und anderswo ist das nicht zu vergleichen, dabei wurde niemand anderer in Gefahr gebracht, hinzu kommt, dass diese Leute bei Behinderungen immer sehr schnell weggetragen werden konnten von der Polizei.
Bei den Klebeaktionen dauert es oft sehr lange, bis der Klebstoff so weit gelöst ist, dass man die Leute wegtragen kann, deshalb liegt in diesen Aktionen eine viel größere Gefahr.

Und was den Vandalismus gegenüber den unschuldigen Kunstwerken betrifft, so habe ich erst recht null Verständnis. Kunst und Kultur gehören zum Leben dazu und sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern wichtig auch für eine humanere Gesellschaft.
Im Krieg gegen die Ukraine wurden auch gezielt Museen und Kunstwerke von Russland zerstört, weil man weiß, dass man damit auch die Identität eines Volks angreift.
Das sollten sieh diese Leute mal vor Augen führen. Wollen sie mit Kriegstreibern auf eine Stufe gestellt werden? Kann ich mir nicht vorstellen.

Es gibt für mich gar keinen Grund, so etwas schönzureden und zu relativieren. Und hier lasse ich mich auch nicht einlullen oder beeinflussen über irgendwelche intellektuellen Verrenkungen.
 

Bias
Bias
Mitglied

RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von Bias
als Antwort auf Der-Waldler vom 05.11.2022, 15:39:38

Wenn das Ziel nur edel genug und falls es nicht erreicht wird, die Apokalypse schaurig genug in Aussicht gestellt wird, rechtfertigt das jeden Einsatz.
Die Akteure sind Helden und Märtyrer.

Das, was sie im Dienste der guten Sache anrichten, wird über kurz oder lang an die RAF erinnern, deren Kämpen ebenfalls aufrütteln wollten.
Solche Prozesse haben die unselige Tendenz sich zu verselbständigen.

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Der-Waldler vom 05.11.2022, 15:39:38

Lieber Der-Waldler

Wir waren hier in unserer Gegend Jahrzehnte im Einsatz für den Erhalt des wertvollen Bürgewaldes (Hambach).
Es wurden teure Studien bezahlt, Petitionen eingereicht, Bürgerversammlungen organisiert.
Es passierte nichts. Auch in der Bürgerschaft wurde man eher nur belächelt: "Du mit Deinem missionarischen Eifer ..."

Dann, es war in meiner Erinnerung in den 80er Jahren, hatten wir Kontakt mit der evangelischen Kirche und mit einem kath. Pfarrer hier vor Ort und die Beiden  waren sehr motiviert und so entstand die Idee zu einem ökumenischen Gottesdienst mit dem Thema: Gottes Schöpfung schützen und bewahren.

Das hat dann besonders in den kath- Gemeinden für Aufruhr gesorgt! 😄 Und auf einmal war unser Anliegen Thema, auch in den Medien.

Offenbar muss der Protest "triggern" - müsste nicht der Frevel an der Natur uns täglich so triggern, dass wir uns immer wieder laut und deutlich zu Wort melden würden?

Liebe Grüße
Mareike

 

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Wie weit dürfen Klima-Aktivisten gehen ? Verunfallte 44 jährige Radfahrerin verstorben.
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bias vom 05.11.2022, 16:24:21
Wenn das Ziel nur edel genug und falls es nicht erreicht wird, die Apokalypse schaurig genug in Aussicht gestellt wird, rechtfertigt das jeden Einsatz.
Die Akteure sind Helden und Märtyrer.


Das, was sie im Dienste der guten Sache anrichten, wird über kurz oder lang an die RAF erinnern, deren Kämpen ebenfalls aufrütteln wollten.
Solche Prozesse haben die unselige Tendenz sich zu verselbständigen.
geschrieben von Bias

Das von mir kursiv Hervorgehobene verstehe ich in diesem Kontext nicht. Ist das Deine Auffassung, paraphrasierst Du damit allgemeine Meinungen?

Den Rest verstehe ich.

Schönen Gruß

DW

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