Aktuelle Themen „Wessis“ und „Ossis“ – Gestern, Heute und Morgen
Nirendwo steht geschrieben, daß es den Menschen 89 um mehr oder überhaupt um Konsum ging, ich selber schrieb es schon vor etlichen Tagen, auf vielen Transparenten war zu lesen:
Edita
Heute vor 62 Jahren kam ich mit meinen Eltern aus dem Urlaub an der Ostsee. Ich war damals 12 und kann mich noch recht gut erinnern. Der Zug war normal besetzt, d.h. die Koffer dienten auch als Sitzplatz. Wenn man nicht stundenlang stehen wollte. Wir sind morgens losgefahren und wollten am frühen Nachmittag zu Hause sein. Und dann ging es los.
Der Zug stand bald wieder. Irgendwo in der Prärie. Der Zeit nach musste es in der Nähe von Berlin sein. Die Menschheit wurde nach und nach ungeduldig. Keiner wusste, was los war. Als der Schaffner sich einmal durch die Massen quälte, meinte er, es sei kein Unfall auf der Strecke und es ginge hoffentlich bald weiter.
Es ging nichts. Und es war warm - damals gab es ja noch Sommer! Die Vorräte waren alle aufgebraucht, kein Trinken und kein Essen. Die ersten Kinder begannen nicht nur zu quengeln, es war Geschrei. Schließlich waren viele Urlauber mit kleinen Kindern im Zug. Einen Mitropawagen gab es nicht. Die Toiletten waren bald vollge..... nicht mehr zu benutzen.
Es war heiß und stickig. Den Zug konnten wir nicht verlassen. Ich wundere mich noch heute, dass damals keine Panik ausbrach. Wir erfuhren NICHTS, standen nur in der Landschaft. Es wurde Mittag, Nachmittag, Abend. Keine Ahnung, ob nicht manch einer einen Kreislaufkollaps bekommen hat. Wir konnten ja nicht raus aus dem Abteil. Wohin auch? Nebenan war es genauso voll.
Dann kam eine Durchsage, es wurde schon dämmrig: "Der Zug muss um Berlin umgeleitet werden. Fahrgäste werden mit Bussen nach Berlin gebracht." Ein erlöstes Aufstöhnen ging durch das Abteil und der Zug setzte sich tatsächlich in Bewegung. Wir waren irgendwann vor Mitternacht zu Hause. Was los war, erfuhren wir erst am nächsten Tag aus dem Radio.
Simiya
Familien wurden auseinander gerissen. Man mag sich das gar nicht vorstellen.
Ingrid60
Simiya
»Wir werden uns niemals mit der brutalen Teilung dieser Stadt, mit der widernatürlichen Spaltung unseres Lebens abfinden.« Willy Brandt, Regierender Bürgermeister von Berlin, am Tag des Mauerbaus, 13. August 1961.
Um so mehr wäre es Aufgabe die Mauer in den Köpfen abzubauen.
Mareike
Es gibt keine Mauer in den Köpfen, es gibt eine unterschiedliche Sozialisation der Menschen in unterschiedlichen politischen Systemen, das kann man nicht ab- oder ausschalten, das kann sich nur mit den Jahren auswachsen!
Edita
Es ist ja vielsagend, wenn man nie vergisst, wie man diesen Tag verbracht hat.
Ingrid60
Ich arbeite bereits an einem Thema im blog, der sich mit den Mauern der Gegenwart, durch was und wo auch immer, beschäftigt. Die chinesische Mauer und der Iron curtain waren Teil der Welt, Mauern, Zäune, Absperrungen haben Zukunft, leider, es gibt auch ausser Wessi etc. inzwischen noch ein Überalli, wo man Menschen von irgendwas abhalten will, daran gemessen ist die Zeit vor und nach 1990 in Deutschland kein Problem mehr, in Zukunft, aber die ist immer noch Thema.
Vor 62 Jahren hatten mich meine Eltern von Karlsruhe aus zu Bekannten ins Elsass gebracht, wo ich zwei Wochen Ferien machen durfte. Als sie von den Geschehnissen an diesem Tag erfuhren, hatten sie Angst vor einem Kriegsausbruch - was wäre, wenn man die Grenzen zu Frankreich schließen würde? Es ging alles gut, ich hatte zwei schöne Wochen auf dem Winzerhof, während sich woanders schlimme Dinge ereigneten.
LG barbarakary