Aktuelle Themen „Wessis“ und „Ossis“ – Gestern, Heute und Morgen
Real-Sozialistisches Ehrenwort des damaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht am am 15. Juni 1961 auf einer Pressekonferenz in Berlin-Ost:
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“!
Edita
Wir waren an diesem schönen Sommertag mit dem PKW und
befreundeten Hennigsdorfern auf der Fahrt an die Ostsee, als wir die
Nachricht im Radio hörten. "O, wenn die dichtmachen, wo kriege ich denn
dann mein Nougat her", sagte Frau L.
Was aus diesem "Dichtmachen" im weiteren Verlauf wurde, wissen
besonders die Berliner und alle, die in der Nähe der "Zonengrenze"
wohnten - wie auch ich.
Ich denke immer noch an diesen Jungen "Geoffrey", einer der letzten , der
sein Leben verlor, weil er von Ost- nach Westberlin wollte. Ein paar Wochen
später ist die Mauer gefallen.........
Die "Mauer" - dieser Begriff hat mir einen Eintrag in meine Kaderakte
beschert.
Es war eine aufgeregte Belegschaftsversammlung. Um die Ziele einer
"sozialistischen Brigade" zu erreichen, sollten nach Feierabend irgendwelche
politischen Schulungen sein. Alles junge Frauen mit Kindern, die aus den
Kinderkrippen zum Feierabend abgeholt werden mußten.
"Sag`s du ihnen, Charlie......" Ich war selbst betroffen und aufgeregt und sagte
in etwa: "Ich kann es nicht verstehen, daß ihr (die Chefs) es nicht geregelt
kriegt, die Abholzeiten in den Krippen für solche "Überstunden" zu verlängern,
wo es doch organisatorisch leichter scheint, eine Mauer von Thüringen bis
rauf an die Ostsee zu bauen." O Gott !!!!! Da hatte ich was gesagt !
In der Aufregung.....
Einer der Chefs brüllte gleich: "Das heißt : antifaschistischer Schutzwall und
nicht Mauer!"
Ich mußte eine Stellungnahme abgeben, wie ich das gemeint hätte, und Reue
zeigen.......
Für ein Praktikum mußte ich wochenlang früh in der Dunkelheit mit dem Zug
zum Betrieb fahren - dicht an der "Mauer" entlang. Die Grenze hell
erleuchtet. So eine Stromverschwendung ! Am schlimmsten
war es nachmittags auf der Heimfahrt. Dann sah man die Schäferhunde
hin und her laufen auf einem schmalen Grenzstreifen. Mir kommen heute
noch die Tränen, wenn ich daran denke : "Todesstreifen", hohe Drahtzäune,
junge Wehrpflichtige auf Postenstand mit Schießbefehl und auch noch
Hunde, die Grenzverletzer "stellen" sollten..........
Was für ein großes Glück, daß diese Zeiten vorbei sind !
C.S.
Was geht mich mein Geschwätz von gestern an!
Ingrid60
Wo war ich damals, als die Mauer gebaut wurde? Und wo war ich, als sie fiel? Natürlich weiß ich das, an einem Sonntag hieß es: "An der Sonnenallee oben geht etwas vor sich!" Ich, wohnhaft in Berlin-Baumschulenweg, lief mit vielen anderen rauf zur Ecke Baumschulenstrasse/Sonnenallee. Da rollten NVA und Kampfgruppenleute Stacheldraht aus. Nach Westberlin zu gehen, ist ab heute verboten, hieß es. Niemand verstand es. Ein Kollege meiner Mutter, der mit uns am Grenzübergang stand, lief zurück nach Hause, holte ein paar wichtige Sachen und konnte meiner Mutter noch sagen, er käme nicht wieder. Auf Arbeit oder überhaupt, in der Aufregung wusste sie das nicht. Er kam nie wieder.
Im Mai 1961 war meine Konfirmation, da waren wir noch alle beisammen, die Verwandten aus Berlin-West und wir. Nun war Schluss mit lustig. Das haben wir nicht sofort realisiert, erst später.
Als die Mauer fiel waren wir zu Hause, die PK mit Schabowskis Versprecher haben wir noch gehört und sind dann ins Bett gegangen. Nichtsahnend .... am nächsten Tag das Unglaubliche, ich konnte es nicht fassen. Am übernächsten Tag mit meiner Mutter und meiner Tochter zur Sonnenallee und die alten Spazierwege abgelaufen unter Tränen. Eine Hochstimmung in Neukölln, wie ich sie nie wieder erlebt habe. Geschäfte hatten vor ihrem Eingang Tischchen aufgebaut und Sekt u.a. Getränke gratis angeboten. Von großen Wagen herunter wurden kostenlos Waren verteilt, Kaffee u.a.m. Unter meinem Scheibenwischer vom Trabant befand sich eine Tafel Schokolade.
Das ist lange her, viel ist passiert, doch das Wichtigste, die Mauer ist weg und wir sind ein Deutschland.
Michiko
vor wenigen Tagen sah ich zum ersten Mal die Doku über den ersten Tunnelbau von Ost nach Westberlin und wie es danach weiterging, das hat mich sehr beeindruckt.
An den Mauerbau erinnere ich mich gut, ich war 12 und fuhr mit Mutter und Bruder nur 14 Tage später zu einer Familienfeier nach Neukölln , die Familie wohnte nur 1 Block von der Mauer entfern -und es war sehr bedrückend und beängstigend. auf mich.
Ich war froh, als wir wieder in Bonn waren.
wo war ich damals, als die Mauer gebaut wurde? Auch ich stelle mir jetzt die Frage. Ich weiß es nicht mehr, wo ich war und auch nicht von wem ich es erfahren habe. Ich war 10 Jahre. Wir wohnten im Tal der Ahnungslosen, es gab kein Westfernsehen, kein Telefon. Vielleicht hat es mein Vater erst später erfahren, weiß ich alles nicht mehr. Aber später wussten mein Vater und ich, warum es zu einem plötzlichen Besuch meiner Halbschwester, Tochter aus erster Ehe, kam, weil sie doch erst vor einer Woche da war. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihr, habe mich immer gefreut, wenn sie uns besucht hat, denn ich war ein Einzelkind. Später haben wir erfahren, dass sie mit ihrem Freund, sie war damals 16 Jahre geflohen ist. Sie hat die letzte Chance genutzt. Und dieser Besuch sollte ein Abschied von uns sein, sie hat es aber nicht sagen können, war viel zu gefährlich. Und wir ahnten nichts, da sie ja erst 16 Jahre war. Wir sind aber in engen Kontakt geblieben. Später ist sie nach Kanada ausgewandert u. hat uns immer schöne Fotos geschickt.
Und wo war ich, als sie fiel? Da kann ich nur antworten, ich war ich in Heidelberg. Wir sind aus dem Urlaub in Ungarn heraus, also unvorbereitet, ganz spontan in die BRD geflohen u sind in Heidelberg gelandet, wurde alles vom roten Kreuz geregelt. Es war eine aufregende Zeit, generell, besonders die Entscheidung im Urlaub. Also gehen wir in das Lager vom roten Kreuz und fahren damit nicht mehr zurück oder fahren wir zurück. Wir drei haben nur noch gegrübelt, einmal haben wir gesagt, wir nutzen die Chance, sie war so nah, es wird die letzte Chance sein, denn es war schon immer unser Wunsch. Den anderen Tag haben wir dann wieder gesagt, nein das können wir nicht machen, es gab auch Gründe dafür. Wir waren jeden Tag unterschiedlicher Meinung, was uns als Personen betraf. Es war ein hin und her.
Dann sind wir doch in das Lager gegangen. Man sagte uns, dass sie uns nicht sagen können, wie lange das dauert bis wir ausreisen können, also wie lange wir in dem Zeltlager bleiben müssen. Sie sagten, das könnte auch bis zu einem Jahr dauern, was sie aber nicht glauben. Es kam auf die Verhandlungen an. Wir hatten dann großes Glück, denn wir waren nur 7 Tage in dem Zeltlager, dann konnten wir ausreisen. Und dann begann die Fahrt ins Ungewisse. Also es war eine Riesenfreude auf der einen Seite, wir können nun endlich in den Westen und dann aber auch, wird alles gut gehen, mit Job, Wohnung, Schule? Angst vor Arbeitslosigkeit. Und wird unser Sohn sich in der neuen Schule, mit einem neuen, anderen System sich wohlfühlen?
Als Erstes kamen wir ja wieder in ein Lager und von dort aus haben wir dann unsere Wege erledigt. Freunde gefunden und das bis heute. Es passierte dann sehr vieles, in kurzer Zeit. Ich könnte ein Buch darüber schreiben. Wir hatten Glück, denn es ist alles gut gegangen,vor allem unser Sohn hat sich schnell, sehr wohl gefühlt, ganz schnell Freunde in der Schule gefunden. Da war uns sehr wichtig, dass er sich wohlfühlt
Einen schönen Abend für alle.
LG
Tina
LG poldy
Ich kann mich an diesen 13. August auch nicht mehr erinnern. Ich war damals 5 Jahre alt.
Ob ich wahr genommen hatte, dass irgendetwas anders war, weiß ich auch nicht mehr.
Aber einige Tage später bekamen wir Besuch von meiner Großtante mit ihrem jüngeren Sohn. Unter Tränen hat sie meinen Eltern und meiner Oma etwas erzählt, was ich nicht verstanden habe.
Plötzlich fingen alle um mich herum an zu weinen.. D.h., mein Vater war vor allem furchtbar wütend! Ich kannte keinen wütenden Vater. Meine älteste Schwester, die Tante, meine Mutter und vor allem meine Oma waren in Tränen aufgelöst. Oma hat nie geweint, ich kannte keine weinende Oma.
Diese ganze Situation hat mir so viel Angst gemacht, dass ich weg gelaufen bin. In der Nähe gab es einen Einzelbauern, bei dem, bzw. seinen Tieren, ich oft war. Er hatte einen Stallabschnitt, in dem Kaninchen frei untergebracht waren. Dort hinein hatte ich mich geflüchtet. Bis ich natürlich entdeckt und nach Haus gebracht wurde.
Später habe ich dann erfahren: Mein Onkel hatte Kontakt zur Fa. Mannesmann und es sollte ihm Industriespionage vorgeworfen werden. Er wurde aber gewarnt und ist dann nahtlos innerhalb von Stunden mit dem älteren Sohn über die noch offene Grenze geflüchtet. Frau und jüngeres Kind sollten nachkommen. Was natürlich ab Grenzschließung gecancelt war. Er war der jüngste Bruder meiner Oma, den sie als zweitälteste von 12 Geschwistern zu sich genommen und mit den eigenen Kindern groß gezogen hat.
Den Schabowski haben wir zu Haus gesehen.. und innerhalb kurzer Zeit saßen wir mit etlichen Nachbarn zusammen. Jeder kam mit den Worten: "Habt ihr das auch gesehen?". 😃 Das wurde eine lange Nacht!
Wir haben ja nicht in direkter Grenznähe gewohnt... Zwei Tage später sind wir alle zusammen mit Kleinbus nach Hof gefahren.
Katja
Adenauer pflegte zu sagen:
Tja, wenn Sie das so von ihm gehört haben - ich habe daran keinerlei Erinnerung.
Was geht mich mein Geschwätz von gestern an!
Ingrid60
Herr Adenauer war 14 Jahre Kanzler von Deutschland.
Die Herren Ulbricht und Honecker um eine Vielfaches länger Regierungschefs der DDR, hatten also bedeutend mehr Zeit und Möglichkeiten, dieses Land schlecht zu regieren. Olga
In der Villa Hammerschmidt wohnte meine Freundin. Ich habe dort viel Zeit verbracht. Frau Elly Heuss-Knapp hat uns Kinder verwöhnt.
Ingrid60
Weihnachtsfeier beim ersten Bundespräsidenten mit den Beschäftigten.
Adenauer war stur. Da gab es solche Fotos nicht.