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Aktuelle Themen Weggezogen, gelebt und dann?

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf beresina vom 31.05.2015, 21:04:38
Schöne Lebensgeschichten habt Ihr Alle hier erzählt. Von unserem Gedankenaustausch bin ich nun zurück. Es war kunterbunt, laut, ein wenig wehmütig aber auch lustig und im Endeffekt hat sich herauskristallisiert, dass von all den geschilderten Nationen nur die Deutschen im Falle von Krankheit in ihre Heimat zurückkehren wollen, weil dort die Kinder und Enkel sind. Nicht so, die deutschen Witwen, die hier leben, die wollen auch weiterhin in Spanien bleiben. Es scheint also schon ein deutsches Phänomen zu sein, wie bereits der Pastor sagte.
Ich glaube aber auch, dass es ein Unterschied ist ob ein junger Mensch auswandert oder Menschen die bereits im Ruhestand sind. Die Zeit des Eingewöhnen ist für ältere Menschen nicht mehr unbedingt gegeben und eine neue Sprache ist nicht mehr leicht zu erlernen und so bleiben sie weitgehend zu zweit oder unter sich.
Bruny
Lilac
Lilac
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von Lilac
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2015, 22:39:01
Wie Du ja weißt, habe ich fast 25 Jahre in Spanien gelebt. Da ich dort auch arbeitete war ich ziemlich integriert. Dann kam die "Crisis", die Ausländer verloren als erste den Job und es begannen die Krankheiten.

In dieser Zeit kam bei mir der Wunsch auf: Ich möchte so gern nach Hause, aber ich weiß nicht mehr wo das ist!

Meine Gesundheit zwang mich dann letztendlich die heiße und an der Küste oft recht feuchte Halbinsel zu verlassen. In meine alte Heimat Deutschland ging es jedoch nicht zurück, sondern in die Heimat meines Mannes - nach Österreich.
Hier endlich konnte ich nun wieder Wurzeln schlagen, denn es ist ein Land nach meinem Herzen. Ich brauche die Jahreszeiten, die kalten Winter, den verheißungsvollen Frühling und den auch hier oft heißen Sommer.

Wo immer ich auch bisher lebte, eines war mit stets völlig gleichgültig: wo mein Cadaver (so heißt das wirklich in Spanisch) verbuddelt wird. Das liegt sicher daran, dass ich - anders als viele andere - der Überzeugung bin, meine Seele hat nichts mit meinem Körper zu tun. Er ist nur eine Hülle, die im Tode zurück bleibt.
Wohin es meine Seele allerdings dann treibt...
Wer weiß
Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Lilac vom 01.06.2015, 07:53:17
Ich habe 11 Jahre berufsbedingt im Ausland verbracht. Kenia, Guatemala, Rumänien. Das war interessant und eine schöne Erfahrung, aber niemals hätte ich mir vorstellen können nicht nach Hamburg zurückzukehren.
Als meine Kinder geboren wurden, kamen Auslandseinsätze nicht mehr in Frage.
Ich bin mit ganzem Herzen ein Hamburger Jung und "Zuhause" ist Hamburg.
Meine Familie lebt seit Generationen in Hamburg und ich will auch in Ohlsdorf verbuddelt werden.
hannes

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gitti66
gitti66
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von gitti66
Meine Eltern sind Thüringer und 1939 ins Allgäu ausgewandert,
dort bin ich geboren und aufgewachsen. Seid 1960 in Stuttgart,
das mir zur Heimat geworden ist.
Wo ich einmal begraben sein werde ist mir eigentlich egal.
Am Besten die Asche in einem See oder Meer verstreut.
Gitti
Locomotivedriver
Locomotivedriver
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von Locomotivedriver
Hallo Bruny, tjaaaa das ist auch der Grund für mich gewesen, jetzt wieder nach "D" zurück zu gehen.

Die Erkrankung "malignes melanom" hat mich dazu gezwungen, weil ich einfach hier die besseren Behandlungschancen hatte.

Allerdings muss ich sagen, nach 23 Jahren Abwesenheit hier in "D" bin ich wohl auch eher ein "extranjero" geworden, der sehr schlecht Anschluss findet.

Überlege gerade, ob ich, nach Abschluss der der Nachsorge wieder nach "E" zurückkehre, da ich mein Haus nicht aufgegeben habe.

Wenn ich wieder in "E" bin werde ich alles sofort eintüten, dass bei meinem Ableben alle nötigen Prozesse durchgeführt werden, da ich auch keine Angehörigen mehr besitze.

Ach so jaaaa, meine Asche soll am Cap Finisterre ins Meer gestreut werden, das ist meine einzige Bedingung.

Ja Bruny, ein Wanderer bin ich auch geblieben.

Lieben Gruß ..........

LD
Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gitti66 vom 01.06.2015, 10:16:50
Meine Eltern sind vor vielen, sehr vielen Jahren von Niederbayern nach Oberbayern ausgewandert. Zu jener Zeit durfte man bei dieser Umsiedlung ruhig das Wort auswandern benutzen, so unterschiedlich waren diese beiden Bundesländer. Heimat ist ihnen Oberbayern geworden.
Meine erste Auswanderung in die USA, war für mich immer zeitlich befristet gesehen, ich bin ja wegen eines Studiums in die USA "geschickt" worden. Meine Eltern konnten überhaupt nicht verstehen, wie ich mir diesen Schritt zutrauen konnte. Sie sprachen von Mut und das wiederum konnte ich nicht verstehen, weil für mich dazu kein Mut gehörte. Aber bald mussten sie einsehen, dass ich eine Wandererin war und auch geblieben bin.
Bruny die die Welt so unfassbar schön findet

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Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Locomotivedriver vom 01.06.2015, 10:47:43
Hallo Loco, wo in Spanien hattest Du Dich denn nieder gelassen?
Bruny
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von schorsch
Von jenen Ausländern (hauptsächlich Italiener) mit denen ich über dieses Thema zu sprechen wagte, sagten mir die meisten sinngemäss: "Eigentlich möchte ich dort begraben werden, wo ich geboren wurde. Aber inzwischen sind unsere Kinder hier so gut integriert, dass sie nur noch nostalgische Erinnerungen an unser Heimatland haben. Und sie möchten mich natürlich lieber hier am Grab besuchen, als in der fernen alten Heimat....".
Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 01.06.2015, 17:05:27
Ja Schorsch, das ist auch die Aussage von deutschen Witwen, deren Männer in Spanien verstorben sind. Sie sind dem Mann zuliebe ausgewandert und die sie bleiben hier, auch wegen des verstorbenen Mannes.
Zumindest diejenigen mit denen ich selbst sprechen konnte.
Bruny
olga64
olga64
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von olga64
als Antwort auf schorsch vom 01.06.2015, 17:05:27
Ich dachte Jahrzehnte, dass ich nirgendwo die berühmten Wurzeln habe. Schon in jungen Jahren zog ich nach England und Frankreich und später in die USA. 1977 verliess ich mein geliebtes München und lebte an verschiedenen Orten, immer treu nach dem Motto: Heimat ist da, wo der Ofen brennt.
Als sich dann mit meinem beginnenden Rentendasein die Frage stellte, wo ich denn gerne leben würde, kam Bayern wieder zur Vorschein. Allerdings hatte ich immer den Kontakt gehalten, auch zu Menschen - das machte es auch einfacher. Jetzt freue ich mich jeden Tag darüber, hier wieder leben zu können - die Distanz der mehr als 30 Jahre hat mir sehr gut getan und natürlich auch den Weitblick gebracht, dass es anderswo auch sehr gut sein kann, zu leben.
Und das ist ja das Wichtigste: die Entscheidungen, die man mal getroffen hat, nicht später zu bereuen. Olga

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