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Aktuelle Themen Weggezogen, gelebt und dann?

Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2015, 16:13:24
---meine Epistel wurde nicht ganz übernommen,so setze ich meine Gedanken noch einmal ein---

Bruny

wassenlos?

Heimat im ursprünglichen Sinn,
gibt es das überhaupt noch?

Ich denk mal zurück:

geboren in der Heimat meiner Mutter (Siegerland), ...Gaudi Montana...
wissensdurstig,muß ich schon vor meiner Geburt gewesen sein,
denn ich kam in den Semsterferien meines Vaters eben dort zu früh zur Welt.
Sommer,offenes Kreißsaalfenster,Mutters Schrei
und Mutters Mutter ließ --welch ein Omen--eine kostbare Kristallschale fallen.
Scherben zur Begrüßung.....
Das großelterliche Haus lag dem Krankenhaus gegenüber auf einem kleinen Berg,
Trulich genannt,
kommt wohl von traulich.
Im Krieg von Braunschweig wieder an meinen Geburtsort zurückgekehrt wegen der Bombenagriffe,
da war ich 14.
Zwischendurch in Bochum u.Iserlohn mit Eltern und Geschwistern gelebt.

Heimat?

War für mich immer mein Elternhaus,meine Familie eben.

Später nach Essen geheiratet,dort sind meine Kinder geboren und aufgewachsen,
dann,nach dem viel zu frühen Tod meines Mannes weit,weit weg..
und der Schwarzwald wurde mir zur geliebten "Heimat"

In das Nest,das ich mir dort einrichtete,kamen Kinder und Enkel so gerne.

Und nun steht -wohl mein letzter-Umzug bevor,
dort ist es landschaftlich so wunderschön,herrliche Wälder ringsum,
daß ich fest überzeugt bin,in dem kleinen Bungalow nochmal ein heimisches Gefühl
empfinden zu können.

Heimat


ist für mich ein Ort,wo ich mich wohl fühle,nach eigenen Wünschen mein Leben gestalten kann,
wohin meine "Ableger" alle gerne mal kommen,
ich aber niemand belaste,denn ich bin ja krank.

--Heimat--

ist für mich dort,wo ich mich wohl fühle,ich mich sprachlich verständigen kann
und erreichbar für meine Familie bin.

Da ich die längste Zeit über der Erde "gelustwandelt" bin,
habe ich auch genauestens bestimmt,was mit mir geschieht,wenn ich mich nicht mehr äußern kann.

Ganz sicher kriegen mich nicht die Würmer!

Und ein pompöses Grab will ich auch nicht!

Es wird immer am Grab gesagt:

---von Erde zur Erde---

das gefällt mir nicht!

Meine Asche wird in den Kreislauf der Natur gehen,
an einer anonymen Stelle!
Geboren bin ich,weil meine Eltern sich geliebt und Kinder haben wollten

Mein Sohn lebt in Spanien

die älteste Tochter hat ihren Lebenstraum verwirklicht und nun,nach ihrer Pensionierung mit ihrem Mann einen Bungalow an der Ostsee gekauft

die andere Tochter und ihr Mann haben ihr Haus in NRW
und können nicht verstehen,daß ich nicht zu ihnen ziehen will

die Enkel/innen und Urenkel leben ganz verstreut

da wäre es doch Unsinn,sollte ein Gärtner beauftragt werden,um mein Grab zu pflegen.........

ich habe mir das alles ohne jegliche Sentimentalität überlegt und geregelt.

Wir kommen ins Leben,ohne gefragt zu werden.

Aber,die Art,wie unsere Endgültigkeit gestaltet werden soll,können wir bestimmend festlegen.

Ich denke,wenn wir unseren Kindern diese Entscheidungen abnehmen,
ist das auch eine Art Mutterliebe.

Gudrun
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von luchs35
Bruny, diese Gedanken haben mich auch schon beschäftigt, haben aber sicher nicht dasselbe Gewicht wie vielleicht bei Dir, denn ich lebe ja in Grenznähe zu meiner ursprünglichen Heimat Deutschland, und auch diesen Begriff grenze ich noch mit Baden/ Schwarzwald ein.

Als ich vor Jahrzehnten mit meinem Man in die Schweiz gezogen bin, dachte ich noch, ich sei in der „Fremde“ , da ich zuerst in der französischen Schweiz gelebt habe, die etwas anders funktioniert als die Deutschschweiz, aber ich habe mich pudelwohl dort gefühlt.

Später zogen wir dann in die Deutschschweiz ,und da empfand ich deutlich als Süddeutsche, dass es kaum einen Unterschied gab, das heißt: ich empfand mich nie als Fremde, auch der hier gesprochene Dialekt ist mit meinem angestammten „verwandt“ : alemannisch.
Dass ich hier auch einmal begraben sein werde, ist für mich selbstverständlich. Ich bin hier zu Hause-so empfinde ich das heute.
Dass meine alte Heimat in mir tief verwurzelt ist und ich auch das Heimatgefühl stark verspüre, sowie ich über die Grenze in den Schwarzwald fahre, bringt mich aber nicht auf den Gedanken, dass ich in Deutschland begraben sein möchte. Meine Verbindung mit meiner alten Heimat bringe ich aber dadurch zum Ausdruck, dass ich bis heute per Pass nicht Schweizerin geworden bin. Das wäre für mich wiederum wie ein Lossagen von meiner alten Heimat und meinen Vorfahren gewesen. Meine Söhne jedoch sind Schweizer geworden, denn sie kennen es nicht anders, sie sind hier aufgewachsen.

Abgesehen davon ist es wohl Nostalgie, dass sich Lebende Gedanken über ihren Begräbnisort machen, denn als Tote ist mir das ohnehin egal.

Luchs
Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 31.05.2015, 18:50:52
Ich habe mir diese Gedanken gemacht, weil ich die Menschen auf der Beerdigung genau beobachtet habe. Ich fand viel Betroffenheit und nicht wegen dem Tod der 94jährigen Frau, sie hatte ja ein langes Leben. Ich sah eher die Betroffenheit weil das eigene Ende näher rückt und die Diskussionen bei dem anschließenden Umtrunk zeigten mir, dass die Ehepaare nicht in fremder Erde liegen wollten, wobei sich die alleinstehenden Frauen offensichtlich keine Gedanken darüber machten, bzw. sie haben sich nicht dazu geäußert.

Mir persönlich ist es egal wo mein letztes Stündchen schlägt. Meine Asche soll an meinem Lieblingsplätzchen die Bäume beschützen .

Ich habe aber angeregt, dass wir einen kleinen Gedankenaustausch haben werden und die Gruppe trifft sich heute Abend im Benfis Restaurant. 5 Deutsche, 6 Engländer, 3 Holländer, zwei Schweizer und sogar 2 russische Familien haben zugesagt. Das kann ja munter werden, die deutschen sprechen kein Englisch, die Engländer kein Deutsch. Wie die Russen sprachlich eingebunden werden können, ist mir noch nicht klar.
Aber es zeigt, dass dieses Thema interessant wird. Ich werde berichten.
Bruny die sich langsam auf den Weg zum Treffen macht

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julchentx
julchentx
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von julchentx
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2015, 18:08:24
.....Man träumt und stirbt immer in seiner Muttersprache.....

Das mit dem Sterben habe ich noch nicht ausprobiert, aber das mit dem träumen in der Muttersprache
stimmt entweder nicht, oder englisch ist jetzt meine Muttersprache geworden.

Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen und habe 28 Jahre meines Lebens dort gelebt.
Meine Eltern waren Deutsche, so denke ich das qualifiziert mich "deutsch" zu sein.

Dann bin ich (keinem Mann folgend, sondern alleine) nach Texas ausgewandert und lebe jetzt
hier seit 35 Jahren. Das kam nach dem Besuch einer Freundin die mit ihrem Mann nach Dallas
gezogen war. Ich habe mich in Land und Leute und das Wetter verliebt. Bin nach hause, habe
alles verkauft, den job gekuendigt, 2 Koffer gepackt, den Kater unter den Arm geklemmt und
war 2 Monate später wieder in Texas.

Ja, ich traeume english! Ich denke auch english.

Mit anderen ausgewanderten Deutschen hier wird ein Mischmasch gesprochen. Es ist durchaus nicht
unüblich einen Satz auf deutsch anzufangen und diesen dann übergangslos auf englisch fertig
zu sprechen. Die meisten meiner deutschen freunde und bekannten hier haben ebensowenig
Wunsch wie ich nach Deutschland zurückzukehren - und tot schon gar nicht.

Der Gedanke in Deutschland beerdigt zu werden oder überhaupt in irgendeiner form dahin zurückkehren liegt auch mir fern.

Manchmal denke ich diese "Heimatsduselei" ist irgendwie eingebildet oder so eine Art erwartetes
Verhalten...bin nicht sicher wie ich das ausdruecken soll.

Wenn ich ein Heimatgefühl habe dann liegt das hier und nicht im fernen Deutschland.
val
val
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von val
als Antwort auf luchs35 vom 31.05.2015, 18:50:52
Das mit der "Heimaterde" habe ich Auch nicht, obwohl ich es nachvollziehen kann.

Manche möchten im Alter wieder in ihren ursprünglichen Sprachraum zurück, wenn sie in einem andersprachigen Land leben.

Meine Heimat ist da, wo meine Familie ist und wo ich mich wohlfühle (wie Ihr schon gesagt habt)

- mein erstes Zuhause, das mich geprägt hat - es sind ja nur noch Kindheits- und Jugenderinnerungen davon übrig.

Trotzdem fahre ich liebend ger hin, klappere meine alten Wege ab, schaue wie "unser Haus" aussieht und ärgere mich , wenn es in einer Farbe gestrichen ist, die zu meiner Zeit anders war.
LG Val/Frankreich

(Ich träume Auch frz)
DonRWetter
DonRWetter
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von DonRWetter
Ich bin während meines Berufslebens von meinem Geburtsort über Hamm/Westf., Köln, Frankfurt, Saarland, Berlin, Dresden, Leipzig, Berlin, Stuttgart, Marburg (immer für den gleichen Konzern) wieder an meinen Geburtsort zurück gezogen. Es hätte auch der Geburtsort meiner Frau oder eine andere Gegend werden können. Entschieden hat die Tatsache, wo wir eine Bleibe finden, wie wir sie uns vorgestellt haben.

Meine Erfahrung aus diesem "Zigeunerleben" ist, daß man sich überall wohlfühlen und seine Heimat finden kann. Natürlich war das an dem einen oder anderen Ort schwieriger als an anderen. Aber diese "Schwierigkeiten" waren immer überwindbar und hätten eine dauerhafte Wohnsitzwahl nicht verhindert.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß jemand, der an der Scholle klebt, das vermeintliche Risiko eines Umzugs und den damit verbundenen Aufwand scheut.

Ich kann nur sagen, daß das durch die neuen Eindrücke, die neuen Bekannten und das Kennenlernen anderer Mentalitäten und Lebensentwürfe mehr als ausgeglichen wird.

Rückblickend würde ich, sofern ich mich nie von meinem Wohnort wegbewegt hätte, fragen, was ich wohl alles verpasst habe.

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beresina
beresina
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von beresina
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2015, 19:13:09
liebe bruny,
ein schönes thema hast du hier eröffnet
ein wenig betrifft es uns - meinen lebensgefährten und mich - ebenfalls. wir haben beschlossen, nach vielen jahren in berlin und franken, uns eine neue "heimat" zu suchen. zuerst war der süden im gespräch, dann wieder berlin - und letztendlich haben wir eine wunderschöne wohnung auf rügen gefunden, genauer gesagt ostseebad binz. nur 100 m zum strand liegt unser neues domizil. die ostsee liegt uns quasi zu füßen....
ich bzw. wir freuen uns riesig auf das neue abenteuer, das natürlich mit sehr viel umzugsstress verbunden ist. aber wenn nicht jetzt - wann dann?

alle gräber unserer verstorbenen werden wir aufkündigen - wir hätten nie gelegenheit sie noch zu besuchen. es beginnt ein neuer, letzter lebensabschnitt für uns - hoffentlich noch für gute jahre zu zweit....

liebe grüße
von beresina
Klaro
Klaro
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von Klaro
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.05.2015, 16:26:08
Ich könnte mir vielleicht auch vorstellen, dass deine Freunde auch aus dem Grunde wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, weil die Pflege und Versorgung hier in Deutschland besser organisiert ist, als in Italien oder auch in anderen südlichen Ländern? Das könnte ein Grund sein, einer von mehreren vielleicht.

Ich finde es toll, wenn man den Sprung ins Ausland wagt, vor allem dann eben in südliche Länder, wo besseres Wetter vorhanden ist. Allerdings möchte ich jetzt im Alter auch lieber in der Nähe meiner Lieben sein, was aber auch kein Garant für Zuwendung und Fürsorge ist.

Wenn man keine nahestehenden Verwandte mehr hat, ist der Verbleib im Ausland eher nachzuvollziehen, vor allem, wenn die Pflege usw. wirklich gewährleistet ist.

Ich bin zwar nur von Nord- nach Süddeutschland gezogen, denke aber nicht, dass ich deswegen lieber dort auch sterben möchte.

Klaro
Gritt
Gritt
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von Gritt
als Antwort auf beresina vom 31.05.2015, 20:10:12
Ein wirklich schönes Thema Bruny !

Mit auswandern kenne ich mich nicht aus ,
meine Heimat ist die wunderschöne Schweiz wo
ich geboren bin und ich fühle mich mit
meiner ganzen Familie sauwohl hier

Darum kann ich mir jetzt im Alter kein anderes Land
mehr vorstellen ,die Schweiz ist und bleibt
meine Heimat ,ich bin HAPPY hier !

Liebe Grüsse
Gritt
beresina
beresina
Mitglied

Re: Weggezogen, gelebt und dann?
geschrieben von beresina
als Antwort auf Gritt vom 31.05.2015, 20:26:48
ich denke, man fühlt sich dort wohl, wo alles passt!
ein bestimmtes gefühl für "heimat" hatte ich nie. dafür bin ich zuviel im laufe der jahre umgezogen. nach einiger zeit wird man überall "heimisch", wenn man zu zweit ist. wenn das umfeld stimmt, die wohnung "heimelig" ist, fühlt man sich immer wohl.
auch wir werden uns wieder eingewöhnen müssen - neue nachbarn, neue eindrücke - alles ist am anfang fremd. wochenlang werden wir damit zu tun haben, alles auszupacken, neu zu plazieren - es ist abenteuerlich!
ein wenig wehmut kommt auf, weil ich meine jungs nun nicht mehr so oft sehen werde.... naja, vielleicht lockt sie ja der ostseestrand mehr als malle?

grüßli
beresina

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