Aktuelle Themen Was mich bewegt

Zwergohreule
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Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Zwergohreule
als Antwort auf Maya1 vom 10.11.2024, 09:53:51

Warum soll man die Person in ihrem körperlichen und geistigen Zustand unkenntlich machen, gerade so als wäre der peinlich? Er ist aber nicht peinlich, sondern menschlich und kann jedem von uns passieren.
Außerdem vergisst man den sowieso, wenn man sich vorurteilslos der Eleganz ihrer Bewegungen und ihrem Talent für Metrik hingibt. Sie hat mehr Anmut in den Fingerspitzen als manche junge, gesunde Menschen in seinem ganzen Körper!
Ich war sehr beeindruckt von ihrer Kunst und finde nicht, dass sie "vorgeführt" wurde, sondern dass sie uns etwas vorgeführt hat, was wir selbst nicht könnten!

Zaunkönigin
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Maya1 vom 10.11.2024, 13:38:55
Da es für die meisten User anscheinend kein Problem ist und ich mit meinem unguten Gefühl dabei relativ allein bin - vielleicht bin ich ja auch zu empfindlich - ist wohl für mich das Beste, daß ich für mich eine entsprechende Verfügung abfasse, was ich im Falle eines Falles wünsche und was nicht.
Ich möchte nicht von der Entscheidung eines anderen Menschen abhängig sein,


Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden oder eben vertrauen, wenn sichergestellt ist, daß eine wirklich vertrauenswürdige Person, die einen genau kennt, lange genug da sein wird, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Das was Du beschreibst ist ein grundsätzliches Problem über das ich aus anderen Gründen nachdenke. Bei mir wird zwangsläufig nicht mein Mann sein der diese Aufgabe übernehmen kann. Andere vertraute Menschen gibt es nicht. D.h. es wird jemand übernehmen der mich nicht aus guten Zeiten und schon gar nicht meine Werte und auch meine Gewohnheiten kennt.

Ja, es schadet nicht, so eine Liste zu erstellen in dem enthalten ist was man sich wünscht oder was man auf jeden Fall nicht tolerieren würde.
Ich halte die Listenform für die Beste weil man sie immer wieder ergänzen kann.

Ob das dann auch so umgesetzt wird, das wissen wir dennoch nicht. Liste hin oder her.

Und ja, mich beunruhigt das. Ich gehe davon aus, das wird eine der letzten harten Lektionen des Lebens werden.

Ich wäre vermutlich weniger zurückhaltend als Du, weil meine Erkenntnis der letzten Jahre die ist, dass schämen dem Wohlgefühl nicht zuträglich ist. Je mehr man sich darum bemüht etwas zu verbergen, umso anstrengender wird das und umso unfreier fühlt man sich. Meine Aha-Momente waren auch die, dass ich sehr schöne und sehr überraschende Erfahrungen gemacht habe, als ich endlich Takt und Pietät beiseite schob und Tacheles redete. Deshalb wäre ich vermutlich weniger zurückhaltend als Du, was aber nicht bedeutet, dass ich keine Grenzen hätte.
Maya1
Maya1
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Zwergohreule vom 10.11.2024, 14:27:18

Wie ich schon schrieb, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Und wer bestimmte Dinge nicht will (wie ich zB), tut gut dran, das rechtzeitig zu machen, solange er/sie es noch kann.

Es geht mir nicht darum, ob andere etwas bloßstellend oder peinlich empfinden.

Ich habe einfach grundsätzlich etwas dagegen, daß ein Video von mir in sozialen Medien veröffentlicht werden kann, ohne meine ausdrückliche Einwilligung.
Es wird so viel Wert gelegt auf Datenschutz und dem Recht am eigenen Bild usw. Und all das gilt dann auf einmal nicht mehr. Dann entscheiden andere, ob mir etwas peinlich zu sein hat oder nicht.
Das mag verstehen, wer will, oder auch nicht.
Entscheidet einfach für euch selbst 😉.


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Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Zaunkönigin vom 10.11.2024, 14:49:30

Liebe Zaunkönigin, dann lass uns hoffen, daß uns das Schicksal "Demenz mit Unfähigkeit zur eigenen Entscheidung" erspart bleibt!

Lenova46
Lenova46
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Zwergohreule vom 10.11.2024, 14:27:18

Ich weiche jetzt etwas vom Thema ab, zumal ich den Vorgang, über den hier geschrieben wird, nicht genau verfolgt habe.

Warum wohl wird bei bestimmten öffentlichen Ereignissen (Unfall, Katastrophe) ein Sichtschutz aufgebaut, etwa eine Decke vorgehalten? 
Pietät den Menschen gegenüber ist schon angebracht. 

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Zaunkönigin vom 10.11.2024, 13:16:35
mein Mann Global-Aphasiker ist - also in der Sprachproduktion schwer gestört. Er kann aber singen, auch lange und kompliziertere Texte.
 

Das ist sehr interessant, liebe Zaunkönigin, denn auch bei vielen schwer Stotternden ist das der Fall. Viele Stotterer, die sonst urplötzlich einen schweren Sprachblock haben, oder den Sprechakt nicht "starten" können, können dann weiter singen, während Weitersprechen in dem Moment nicht geht.

LG

DW

Ja, beim Stotterer löst es Blockaden und ich vermute, dass es bei der Aphasieform meines Mannes ebenfalls eine Blockade löst. Denn der Aphasiker denkt ja in der Regel klar und in Worten. Nur der Transfer vom Gedanken zum Mund, der funktioniert nicht. 
Ich hatte auch schon versucht singend zu kommunizieren, aber da spielt mein Mann nicht mit. Das irritiert ihn bzw. der bekommt es nicht hin in einem Singsang zu "sprechend". 
Manche Logopäden setzen das ein und bei manchen Patienten hilft das auch.

 

Liebe Zaunkönigin,

ich habe in meiner Kindheit außerhalb der Familie gar nicht gesprochen. Meine Lehrer der ersten Schuljahre kannten meine Stimme gar nicht. In der ersten Klasse wurde ich deswegen "ausgeschult", weil ich in eine Schule für geistig Behinderte ("Hilfsschule" hieß das damals) sollte. Meine Mutter hat gekämpft wie eine Löwin, damit das nicht passiert. Und ich wurde nach einem Jahr Pause wieder neu in die Volksschule zurückgeschult. Nur meiner Mutter verdanke ich, dass ich heute der bin, der ich bin und sein darf.

Sie besorgte dann auch einen Podologen, das war damals, Anfang der 1960er Jahre,  etwas extrem Seltenes. Dieser Mann hat dann stets ein sehr rhythmisches Musikstück abgespielt, sehr monoton, aber in einem guten Rhythmus. In diesem Rhythmus habe ich dann gesprochen, erst zögerlich, später entspannter, gelassener. Nach gut 2 Jahren war ich so weit, dass ich in der Schule sprechen konnte. Ohne Musik. Aber der Rhythmus war "in mir".

Noch heute, wenn ich einen Satz nicht starten kann, oder während des Reden "blockiere" oder krampfe; hole ich aus der Tiefe des Erinnerns diesen Rhythmus hoch. Auf diese Weise war es mir auch möglich, während meiner Zeit als Buchhändler mit Kunden gut zu kommunizieren, und während des Studiums Referate vor fast 100 Kommilitonen zu halten, ohne zu krampfen. Auch meine Arbeit in der SPD wäre ohne diese "Krücke" nie möglich gewesen.

Ich hoffe, ich muss meine Offenheit hier nicht bereuen, aber vielleicht hilft es ja Dir oder auch anderen.

Alles Gute, gebt nicht auf!

Der Waldler

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Zaunkönigin
Zaunkönigin
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Edita vom 10.11.2024, 13:31:22
Liebe Zaunkönigin m, Ich hatte mir überlegt, ob ich Dir das vorschlagen soll , aber ich habe mich nicht getraut, weil es hätte vielleicht übergriffig  wirken können, ich freue mich sehr für Dich und hoffe, daß es bald  Wirkung zeigt! 



Edita

Edita, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen Vorschlag von Dir als übergriffig empfinden würde. Du bist ein Mensch der gründlich und umfassend nachdenkt und Dein Herz auf dem rechten Fleck hast...  und da ich das weiß, bin ich auch für Deine Überlegungen offen. Selbst wenn wir hier und da nicht einer Meinung sind, so ändert das nichts an meiner Wertschätzung.
Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf aixois vom 10.11.2024, 12:13:27

Lieber aixois,

ich kann Deine Ironie nicht verstehen. Natürlich hat das nicht nur Lauterbach zu verantworten, aber zumindest das Drama mit den nicht lieferbaren Medikamenten fand in SEINER Amtszeit statt, das gab es vorher nicht. Statt sich seinem Hobby, der e-Krankenakte zu widmen, hätte er da mit der Pharmaindustrie verhandeln müssen, dass so etwas eben NICHT passiert.

LG

DW

Zaunkönigin
Zaunkönigin
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Der-Waldler vom 10.11.2024, 15:14:06

ich habe in meiner Kindheit außerhalb der Familie gar nicht gesprochen. Meine Lehrer der ersten Schuljahre kannten meine Stimme gar nicht. In der ersten Klasse wurde ich deswegen "ausgeschult", weil ich in eine Schule für geistig Behinderte ("Hilfsschule" hieß das damals) sollte. Meine Mutter hat gekämpft wie eine Löwin, damit das nicht passiert. Und ich wurde nach einem Jahr Pause wieder neu in die Volksschule zurückgeschult. Nur meiner Mutter verdanke ich, dass ich heute der bin, der ich bin und sein darf.

Sie besorgte dann auch einen Podologen, das war damals, Anfang der 1960er Jahre,  etwas extrem Seltenes. Dieser Mann hat dann stets ein sehr rhythmisches Musikstück abgespielt, sehr monoton, aber in einem guten Rhythmus. In diesem Rhythmus habe ich dann gesprochen, erst zögerlich, später entspannter, gelassener. Nach gut 2 Jahren war ich so weit, dass ich in der Schule sprechen konnte. Ohne Musik. Aber der Rhythmus war "in mir".

Noch heute, wenn ich einen Satz nicht starten kann, oder während des Reden "blockiere" oder krampfe; hole ich aus der Tiefe des Erinnerns diesen Rhythmus hoch. Auf diese Weise war es mir auch möglich, während meiner Zeit als Buchhändler mit Kunden gut zu kommunizieren, und während des Studiums Referate vor fast 100 Kommilitonen zu halten, ohne zu krampfen. Auch meine Arbeit in der SPD wäre ohne diese "Krücke" nie möglich gewesen.

Ich hoffe, ich muss meine Offenheit hier nicht bereuen, aber vielleicht hilft es ja Dir oder auch anderen.

Alles Gute, gebt nicht auf!

Der Waldler

Deine Mutter war eine sehr fortschrittliche Frau - schon alleine weil es Logopäden so gut wie gar nicht gab. Mich hat es interessiert ob mich meine Erinnerung/Wahrnehmung trog.. nein.. tat es nicht. 

Zitat: Die Berufsbezeichnung des Logopäden wurde im Jahre 1957 offiziell eingeführt, fünf Jahre darauf eröffnet Gutzmann die erste Logopäden-Lehranstalt

Spannend.. wie wohl Deine Mutter auf diese Idee gekommen ist? Ob ein Zeitungsartikel sie auf diese Idee gebracht hat?

Takt unterstützt meinen Mann ebenfalls. Interessant dabei ist, dass er Wörter wie "Weinsauerkraut" oder "Eichhörnchen" oder "Waldpilzsuppe" leichter über die Lippen bekommt als "Bein", "Benzin" oder ähnliches. Ich vermute, dass er sich da auch am Takt entlang hangelt. Ich muss mal etwas genauer darüber nachdenken wie man Takt beim Üben stärker mit einbinden könnte. 

Weshalb sollte man Dir aus Deiner Offenheit einen Strick drehen wollen? Sehr wenige Menschen sprechen ohne kleine Hilfen frei vor vielen Menschen. Ich z.B. erde mich dann immer indem ich entweder einen Finger auf die Tischplatte lege, oder im Sitzen den Rücken bewusst gegen die Lehne drücke. Mit der Zeit wurde ich zwar sicherer und benötigte diese kleinen Ticks seltener, aber je nach Wichtigkeit und eigener Verfassung wende ich das heute noch an. Oder bewusst atmen.. 

ich finde Deine kleine "Krücke" eigentlich viel dezenter. 

Danke für die guten Wünsche und die Aufmunterung. Im Moment lässt sich ja mein Mann hängen und ich habe nach über 5 Jahren auch gerade keine Reserve mehr um meinem Mann anzustubsen. Z.Zt. bin ich leer und eigentlich muss mein Mann endlich auch wieder lernen aus sich selbst heraus wieder Anlauf zu nehmen. Ich als Motivator, das kann auch keine Dauerlösung sein. Na ja, ich hoffe, ich lese mich in den nächsten Tagen wieder besser 😌
Edita
Edita
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RE: Was mich bewegt
geschrieben von Edita
als Antwort auf Zaunkönigin vom 10.11.2024, 14:49:30
Zitat Zaunkönigin: 
Ich wäre vermutlich weniger zurückhaltend als Du, weil meine Erkenntnis der letzten Jahre die ist, dass schämen dem Wohlgefühl nicht zuträglich ist. Je mehr man sich darum bemüht etwas zu verbergen, umso anstrengender wird das und umso unfreier fühlt man sich. Meine Aha-Momente waren auch die, dass ich sehr schöne und sehr überraschende Erfahrungen gemacht habe, als ich endlich Takt und Pietät beiseite schob und Tacheles redete. Deshalb wäre ich vermutlich weniger zurückhaltend als Du, was aber nicht bedeutet, dass ich keine Grenzen hätte:“ 



Genau so bin ich auch gestrickt, aber ich lebe mit dieser Frage ja auch schon 48 Jahre, ich hatte also viel mehr Zeit mich mit solchen Fragen und unsinnigen Ansinnen auseinanderzusetzen! 
wir, mein Mann und ich und ich seit 23 Jahren alleine, haben sie noch nie versteckt, sie wurde auch nur ein einziges Mal in ihrem Leben ausgegrenzt, und das war von Vincent Klink, als er noch keine Sterne hatte, in seinem Lokal in Schwäbisch- Gmünd!

Wegen meiner Tochter  habe ich mich nur 1 mal geschämt, da war sie 3 Jahre alt, ich war mit ihr in einer schicken Boutique in Stuttgart, sie saß auf dem Teppichboden, ich guckte rum und auf einmal kam aus ihrer Richtung eine fürchterliche Geruchswolke, sie  hatte ein Pfd. in die Windel abgedrückt, das war peinlich in dem Etepetete-Laden damals!
Aber alle machten gute Miene  zum stinkigen Spiel, ich quittierte es mit einer neuen Bluse und einem neuen Rock, die „Contenance war wieder hergestellt!

Für dumme Kommentare habe ich piekscharfe  Antworten  parat, das reicht in der Regel um wieder Ruhe reinzubringen, aber sowas kommt höchst selten vor!  Als sie noch im Kinderwagen lag und saß, bis 6 Jahre in einem Buggy, da mußte ich mir ganz schlimme Sachen anhören, da war ich auch noch nicht so schlagfertig!, 
Heutzutage bin ich gewappnet! 


Edita






 

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