Aktuelle Themen Was mich bewegt
Mich bewegt es schon, wenn ich in anderen Threads die Angriffe auf User lesen muss. Mich juckt es da immer in den Fingern, aber halte meistens die Tasten still. Um des lieben Friedens Willen...
Simiya
😄
Ja, die juckende Finger...
Ich weiß, dass ich da nicht alleine stehe.
Die Übung ist nicht leicht immer sachlich zu bleiben ....
LG
Mareike
Nochmal zurück zu den juckenden Fingern, abseits vom ST.
Zur zeit lese ich Der Osten - Eine westdeutsche Erfindung von Dirk Oschmann.
Was muss es den Oschmann in den Fingern gejuckt haben und wohl immer noch.
Und ich kann es so gut nachempfinden!
Buchrückseite
Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet, und initiiert damit eine überfällige Debatte.
»Wer über den Beitritt und die Folgen sprechen will, wird um dieses Buch nicht herumkommen.
Ich strebe nicht an hier im Plauderthread eine politische Debatte auszulösen.
Vielmehr könnte man sich über eigenen Befindlichkeiten austauschen, eigenen Erfahrungen, die prägend waren.
Auch über das Gefühl von Ohnmacht, wenn man merkt: Du bist und bleibst eine Fremde, eine aus dem Osten oder sonst woher. Du entsprichst nicht unserer Norm.
Ich habe oben den Link zum Buch eingestellt.
Es ist auch interessant die Bewertungen zu lesen, zum Beispiel die 2. Bewertung von Beautifull Loser.
Sie bringt es auf den Punkt: "Ich denke, das ist ein wesentlicher Punkt, der für viele „Wessis“ und „Ossis“ gilt, die fehlende Betroffenheit im eigenen Leben für die Sichtweise der anderen."
Wessis, Ossis, Zugezogene, Flüchtlinge, Migranten ..... eben die ANDEREN.
Liebe Grüße
Mareike
Da fällt mir wieder die Geschichte von dem Holländer ein, der verkündet, dass er die Deutschen überhaupt nicht leiden kann. Als er gefragt wird: kennst du denn welche? antwortet er: ich kenne mehrere, aber die sind alle ganz in Ordnung! 😉
@Zwergohreule 😂
Das nennt man dann wohl Schubladendenken
Dieses "Schubladendenken" gibt es überall.
Überall dort, wo Menschen von sich auf Anderen schließen.
Verständnis für den Anderen gelingt nun mal besser, wenn man sich kennt.
Und man kann sich kennenlernen, wenn man Nähe zulässt.
Man muss Menschen nicht kennen um ihnen mit Anstand und Würde zu begegnen.
Nähe muss man auch nicht zulassen. Man muss sie nehmen wie sie sind. Eigentlich ganz einfach. Nur das schafft Vertrauen und dann kann man, muss man aber nicht, aufeinander zugehen.
Auch da stimme ich zu 100% zu.
😄
Ja, die juckende Finger...
Ich weiß, dass ich da nicht alleine stehe.
Die Übung ist nicht leicht immer sachlich zu bleiben ....
LG
Mareike
ich "verkaufe" mir das dann immer mit "Persönlichkeitsentwicklung" 😇
Im Alter tut man sich ja mit neuen Freundschaften schwerer. Ich jedenfalls.
Aber ich hatte das Glück, auch noch mit über 50 Jahren Menschen kennengelernt zu haben, die ich Freunde nenne bzw. nannte. Es waren Menschen aus der früheren DDR. Ich kannte bis dahin niemanden "aus dem Osten", hatte weder Urteile noch Vorurteile (glaube ich jedenfalls), ich kannte einfach keinen.
Dann lernte ich eine russische Familie kennen, die aber schon seit Anfang der 1960er Jahre in Brandenburg lebte und lebt. Sie hatten uns so viel zu erzählen, und wir ihnen. Wir erzählten einander von unserem Leben vor der Grenzöffnung, wie wir gelebt haben, wie sie gelebt haben, in Russland und in der DDR, über unsere Sorgen, unsere Freuden, und es war (und ist) einfach nur schön und unsagbar bereichernd! Sie sind die einzigen (!), mit denen wir noch Weihnachtsgeschenke austauschen, weil diese lieben Menschen so kreativ im Schenken sind, und wir immer etwas finden, das ihnen Freude macht.
Das andere Paar zog berufsbedingt zu uns an den Rhein, in unser Haus, zwei Stockwerke höher als wird, und es entwickelten sich immer persönlicher werdende Gespräche "im Hausflur". Irgendwann lud jemand die anderen ein (ich glaube, dieses Paar lud uns ein), und im Laufe der Zeit wurden wir vertrauter und irgendwann empfanden wir einander als Freunde. Zur unserer aller Trauer musste der Mann nach 6 Jahren nach Ostdeutschland zurück (beruflich bedingt). Ein Großteil der Möbel wurde abgeholt, bevor sie dort in ihre Wohnung ziehen konnten, so dass sie eine Woche bei uns in der Wohnung mitwohnten, bevor sie dann auch wieder gen Osten zogen. In einer 3-Zimmer-Wohnung eine kleine Herausforderung, aber es klappte sehr gut. Ich weiß noch, wie wir beim Abschied ganz ganz schwer schlucken mussten... Wir haben sie dann dort mehrfach besucht, Mails ausgetauscht, telefoniert. Und ich weiß es noch genau: Wir renovierten gerade die Wohnung hier in Bayern, als mein Handy klingelte und die Freundin uns sagte, dass ihr Mann einem plötzlichen Herztod erlegen war. Wir konnten es nicht fassen, und haben so sehr getrauert, als wäre ein ganz enger Verwandter verstorben. Kurze Zeit später starb auch die Frau, noch keine 60, vermutlich an gebrochenem Herzen.
Das sind meine Erfahrungen mit Menschen aus der früheren DDR. Ich kann einfach nur Gutes berichten, und bin froh darüber. Ja, es sind Einzelerfahrungen. Aber hier im Forum wird ja manchmal gerne über unsere Mitmenschen aus dem Osten "geurteilt", ohne je näheren Kontakt mit ihnen gehabt zu haben. Dem wollte ich meine Erfahrungen entgegenhalten.
DW