Aktuelle Themen Was mich bewegt
Aber vor Allem kann man nicht die Augen verschliessen, und wenn das so ist, schreibe ich eine PN, damit das öffentliche Klima nicht durch mich aufgeheizt wird. Schade, ich würde es mir anders wünschen. Florentine
So versuche ich das auch, Florentine.
Und per PN konnte ich schon einige Missverständnisse klären.
Und wenn auch das nicht geht, so werde ich in Zukunft solche Mitglieder meiden. Ob das klappt, weiß ich noch nicht.
Aber eines weiß ich: Wenn man immer nur denkt, die oder der andere sei Schuld oder Ursache des Streits, und sich selbst nie infrage stellt, der oder die wird seinen oder ihren Teil NICHT dazu beitragen können, dass das Forum friedlicher wird.
LG
DW
Hoffentlich drückt bei dem einen oder der anderen der Heiligenschein nicht zu arg.😇
Mich bewegt jetzt, dass ich mir ein Eis holen möchte.
Ingrid60 Diese Klagemauer darf im ST allerdings nicht zweckentfremdet werden.
Das möchte ich jetzt nachholen.
Es bewegt mich seit einiger Zeit stark, dass ich meinen Eltern kaum zugehört habe, als sie ab und an Episoden aus ihrer Heimatvertreibung und Flucht erzählten. Meine Eltern waren Sudetendeutsche. Sie verloren schlichtweg alles und mussten nach ihrer Ankunft in Bayern mit meinem älteren Bruder in diversen Lagern leben und sich peu à peu nach Möglichkeiten umsehen, ein neues Leben zu beginnen.
Da das Flüchtlingsthema derzeit wieder mal besonders präsent ist, holte dieser Umstand bei mir die wenigen Erinnerungen an die - seltenen - Schilderungen meiner Eltern hoch.
Noch dazu ertappte ich mich dabei, verstärkt Literatur zu lesen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt.
Wie gerne hätte ich meine Vorfahren nun genauer dazu befragt, wie gerne würde ich die Zeit zurückdrehen, ihren Erzählungen nochmals lauschen, statt als junger Mensch damals mit ganz anderen aktuellen Problemen auf Durchzug zu schalten.
Tja, nun ist es zu spät, sie sind alle verstorben.
Vermutlich ist es auch ein Symptom der älteren Jahre, wenn man sich viel mehr als jemals vorher mit der Vergangenheit beschäftigt. Und der Erkenntnis nachgeben zu müssen
- wie so oft - die Reue kommt zu spät...
Ich schreibs mal, sozusagen dennoch:
Schuhbeck, der Koch sitzt ja derzeit in Landsberg ein.
Spontan hab ich ihm über sein Büro einen email-Gruß gesendet, der ihm auch übergeben werden wird.
Sein Büro hat sich bedankt.
Ich muß betonen, ich habe keinen Grund, warum man sowas unterlassen sollte, bei den Verfehlungen, wegen denen er in Haft ist, nicht einmal hab ich eine Affinität zum Kochen.
So, das bewegt mich dennoch.
@Enya,
schon oft habe ich gedacht wie es wohl wäre, würde ich mich heute mit meinem Vater oder auch mit meiner Großmutter unterhalten können. Vieles würde mich interessieren, was ich nie gefragt habe, als es noch möglich war. Und viele Begebenheiten und Situationen gehen mir durch den Kopf, die ich habe verstreichen lassen. Auch an verflossene Gespräche kann ich mich oft erinnern. Und dann die vielen Momente, wo ich hätte anders reagieren sollen als ich es tat. Von meiner Mutter kenne ich die Vorfahren, habe auch genügend Dokumente und Fotos, bin ja mit diesen Großeltern groß geworden. Meine Mutter begleitete mich bis zu meinem 72. Lebensjahr. Vom Vater und seinen Eltern weiß ich wenig, er starb zu früh und zu schnell. Und doch habe ich auch ihm sehr viel zu verdanken.
Ich würde nicht nur Fragen stellen, sondern ihnen gerne erzählen, wie es mir geht, was ich im Leben erreicht habe und was nicht und dass ich eine fabelhafte Tochter habe, auf die ich schon lange stolz sein kann. Aber es geht nicht, das ist der Lauf der Welt.
Michiko
En ganz ähnliches Erlebnis habe ich auch in meiner Vergangenheit und das kam alles wieder hoch, nachdem ich kürzlich eine Doku in der ARD gesehen habe. Es geht darum, dass meine Mutter, von 3 US-Besatzungssoldaten , also unseren "Befreiern" 1945 unweit von Heidelberg vergewaltigt wurde. Von allen dreien auf brutalste Art und Weise. AN eine Anzeige o.ä. war gar nicht zu denken, sie vertraute sich damals nur ihrer Tante in Heilbronn an. Meine Mutter wurde schwanger und zug zu meiner Tante, damit zuhause die Nachbarn und die Familie nur ja nichts merken. Später hieß es dann, das Kind wäre von einem deutschen Soldaten , in den sie sehr verliebt war und der dann in den letzten Kriegstagen erschossen wurde. Wer richtig rechnen konnte, den ist damals sicher aufgefallen, dass da etwas nicht stimmt, aber man tuschelte nur. 1948 lernte sie dann meinen Vater kennen, der nahm das Kind wie sein eigenes an und er kannte auch die ganze Geschichte. Meinem Bruder wurde die Wahrheit niemals erzählt erst mit 16 erfuhr er, dass sein wirklicher Vater in den letzten Kriegstagen gefallen wäre -
Meine Mutter starb 1999, mein Bruder ein Jahr später - erst dann erzählte mir mein Vater die ganze Geschichte und ich war erschüttert, aber es erklärte mir auch - wenn auch sehr spät - das Misstrauen meiner Mutter gegenüber allen Männern - auch meinen Freunden. Nur zu meinem Vater hatte sie ein tiefes Urvertrauen. Mei Bruder starb mit dem Gefühl, dass sein Vater ein Held war - und ich glaube, das war auch gut so.
Ich wusste nicht, dass Mindestens 860.000 Frauen und Mädchen in Deutschland von Soldaten der Alliierten sexuell missbraucht. Viele schwiegen ihr ganzes Leben lang - besonders, wenn die Täter aus den Armeen der Westalliierten kommen.. Und ich erinnere mich gut, dass immer nur die Vergewaltigungen der Russen an deutschen Frauen besonders brutal gewesen sein sollen - die westlichen Alliierten waren keinen Deut besser und die Franzosen trieben es sogar so weit und forderten einige Jahre später noch die Deportation von Kindern mit französischem Vater nach Frankreich - wo sie dann in Waisenheimen und Klöstern alles andere als gut behandelt wurden. In den Dokus kommen einige dieser Kinder zu Wort - erschütternd
Diese Dokumentationen im TV hieß
VERBRECHEN DER ALLIIERTEN
Geboren als Schande – Mein Vater der Besatzer
und
1945 – Frauen als Kriegsbeute
Ja liebe Michiko ich würde mir das auch gerne wünschen , besonders meinem Erzieher wo nur Spott und Häme in meiner Jugend für mich übrig hatte und mich dauernd degradierte, gerne würde ich ihm zeigen wie sein von ihm voraussgesagter Untergang von mir ausgegangen ist.
Seiner durfte ich aus der Ferne erleben, er endete als schlimmer Alkoholiker.
Er heiratete meine Erziehende in den 50ziger und hatte mich nie anerkannt, wir waren quasi Fremde.
Je älter man wird umso mehr kommen diese Erfahrungen wieder hoch, für mich war es eine Triebfeder ihm zu beweisen dass er Unrecht hatte, leider bekam er als Trinker es nicht mehr mit. Phil.
Vor Kurzem las ich : Als Großmutter im Regen tanzte.
Solche Ereignisse wirken über Generationen nach ... von Unausgesprochenem überschattet.
@Malinka
Eine Geschichte, die ich im ST vor zwei Jahren in einem anderen thread erzählte. Meine Großeltern und meine Mutter befanden sich im Luftschutzkeller des Hauses mit anderen Mietern, es war in Berlin-Baumschulenweg im April 1945, als es wieder Alarm gab. Auch ein russischer Soldat saß mit im Keller. Er vergewaltigte Frau P. vor allen Leuten im Keller. Meine Mutter bot ihr anschließend an, sich in unserer Badestube zu säubern, denn die Wohnung, die man uns nach dem Ausbomben zugewiesen hatte, besaß eine Badestube. Frau P. hatte schon einen kleinen Sohn und 9 Monate später kam Wolfgang zur Welt, mein späterer Spielkamerad, denn ich wurde Februar 1947 geboren. In meiner Erinnerung zog Frau P. ihre Jungs alleine groß, der Mann blieb im Kriege.
Michiko
Ich würde auch viel drum geben, könnte ich heute alles fragen und mir erzählen lassen. Als es noch möglich war, ist man so mit Familie und Beruf beschäftigt gewesen, dass es irgendwie ganz in den Hintergrund getreten ist. Erst später kommt dieses Interesse und es taucht die Frage auf, wo komme ich eigentlich her.
Kürzlich hatte ich ein besonderes Erlebnis. Ich wurde von einem Mann angeschrieben, der gerade Familienforschung betreibt. Über eine Seite einer der Partnerstädte von Ratibor, dort hatte ich damals wegen meiner Reise Kontakt aufgenommen, hat er die E-Mail-Adresse gefunden und, weil in seiner Ahnenreihe mein Familienname vorkam, den Kontakt gesucht. Wir haben herausgefunden, dass wir über Ur-Ur-Ur-Großeltern verwandt sind. Darüber habe ich mich richtig gefreut. Denn es ist sehr schwierig Familienforschung zu betreiben, weil im Krieg so vieles an Unterlagen verloren ging, gerade aus den Ländern im Osten.
Krieg ist etwas, was Menschen völlig aus der Bahn wirft und vor allem das Unausgesprochene und Unverarbeitete setzt sich unbewusst über Generationen fort.
Kürzlich war Reinhold Beckmann zu Gast in einer Talkshow. Er hat ein Buch über seine Mutter geschrieben, die im Krieg ihre 4 Brüder verloren hat. Es war sehr bewegend, was er erzählt hat, wie seine Mutter damit umging.
Grüße
Roxanna