Aktuelle Themen Was mich bewegt

Edita
Edita
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Edita
als Antwort auf Zaunkönigin vom 21.07.2024, 04:51:09
Wobei man auch sagen muß, daß Wut und Aggression weniger durch krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn entstehen, als vielmehr durch die Angst der Betroffenen vor den sich verändernden Lebensbedingungen!
Ich kenne das auch, meine Tochter ist auch schon mit einem Messer auf mich losgegangen, 
 
das ist bei Demenz und auch bei Schlaganfall noch einmal eine andere Sache. Mit beiden Erkrankungen können (müssen aber nicht) Persönlichkeitsveränderungen einher gehen. 

Aber ja, bei vielen Krankheiten ist das so wie Du es beschreibst. Da ist es die pure Angst - und das kann ich mehr als gut nachvollziehen. 
Generell haben hilflose Menschen in vielen Pflegeheimen äußerst schlechte Karten, das fängt schon bei den Medikamenten an, die falsch verordnet, zu hoch dosiert oder generell von einer Person nicht vertragen werden!
"Psychopharmaka haben keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Nutzen bei Pflegeheimbewohnern, jedoch erheblichen Schaden. Altenheime müssen Psychopharmaka- frei werden. Die Verschreibung von Psychopharmaka muss ein Qualitätsaspekt werden, der vom MDK kontrolliert wird. Die Verschreibungsraten müssen offengelegt werden."

Meine Tochter hat bis vor 25 Jahren bestimmt 25 unterschiedlich wirkende Antiepileptika inclusive der unterschiedlichen Kombiniermöglichkeiten probieren müssen, bis wir dort waren wo wir seit 23 Jahren sind, sie ist die meiste Zeit liebenswert, aushaltbar und anfallsfrei!

Antiepileptika sind nichts anderes als Psychopharmaka, sind sie nicht passend, nimmt das Unglück seinen Lauf, Patienten ist schwindelig und sie taumeln nur noch durch die Gegend, sie werden teilnahmslos, stieren den ganzen Tag durch die Gegend, haben keinen Durst und keinen Hunger, andere werden aggressiv gegen andere Leute oder gegen sich slbst, knallen den ganzen Tag ihren Kopf an die Wand oder bohren sich selber mit einem Finger Löcher in die Hände und .... und......und!
Ichj habe das alles erlebt ...... aber ein hilfloser Mensch kann das nicht selbst für sich regeln, und es gibt  Ärzte die das alles ignorieren und hinnehmen als ob es nicht zu ändern wäre!
Wenn ich jetzt so an diese Zeit zurückdenke, ich kann es im Nachhinein nicht glauben, daß ich mich da durchgeboxt habe .........


Edita



 
Lenova46
Lenova46
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Edita vom 20.07.2024, 23:27:08

Die einzelnen Schilderungen bewegen mich.

Deswegen überlege ich, welche Möglichkeiten Patienten haben, die über keine Angehörigen verfügen, die mit oder ohne amtliche Betreuung leben, die ungewandt sind in Beschwerden und Auseinandersetzungen, ihrem vorgezeichneten? Schicksal zu entrinnen.

Aufsicht und Kontrolle in Einrichtungen sind vorhanden. Diese sind wohl kaum in der Lage, sich ausreichend um die Würde der Menschen zu kümmern. Abgesehen davon, eine Verbesserung des Krankheitsbildes zu erreichen, die maximale Zuwendung erfordern würde. 

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Edita vom 20.07.2024, 23:27:08

Meine Frau hat eine ganze Menge verschiedener Medis zu sich nehmen müssen. Es ist also gut möglich, dass es zu einer fatalen Wechselwirkung kam.


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Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Edita vom 21.07.2024, 09:16:56
 
Generell haben hilflose Menschen in vielen Pflegeheimen äußerst schlechte Karten, das fängt schon bei den Medikamenten an, die falsch verordnet, zu hoch dosiert oder generell von einer Person nicht vertragen werden!
"Psychopharmaka haben keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Nutzen bei Pflegeheimbewohnern, jedoch erheblichen Schaden. Altenheime müssen Psychopharmaka- frei werden. Die Verschreibung von Psychopharmaka muss ein Qualitätsaspekt werden, der vom MDK kontrolliert wird. Die Verschreibungsraten müssen offengelegt werden."

Meine Tochter hat bis vor 25 Jahren bestimmt 25 unterschiedlich wirkende Antiepileptika inclusive der unterschiedlichen Kombiniermöglichkeiten probieren müssen, bis wir dort waren wo wir seit 23 Jahren sind, sie ist die meiste Zeit liebenswert, aushaltbar und anfallsfrei!

Antiepileptika sind nichts anderes als Psychopharmaka, sind sie nicht passend, nimmt das Unglück seinen Lauf, ....

Wenn ich jetzt so an diese Zeit zurückdenke, ich kann es im Nachhinein nicht glauben, daß ich mich da durchgeboxt habe .........


Edita


 

Die unangebrachte Medikamentation in den Heimen liegt überwiegend daran, dass man heutzutage ab dem Zeitpunkt des Einzugs in das Heim nur noch äusserst selten weiterhin seinen alten Hausarzt hat. Da das Heim meist nicht am alten Wohnort ist, wird man ärztlich "zwangsbeglückt" sofern der bisherige Arzt nicht bereit ist auch weitere Strecken für Hausbesuche zurück zu legen. Die wenigsten sind das, also bleiben noch die Ärzte vor Ort und davon bleiben dann, wenn man Glück hat, noch 2-3 Ärzte zur Auswahl. Da wir aber in vielen Gegenden einen Arztnotstand haben, ist noch nicht einmal die Auswahl gegeben sondern man muss den nehmen der die meisten Patienten im Haus hat. 
Im ersten Heim hatte meine Mutter Glück mit dem behandelnden Arzt, der im zweiten Heim (der auch nicht hätte gewechselt werden können) war einer der nur auf bequeme Art und Weise seinen Umsatz machen wollte. Man wusste im Heim, dass er wenig ärztliche Kompetenzen hatte, dennoch habe ich das Personal im zweiten Pflegeheim so erlebt, dass sie keinerlei Verantwortung übernehmen wollten. Wenn der Arzt ein Medikament verordnet hatte, dann wollten die das auch, notfalls mit Druck, verabreichen. Und da der Arzt nur alle 2 Wochen ins Haus kam, dachten die ernsthaft, so lange zieht man die Verabreichung durch obwohl offensichtlich war, dass sie widersprüchlich war. 
Hinzu kam dann die erste Lock-Down-Phase und somit nur noch rudimentäre Kontrollmöglichkeiten meinerseits. Ich bin beim Auszug aus allen Wolken gefallen was ich an Medikamentenpaket mit bekam. 

Dass Psychopharmaka keinen Nutzen bei Pflegeheimbewohnern zeigen, würde ich  zwar so pauschal nicht unterschreiben. Aber ich gehe davon aus, dass sie zu häufig verabreicht werden um ruhig zu stellen - und damit meine ich nicht: "in einem Zustand in dem sie sich wohl fühlen" - sondern aphatisch.

In den Heimen und besonders in den Reha-Kliniken kommt dann auch noch das Thema Fixierung dazu. Zumindest die Reha-Klinik in der mein Mann war hatte eine pauschale richterliche Freigabe dafür. Innerhalb eines bestimmten Zeitraums (der länger als 3 Tage war) durften die das. Mich macht das bis heute fassungslos weil man mit einfachen Mitteln, nämlich Niederfloorbetten, die Unfallrisiken hätte vermeiden können. Aber nein, man setzte auf "elegant" und sorgte dafür, dass die Betten nicht bis auf den Boden herunter gefahren werden konnten. 

Schlaganfallpatienten neigen z.B. häufig zu Depressionen, da können sie nützlich sein. Und meine Mutter mit ihrem  Delir hat das auch längere Zeit benötigt (Pipamperon). Bei ihr musste ich aber regelrecht massiv werden bis man versuchte die Dosierung Schrittweise zu reduzieren. Die machten fröhlich und ohne in Frage zu stellen mit der Dosierung im Akutfall weiter. (aber letztendlich war auch das ein Fehler des Arztes) Dem Personal war einfach eine dauerschlafende alte Frau lieber als eine aktive, streitbare/unbequeme - und das war meine Mutter. 

Ich kenne die Problematik mit Antiepileptika. Was Deine Tochter, und damit auch Du, durchleiden musstet bis die Medikamentation passte, ich ahne wie schlimm diese Zeit gewesen sein muss. Das sind ja keine Pillepalle Nebenwirkungen. Das betrifft Psyche und Geist.
Diesbezüglich hatte mein Mann ausnahmsweise mal Glück. Bei einem befreundeten Paar - er ebenfalls Schlaganfallpatient - sah das anders aus. Der Mann bekam nach einem Wechsel des Medikaments Panikattacken, konnte auf einmal nicht mehr gut gehen, kam nur noch mit viel Mühe eine Treppe hoch, war verwirrt. Er hat über ein Jahr gebraucht bis er motorisch wieder der Alte war.
Übrigens: meine Erfahrung ist beim Wirkstoff meines Mannes, dass auch die Begleitstoffe Einfluss auf die Nebenwirkungen haben können. Das ist eines der nächsten Probleme, denn heutzutage hat man nicht selten keine Wahl. Man muss nehmen was lieferbar ist. Ich habe diesbezüglich regelmässig Theater weil ein Hersteller eindeutig zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, ich aber nicht weiß welcher der Begleitstoffe diese verursacht. Ergo versuche ich diesen Hersteller zu vermeiden, was nicht einfach ist. Zum Glück haben wir eine sehr bemühte Apothekerin.

Das Problem der Medikamentation hat man aber auch dann, wenn man alleine mit Pflegedienst zu Hause gepflegt wird. Auch aus dieser Phase könnte ich mehrere Liedchen singen. Letztendlich ist meine Erfahrung: wenn man, sobald man Pflege benötigt und nicht mehr in der Lage ist für sich selbst zu "streiten", keine Menschen an seiner Seite hat die bereit sind die Kontrolle und diesen Kampf zu übernehmen, dann hat man sehr oft verloren, baut ab und dümpelt irgendwann nur noch vor sich hin.

Ich schaue jetzt auf 5 Jahre Pflege und Akuterkrankungen zurück - also im Grunde im Vergleich zu Dir kein Zeitraum. Aber auch ich bin manchmal fassungslos wenn ich manchmal zurück denke und mich erinnere was ich alles erlebt habe, was nicht gut gegangen wäre wenn ich nicht zum Kontrolletti mutiert wäre. Der Sohn meines Mannes, der durchaus am Wohlergehen seines Vaters interessiert ist, sagt selbst, dass er vieles nicht in Frage gestellt hätte. Anfangs war ich auch weniger misstrauisch - das sieht heute anders aus. 

Einiges was ich in dieser Reha erlebt habe wurde übrigens schon seit Jahren so praktiziert. Das stellte ich dann fest, als ich im Laufe der Jahre pflegende Angehöriger kennenlernte deren Partner/Eltern/Kinder in der gleichen Klinik ihre Reha absolvierten. 
skys
skys
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von skys
als Antwort auf Zaunkönigin vom 21.07.2024, 04:47:54
Ja - wer niemanden hat der kritisch auf das Ganze schaut und auch streitbar ist, der wird zur hilflosen Masse Fleisch. 
Zaunkönigin
*unterschreibe :-(


 
Die Verschreibung von Psychopharmaka muss ein Qualitätsaspekt werden, der vom MDK kontrolliert wird.
Edita
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben ?

Abgesehen davon, dass ich nichts gegen einen korrekten Einsatz von Psychopharmaka habe (das heißt z. B. nur bei Bedarf, kein Dauereinsatz), ist aber anderes Thema.

 
Deswegen überlege ich, welche Möglichkeiten Patienten haben, die über keine Angehörigen verfügen, die mit oder ohne amtliche Betreuung leben, die ungewandt sind in Beschwerden und Auseinandersetzungen, ihrem vorgezeichneten? Schicksal zu entrinnen.
Lenova46
Es gibt tatsächlich etwas, hatte mir vor längerer Zeit mal die Adresse notiert und die Webseite angesehen. Habe den Namen im Moment nicht parat - und kenne leider auch keine Erfahrungsberichte, ob/wie gut es funktioniert.
Meist hat man derlei eh nicht organisiert, bis man dann "plötzlich" selbst dran ist.
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Anna842
Das menschliche Gehirn und die Neurologie -
oder von der Not, das Meiste nicht zu wissen.

Jedes Gehirn ist einmalig.
Unsere Gehirne sind ebenso vielfältig wie unsere Gesichter.
Selbst wenn Menschen ein und die selbe Diagnose haben, wie
z.B. " bipolare Störung " bleiben sie Individuen.
Die " bipolare Störung " ist nicht heilbar, aber behandelbar.
Welche Psychopharmaka bei welchem Patienten wie wirken, kann
nicht vorher gesagt werden.
Manche haben großes Glück, und die erste Kombination greift
sofort.
Das ist aber die Ausnahme.
Die meisten gehen bezogen auf Medikamente einen langen Weg.
Das gilt für alle psychiatrischen Erkrankungen.

Wenn man bedenkt, dass das menschliche Gehirn mehr als
100 Milliarden Nervenzellen enthält, die über Billionen von
Zellkontakten, bioelektrisch miteinander verbunden sind und dass
dieses unfassbar komplexe Netz, in rasender Geschwindigkeit miteinander kommuniziert, wird es bereits deutlich, dass es keine einfachen Antworten auf von außen wahrgenommene Phänomene 
geben kann.

Ich selber nehme jeden Abend Psychopharmaka.
Es sind Medikamente. Bei mir lebensnotwendig.
Eines dieser macht hochgradig süchtig.
Bei mir ( und anderen ) ist dies nicht der Fall.
Warum das so ist, wissen die Neurologen nicht.

Wie gesagt: Für viele neurologische Phänomene gibt es selbst
innerhalb der Neurologie keinerlei Erklärung.

Auf welche Prozesse im Gehirn die Aggression beruht, darüber
existieren keinerlei allgemeingültigen Aussagen, es ist zu
individuell.
Was gesagt werden kann ist, dass das größte Aggressionspotenzial
auf der Seite der sog.  "  Normalen  " liegt.
Aber auch da gilt die Regel: Jedes Gehirn ist ein Unikat und in 
einem ständigen Wandel, permanent wird umgebaut und neu sortiert.

Angehörige sind zumeist hilflos, überfordert.
Deshalb gibt es Angehörigengruppen.
Damit es nicht zu völligen Fehleinschätzungen kommt, wie es
sehr klassisch bei der Ehefrau Robert Enkes zu sehen war.
Die Liebe hat eben nicht gereicht, meinte sie.
Aber eine manifeste Depression und Liebe sind völlig unterschiedliche
menschliche Gefühlsebenen, die sich jedoch beide in ein und
demselben menschlichen Organ befinden: Dem Gehirn, von dem
selbst die Neurologen das meiste nicht wissen.

Anna

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Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Anna842 vom 21.07.2024, 13:35:46
Wenn man bedenkt, dass das menschliche Gehirn mehr als
100 Milliarden Nervenzellen enthält, die über Billionen von
Zellkontakten, bioelektrisch miteinander verbunden sind und dass
dieses unfassbar komplexe Netz, in rasender Geschwindigkeit miteinander kommuniziert, wird es bereits deutlich, dass es keine einfachen Antworten auf von außen wahrgenommene Phänomene 
geben kann.

Ich selber nehme jeden Abend Psychopharmaka.
Es sind Medikamente. Bei mir lebensnotwendig.
Eines dieser macht hochgradig süchtig.
Bei mir ( und anderen ) ist dies nicht der Fall.
Warum das so ist, wissen die Neurologen nicht.
....

Angehörige sind zumeist hilflos, überfordert.
Deshalb gibt es Angehörigengruppen.
Damit es nicht zu völligen Fehleinschätzungen kommt, wie es
sehr klassisch bei der Ehefrau Robert Enkes zu sehen war.
Die Liebe hat eben nicht gereicht, meinte sie.
Aber eine manifeste Depression und Liebe sind völlig unterschiedliche
menschliche Gefühlsebenen, die sich jedoch beide in ein und
demselben menschlichen Organ befinden: Dem Gehirn, von dem
selbst die Neurologen das meiste nicht wissen.

Anna

ärztlicher Seits wird aber so getan, als ob es klare Regeln der Genesung geben würde. Uns wurde von einer Professorin der Neurologie ganz klar gesagt: nach 3 Jahren ist die Neuroplastizität des Gehirns abgeschlossen, danach gibt es keine Verbesserungen mehr. Manche sagen sogar nach 6 Monaten. Es geht nur noch um den Erhalt.

Auf dieser Basis wurden dann die Therapieeinheiten auf ein Minimum gestrichen. 

Fakt ist aber, dass mein Mann erst nach dem dritten Jahr die größten Fortschritte machte und ich einige Aphasiker inzwischen kenne die ähnliches zu berichten haben. Abgesehen davon, dass es Unsinn ist die Neuroplastizität in dieses Zeitfenster pressen zu wollen. 
Ich habe dann über andere Wege Therapien anstossen können und teilweise eben privat bezahlt. Wir haben inzwischen im sprachlichen Bereich über einen standardisierten und anerkannten Test den Beleg, dass mein Mann nach dem dritten Jahr sich innerhalb von 1,5 Jahren um ein vielfaches mehr gesteigert hat als das in den ersten 3 Jahren der Fall war. 

so etwas wird aber ärztlicher Seits nicht anerkannt. Das wird regelrecht weggewischt. Zufall eben.. 

Und was die Angehörigengruppen angeht.. mh.. meine Erfahrungen sind wirklich nicht sonderlich gut damit. Wenn man Glück hat trifft man auf 1-2 Menschen mit denen man dann privat gut klar kommt. Die Gruppen selbst wirkten auf mich eher so als ob man sich gegenseitig beweisen müsste wie viele tolle Fortschritte der Angehörige macht (zu vergleichen mit Kleinkindern bei denen Muttern dann stolz verkündet, dass Klein-Henry schon ins Töpfchen macht). Die wenigsten berichten wirklich ehrlich über ihren Alltag. Man schämt sich auch da.
Dass da viel gelogen wird habe ich aber auch nicht sofort bemerkt. 

Damit sich Angehörige nicht überfordert fühlen müssen wäre eher eine ordentliche Beratung seitens der Ärzte erforderlich, aber ganz ehrlich.. ich habe nicht den Eindruck, dass auf der Seite wirklich viel Kompetenz vorhanden ist was die Auswirkungen im Alltag betrifft. 
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Zaunkönigin vom 21.07.2024, 14:58:25
Liebe Zaunkönigin, deine Offenheit hat mich bewegt.

In vielem muss ich dir leider Recht geben.
Ich habe bestimmt über 20 Psychiater/Neurologen " verschlissen ",
bevor ich endlich auf einen traf, mit dem ich klar kam, und er auch
mit mir.
Ehe ich die richtige Diagnose bekam, hat es ewig gedauert.

Ich hoffe, dass eine neue Generation auf diesem Gebiet heran
wächst, die nicht nach dem Prinzip gehen: Ich weiß alles und du
nichts.

Ich war mit Anfang 30 fast ein Jahr in einer anthroposophischen
Klinik.
Die hatten zwar auch keine Diagnose, aber haben alles bei mir richtig
gemacht. Das kann auch nicht jeder.
Also fast richtig. Mir wurde gesagt, dass ich nicht mehr in der Lage
sein werde, selbstständig zu leben (ganz und gar falsch war es nicht)
und deshalb habe ich mir vier therapeutische Wohngemeinschaften
angesehen. Ehrlich ? Eine schlimmer als die andere. Regeln ohne
Ende. Nix für mich.
Ihre Prognose war langfristig falsch: Ich kann alleine leben.

Das ist eben das schwierige, diese ungeheure Komplexität der
Gehirne. Und jedes ein einzigartiges Wunderwerk....das mir manchmal
auf die Nerven geht. 

Mit den Niedergelassenen gab es danach nur Ärger.
Ich bin sehr wehrhaft und nicht auf den Mund gefallen.
Meist endete es mit einem: " Sie sind ja komplett therapieresistent !! "
Einem habe ich da mal zurück gegeben:  " Nein ! Sie sind resistent
und zwar gegenüber jeglicher Erkenntnis ! "

Seit fast 25 Jahren bin ich nun in der Ambulanz der Rheinischen
Landesklinik. Und da läuft es richtig gut. Jedenfalls für mich.

Ich gebe dir vollkommen recht: Sie sollten es sagen, wenn sie
keine Ahnung haben. Sie sollten es sagen, wenn sie lediglich eine
Vermutung haben.
Und dass jenes, welches du mit deinem Mann erfahren hast, dass
es auch komplett anders laufen kann, nicht anerkannt wird. Was für eine Überheblichkeit.
In diesem Bereich der Medizin leider häufig anzutreffen.

Die Angehörigengruppe habe ich mir anders vorgestellt.
Gut zu hören.
Ich war ja noch nie in einer.

Ja, Zaunkönigin, danke für deine Offenheit.
LG.

Anna


 
Edita
Edita
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von Edita
als Antwort auf Zaunkönigin vom 21.07.2024, 14:58:25

Kann ich auch alles unterschreiben, habe das auch erlebt, auch mit anderen Eltern, ich habe mich schon nach 2, 3 Jahren zurückgezogen!
Habe sowieso nach etlichen frustrienden erfolglosen Jahren angefangen nur noch auf meine Beobachtungen und Feststellungen zu reagieren, ich hatte aber dann auch das unverschämte Glück an eine Kinderneurologin zu geraten, die genau so arbeitete, nach den Erfordernissen und Bedürfnissen der Kinder, sie hat mir in allem den Rücken gestärkt und mich mutig gemacht, meinen eigenen Beobachtungen zu vertrauen! 
Sie war die beste Neurologin, die ich in 48 Jahren kennengelernt habe, aber wir durften sie nur bis zum 21. Lebensjahr meiner Tochter frequentieren, danach habe ich dann wieder 6 Jahre gebraucht, bis ich einen neuen vertrauenswürdigen gefunden habe! 
Jetzt vor 9 Jahren hatte ich noch mal das große Glück, als wir umgezogen sind! 
Und ich möchte auch den Rat weitergeben, wenn es Probleme mit einem Medikament gibt, sich nicht zu scheuen, Kontakt zu der Firma zu suchen, ich habe damit nur allerbeste Erfahrungen gemacht! 



Edita

 

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Was mich bewegt
geschrieben von JuergenS

mal ganz was anderes

ganz gelassen. Ohne die Möglichkeit, für ST  KI(AI) Grafiken zu machen, zu zeigen, wäre ich mit Sicherheit schon einen Schritt in Depression geraten, obwohl sie kaum mehr jemand wahrnimmt, die Dinger.

 


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