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Ich werde Ihrer Bitte nicht nachkommen können, da ich der Meinung bin, eine Generation, die Jahrzehnte in Frieden und Wohlstand leben durfte, sollte sich nach fast 80 Jahren auch vor der Wahrheit nicht scheuen. Die Gefahr ist zu gross - insbesondere in Zeiten, wo die Rechten wieder viel Zustimmung erhalten - dass die Positionsbestimmungen sich fantasievoll ändern werden.
Das Andenken längst verstorbener Eltern und Verwandter ist dadurch sicher nicht beeinträchtigt. Hätten diese mehr mit uns der nachfolgenden Generation beizeiten gesprochen und erklärt, müssten wir diese Fakten nicht bis heute immer wieder aktualisieren.
Denn wir wissen ja schon lange vieles und haben uns damit beschäftigt - und das ist auch richtig, so wie ich finde. Olga
Schwätze losse....sagt man hier.
Einen angenehmen Abend wünscht
Ingrid60
@Michiko hat in ihrem Beitrag sehr genau beschrieben, worum es hier in dem Austausch ging. Sie haben leider nicht verstanden, dass es hier um zutiefst Menschliches und sehr Persönliches ging. Da muss nicht sofort wieder der Zeigefinger erhoben und ermahnt werden und man muss nicht überall und immerzu politisieren. Auch Emotionen dürfen ihren Platz haben. Nicht alles kann rational einfach so abgehandelt werden.
Roxanna
Auch ich bereue es, dass ich meine Eltern nicht mehr nach ihrer Jugend gefragt habe.
Ein Nachtrag zu meinem vorhergehenden Beitrag, der mir jetzt erst eingefallen ist:
Als unsere Kinder geheiratet haben, hatten meine "Co-Schwiegermutter" und ich unabhängig voneinander die Idee, für unsere Kinder mit alten Fotos einen Stammbaum zu erstellen. Wir haben uns dann zusammengetan und ein gemeinsames Album gemacht, in dem die beiden Stammbäume schließlich bei dem jungen Paar zusammengelaufen sind (und vielleicht irgendwann zu einer Fortführung animieren?).
Ich erzähle das, weil ich denke, vielleicht wäre etwas Ähnliches auch für den einen oder die andere von euch eine Möglichkeit, den Nachkommen etwas von der Vergangenheit mitzugeben (auch wenn sie es vielleicht erst schätzen werden, wenn sie in unserem Alter sind!
Unsere Mutter hat im späten Alter (ich glaube) zu ihrem 80. Geburtstag mit allen Familienfotos, die sie hatte, jedem ihrer Kinder ein Album machen lassen. Hätte Vater es vorher gewusst, wäre es wohl nicht zustande gekommen.....
Als ich meinen Beitrag schrieb, wusste ich, dass von Ihnen wieder diese Reaktion kommt, wie sie schon an vielen Stellen zu lesen war.Dem stimme ich zu, nur stellt sich für mich eine Frage: wenn das Verhalten so vorhersagbar ist - also die immer gleichen Belehrungen und immer das letzte Wort haben müssen - warum reagiert überhaupt noch jemand darauf? Glaubt ernsthaft jemand, dass ein Mensch, der so vorhersagbar reagiert, sein Verhalten auf Grund negativer Rückmeldungen verändern wird? Da ist die Existenz von Weihnachtsmann und Zahnfee wahrscheinlicher. Tatsächlich wird durch die Antworten der immer gleiche Kreislauf in Gang gesetzt.
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Roxanna
Ingrid60 die Kurzfassung geschrieben: "Schwätze losse....sagt man hier".
Hier würde man sagen:" lass sie doch labern..."
Zum eigentlichen Thema:
ich fand es im Umgang mit meiner Familie schwierig, dass alles, was in den Jahren 1933 bis 1945 passierte, Tabuthema war. Großmutter hat einmal gesagt, dass ihrer Meinung nach jeder, der später von KZs nicht gewusst haben wollte, es nicht habe wissen wollen. Selbst sie da ganz hinten im Memelland hätten hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen. Doch alles Weitere wurde in der Familie kein Thema. Verdrängen um jeden Preis war das Motto.
Wie in den Familien mit den Kriegsereignissen und deren Folgen umgegangen wurde, kann man nicht so allgemein sagen. Aber es war früher doch eher so, im Gegensatz zur heutigen Zeit, wo vieles psychologisch aufgearbeitet werden kann, dass eher in die Verdrängung, also bloß nicht darüber sprechen, gegangen wurde, weil man glaubte, damit erledigt sich vieles. Heute weiß man, dass das ein Irrtum ist.
Grüße
Roxanna
Menschen verändern sich ganz sicher nicht aufgrund negativer Rückmeldungen, Gingganz, es wäre naiv so etwas zu glauben und Menschen in fortgeschrittenem Alter tun sich mit Veränderungen noch einmal schwerer.Das kann ich nicht pauschal bestätigen. Ich kenne etliche Menschen in meiner Umgebung, mit denen man auch negative Rückmeldungen sachlich und gelassen diskutieren kann. Andere bleiben nicht lange in meinem Bekanntenkreis. Es setzt natürlich den Willen und die Fähigkeit zur Selbstreflexion voraus.
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Grüße
Roxanna