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habe erst jetzt gesehen, dass du doch noch etwas über die Armut geschrieben hast @Bruny_K
mir fiel das auch auf, dass wirklich arme Menschen nicht so oft am Jammern sind, ich würde sogar meinen mehrheitlich nicht. Viel öfter wird die Armut, so gut wie möglich versteckt, weil es vielen Menschen unangenehm ist und/oder sie sich sogar schämen dafür.
Danke, dass du nochmal darauf zurückgekommen bist.
WurzelFluegel
als erstes vielen Dank, dass du dich nochmal aufgerafft hast und
geschrieben hast, was es in dieser Sendung zu sehen gab.
Ich werde nochmal, vielleicht morgen, darauf eingehen.
Die Flaschensammler kenne ich auch. Sie werden immer mehr.
Ich habe oft leere Wasserflaschen in meiner Radtasche, da ich
viel trinken muss.
Wenn ich eine Flaschensammlerin sehe, spreche ich sie an:
" Sind Sie die Flaschensammlerin? "
" Ja..."
" Gut, dass ich Sie treffe. Ich habe leere Flaschen, kann ich sie
Ihnen geben? "
" Ja, ich nehme sie mit. "
Ich gebe ihr die Flaschen und bedanke mich.
Sie bedankt sich bei mir.
Ich mache das so, weil ich respektvoll mit anderen Menschen umgehen
möchte. Das ist immer eine win-win-Situation. Ich fühle mich gut damit
und mein Gegenüber auch.
Manches Mal, wenn es auch so war, habe ich mich bedankt, dass sie/er
alle Flaschen aufsammelte, die irgendwelche draußen Feiernde, irgendwo
hingeschmissen haben. Ich meine das dann wirklich so.
In Bremen am Bahnhof habe ich mal einen Flaschensammler angesprochen,
ob er meine auch nehmen will.
Dann zeigt er auf zwei große Plastiktüten, die voll waren mit leeren
Flaschen.
" Liebe Güte! Wo haben Sie denn diese Unmengen an leeren Flaschen
her?? "
" Alle hier rund um den Bahnhof eingesammelt. Aber Ihre nehme ich
nicht mehr mit, für heute mache ich Feierabend, für heute reicht es. "
" Ja, dann ein anderes Mal. Irgendwann muss auch Schluss sein. "
" Tschüß"
" Ja, bis demnächst "
Anna
Es war irgendwann in den 90-Jahren.
Ich wohnte in Bremen und habe in der Friesenstr. gearbeitet.
Dort standen am Anfang der Friesenstr. die großen Container
des Supermarktes " Hit ".
Irgendwann tauchte eine alte Frau auf, die in diesen Containern
nach Essbaren herumwühlte.
Ich fand das schrecklich.
Irgendwann kam ich an und sah, dass die alte Frau halb kopfüber
in einem dieser Container hing.
Da hatte ich echt die Nerven blank, ich habe sie dort herausgezogen.
" Kommen Sie da raus! Um Himmelwillen..."
Dann stand sie vor mir und starrte mich an.
Leicht erbost über mein Verhalten.
Aber das habe ich nicht erkennen können.
" Bitte, hören Sie auf damit, in den Containern zu wühlen. Das ist doch
unerträglich! " Ich griff zu meiner Geldbörse: " Hier bitte! Nehmen Sie die
20 DM. Kaufen Sie was sie wollen! Bitte!! "
Und da legte die alte Frau los:
" Was fällt Ihnen eigentlich ein, mir Vorschriften zu machen. Ich kann
herumwühlen, wo ich will!! Das geht Sie gar nichts an!!! Ihr Geld können
Sie behalten! Ich habe immer selber für mich sorgen können! Was denken
Sie von mir. Ich bin keine, die um Geld bettelt. Lassen Sie mich ja in Ruhe.
Unverschämtheit..."
Sie war echt aufgebracht. und ich geplättet und gefaltet.
Aber sie hatte recht.
Absolut.
Es war übergriffig, was ich da getan hatte.
Und ich hätte sie vorher fragen müssen, ob ich ihr mit 20 DM aushelfen
kann.
Die Frau entfernte sich. " Entschuldigung. Es tut mir leid. Wird nicht mehr
vorkommen.. ". rief ich ihr noch hinterher.
Ich habe sie danach noch ein paar mal bei den Containern gesehen
und sie gegrüßt. Aber sie hat nie zurück gegrüßt.
Irgendwann tauchte sie nicht mehr auf.
Ich habe daraus gelernt.
Anna
Wenn ich in München Lust auf einen Espresso habe, gehe ich gerne in solche Bars, wo die Inhaber eine Möglichkeit haben, dass man als KundIn z.B. für zwei Espressi bezahlt, aber sich nur einen geben lässt. Der Wert des anderen wird dann aufgespart für Kunden, die sich ein solch köstliches Getränk nicht leisten können und diesen dann spendiert.
In den ärmeren Kreisen - z.B. bei Obdachlosen usw. - sind diese Cafés gut bekannt und sie holen sich auch ohne Scham oder ähnliches dort das Getränk ab.
Das finde ich wichtig, dass wir als Bevölkerung/Gesellschaft auch selbst "aus eigener Kraft" etwas tun, um anderen zu helfen und nicht sofort und bei allem "nach dem Staat/Politik" rufen.
Und Gelegenheiten gäbe es ja viele, um unser persönliches Engagement unter Beweis zu stellen - . Olga
In den ärmeren Kreisen - z.B. bei Obdachlosen usw. - sind diese Cafés gut bekannt und sie holen sich auch ohne Scham oder ähnliches dort das Getränk ab.
Das finde ich wichtig, dass wir als Bevölkerung/Gesellschaft auch selbst "aus eigener Kraft" etwas tun, um anderen zu helfen und nicht sofort und bei allem "nach dem Staat/Politik" rufen.
Und Gelegenheiten gäbe es ja viele, um unser persönliches Engagement unter Beweis zu stellen
Ihre Hilfsbereitschaft in Ehren und das ist ja auch toll, aber so ein Espressi ist ja wohl nur ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. 😏
Davon kann man keine Kinder ernähren und keine Miete zahlen. Da müssten sie schon ein Zimmer frei machen um die Armut ein wenig auszugleichen.
Ich denke auch das dort viele Arme aus Scham nicht hingehen.
LG Heidrun
Das mit dem Gratis-Espresso (gibts hier auch) hat was mit Würde zu tun, find ich , Heidrun.
Das im Grunde Unnötige.
Denn man braucht ja keinen Espresso.
Hier (in Frkr) - aber wohl auch woanders - kochen Sterneköche ab und zu ein exklusives Menu für die 'Armen' - mit allem Drum und Dran, Deko usw, und nicht nur zu Weihnachten.
Hab mich anfangs gewundert.
Und gedacht: DAFÜR hätte man mehr Nudeln usw kaufen können.
Ich sehe das jetzt etwas anders.
Gruss Val
Die Rose
Rainer Maria Rilke ging in der Zeit seines Pariser Aufenthaltes regelmäßig über
einen Platz, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt.
Ohne je aufzublicken, ohne ein Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern,
saß die Frau immer am gleichen Ort.
Rilke gab nie etwas, seine französische Begleiterin warf ihr häufig ein
Geldstück hin.
Eines Tages fragte die Französin verwundert, warum er ihr nichts gebe.
Rilke antwortete: "Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand."
Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte
sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen.
Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob
sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste
sie und ging mit der Rose davon.
Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher
gebettelt hatte, blieb leer.
Nach acht Tagen saß sie plötzlich wieder an der gewohnten Stelle. Sie war
stumm wie damals, wiederum nur wieder ihre Bedürftigkeit zeigend durch die
ausgestreckte Hand.
"Aber wovon hat sie denn in all den Tagen gelebt?" fragte die Französin.
Rilke antwortete: "Von der Rose..."
Das mit dem Gratis-Espresso (gibts hier auch) hat was mit Würde zu tun, find ich ,
Natürlich hast du Recht und ich finde es auch gut / eine tolle Geste. Mir ging es aber eher um den Satz
nicht sofort und bei allem "nach dem Staat/Politik" rufen.
geschrieben von Olga
Den Satz habe ich von Olga jetzt so oft gelesen . . . 😏
Da zweifele ich manchmal ob sie überhaupt weiß was es heißt z.B.Kinder aufzuziehen, oder unschuldig in Armut zu geraten usw . . . 😏
Ich gebe auch jedem etwas wenn er z.B. Musik auf der Straße macht usw. Ich bin auch zahlendes Mitglied bei einer Tierhilfe.
Bei allem wo ich spende/ helfe (ohne viele Worte zu verlieren) weiß ich aber auch, das damit keine alleinerziehende Mutter ihre Kinder, kein in Armut geratener Bürger usw sich ernähren oder seine Miete bezahlen kann.
LG Heidrun
Ich sehe das wie du, Heidrun.
"Geben ist seliger denn nehmen" heisst es in der Bibel. Wer gibt, kann es sich leisten und fühlt sich obendrein nicht nur als tüchtiger sondern auch als guter Mensch. Schönes Gefühl! Aber wie fühlt sich jemand, der diese "Almosen" nehmen muss?: als Versager, minderwertig, verachtet? (Schönes Beispiel von @Roxanna: die Bettlerin, die auf dem Boden sitzt und alle schauen schon rein physisch auf sie herab!)
Deshalb würde ich hier auch nach dem Staat rufen, der auf breiter Basis dafür sorgen sollte, dass in unserem Staat zumindest die Grundbedürfnisse erfüllt werden, ohne dass man betteln gehen oder Flaschen sammeln muss!
Deshalb würde ich hier auch nach dem Staat rufen, der auf breiter Basis dafür sorgen sollte, dass in unserem Staat zumindest die Grundbedürfnisse erfüllt werden, ohne dass man betteln gehen oder Flaschen sammeln muss!
der staat zahlt jedem, der kein einkommen hat, die miete plus 502 euro plus etwas geringere beträge für den partner und die kinder.
es gibt mittlerweile schon viel protest, weil manche ohne arbeit fast genauso viel haben wie andere, die vollzeit arbeiten (teils sogar mehr).
https://www.betanet.de/regelsaetze-der-sozialhilfe.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/gesetzesvorhaben/neuregelungen-januar-2023-2155174
lg
minerva