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Aktuelle Themen "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"

Malinda
Malinda
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von Malinda
als Antwort auf mane vom 25.10.2015, 12:15:10
Liebe Mane

Ich habe Probleme mit dem Wort `Angst`. In der konzentrierten Form, wie es benutzt wird, hat es in meinen Augen eine Suggestivkraft.
`Besorgtheit` wäre für mich ein annehmbares Wort, mit dem ich mich identifizieren kann. Wobei `besorgter Bürger` auch schon ein Gschmäckle hat.

Kinder sind aufgeschlossen und von Natur aus neu- und lernbegierig.
Je älter wir werden, umso mehr haben wir uns gemütlich in unserer Sicherheit eingerichtet. Den meisten geht es finanziell wenigstens so gut, dass sie keine Existenzängste haben müssen. (Wobei das auch mit dem Anspruch zusammenhängt) Nun scheint beides bedroht. Es wir auch nicht mehr so kommodig bleiben!

Es wird einen gewaltigen Umbruch geben müssen und in irgendeiner Form werden wir alle betroffen sein.
Ich bin auch nicht so blauäugig zu übersehen, dass evtl. ein großes Gewaltpotenzial ins Land kommt - zusätzlich zu dem eigenen!

Mir scheint aber, dass mit vielen, in meinen Augen oft negativ geführten Diskussionen, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.

Trotzdem verstehe sehr gut, was Du meinst.
Aber: ist die Angst vor dem Fremden wirklich das, was uns tief im Inneren bewegt???
Jetzt doch mal ehrlich - ich erlebe tatsächlich im eigenen Umfeld häufig den geäußerten Unmut über den Islam, der unser Christentum unterwandern wird. Und das von Menschen, die mit der Kirche nichts, aber auch gar nichts am Hut haben!
Mein Mann verfolgte neulich eine hitzige Diskussion unter Schülern,
die Angst vor ´geklauten` Arbeitsplätzen haben. Wortführer waren die, die garantiert keinen Abschluss schaffen werden.
So gibt es genügend Beispiele.

Was mich umtreibt sind unsere Politiker und die in Euroapa, die eine beschämende Hilflosigkeit zeigen.
Meiner Meinung ist die Veränderung nur gemeinsam zu stemmen.

Mir fehlt die Mentalität des Ärmelaufkrempelns, ähnlich wie nach dem von unseren Vätern geführten Krieg.
Da waren es die Frauen, die stark und mutig waren.

Gefühlt habe ich den Eindruck, dass es mehr weibliche Flüchtlingshelfer als männliche gibt.
Ich würde mir noch mehr Empathie von Frauen und Müttern für die Frauen und Müttern aus anderen Kulturen wünschen.

Niemand sagt oder schreibt oder denkt, dass die augenblickliche Situation einfach zu händeln sei.
Aber positives Denken, ohne alle Bedenken auszuschalten, könnte ein wenig hilfreich sein

findet
Malinda
urmelviech
urmelviech
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von urmelviech
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.10.2015, 17:35:23
Weil es zur Nagelprobe für die gesamte EU.

Die heutige EU ist nicht die von vor 10-15 Jahren.
Ein Wirtschaftsgebilde aus Europaischen Staaten.
Eine Föderation die ehe auseinanderdriftet.
Nationale Probleme selbst in EU - Mitgliedstaaten Großbritanien, Spanien. Wo beginnt die Souveräität eines Landes beginnt mit der Grenze. So gesehen auch wenn Ungarns Politik sehr nationalistisch getragen ist. Die Grenzsicherung ist nationales wie internatinales Recht. Zur Grenz-Passage sind klare Regeln, ich habe Reisedokumente. vorzuweisen. Die Handhabung obliegt dem Staat in den ich Einreise. Ob ein Visum bnötigt wird oder Persos gelten liegt auch dem Einreise Staat. Ausnahmen werden ja u.U. bei Asylbewerbern anerkannt.
Denkt nur an die Einreisebestimmungen der USA.
Um deutlich zu machen beschreibe ich die
Handhabung bis zu Jahr 2010.

Ich bin seit über 40 jahren mit einer Bulgarin verheitatet. Sie besitzt nach wie vor ihre Bulgarische Staatbürgeschaft. Also ihren Reisepass und bulgar. Perso und für Deutschland eine unbefristete Aufenhaltgenehmigung. Ich brauchte eigentlich bis Dato keinen Reisepass. Da wir damals 2010 dringend nach Bulgarien reisen musste mit einen Fernbus über Tschechien, Slovakien, Ungarn, Serbien musste ich mir einen Reisepass zu legen. Jeder Bulgare, Deutsche oder andere EU Bürger brauchte einen Reisepass. Natürlich kostet so eine Reisepass über all was. Ein Visum glücklicherweise nicht. Visafreiheit bestand schon mit Serbien und der EU.

Ab Juni 2010 wurde plötzlich der jeweilige Perso der EU als Reisedokument anerkannt. Hervoragend !
Nur das damit eine Welle von Sini und Roma sich nach Dortmund und Düsseldorf auf dem Weg machten. Nach Dresden und Leipzig reisten kaum welche. Ziel war erst mal Berlin.
Ursache und Wirkung
An der Bulgarischen Grenze wurden und werden immer alle Busreisenden durch Bulgarien bei der Ein- oder Ausreise kontrolliert. Einmal waren wir Zeuge wie eine Russin andermal ein Ukrainer nicht weiter gelassen wurden. Sie hatten zwar einen Aufthaltitel für die EU aber kein Visum für Serbien. Sie mussten beide zurück.
Übrigens wir wurden nie von Serben kontolliert, wohl aber von den Zollbehörden ganz besonders bei der Einreise in den EU Raum (Bulgarien - Serbien , Serbien - Ungarn). Eigentlich normal.

Schengen ist zwar eine feine Sache für EU-Bürger, aber bis ein Asylberwerber anerkannt wird ist er es nicht ( EU-Bürger). Wie lange so ein Verfahren dauert, hängt wohl auch sehr von den Bewerbern selbst ab. Mit entsprechenden Dokumenten kann so was sehr schnell entschieden werden.

Was sich aber jetzt an den Grenzen abspielt, ist das Chaos. Ich will keinen Asylbewerber pauschal verurteilen, aber an Gewisse Regeln und Gesetze muss man sich schon halten.
Einfach Grenzen zu ignorieren das geht nicht.

Letztendlich löst sich Schengen auf, falls es nicht zur Einigung kommt. Unter diesen Gesichtpunkt sollte man die Haltung der Balkanstaaten verstehen. Bei der Wiedergeburt des Bulagrischen Staates 1871 mit einen (deutschen- österrech ) als Zar aufgebaut wurde ist die Bürokratie, Korruption wer weis abs noch vom Osmanisch stammt ? Bulgaren sind die "Preussen des Balkans". Etnisches Pulver gibt immer noch auf dem Balkan.
Aber so ist es nun mal auf der Welt.
Früher galten Ethnische Grenzen, seit Lorenz von Arabien gerade im Sinn des britischen Empire gezogen wurden rücksichtslos.

Ich möchte keine Wette abschliessen ob, bei den heutigen Verhandlungen was raus kommt. Ich kann die Balkanstaaten verstehen.

Bei allen Leid sind aber die Asylberwerber sich auch selbst verantwortlich, man kann hier nicht von Naivität oder Unwissenheit der EU allein zuschreiben. In sofern halte ich Dankbarkeit von Asylanten als Floskel und nur im Einzelfal ehrlich und aufrichtig.
Karl
Karl
Administrator

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von Karl
als Antwort auf Malinda vom 25.10.2015, 13:29:28
Niemand sagt oder schreibt oder denkt, dass die augenblickliche Situation einfach zu händeln sei.
Aber positives Denken, ohne alle Bedenken auszuschalten, könnte ein wenig hilfreich sein
Herzlichen Dank Malinda,

Du sprichst mir aus dem Herzen!

Karl

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Marcopolo
Marcopolo
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von Marcopolo
als Antwort auf urmelviech vom 25.10.2015, 13:35:05
Hallo Karl,

ich kann dir bei deinem Essay nur zustimmen.

Der Sturm auf die Festung Europa zeigt mal wieder welche Schwächen wir haben.

Auf der einen Seite wollen wir unsere Freiheit und auf der anderen Seite hat Solidarität da sein Ende, wo man einem nackten Mann nicht mehr in Tasche greifen kann.

Was also tun, sprach Zeus?

Meine Antwort fällt nur darauf, asap Frieden schaffen.

Euer
Marco
Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Marcopolo vom 25.10.2015, 13:41:05
Hallo Marco, mir würde es zunächst schon einmal reichen, wenn Deutschland keine Waffen liefern würde. Aber da scheint die Profitgier größer zu sein als die Empathie.
Bruny
barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2015, 13:54:14
Da kann ich nur zustimmen! Was mich aber kürzlich erschütterte, war ein Bericht über Leute, die teilweise seit drei Jahren auf eine Entscheidung warten. Die Reporterin, die vor drei Jahren in dieser Unterkunft war, traf nun die gleiche Afrikanerin wieder, die dort versucht, sauberzumachen - Fenster sind undicht, sonst vieles verschmutzt - in den letzten drei Jahren gab es nicht diesen Flüchtlingsansturm wie jetzt und man bekam es da schon nicht hin, diesen Menschen eine Entscheidung über ihren Antrag zukommen zu lassen, geschweige denn, sie menschenwürdig unterzubringen!!! Mir macht die jahrelange Trägheit der Behörden Angst - von Null auf Hundert können die nun auch nicht reagieren!

LG barbarakary

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mane
mane
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von mane
als Antwort auf Karl vom 25.10.2015, 13:35:29
Niemand sagt oder schreibt oder denkt, dass die augenblickliche Situation einfach zu händeln sei.
Aber positives Denken, ohne alle Bedenken auszuschalten, könnte ein wenig hilfreich sein
geschrieben von karl
Herzlichen Dank Malinda,

Du sprichst mir aus dem Herzen!

Karl
(ich hänge mich mal an Deinen Beitrag an, Karl)

Mir auch, liebe Malinda!

Ich suche daneben nach Erklärungen, warum sich Menschen so verhalten und empfinden, wie sie es tun. Nur wenn wir das wissen, wird es möglich sein, sie in ihren Unsicherheiten/Ängsten zu verstehen und sie eventl. davon abhalten nach rechts abzudriften oder sie wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen.

Der "Angst" entsteht, lt. Ulrich Wagner
im eingestellten Link/Video, ganz wesentlich aus Unsicherheit vor dem Fremden. Wir alle haben viele indirekte Informationen, wir sehen Bilder von Flüchtlingen, die an der Grenze ankommen und in die Erstaufnahmelager gebracht werden. Die Menschen wollen wissen, wie die Situation jetzt wirklich ist und wie es weitergehen wird.
Und die Frage, ob die Unsicherheit, die mit dieser neuen Situation von starker Einwanderung vorhanden ist, dann tatsächlich im Angst umschlägt, ist davon abhängig, welche Informationen man bekommt und wie man diese verarbeitet.
Die Menschen fürchten um ihre eigenen Ressourcen, sie haben den Eindruck, ihre Kutur werde bedroht, auch materielle Dinge spielen eine Rolle. Die Menschen suchen sich eine Erklärung für die unsichere Situation und greifen dabei auf alle Möglichkeiten zurück, z.B. auf rechte Parolen.
Umso wichtiger ist es, dass Politiker und Meinungsführer eine vernünftige Informationspolitik betreiben und Lösungen, die eine Chance zur Umsetzung haben.

Angst entsteht, wenn Situationen der Unsicherheit offenlassen, wie es in Zukunft weitergehen könnte. Wobei nicht endgültig eine Lösung vorgegeben werden muss, die Menschen müssen nur den Eindruck haben, es gibt eine Lösung.


Liebe Grüße,
Mane
Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 25.10.2015, 13:35:29
Niemand sagt oder schreibt oder denkt, dass die augenblickliche Situation einfach zu händeln sei.
Aber positives Denken, ohne alle Bedenken auszuschalten, könnte ein wenig hilfreich sein
geschrieben von karl
Herzlichen Dank Malinda,

Du sprichst mir aus dem Herzen!

Karl


"Ohne alle Bedenken auszuschalten..." ist wieder das andere
Extrem.
Wer den Koran schon gelesen hat, darf Bedenken haben.

Ich wage hier zu sagen:
Ich habe Bedenken.

Clematis
Klara39
Klara39
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von Klara39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2015, 16:07:45
Clematis, das, was Du meinst, steht aber doch in dem Satz "...ohne alle Bedenken auszuschalten..." Man darf also welche haben oder ich habe etwas missverstanden.
Grüßle
Klara
Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Klara39 vom 25.10.2015, 16:51:10
Clematis, das, was Du meinst, steht aber doch in dem Satz "...ohne alle Bedenken auszuschalten..." Man darf also welche haben oder ich habe etwas missverstanden.
Grüßle
Klara


Hast recht, Klara, Du hast es richtig verstanden,
ich war zu schnell.

Alles i.O. und Danke!

Grüßle zurück

Clematis

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