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Aktuelle Themen "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"

britti
britti
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von britti
als Antwort auf mane vom 27.10.2015, 18:47:29
Was für eine wunderbare Antwort!!!
Leider sind nicht alle Menschen so unvoreingenommen.
mane
mane
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 24.10.2015, 17:41:24
Mir schnürt es die Kehle zu, wenn ich die Menschen in den Trecks sehe.... Mütter, die ihre Kinder Kilometer um Kilometer tragen, Alte Männer auf Krücken, manche Alte werden sogar im Rollstuhl gefahren ...immer einer ungewissen Zukunft entgegen, dabei müssen sie Kälte, Regen, Hunger, Durst ertragen.....es ist dermaßen grauenvoll, dass ich mich inwendig ganz hohl vor lauter Hilflosigkeit fühle....
Caya


Genau das ist es, was auch mir die Kehle zuschnürt, und Erwachsene und Kinder, auch Kleinkinder, die haben oft gar nichts an den Füßen, in diesem Matsch bei der Kälte, neulich waren es nur wenige Grad über Null, in Badelatschen durch den Schlamm waten müssen, es ist unvorstellbar, ohne Essen, ohne Trinken in Sommerklamotten und Badelatschen stunden- oder tagelang so marschieren müssen, und da wollen uns besorgte Bürger weismachen, daß machen die nur um den gebratenen Tauben die von alleine ins Maul fliegen, entgegen zu marschieren!
Nein - solche Mühen, Qualen und Erniedrigungen, das macht kein Mensch freiwillig, das machen nur Menschen, die einer noch schlimmeren Hölle zu entkommen versuchen! Was mag in den Köpfen der Leute vorgehen, die das alles ausgehalten haben und endlich das sichere Europa, daß sie ja mit Hilfe, Schutz und Sicherheit verbinden, erreicht haben, und ihnen schlagen der blanke Haß und lodernde Flammen entgegen ! Das ist es was mich zerreißt - und nicht, daß mir oder meinen Kindern, ein Mensch von denen was wegnehmen könnte!
Edita
geschrieben von caya


Hallo Caya, hallo Edita,

alles was Ihr schreibt ist richtig. Es tut weh mitanzusehen, was ein großer Teil der Menschen, die zu uns kommen, aushalten musste und immer noch aushalten muss. Der von mir eröffnete Thread soll jedoch auch die Schwierigkeiten nicht ausblenden, die mit dem nicht anhaltenden Menschenstrom verbunden sind. Geht es so weiter, können wir den Menschen, die bereits hier sind, nicht gerecht werden und möglicherweise läuft alles aus dem Ruder, so dass niemandem mehr geholfen werden kann.

Außerdem werden auf uns alle härtere Zeiten zukommen und wir werden etwas abgeben müssen von unserem Wohlstand. Die gesamte Bevölkerung und damit auch der ärmere Teil, werden die meisten Lasten tragen müssen. Sind wie dazu bereit? Die Ehrenamtler, die heute noch Großartiges leisten, kommen langsam an ihre Grenzen. Was ist, wenn die Arbeit über ihre Kräfte geht?
Gruß Mane
olga64
olga64
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 28.10.2015, 14:39:52
Mane - wenn wir jetzt bereits wieder mal voller Angst meinen, dies nicht schaffen zu können und auch Bedenken haben, dass unser reiches Land mit vielen reichen Menschen bereit sein muss, etwas abzugeben, kann dies natürlich nichts werden.
Aber keine Angst - es ist ja nicht das jahrzehntelange Projekt - und so lange wird es dauern- von uns alten Menschen. Die jungen Menschen, die ich in den Helferkreisen erlebe, sind viel optimistischer und auch viel mehr bereit, hier anzupacken und nicht schon wieder mal alles schwarz zu sehen. Wie alle Projekte und Dinge im Leben gibt es auch hier Vor- und Nachteile.
Wir haben die sog. Wiedervereinigung geschafft, ohne dass eine Massenarmut in unser Land eingezogen ist. Wir haben vor Jahrzehnten Italiener, Türken, Spanier usw. zu uns gerufen, die uns halfen, unseren Wohlstand zu schaffen -viele sind geblieben und haben unser Land viel bunter und auch toleranter gemacht (zumindest in den Grossstädten). Zudem halfen sie uns auch, unsere kulinarischen Gepflogenheiten endlich zu entrümpeln - wir haben gelernt, was es heisst, gut zu essen und auch lässiger zu werden.
Wir sind ein Volk von Reisenden - so sehr dürften uns Fremde nicht fremd sein; wir erlebten sie auch in ihren eigenen LÄndern.
Tja - und dann soll es ja noch Christen unter uns geben - oberstes Gebot sind hier doch Nächstenliebe und Toleranz (auch wenn wir dafür einige Opfer bringen sollten).
Was wir gar nicht tun sollten, ist ein Ausspielen der jetzigen "Armen in Deutschland" mit den Flüchtlingen. So arm ist niemand in Deutschland wie diese Flüchtlinge, die Zuflucht und eine bessere Zukunft bei uns suchen. Ich denke, sie wären froh, so "arm" zu sein, wie es bei uns die Armen sind. Also auf geht`s - lasst auch uns alte Menschen helfen, wo wir können - das tut nämlich so viel besser als wieder mal alles schwarz zu sehen. Olga

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wolke07
wolke07
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Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von wolke07
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2015, 15:53:22
wunderbar geschrieben,so sehe ich das auch!!!
Also nicht immer fragen,was wird wenn wir es nicht schaffen usw.

Gruss Wolke07
olga64
olga64
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von olga64
als Antwort auf wolke07 vom 28.10.2015, 17:26:59
Danke Wolke - dann sind wir ja schon zwei und ich hoffe, wir werden noch viel, viel mehr..... Ciao Olga
britti
britti
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von britti
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2015, 17:33:10
Ich sehe Mane`s Überlegungen nicht als hinderlich an. Zwar brauchen wir Mut und Zuversicht, aber auch eine realistische Sicht auf die Herausforderungen. Wir müssen auf beiden Beinen gehen,nicht nur auf einem. Hilfsbereitschaft und Mitgefühl sind das eine, Organisation und nötige Mittel das andere. Leider sind
auch uns Grenzen gesetzt.

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Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf britti vom 28.10.2015, 19:30:37
Ich sehe Mane`s Überlegungen nicht als hinderlich an. Zwar brauchen wir Mut und Zuversicht, aber auch eine realistische Sicht auf die Herausforderungen. Wir müssen auf beiden Beinen gehen,nicht nur auf einem. Hilfsbereitschaft und Mitgefühl sind das eine, Organisation und nötige Mittel das andere. Leider sind
auch uns Grenzen gesetzt.


"...eine realistische Sicht..."

Das wäre dringend nötig, liebe Britti, doch es ist schon ein Wagnis, realistische Gedanken zu äußern.

Eine Zuversicht hab ich:
Es wird sich alles weisen, wenn die Zeit ins Land ging und wir erst richtig mit den Menschen konfrontiert werden - und sie mit uns.

Warten wir ab, ich bleib in der Mitte, im sowohl-als auch und bleib wachsam.

Clematis
Medea
Medea
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von Medea
als Antwort auf mane vom 28.10.2015, 14:39:52
Liebe Mane,
ich verstehe Deine Gefühle, mir geht es nicht anders,
abzugeben an Ärmere war auch in meinem Elternhaus üblich,
bei den Großeltern ebenso und ich pflege es auch.
Früher war ich als Ehrenamtliche in persona dabei, wenn
irgendwo Hilfe benötigt wurde, das ist leider nicht mehr
möglich, jetzt helfe ich über andere Schienen.

Es wird oder wurde ja diskutiert, so etwas wie ein "Notopfer",
damals Berlin, wieder zu schaffen, diese Idee sollte nicht so
verworfen werden, denn es bringt Geld in die klammen Kassen.
Der kleine Betrag, der niemanden belastet, könnte dringend
benötigte Mittel einbringen.

Gäbe jeder, der es kann, nur den "Zehnten" (in manchen
Religionsgemeinschaften noch üblich) würden wenigstens
die finanziellen Probleme kleiner, weil das gesamte Volk
sich beteiligt. Es steht nichts Kleineres als unser Land
auf dem Spiel.

Und vor allem: Klartext reden und auch zu hören bekommen.
Und nicht diese Augenwischerei betreiben, wie hilfreich und "nützlich"
und gebildet doch diese Ankommenden fast alle wären zum Nutzen
und Frommen unseres Volkes. Das soll bewußt einlullen und falsche
Hoffnungen wecken. Genau umgekehrt wird, wie jetzt bekannt, ein
Schuh daraus. Das schafft Mißtrauen.

Grüße Medea.
Christine5
Christine5
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von Christine5
Auch meine Großmutter blieb 1945 mittellos mit 4 Kindern als Witwe zurück. Sie nahm noch eine kleine Kriegswaise auf. Trotz harter Arbeit auf diversen Putzstellen, wenig Zeit für sich selbst und ohne jeglichen Urlaub oder Vergnügungen wurden alle Kinder rechtschaffende, fleißige Menschen.

Unausgegoren beschäftigt mich etwas. Wie wäre es, einen Flüchtling mit bewilligtem Asylgesuch wenigstens als Gast für Tage oder Wochen zur Erholung aufzunehmen. Den Deutschkenntnissen könnte im Familienanschluss nachgeholfen werden, die Betreuer und Ehrenamtlichen wären für einen Zeitraum evtl. etwas entlastet. Ich denke da, ich glaube es war Karl mit seinen Zeilen, an kaum genutzte Gästezimmer. Selbst Vermieter könnten doch dagegen kaum etwas haben, wenn der Mieter einen vorübergehenden Gast hat - oder?
mane
mane
Mitglied

Re: "Warum mich die Flüchtlingskrise innerlich zerreißt"
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2015, 15:53:22
Hallo Olga,

ich gehöre nicht zu denen, die voller Angst in die Zukunft schauen, sondern, wie Britti richtig schreibt, versuche ich eine realistische Sicht auf das, was geschieht, zu haben. Eine Realität, die die Regierung, wie ich meine, lange vorenthalten hat. So langsam wird den meisten klar, dass sich unser Land sehr verändern wird und das muss erstmal verdaut werden.
Dabei ist unklar, wieviel Menschen es sein werden, die bis Ende 2015 um Asyl ersuchen. 800 000, 1 Mio. oder gar 1,5 Mio.? Außerdem ist mit dem Jahresende noch kein Ende des Zuzugs erreicht, es wird voraussichtlich noch Jahre so weiter gehen. Das "pocht" in meinem Hinterkopf,
doch:
es ist jetzt, wie es ist und es gilt das Beste daraus zu machen. D.h. auch, sich nicht gegenseitig mit Sorgen anzustecken, über Dinge, die wir hören und lesen und die (noch) gar nicht real sind. Denn oft nehmen wir in dieser Verfassung nur noch negative Informationen auf, die zu unseren Sorgen passen. Das gilt jedoch auch für die "Weiß-Seher".
Mane

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