Aktuelle Themen Quo vadis, societas informationum – Wohin steuert die Informationsgesellschaft? (Vorsicht: Auch Bilder)
Quo vadis, societas informationum – Wohin steuert die Informationsgesellschaft? (Vorsicht: Auch Bilder)
geschrieben von niederrhein
Quo vadis, societas informationum – Wohin steuert die Informationsgesellschaft?
In einer anderen Beitragskette wurde die folgende Problematik als mehr oder weniger Nebenthema erwähnt, das mir jedoch von einer solcher Relevanz zu sein scheint, daß dieses Thema dort nicht als Randthema untergehen sollte. Deswegen hier als eigener Ausgangsbeitrag publiziert. (Siehe die unge- und –beschriebenen Gesetze der Eigendynamik innerhalb der ST-Diskussionen!)
Seinerzeit (irgendwann in den 90er Jahren) erschien im Spektrum der Wissenschaft ein Aufsatz, in dem die Problematik der Datenspeicherung und Archivierung behandelt wurde.
Dort, in diesem Artikel, hieß es u.a., daß etwa der berühmte Stein von Rosette noch einmal zwei-, dreitausend Jahre existieren würde (falls nicht Gewalt und/oder Umweltschäden ihn zerstören würden) und man ihn lesen könne (letzteres bezogen auf die Schriftkenntnis!).
Mittelalterliche Handschriften auf Pergament existieren auch etliche Jahrhunderte, wenn nicht gar bereits tausend Jahre: Erstaunlich deren Lesbarkeit und Farbfrische (Buchmalerei!).
Auf Papier gedruckte Bücher und Informationen (Barock und ff. Epochen) sind auch mehr oder wenig problemlos lesbar. Mit dem industriell hergestellten Papier beginnt die Problematik der Haltbarkeit, denn es heißt, daß der
Säurefraß mit der Zeit das Papier zerstören würde. Und je moderner die Informationsträger werden, um so kürzer scheint deren Verwendungszeit und Lebensdauer zu werden: Fotografie, Mikrofiche ... über die 5.25er- und dann 3.5er-Disketten bis zur CD, DVD und alle die anderen Speichermedien, deren technische Lebensdauer und Verwendbarkeit allein vom technischen Fortschritt laufend verkürzt wird.
Während ich klassische Schallplatten aus den 50er und vor allem aus den 60er, 70er Jahren habe, die problemlos abzuspielen sind, soll dies von den Audio-CDs heute nicht mehr gelten. Selbst gebrannte CDs sollen nur einen Lebensdauer von einigen Jahren haben. Und während die klassischen Medien (lies: die gedruckten Medien) trotz Schäden (von einem totalen Brand einmal abgesehen) durchaus noch verwertbar und/oder zu rekonstruieren sind, gilt dies wohl bei den elektronischen Medien nicht.
Nach meiner Kenntnis beginnt man damit, die bereits gespeicherten Informationen mehr oder regelmäßig zu kopieren. Auch eine Art perpetuum mobile ...
Zu Informationen auf alten Speichermedien; hier ergeben sich folgende Probleme:
- Die alten Informationsträger (z.B. Disketten) haben nur eine begrenzte Lebensdauer;
- Es gibt keine Abspielgeräte mehr dafür (z.B. Laufwerke für 5.25-Disketten; die neueren Computer haben für 3.5-Disketten keine Laufwerke mehr, von denen man nicht weiß, wie lange man diese zusätzlich erwerben kann.
- Unter Umständen wurden die Informationen codiert gespeichert, d.h. mit Programmen, die heute niemand mehr kennt. Das heißt ...
- Die Codierung bzw. Programmierung ist nicht mehr bekannt; niemand beherrscht die Programme bzw. hat sie noch. (Ich könnte hier die üblichen Anwenderprogramme der 80er Jahre aufzählen, die vermutlich den meisten Älteren, sicher aber den Jungen total unbekannt sind.)
- Die Menschen, die diese Programme (noch) kennen oder kannten, werden immer weniger oder sind bereits gestorben.
Angeblich soll man die US-Weltraumdaten der 60er-Jahre nicht mehr lesen können.
Man stelle sich nun die Situation dieser komplexen Industriegesellschaften vor, wenn die Informationsweitergabe nicht mehr funktioniert, wenn die Menschheit nicht mehr auf die vorhandenen Informationen zurückgreifen kann und/oder diese nicht mehr vorhanden sind. Während Schrift, Papier, Bleistift und Druck sich rund seit 500 Jahren bewährt haben (Papier und Schreib- bzw. Lesekenntnisse vorausgesetzt), ist die Entwicklung für die Zukunft nicht ganz klar. Noch existieren die großen Bibliotheken und Archive, die selbst allerdings immer mehr ihre Bestände digitalisieren bzw. anfangen, Neuerscheinungen nur noch digital zu speichern.
Ich verheimliche nicht, daß zumindest ich meine helle Freude habe, was ich da alles digitalisiert entdecke: z.B. von der komplett digitalisierten Manessischen Handschrift (Uni Heidelberg) bis etwa zum kompletten Text (mit Holzschnitten) der Insel Felsenburg von Schnabel.
Die Bayerische Staatsbibliothek in München, eine der größten Bibliotheken der Welt, läßt nach und nach durch Google ihre Bestände digitalisieren. Es werden gleichsam Schätze zugänglich, zu denen der Normalsterbliche gar keinen und die Fachfrau bzw. der Fachmann nur sehr selten und sehr umständlich Zugang bekommt. Allein für das Durchstöbern der europäischen Bibliotheken müßte ich um eine Lebensverlängerung von mindestens zehn Jahren nachsuchen.
Trotzdem ... wie können die Informationen sicher gespeichert und weiter gegeben werden? Was erweist sich als dauerhafter, sicherer und brauchbarer Informationsträger? Wo bleibt die universale Codierung, die ähnlich der Schrift, die Jahrhunderte überdauert; mit der auch die Menschen nach Jahrzehnten, nach Jahrhunderten etwas anfangen können? (Turbo Pascal oder C++ scheinen es ja nicht zu sein ...)
Im übrigen: Das gilt nicht nur für schriftliche Informationen, sondern etwa auch für akustische (Musik!) und visuelle Informationen (Bilder!).
In diesem Zusammenhang ein Buch, das faszinierend ist; die Habilschrift von ...
Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt/M. 1998.
(Immer noch erhältlich: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, m. CD-ROM, Sonderausgabe von Giesecke, Michael; Kartoniert. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Mit einer CD-ROM mit dem Volltext des Buches sowie Aufsät-zen aus den Jahren 1990-2004. 4., durchges. u. erg. Aufl. III, 957 S.)
Die Bertha
vom Niederrhein
In einer anderen Beitragskette wurde die folgende Problematik als mehr oder weniger Nebenthema erwähnt, das mir jedoch von einer solcher Relevanz zu sein scheint, daß dieses Thema dort nicht als Randthema untergehen sollte. Deswegen hier als eigener Ausgangsbeitrag publiziert. (Siehe die unge- und –beschriebenen Gesetze der Eigendynamik innerhalb der ST-Diskussionen!)
Seinerzeit (irgendwann in den 90er Jahren) erschien im Spektrum der Wissenschaft ein Aufsatz, in dem die Problematik der Datenspeicherung und Archivierung behandelt wurde.
Dort, in diesem Artikel, hieß es u.a., daß etwa der berühmte Stein von Rosette noch einmal zwei-, dreitausend Jahre existieren würde (falls nicht Gewalt und/oder Umweltschäden ihn zerstören würden) und man ihn lesen könne (letzteres bezogen auf die Schriftkenntnis!).
Mittelalterliche Handschriften auf Pergament existieren auch etliche Jahrhunderte, wenn nicht gar bereits tausend Jahre: Erstaunlich deren Lesbarkeit und Farbfrische (Buchmalerei!).
Auf Papier gedruckte Bücher und Informationen (Barock und ff. Epochen) sind auch mehr oder wenig problemlos lesbar. Mit dem industriell hergestellten Papier beginnt die Problematik der Haltbarkeit, denn es heißt, daß der
Säurefraß mit der Zeit das Papier zerstören würde. Und je moderner die Informationsträger werden, um so kürzer scheint deren Verwendungszeit und Lebensdauer zu werden: Fotografie, Mikrofiche ... über die 5.25er- und dann 3.5er-Disketten bis zur CD, DVD und alle die anderen Speichermedien, deren technische Lebensdauer und Verwendbarkeit allein vom technischen Fortschritt laufend verkürzt wird.
Während ich klassische Schallplatten aus den 50er und vor allem aus den 60er, 70er Jahren habe, die problemlos abzuspielen sind, soll dies von den Audio-CDs heute nicht mehr gelten. Selbst gebrannte CDs sollen nur einen Lebensdauer von einigen Jahren haben. Und während die klassischen Medien (lies: die gedruckten Medien) trotz Schäden (von einem totalen Brand einmal abgesehen) durchaus noch verwertbar und/oder zu rekonstruieren sind, gilt dies wohl bei den elektronischen Medien nicht.
Nach meiner Kenntnis beginnt man damit, die bereits gespeicherten Informationen mehr oder regelmäßig zu kopieren. Auch eine Art perpetuum mobile ...
Zu Informationen auf alten Speichermedien; hier ergeben sich folgende Probleme:
- Die alten Informationsträger (z.B. Disketten) haben nur eine begrenzte Lebensdauer;
- Es gibt keine Abspielgeräte mehr dafür (z.B. Laufwerke für 5.25-Disketten; die neueren Computer haben für 3.5-Disketten keine Laufwerke mehr, von denen man nicht weiß, wie lange man diese zusätzlich erwerben kann.
- Unter Umständen wurden die Informationen codiert gespeichert, d.h. mit Programmen, die heute niemand mehr kennt. Das heißt ...
- Die Codierung bzw. Programmierung ist nicht mehr bekannt; niemand beherrscht die Programme bzw. hat sie noch. (Ich könnte hier die üblichen Anwenderprogramme der 80er Jahre aufzählen, die vermutlich den meisten Älteren, sicher aber den Jungen total unbekannt sind.)
- Die Menschen, die diese Programme (noch) kennen oder kannten, werden immer weniger oder sind bereits gestorben.
Angeblich soll man die US-Weltraumdaten der 60er-Jahre nicht mehr lesen können.
Man stelle sich nun die Situation dieser komplexen Industriegesellschaften vor, wenn die Informationsweitergabe nicht mehr funktioniert, wenn die Menschheit nicht mehr auf die vorhandenen Informationen zurückgreifen kann und/oder diese nicht mehr vorhanden sind. Während Schrift, Papier, Bleistift und Druck sich rund seit 500 Jahren bewährt haben (Papier und Schreib- bzw. Lesekenntnisse vorausgesetzt), ist die Entwicklung für die Zukunft nicht ganz klar. Noch existieren die großen Bibliotheken und Archive, die selbst allerdings immer mehr ihre Bestände digitalisieren bzw. anfangen, Neuerscheinungen nur noch digital zu speichern.
Ich verheimliche nicht, daß zumindest ich meine helle Freude habe, was ich da alles digitalisiert entdecke: z.B. von der komplett digitalisierten Manessischen Handschrift (Uni Heidelberg) bis etwa zum kompletten Text (mit Holzschnitten) der Insel Felsenburg von Schnabel.
Die Bayerische Staatsbibliothek in München, eine der größten Bibliotheken der Welt, läßt nach und nach durch Google ihre Bestände digitalisieren. Es werden gleichsam Schätze zugänglich, zu denen der Normalsterbliche gar keinen und die Fachfrau bzw. der Fachmann nur sehr selten und sehr umständlich Zugang bekommt. Allein für das Durchstöbern der europäischen Bibliotheken müßte ich um eine Lebensverlängerung von mindestens zehn Jahren nachsuchen.
Trotzdem ... wie können die Informationen sicher gespeichert und weiter gegeben werden? Was erweist sich als dauerhafter, sicherer und brauchbarer Informationsträger? Wo bleibt die universale Codierung, die ähnlich der Schrift, die Jahrhunderte überdauert; mit der auch die Menschen nach Jahrzehnten, nach Jahrhunderten etwas anfangen können? (Turbo Pascal oder C++ scheinen es ja nicht zu sein ...)
Im übrigen: Das gilt nicht nur für schriftliche Informationen, sondern etwa auch für akustische (Musik!) und visuelle Informationen (Bilder!).
In diesem Zusammenhang ein Buch, das faszinierend ist; die Habilschrift von ...
Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt/M. 1998.
(Immer noch erhältlich: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, m. CD-ROM, Sonderausgabe von Giesecke, Michael; Kartoniert. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Mit einer CD-ROM mit dem Volltext des Buches sowie Aufsät-zen aus den Jahren 1990-2004. 4., durchges. u. erg. Aufl. III, 957 S.)
Die Bertha
vom Niederrhein
Hier sind die Bilder ... wer sie sich anschauen will ...
(Jaja, die zeitlich beschränkte Editierbarkeit ...)
Wer kennt sie noch, wer hatte sie verwendet: Die Floppies, die 5.25-Disketten? Bei dem Programm handelt es sich um das integrierte Programm Framework (ursprünglich von Ashton Tate herausgebracht, die dann von Borland aufgekauft wurden. Framework ließ man auslaufen, denn Borland wollte nur den Konkurrenten, eben die Datenbank dBase, kaufen. Framework wird in den USA weiterproduziert und läuft heute unter Windows; siehe www.framework.com) Die Datenbank dBase kostete um 1989 2.700 Mark, Framework um knapp 2.000 Mark.
http://community.seniorentreff.de/storage/pic/userbilder/a30f1d57825f100a5a9ba38c76fffe20/berthasarchivnr.10/44459_1_Berthas_Archiv_Nr._10.jpg[/img]
Starwriter bot Word/ später WINWORD Konkurrenz; zunächst als reine Textverarbeitung, später dann als Office-Paket. Die letzten Starwriter-Office-Versionen gab es als PC-Zeitschriften-Zulage bzw. für einige Mark oder Euro beim ALDI ... Die 3.5-Disketten gehören wohl endgültig auch der Vergangenheit an ...
Was bleibt: Müll. D.h. der technische Fortschritt läßt offenbar vieles in nahezu erschreckender Geschwindigkeit zu Müll werden. Gestern noch geistige Leistung, heute Makulatur ...
Aber auf der Insel Senoria bewahren wir das Alte und Bewährte ....
Wie immer
[i]
Die Bertha
vom Niederrhein
(Jaja, die zeitlich beschränkte Editierbarkeit ...)
Wer kennt sie noch, wer hatte sie verwendet: Die Floppies, die 5.25-Disketten? Bei dem Programm handelt es sich um das integrierte Programm Framework (ursprünglich von Ashton Tate herausgebracht, die dann von Borland aufgekauft wurden. Framework ließ man auslaufen, denn Borland wollte nur den Konkurrenten, eben die Datenbank dBase, kaufen. Framework wird in den USA weiterproduziert und läuft heute unter Windows; siehe www.framework.com) Die Datenbank dBase kostete um 1989 2.700 Mark, Framework um knapp 2.000 Mark.
http://community.seniorentreff.de/storage/pic/userbilder/a30f1d57825f100a5a9ba38c76fffe20/berthasarchivnr.10/44459_1_Berthas_Archiv_Nr._10.jpg[/img]
Starwriter bot Word/ später WINWORD Konkurrenz; zunächst als reine Textverarbeitung, später dann als Office-Paket. Die letzten Starwriter-Office-Versionen gab es als PC-Zeitschriften-Zulage bzw. für einige Mark oder Euro beim ALDI ... Die 3.5-Disketten gehören wohl endgültig auch der Vergangenheit an ...
Was bleibt: Müll. D.h. der technische Fortschritt läßt offenbar vieles in nahezu erschreckender Geschwindigkeit zu Müll werden. Gestern noch geistige Leistung, heute Makulatur ...
Aber auf der Insel Senoria bewahren wir das Alte und Bewährte ....
Wie immer
[i]
Die Bertha
vom Niederrhein
Für das Internet aber gibt es die Waybackmachine (s. Linktipp). Es wird sich erweisen, ob damit das Archivierungsproblem dauerhaft lösbar ist.
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karl
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karl