Aktuelle Themen Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
Kriminalobermeister Kurras, der als Berliner Polizist am 02. Juni 1967 Benno Ohnesorg mit seiner Dienstpistole erschossen hat, ist dieser Tage als treuer Stasi-Spitzel enttarnt worden. Nach nun 42 Jahren muss der ehemalige Berliner Polizist (meines Ermessens zu Recht) mit neuen Ermittlungen rechnen. Strafanzeige ist bereits gestellt worden.
Ich frage mich hier, ob nun diese Ermittlungen nicht eine Neubewertung der Studentenbewegung auslöst? Ist nun im Nachhinein auch für Rudi Dutschke ein Stasi-Verdacht möglich?
So wichtig in der Gesamtheit diese 68-Bewegung für diese Republik auch gewesen ist, so wäre sie jedoch, wäre der Tathergang 1968 bekannt gewesen, wohl anders verlaufen. Welche Erkenntnisse werden noch kommen?
hafel
Ich frage mich hier, ob nun diese Ermittlungen nicht eine Neubewertung der Studentenbewegung auslöst? Ist nun im Nachhinein auch für Rudi Dutschke ein Stasi-Verdacht möglich?
So wichtig in der Gesamtheit diese 68-Bewegung für diese Republik auch gewesen ist, so wäre sie jedoch, wäre der Tathergang 1968 bekannt gewesen, wohl anders verlaufen. Welche Erkenntnisse werden noch kommen?
hafel
Hallo Hafel,
wenn Ohnesorgs Tod eine gewollte Provokation der Stasi war, dann muss die Geschichte von 1968 tatsächlich umgeschrieben werden. Die Provokation hatte dann ja sehr großen Erfolg. Kurras streitet alles ab, warten wir also die neuen Ermittlungen ab.
--
karl
wenn Ohnesorgs Tod eine gewollte Provokation der Stasi war, dann muss die Geschichte von 1968 tatsächlich umgeschrieben werden. Die Provokation hatte dann ja sehr großen Erfolg. Kurras streitet alles ab, warten wir also die neuen Ermittlungen ab.
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karl
Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
Ich denke Karl, dass die 68er Bewegung deshalb trotzdem notwendig und richtig war. Ich befürchte, dass etwas an den eigentlichen Zielen der Studentenbewegung dadurch verloren geht.
Werden wir sehen was weiter geschieht.
--
hafel
Werden wir sehen was weiter geschieht.
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hafel
Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
nun ja,
alles ist möglich. Wir wissen ja auch von der DDR-Unterstützung der R.A.F und der enttarnten Stasi-Aktivitäten einiger Bürgerrechtler.
Ob nun gleich Dutschke auch in Verdacht geraten sollte, halte ich ohne konkrete Anhaltspunkte nicht für sinnvoll, zumal hier kein Mitglied der stud Bewegung sondern eher das Gegenteil in Verdacht gerät.
Ich glaube nicht, dass Dutschke und die 68` aus der Generalstabsplanung der Stasi stammt. Dafür war diese Bewegung zu dynamisch und hinsichtlich ihrer Ziele auch für die DDR-Führung sicher zu gefährlich, da eine Infizierung der DDR-Bevölkerung mit den Forderungen der 68´-Bewegung sicher nicht ungefährlich für die streng stalinistisch ausgerichtete SED war. Ungehorsam und Unkonvetionalität gehörten mit Sicherheit nicht zu den Tugenden eines vorbildlichen DDR-Bürgers. Eher Gehorsam, Staatsgläubigkeit und treue Planerfüllung im tägliche Kampf für die sozialistischen Ziele der Arbeiterklasse.
Insofern dürfte es nicht zu einer Umschreibung kommen. Nun stellt sich die Frage nach der Geschichte der 68´ allerdings aus heutiger Sicht anders:
Was ist aus dem "Marsch durch die Institutionen geworden. Jetzt wo sie eigentlich "oben" angekommen sein müssten: Haben sich nun die Institutionen durch den Marsch geändert oder wurden eher die, die losmarschiert sind, durch die Institutionen verändert?,
wenn ich mir da so manchen der Protagonisten anschaue dürfte die normative Kraft des Faktischen stärker gewesen sein als der individuelle Drang zur Veränderung.
donaldd
alles ist möglich. Wir wissen ja auch von der DDR-Unterstützung der R.A.F und der enttarnten Stasi-Aktivitäten einiger Bürgerrechtler.
Ob nun gleich Dutschke auch in Verdacht geraten sollte, halte ich ohne konkrete Anhaltspunkte nicht für sinnvoll, zumal hier kein Mitglied der stud Bewegung sondern eher das Gegenteil in Verdacht gerät.
Ich glaube nicht, dass Dutschke und die 68` aus der Generalstabsplanung der Stasi stammt. Dafür war diese Bewegung zu dynamisch und hinsichtlich ihrer Ziele auch für die DDR-Führung sicher zu gefährlich, da eine Infizierung der DDR-Bevölkerung mit den Forderungen der 68´-Bewegung sicher nicht ungefährlich für die streng stalinistisch ausgerichtete SED war. Ungehorsam und Unkonvetionalität gehörten mit Sicherheit nicht zu den Tugenden eines vorbildlichen DDR-Bürgers. Eher Gehorsam, Staatsgläubigkeit und treue Planerfüllung im tägliche Kampf für die sozialistischen Ziele der Arbeiterklasse.
Insofern dürfte es nicht zu einer Umschreibung kommen. Nun stellt sich die Frage nach der Geschichte der 68´ allerdings aus heutiger Sicht anders:
Was ist aus dem "Marsch durch die Institutionen geworden. Jetzt wo sie eigentlich "oben" angekommen sein müssten: Haben sich nun die Institutionen durch den Marsch geändert oder wurden eher die, die losmarschiert sind, durch die Institutionen verändert?,
wenn ich mir da so manchen der Protagonisten anschaue dürfte die normative Kraft des Faktischen stärker gewesen sein als der individuelle Drang zur Veränderung.
donaldd
Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von urmelviech
Meine Gedanken als Leipziger dazu.
Beschämend einerseits nach über 40 Jahren der Tat und fast 20 Jahren der Zeit nach der Monatagsdemo fühle ich weitere Genugtung für mein Handeln im Herbst '89 dabei gewesen zu sein.
Was wäre, wenn .... sollte man nicht stellen. Heute ist es völlig unintresannt ob sich ein Genosse Schabowski verquatscht hat oder ob einer ihm vom Politbüro das befohlen hat die Grenze quasi zu öffnen.
Das Ergebnis macht mich froh.
Gerade heute wo, immer wieder schnell über den Osten pauschalisiert wird zeigt sich doch, dass System mehr als faul war. Aber nicht die Bürger der DDR, die dies grosse Geheimnis um die 68er auch nicht kannten.
Die eine Frage wirft dutzende weitere Fragen auf.
Seltsam find ich es das man fast 20 Jahre von der Birthler Behörde gebraucht hat das rauszufinden. Strafrechtlich ist ja heute nach 40 Jahren kaum noch Sühne zu erwarten.
Neu schreiben würde ich die Geschichte nicht, aber korrigieren.
Neu schreiben hiesse alles zu verwerfen was bisher Geschichte war.
Am Verlauf des Geschehen bis zu heutigen Tag wird man nichts ändern können. Wohl sollte man aber eine Aufarbeitung unmittelbaren und mittelbaren Handlungen, Reaktionen, Wertungen und Ergebnisse der Politik und Presse selbstkritisch unterziehen.
--
urmelviech
Beschämend einerseits nach über 40 Jahren der Tat und fast 20 Jahren der Zeit nach der Monatagsdemo fühle ich weitere Genugtung für mein Handeln im Herbst '89 dabei gewesen zu sein.
Was wäre, wenn .... sollte man nicht stellen. Heute ist es völlig unintresannt ob sich ein Genosse Schabowski verquatscht hat oder ob einer ihm vom Politbüro das befohlen hat die Grenze quasi zu öffnen.
Das Ergebnis macht mich froh.
Gerade heute wo, immer wieder schnell über den Osten pauschalisiert wird zeigt sich doch, dass System mehr als faul war. Aber nicht die Bürger der DDR, die dies grosse Geheimnis um die 68er auch nicht kannten.
Die eine Frage wirft dutzende weitere Fragen auf.
Seltsam find ich es das man fast 20 Jahre von der Birthler Behörde gebraucht hat das rauszufinden. Strafrechtlich ist ja heute nach 40 Jahren kaum noch Sühne zu erwarten.
Neu schreiben würde ich die Geschichte nicht, aber korrigieren.
Neu schreiben hiesse alles zu verwerfen was bisher Geschichte war.
Am Verlauf des Geschehen bis zu heutigen Tag wird man nichts ändern können. Wohl sollte man aber eine Aufarbeitung unmittelbaren und mittelbaren Handlungen, Reaktionen, Wertungen und Ergebnisse der Politik und Presse selbstkritisch unterziehen.
--
urmelviech
Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Seltsam find ich es das man fast 20 Jahre von der Birthler Behörde gebraucht hat das rauszufinden. "
Ich nehme mal an, du weißt, welche Masse an Akten und anderen Datenträgern bearbeitet werden muss und in welchem Zustand die Akten z.T. sind.
Da wird es noch weitere Jahre dauern, bis alle "Heldentaten" der SED- Führung bearbeitet sind.
"Gerade heute wo, immer wieder schnell über den Osten pauschalisiert wird zeigt sich doch, dass System mehr als faul war. Aber nicht die Bürger der DDR, die dies grosse Geheimnis um die 68er auch nicht kannten."
Gut, dass du diese Tatsache noch 1X betonst, obwohl das sicher allgemein anerkannt wird.
--
klaus
Seltsam find ich es das man fast 20 Jahre von der Birthler Behörde gebraucht hat das rauszufinden
Ich will mal noch weitergehen und behaupten das diese Behörde noch einige "Schmankerl" in Petto hat und immer dann wenn diese Behörde mal wieder in Frage gestellt wird,,werden wieder einige interessante Veröffentlichungen anstehen.
Leider werden wir einige sehr wichtige Daten wohl niemals erfahren,,so denke ich an solche "Zurückhaltungen" wie bei den Kohlakten oder bei den Rosenholzdateien.
Ich denke, wenn die damals nicht nach den USA zum Absahnen und Frisieren geschafft worden wären,,,,wär diese Ohnesorggeschichte heute schon ein alter Hut.
und wenn ich an Engholms Stasi-Papiere und die strikte Geheimhaltungszusage bei der Übergabe anderer Personendossiers denke ??. irgendwie grumelts mir da im Bauch
bei den vielen noch heute absichtlich Nichtenttarnten.
--
hugo
Ich denke, wenn die damals nicht nach den USA zum Absahnen und Frisieren geschafft worden wären,,,,wär diese Ohnesorggeschichte heute schon ein alter Hut. (Zitat hugo)
Kannst Du mir erklären, was die USA da abgesahnt oder frisiert haben? Die Stasipapiere sind z.T. noch handgeschrieben, da kann man schlecht frisieren, warum sollte man denn auch?
Da praktisch von jedem DDR-Bürger etliche Akten existieren, ist es kein Wunder, dass die Sichtung und Aufarbeitung so lange dauert.
--
rello
Kannst Du mir erklären, was die USA da abgesahnt oder frisiert haben? Die Stasipapiere sind z.T. noch handgeschrieben, da kann man schlecht frisieren, warum sollte man denn auch?
Da praktisch von jedem DDR-Bürger etliche Akten existieren, ist es kein Wunder, dass die Sichtung und Aufarbeitung so lange dauert.
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rello
hallo rello: nee da irrste Dich wohl ein wenig,,das waren auch schon modernere Datenträger dabei und CD Roms lassen sich ja ganz gut kopieren und deren Inhalte manipulieren (ich mach das immerzu, wenn ich Bilder oder Texte bearbeite *g*)
ich setz Dir mal einen wiki-text hier rein zur besseren Verständigung (das ist zwar auch noch nicht die komplette Erklärung..es gibt da noch mehr und exaktere Details, aber für den Anfang sollte es für Dich reichen, um im bilde zu sein)
"Die Rosenholz-Dateien umfassen 381 Datenträger (CD-ROMs) mit Angaben über Mitarbeiter der ehemaligen Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), des Auslandsnachrichtendienstes der DDR, in etwa 350.000 Dateien. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Karteien und Computerausdrucke mit Klarnamen von Agenten, die auf westdeutschem Gebiet für die DDR-Auslandsspionage tätig waren."
--
hugo
ich setz Dir mal einen wiki-text hier rein zur besseren Verständigung (das ist zwar auch noch nicht die komplette Erklärung..es gibt da noch mehr und exaktere Details, aber für den Anfang sollte es für Dich reichen, um im bilde zu sein)
"Die Rosenholz-Dateien umfassen 381 Datenträger (CD-ROMs) mit Angaben über Mitarbeiter der ehemaligen Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), des Auslandsnachrichtendienstes der DDR, in etwa 350.000 Dateien. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Karteien und Computerausdrucke mit Klarnamen von Agenten, die auf westdeutschem Gebiet für die DDR-Auslandsspionage tätig waren."
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hugo
Du kannst zwar CDs kopieren, aber ich nehme mal an, die Amis haben die Originale zurück gegeben. Was kannst Du daran groß fuschen?
Ich habe keinen Wiki-Text gelesen sondern was von der Bundesbeauftragten für....
--
rello
Ich habe keinen Wiki-Text gelesen sondern was von der Bundesbeauftragten für....
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rello