Aktuelle Themen Mein Kontakt mit Flüchtlingen/Folge 2

Unsere gestrige Deutschstunde endete mit einem großen Gelächter. Wir übten da "Ü". Unsere syrischen Schülerinnen hatten enorme Probleme mit der Aussprache. Alle möglichen, undefinierbaren Töne kamen heraus, nur kein "Ü", bis mein Gehirnskasten mal wieder einen Unsinn auf Lager hatte. Ich spitzte meinen Mund und küsste demonstrativ die Luft. Kuss, Schmatz, Kuss, Schmatz, Kuss, Schmatz usw. und küssenderweise posaunte ich dann, mordsmäßig übertrieben, das "Ü" lauthals in den Raum. Unsere weiblichen Schüler-Opferinnen nahmen, voller Inbrunst, die Luft-Kussübungen auf und küssten recht munter, unter großem Gelächter, die Luft. Endlich kam ein halbwegs verständlicher, dem "Ü" ähnlicher, Laut zu Stande. Nun war das Eis, in dieser Stunde gebrochen. Wir hatten viel Spaß miteinander.

Zum Abschluss muss ich noch erwähnen, dass wir in unserer Gruppe nur weibliche Wesen unter unsere Fittiche genommen haben. Wäre die Männerwelt anwesend gewesen, hätte ich mich wahrhaftig nicht so munter durch die Gegend geküsst. Lach! Wahrscheinlich hätte unsere Stunde einen reservierteren Verlauf genommen.

Lachend trennten wir uns voneinander. Alle freuen sich schon wieder auf den nächsten Unterricht.

Angelika71

Ich habe das mal einem meiner Arbeiter so beigebracht: "Sag I und verstelle langsam den Mund bis zum Kussmund". Kurz vor diesem ergibt sich so automatisch das "Ü". In dieser Mundstellung braucht man also nur noch zu verweilen.

Liebe Angelika,

ich verlinke einmal Deinen ersten Teil zum Thema.

Karl

Liebe Angelika,
das hast Du nett beschrieben. Eigentlich wundert mich, dass die Syrer, das Ü nicht kennen oder aussprechen können, denn ein Arabisch-Übersetzer, den ich gefragt habe, wie die Syrer ihr Land nennen, meinte "Syria". Bei Wikipedia steht: ‎ al-Dschumhūriyya al-ʿarabiyya as-sūriyya.
Außerdem haben gerade die Türken besonders viele Ü's in ihrer Sprache, und die sind ja nun wirklich nicht weit.

Gruß Marina

Schön das zu lesen,Angelika. Meine Schwiegertochter und ihre Freundinnen sind auch sehr aktiv und neben Deutschunterricht haben sie hier einen kleinen Koch-und Backkreis mit vor allem Flüchtlingsfrauen, aber auch einigen Männern, die gerne in der Küche werkeln. Eine der deutschen Frauen hat einen Gasthof, der bis zum Frühling eigentlich geschlossen ist, aber jetzt ist 3 x in der Woche Leben in der Küche und seit es seit einigen Tagen die Erlaubnis gibt, wird dieser kleine Verein für seine Flüchtlinge selbst kochen und das jeden Tag. Hier sind etwa 150 Flüchtlinge und bisher wurde ein sehr teures Catering Unternehmen bezahlt. Für etwas weniger Geld können nun alle jeden Tag wirklich gut und fast wie zuhause essen und es bleibt auch noch Geld übrig um zu backen, alle sind zufrieden.

Jetzt versucht der Verein auch noch, eine passende Räumlichkeit zur Seifenherstellung zu finden, denn unter den Flüchtlingen ist eine Familie aus 3 Generationen, die Seifenmacher in Aleppo waren und sie wollen sich damit gerne hier selbständig machen, sobald sie arbeiten dürfen. Ein kleines "Probesieden" hat die Familie schon vorgeführt und alle waren ganz begeistert.