Aktuelle Themen Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
Kristine
Eines muss ich sagen..., als Kohl von "blühenden Landschaften" sprach, die es ziemlich "flott" geben sollte, wusste sicherlich nicht nur ich, dass er allen glattweg ins Gesicht log.
Meine Enkel sind zum Glück schon in der Generation, die ihr junges Leben ganz ohne Mauer leben dürfen..., es spielt so gar keine Rolle mehr und macht Hoffnung.
Was sie daraus machen werden..., ich bin gespannt und wünschte manchmal, ich hätte diese Chance auch gehabt...
Kristine
Der Mauerfall führte zu einem Dammbruch, der zwar verkrustete alt-kommunistische Strukturen weg-schwemmte, nach dem aber leider auch viele im Grunde genommen eigentlich ganz zufriedene DDR-ler schwimmen lernen mussten.
Aber da gabs leider auch ein paar fiese BRD-ler, die sich einen Spass daraus machten, den schwimmen Lernenden die Kleider zu stibitzen!
Eines muss ich sagen..., als Kohl von "blühenden Landschaften" sprach, die es ziemlich "flott" geben sollte, wusste sicherlich nicht nur ich, dass er allen glattweg ins Gesicht log.
WErderanerin, ich denke, Sie persönlich leben Ihr Leben schon zufriedenstellend (diesen Eindruck machen Sie zumindest auf mich). Wenn Sie uns schildern ,dass Sie mal wieder eine Reise machten, eine Radtour o.ä. - da klingt viel Zufriedenheit heraus und weniger diese Dauer-Jammerei über Dinge, die im Nachhinein sowieso nicht mehr zu ändern sind.
Meine Enkel sind zum Glück schon in der Generation, die ihr junges Leben ganz ohne Mauer leben dürfen..., es spielt so gar keine Rolle mehr und macht Hoffnung.
Was sie daraus machen werden..., ich bin gespannt und wünschte manchmal, ich hätte diese Chance auch gehabt...
Kristine
Was mir hier auffällt: es wird nicht erwähnt, dass es ausser dem Anschluss der DDR an die BRD noch eine weitere Variante gegeben hätte: da waren doch die mutigen Bürgerrechtler (ich denke an Bärbel Bohley und andere), die ihren Sozialismus behalten wollten aber auf einer demokratischen Basis.
Das hätte vermutlich viel Zeit gebraucht und ob sich die BRD hier auch finanziell in diesem Ausmass beteiligt hätte, glaube ich eher nicht.
Aber die Mehrheit des Volkes wollte es anders, wie die Wahlen dann aufzeigten.
Ich denke oft an diese Bürgerrechtler und ihre Vorstellungen; das war es vermutlich auch, wofür die gekämpft haben und weniger um neue Autos, Videorekorder, Fernseher oder REisen nach Mallorca.
Allerdings denke ich auch an Frau Wagenknecht, die noch kurz vor Torschluss der SED dieser Partei beigetreten ist. DAs habe ich nie verstanden - was hat sie sich davon wohl versprochen? Olga
An Werderanerin:
Liebe Kristine, Ja, es war schon toll! Ich bin, ich glaube, es war der Tag, als Kohl durch das Brandenburger Tor ging, ebenfalls dort hingefahren und durchgelaufen. Bin dann Unter den Linden.. bis zum Alex gelaufen. Dort gab es eine Bäckerei, und ich staunte nicht schlecht, dass ich dort ein Brötchen für 5 Pfennige kaufen konnte! 5 Pfennige, man stelle sich das nur einmal vor. Das Brötchen war recht klein, aber kompakt gebacken, wie es Brötchen im Westen gar nicht mehr gab. Bin dann wieder zurückgelaufen - und hatte dann das Empfinden, weil es am Brandenburger Tor so laut zuging, dass nun die Mauer wieder geschlossen wird!!! Ich hatte riesige Angst, dass ich nicht mehr zurückkommen könnte!
Und dann kamen die Ostberliner auch in die Supermärkte und Kaufhäuser. Auch dort alles krachend voll! Ich erinnere mich an eine Ostberlinerin, die große vollgepackte Kaufhaus-Tüten schleppte, so dass sie darunter zusammenzubrechen schien, und eine Türkin drehte sich nach ihr um und machte einige herablassende Bemerkungen über sie. - Das war dann doch zu viel für die Türkin!
Bald gab es immer wieder Zoff zwischen ostdeutschen Jugendlichen und vor allem türkischstämmigen Jugendlichen, von denen es ja viele in Westberlin gibt. Ich stand einmal in Schöneberg an einer Bushaltestelle, als ein ostdeutscher Jugendlicher und ein türkischer Jungendlicher aneinandergerieten und schon miteinander kämpften. Ich ging dann einfach dazwischen und sagte: "Nun kommt aber Muttern und trennt euch beide." "Ha, ha, Muttern", rief der Ostdeutsche. Aber der Kampf war zu Ende. Ich gab dann dem ostdeutschen Jugendlichen noch ein Taschentuch, denn seine Nase blutete schon. - Das alle wurde mit angeschaut von vielen Businsassen im doppelstöckigen Bus, der gerade an der Haltestelle hielt.
Ja, die Umbrüche für die Ostdeutschen waren schon gewaltig, da gibt es keinen Zweifel. Vor allem das Gewöhnenmüssen an den Zustand, keine Arbeit mehr zu haben oder zu bekommen. Denn das gab es ja in der DDR nicht. - Das trifft übrigens genauso auf die deutschstämmigen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion zu. Ihr beruflicher Lebenslauf wurde erst nach Beendigung der Sowjetunion brüchig. - Das ist schon schlimm. Aber nicht nur für die Ostdeutschen, sondern natürlich auch für die Westdeutschen, wenn sie arbeitslos werden. - Ich selber habe das auch erlebt!
Doch, Zeitzeuge zu sein, ist schon eine schöne Sache.
Kaum zu glauben, 30 Jahre sind schon vergangen! - Nach 30 Jahren sieht nun doch alles ganz anders aus. Ich denke, auch die meisten Ostdeutschen schauen heute einigermaßen optimistisch in die Zukunft.
Angeli
Olga64:
Ja, Karl, das ist richtig und es ist ein eklatantes Versagen dieser Länderpolitiker, die ja immerhin - auch subventioniert vom Bund und von der EU - hier die Weichen anders stellen könnten und diese Tragik nicht nur worthülsenreich im Wahlkampf zum Thema zu machen, um sie dann wieder verschwinden zu lassen."wenn man heute in den Osten reist: es ist schön geworden in den Städten - und dafür hat es sich doch alles gelohnt."Guten Morgen Olga,
Häuserfassaden in den Städten sind aber nicht alles, wie wir lernen müssen. Fakt sind leider auch die verödeten ländlichen Gebiete, wo die Alten in den Dörfern teilweise ohne Läden zurück geblieben sind. Die Jungen sind im Westen. Dörfer und kleinere Städte haben bis zu 1./3 Einwohner verloren. Nicht jede Verbitterung ist grundlos.
Karl
Ich denke aber auch an (meist) junge Männer, die nicht mehr in der DDR sozialisiert wurden, aber dann versäumten, die Schule oder eine Berufsausbildung zu beenden. Die bleiben dann auch in diesen verlassenen Dörfern, wohnen oft noch zu Hause - die jungen Frauen sind ja meist weg.
Und dann kommen sie mit Sicherheit auf "dumme Gedanken", wie z.B. Bürgerwehr gegen Auslander, wo überhaupt keine sind. Sich rechten Parteien anschliessen, um eine missverstandene Männlichkeit auszuleben, die weder gefragt, noch vorhanden ist u.v.m.
Sie hätten ja heute die Chance, sich in einer nahen Grossstadt ein anderes Leben aufzubauen, wenn sie wirklich wollen würden.
In der Nähe von Berlin siedeln sich übrigens heute auch viele Städter in diesen Dörfern an, investieren dort und bauen Häuser usw. (und sind oft nicht gerne gesehen, bzw. haben Probleme damit, dass man sie akzeptiert). Dabei würde dies gerade solchen verlassenen Gegenden sehr gut tun und letztendlich Berlin auch, nachdem diese Stadt aus allen Nähten platzt. Olga
@ marina
Das, was Du oben beschrieben hast, lässt sich umschreiben mit der "Freiheit des Pöbels, sich auszuko...en". Das hatte mit unserer Vorstellung von Meinungsfreiheit rein gar nichts zu tun.
Deine Meinung überall und immer artikulieren zu können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, war einst unser Anspruch. Leider erleben wir heute dass es in dieser Hinsicht seit der Wende kaum Fortschritte gegeben hat.
Kannst du deinem Vorgesetzten in der Firma oder der Behörde in der du arbeitest sagen, was Du über ihn und seine Führungsqualitäten wirklich denkst?
Kannst du dich bspw. als links denkender Mensch im Bekanntenkreis, im Arbeitskollektiv oder auch öffentlich zu deiner Einstellung bekennen, ohne dass du Befürchtungen haben musst, dass irgendwelche Leute, die politisch genau entgegengesetzt ticken, dich in ihren Kreisen und Blasen denunzieren? Dich an den Pranger stellen? Dass deine Kinder oder Enkel in der Schule gedisst und gemobt werden, weil du eben so bist, wie du bist?
Gleiches auch andersherum. Du outest dich in der Firma oder im Sportverein als AfD-Symp. oder gar Mitglied. Es kann passieren, die Fälle gab und gibt es beetweise, dass du entlassen, resp. des Sportvereins verwiesen wirst.
Musst du dir nicht auch heute genau überlegen, wem du was sagen kannst, und wem besser nichts?
Deine Antwort war in der Summe in etwa eine Stufe tiefer angesiedelt, als der Beitrag von edita, der differenzierter und überlegter angelegt war.
In Ergänzung dazu eine aktuelle Unfrage von infratest dimap imd Auftrag des mdr:
Meinungsfreiheit 30 Jahre nach der Wende
Mir erging es ja ähnlich, als wir "drüben" waren, man hatte immer diese, ganz komische "Angst", nicht mehr zurück zukommen...die Zeit war damals halt wirklich so..., irgendwie konnte es noch Niemand so ganz richtig glauben...es war für euch, wie für uns alles urplötzlich NEU und so anders.
Das Gefühl kann man niemals vergessen..., der Dreiteiler im ZDF hat immer wieder Gänsehaut bei mir erzeugt, es war alles wieder so nahe und dennoch soweit weg...
Schön ist es doch, dass es heute ein Berlin gibt..., unsere Hauptstadt !
Ich wohne zwar nun am Rande aber bin irgendwie immer noch Berliner*n und ich werd das wohl immer auch bleiben.
30 Jahre...es ist viel geschehen und ich würde mir wünschen, dass auch unsere Generation es vielleicht noch schaffen wird, versöhnlicher zu sein und an "DAMALS" zu denken...
Kristine
Ich denke heute, dass die Intensionen, Vorstellungen eben doch unterschiedlich waren. Die Bürgerrechtler*innen wussten, dass sie keinen Anschluss an die BRD wollten, im Übrigen wie viele andere, ganz normale Bürger*nnen auch nicht.
Die berühmte Gethsemanekirche in Prenzelberg war ja damals das Zentrum schlechthin. Auch wir waren dort aber die Situation Vorort war gefühlt sehr brenzlich..., überall bewaffnete Polizei und Stasi sowieso !
Das war gar nicht leicht, man hatte Angst, zu verschwinden. Die Weltpresse war unsere Sicherheit !
Es brodelte seit 1989 mächtig und ich weiß noch, wie heute und jetzt, als Gorbatschow zum 40.Jahrestag kam...alles, was Beine hatte stand an der Karl-Marx-Allee...wir arbeiteten aber das war so egal, man musste einfach hin. Es war ein unglaubliches Bedürfnis und vielleicht sahen wir alle ihn als eine Art "Freiheitsengel"...keine Ahnung...
Die wohl mit entscheidende Demo auf dem Alex am 4. November 89 hatte letztlich über 500 000 Teilnehmer angezogen und das ganz freiwillig. Noch heute höre ich die Massen und Vortragenden, wie Gysi, Stefan Zweig , Liefers u.v.a.m..., es war eine unglaubliche Aufbruchsstimmung, die es so nie wieder gab.
Es war eine Revolution..., die mitzuerleben, ist wohl einmalig und bleibt für immer !
Wir wollten nur frei leben, hatten aber nicht wirklich an den Anschluss an die BRD gedacht.
Das haben doch nur Wenige, das kam erst später !!!
Ja, Olga, es waren ganz irre Zeiten und heute noch habe ich Tränen in den Augen, wenn ich Dokus sehe, es waren Gefühle, die man nur hat, wenn man dabei war, alles hautnah gefühlt hat.
Gejammert habe ich nie, das war/ist nicht mein Naturell..., ich habe versucht, mich zu finden und mein Leben zu leben, neu zu gestalten.
Das alles war mit Schwierigkeiten verbunden aber das habe ich nie gezeigt oder gar gejammert.
Kristine
Es ist sehr schade, dass dieses wunderbare Ereignis der Wiedervereinigung jetzt von vielen so anders bewertet wird und so wenig von dieser damaligen Freude übrig geblieben ist.Die Mehrheit ist froh das es ist wie es ist Marina.
Die Beführworter melden sich halt nicht in Scharen und dann auch noch hier im ST.
Es ist wie auch in anderen Bereichen, die kritischen/negativen Stimmen die man vernimmt werden mehr ins Rampenlicht gestellt alls die Masse der Menschen die ganz selbstverständlich mit der Freiheit (wie sie ist) umgehen. Das Freiheit auch Kampf erfordet,
haben viele schnell gelernt und auch so gehandhabt.
Aber einige die wenigen die nicht kämpfen wollen/wollten dachten es kommt alles von alleine.
Es ist eine Minderheit die sich öffentlich zu Wort meldet
und unzufrieden bzw, kritisch und enttäuscht sind.
Ich denke so an 20-30 % .
Die DDR weiter mit neuem Gewand wäre für die 20-30 % sicher gut gewesen.
Dann wären aber keine Kredite mehr gekommen und Schalk G. hätte sie auch nicht mehr besorgen können.
(ist gut so das diese kriminellen Machenschaften mit Freikauf etc. ein Ende hat.)