Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt

Aktuelle Themen Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt

wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.11.2019, 18:16:17
Das war es nicht zum Glück, aber später schien das alles für viele Ostdeutsche ein gewaltiger Fehler gewesen zu sein, man braucht ja nur die Verbitterung zu lesen, die jetzt bei vielen zum Ausdruck kommt, und die ständigen Anklagen gegen die westdeutsche Politik. Da fragt man sich dann schon, was an fehlerlosen Schlaraffenland-Zuständen erwartet wurde. Konnte man sich nicht denken, dass es lange brauchen würde, bis man die am Boden liegende Wirtschaft der DDR auf andere Füße gestellt haben würde?
Für all die Bananen-Fresser mag das ja zutreffen, aber ist es Dir schon mal in den Sinn gekommen, dass es auch eine Reihe von Menschen im Osten gab, die ihre Erfüllung nicht ausschließlich im materiellen gesehen haben? Für die z.B. der 4.11. der Höhepunkt der Wende war, und nicht unbedingt der 9.11..
Für die z.B. die Transparenz in der Politik ein wichtiges Ziel war, die Möglichkeit, ihre Meinung auch in der Öffentlichkeit vertreten zu können, ohne evtl. Konsequenzen fürchten zu müssen. Die wollten, dass ihr Datenschutz endlich gewährleistet ist. Die wollten, dass der Mensch endlich in den Mittelpunkt gestellt wird, nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität, und dass die Wirtschaft für den Mensch da ist, und nicht umgekehrt? So einen hast Du hier vor Dir.
Und wenn diese dann feststellen müssen, dass ihre dahingehenden Träume zerplatzt sind, weil sich alles auschließlich und nur noch um den Profit dreht, sollte man sich nicht wundern, wenn die sich desillusioniert abwenden.
Vom Regen in die Jauche, ist noch deren milderes Urteil.
Edita
Edita
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Edita
als Antwort auf wandersmann vom 04.11.2019, 23:50:08

Zitate Wandersmann:

"Für all die Bananen-Fresser mag das ja zutreffen, ... "

" Vom Regen in die Jauche, ist noch deren milderes Urteil. "


 So viel Verachtung für Menschen, Demokratie und  Freiheit, in zwei so unscheinbaren Sätzen zusammengefaßt .....

Diese zwei Sätze sagen mehr aus über Dich als die enthaltene vorgeschobene "Kritik" der übrigen Sätze!

Edita




 
Angeli44
Angeli44
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Angeli44
als Antwort auf wandersmann vom 04.11.2019, 23:50:08

An Wandersmann-1


Du hast doch hoffentlich nicht 30 Jahre damit verbracht, in der „Jauche“ zu leben? Was hast du in dieser Zeit getan? Für dich, deine Familie und andere Menschen? Es gibt – das wirst du schon bemerkt haben – viele Mitwirkungs-Möglichkeiten, in dieser Gesellschaft, und da wird nicht nur an einem Strang  gezogen, sondern an vielen. Leicht ist das oft nicht. Und es ist auch so, dass so Mancher unter die Räder geraten ist - und geraten kann. Manchmal geht das ganz schnell. Aber es sind dann eben auch Hilfen da. Die müssen angenommen werden können, auch nicht ganz einfach. – Oder man ist wieder in der Lage, selber zu helfen. Das kann zwar nicht jede/r. Aber, die es machen, finde ich ganz toll. Ich habe bei YouTube ein Video von einer Leipzigerin angeschaut, die Lebensmittel für Bedürftige sammelt – und verteilt. Inzwischen ist sie längst nicht mehr allein. Viele helfen mit. – Zu ihr kommen auch junge Leute und lassen sich von ihr – sie ist schon in den 70-ern so einiges sagen! Ich könnte so etwa nicht mehr, finde es aber toll, dass andere es können und auch tun. 🌝

Angeli44



 
 


Anzeige

Karl
Karl
Administrator

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 04.11.2019, 17:22:14

Olga64:
"wenn man heute in den Osten reist: es ist schön geworden in den Städten - und dafür hat es sich doch alles gelohnt."

Guten Morgen Olga,

Häuserfassaden in den Städten sind aber nicht alles, wie wir lernen müssen. Fakt sind leider auch die verödeten ländlichen Gebiete, wo die Alten in den Dörfern teilweise ohne Läden zurück geblieben sind.  Die Jungen sind im Westen. Dörfer und kleinere Städte haben bis zu 1./3 Einwohner verloren. Nicht jede Verbitterung ist grundlos. 

Karl
RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 04.11.2019, 23:50:08
Für die z.B. die Transparenz in der Politik ein wichtiges Ziel war, die Möglichkeit, ihre Meinung auch in der Öffentlichkeit vertreten zu können, ohne evtl. Konsequenzen fürchten zu müssen. Die wollten, dass ihr Datenschutz endlich gewährleistet ist. Die wollten, dass der Mensch endlich in den Mittelpunkt gestellt wird, nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität, und dass die Wirtschaft für den Mensch da ist, und nicht umgekehrt? So einen hast Du hier vor Dir.
Wenn du an all das geglaubt hast, dann kann ich deine Enttäuschung verstehen. Der Mensch kann in einem wohlhabenden Land nicht im Mittelpunkt stehen, denn am Ende heißt es, Geld regiert die Welt und zum Geld gesellt sich die Macht. 
Ich habe damals die Euphorie auf beiden Seiten so nebenbei im TV erlebt und habe noch zu einem Kollegen gesagt, das wird nicht lange gut gehen. Die Euphorie wird verschwinden und zurückbleiben viele "Verlierer", nämlich diejenigen die an eine gerechte Welt glauben, die glauben, dass der Kuchen größer wird, die enttäuscht sein werden, wenn die Kuchenstücke für viele kleiner und hart umkämpft sein werden.
Bruny

 
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.11.2019, 08:27:51
........ Der Mensch kann in einem wohlhabenden Land nicht im Mittelpunkt stehen, denn am Ende heißt es, Geld regiert die Welt und zum Geld gesellt sich die Macht. 
.......
Bruny

 
Leider ist es so, dass auch in einem "wohlhabenden Land" nicht alle Menschen wohlhabend sind.

Als meine Frau und ich - oh wie lange ist das denn schon her? - noch ins Ausland reisten, da hiess es immer "Die reichen Schweizer". Denn es war in der ganzen Welt bekannt, dass die Schweiz reich sei. Dies aber trifft leider nur für den "Durchschnitt" zu. Aber was nützt dem artbeitslosen, ausgesteuerten Arbeiter der "Durchschnitt", wenn er selber wöchentlich aufs Amt muss, um für sein Überleben wieder ein paar Franken zu erbetteln?!

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Edita
als Antwort auf wandersmann vom 04.11.2019, 23:50:08
 Für die z.B. der 4.11. der Höhepunkt der Wende war, und nicht
unbedingt der 9.11..

Und warum war es das? Weil sie die DDR nur nach ihren Vorstellungen "demokratisieren " wollten und nicht abschaffen!
Aber das war wohl nur der kleinere Teil der Demonstranten.

Für die z.B. die Transparenz in der Politik ein wichtiges Ziel war, die Möglichkeit, ihre Meinung auch in der Öffentlichkeit vertreten zu können, ohne evtl. Konsequenzen fürchten zu müssen.

Mit Transparenz in der Politik können wir durchaus aufwarten, was man eventuell, nöö - ganz sicher beklagen kann und muß, ist die mangelnde Transparenz in Sprache und Aussagen diverser Politiker, z.B. auch mitunter unserer Kanzlerin und ihres Adjutanten Peter Altmaier, aber das ist eine menschliche und keine zivilgesellschaftliche oder gar politisch gewollte Attitude!
Die wollten, dass ihr Datenschutz endlich gewährleistet ist.

So lange es Menschen gibt, die Datenschutz für eine Nebensache halten, weil " sie sowieso nichts zu verbergen haben ", ist das eine ganz verquickte Sache mit der umfassenden "gesetzlichen Gewährleistung"!
Die wollten, dass der Mensch endlich in den Mittelpunkt gestellt wird, nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität, und dass die Wirtschaft für den Mensch da ist, und nicht umgekehrt? So einen hast Du hier vor Dir.

Das hast du zwar wunderschön, für Deine Verhältnisse fast schon lyrisch beschrieben, warum tust Du es dann nicht?
In einer Demokratie stellt sich der größte Teil der Menschen selber "irgendwohin", der Großteil schafft es sogar sich "seinen" Mittelpunkt zu schaffen, wer darauf wartet irgendwohin gestellt zu werden, hat schlechte Karten, das gebe ich zu, aber das kann man dann nicht der "Politik" überantworten!

Und wenn diese dann feststellen müssen, dass ihre dahingehenden Träume zerplatzt sind, weil sich alles auschließlich und nur noch um den Profit dreht, sollte man sich nicht wundern, wenn die sich desillusioniert abwenden.

Wie weit "sich alles ausschließlich um den Profit dreht", liegt auch in der Verantwortung oder im Ermessensbereich jedes einzelnen Menschen!
Gesellschaftspolitisch gibt es in einer Demokratie viel zu bemängeln, da kann ich Dir zustimmen, liegt ja auch an den Menschen mit, jeder Jeck tickt halt anders, manche sogar kriminell, und natürlich wird man da fast automatisch auch desillusioniert, aber daß es so schlimm ist, daß man sich angewidert abwenden muß, das ist so starker Tobak, daß er sich für mich nicht mit Sehnsüchten nach mehr Demokratie vereinbaren läßt!
Merke - Demokratie kann nie fertig sein, sie ist ein immerwährender fortlaufender Prozeß, der nie aufhören kann ..... so lange es halt Menschen gibt!
Vom Regen in die Jauche, ist noch deren milderes Urteil.

geschrieben von wandersmann_1


Was ist eigentlich mit Deiner persönlichen und ureigensten Verantwortung dafür, daß aus Jauche wieder Regen wird?

Edita
RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 04.11.2019, 23:50:08
Für die z.B. die Transparenz in der Politik ein wichtiges Ziel war, die Möglichkeit, ihre Meinung auch in der Öffentlichkeit vertreten zu können, ohne evtl. Konsequenzen fürchten zu müssen.
Keine Sorge, Wandersmann, die "Bananenfresser" sowie "eine Reihe von Menschen im Osten" haben sehr wohl "die Möglichkeit, ihre Meinung auch in der Öffentlichkeit vertreten zu können, ohne evtl. Konsequenzen fürchten zu müssen". Sie dürfen sogar bei Pegida-Demonstrationen einen Galgen herumzeigen, um unsere Kanzlerin daran aufhängen zu lassen, symbolisch natürlich, und deshalb passiert denen überhaupt nix, das gilt alles noch als Meinungsfreiheit. Sie dürfen auch andere Politiker*innen wie Renate Künast als "Stück Scheiße" oder "Drecks-Fotze" bezeichnen, ohne evtl. Konsequenzen fürchten zu müssen.  Das alles gilt bei uns noch als Meinungsfreiheit. Für derartige Beschimpfungen gegen Politiker wären die Hetzer in der DDR sicher nicht straflos davongekommen, an anderer Stelle hast du ja mal bedauert, dass die BRD zu liberal ist.
Aber ich weiß schon, was du eigentlich meinst: Du meinst die Meinungsfreiheit, ungestört gegen Flüchtlinge oder Greta hetzen zu können. Sogar die gibt es bei uns, keiner wandert dafür in den Knast. Wenn du allerdings verlangst, dass das ohne Widerspruch einfach so hingenommen wird, dann bist du vielleicht ein kleines bisschen auf dem falschen Dampfer. Das musst du schon ertragen, dass es da Widerspruch von den bösen "Gutmenschen" gibt.
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Angeli44 vom 04.11.2019, 16:35:22

Ja, Angeli..., somit haben wir Beide gewissermaßen hinter dem "eisernen Vorhang" gelebt..., Jeder auf seine Art und Weise.

Aber so ähnlich habe ich auch alles in Erinnerung..., die Berliner insgesamt aber, das ist meine Wahrnehmung damals gewesen, mussten sich recht schnell irgendwie arrangieren und erstmal weiterleben.

Weiß noch, das ja gerade in den ersten Jahren nach der Öffnung ziemlich langsam Supermärkte Einzug im Ostteil Berlins hielten...das waren oftmals die alten "Kaufhallen" aber was solls, es ging alles.
Sehr viele sind ja jahrelang in den Westteil zum Einkaufen gefahren, bis es dann andere Möglichkeiten gab.

Ich denke immer, die urplötzliche Öffnung der Mauer hatte insb. alle Berliner dermaßen überrascht, dass die Empfindungen wirklich ehrlich beiderseits waren...endlich hatte alles ein Ende.
Niemand wusste, wie es eigentlich weiter gehen wird aber wir waren einfach glücklich und all die Tränen waren echt. 

Die Ernüchterung kam ja erst, als die Arbeitslosigkeit wirklich zum Thema wurde. Ich selbst war noch in dem Alter und fand etwas Neues..., nach Arbeitslosigkeit, kenne also auch die Gefühlswelt um das "Nichtmehrgebrauchtwerden"...ein schlimmes und sehr deprimierendes Gefühl.

Wer zur Wende gar 50 + war..., hatte kaum noch eine echte Chance und das tat besonders weh, denn Diejenigen hatten vorher auch Leistungen erbracht.
Das dies nicht mehr ausreichte für das NEUE, war mehr als nur bitter...es machte Viele kaputt.

Ja...., man könnte jetzt wieder spekulieren, mach ich aber nicht...derzeit läuft seit gestern im ZDF der Dreiteiler über die Zeit um die Wende herum....sehenswert und ziemlich wahrheitsgetreu.

Ich habe mich eigentlich nur erschrocken, weil ich diese Tristesse so nicht mehr in Erinnerung hatte...vielleicht war das auch gut so.
Wenn ich mir überlege, hatte ich damals fast um die Ecke der Schwedter Straße gewohnt, heute alles sanierte und sehr teure Altbauwohnungen...kaum bezahlbar...

Ich für mich ganz persönlich sage immer wieder, das der Mauerfall ein Glück war, so etwas miterlebt zu haben, gewissermaßen Zeitzeuge zu sein, es macht mich heute noch froh.
Ja, nicht alles ist gut gelaufen, nicht alles ist heute gut, nicht alles ist für Viele so gekommen, wie sie es vielleicht dachten...

ABER..., Veränderungen, das hat ja der 9. November mit den 2 Monaten zuvor gezeigt, sind nie einfach, weil es Menschen teilweise bis ins Mark traf.
Manche profitieren, manche bleiben hängen..., dennoch ist es schön, wieder ein Deutschland zu sein, auch wenn eine "Vereinigung" noch lange nicht geschafft ist...


Kristine...,  die sich immer noch glücklich schätzt

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf werderanerin vom 05.11.2019, 13:51:03

Toller Beitrag, vielen Dank!
Der Film ist ja hochinteressant und mit großartigen Schauspielern. Auch der Beitrag, der danach kam, war sehr aufschlussreich, ich habe viel daraus gelernt. Heute Abend kommt ja der zweite Teil, den dritten morgen kann ich leider nicht sehen.

Gruß Marina


Anzeige