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Aktuelle Themen Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt

Angeli44
Angeli44
Mitglied

Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Angeli44


Guten Morgen, in der BNN online ist heute ein informativer Artikel über die Erinnerungswoche zum Mauerfall vor 30 Jahren zu finden.
 
„Unter dem Motto «7 Tage – 7 Orte» sind bis zum 9. November an authentischen Berliner Orten der friedlichen Revolution Lesungen, Installationen, Zeitzeugen-Gespräche, Info-Pavillons, Filme und Ausstellungen geplant, wie die Kulturprojekte GmbH mitteilte. Sie organisiert im Auftrag des rot-rot-grünen Senats die mehr als 200 Veranstaltungen.“
 
Wer sich näher über die Veranstaltungen, die Orte und Teilnehmenden  informieren möchte: Im BNN Artikel sind viele Hinweise hierzu zu finden. Am Ende des Artikels findet sich auch noch ein Link mit einem Programm zum Mauerfalljubiläum.  – Vielleicht ist ja wegen dieses Ereignisses auch für so manche und manchen von uns ST-ler*innen Berlin mal wieder eine Reise wert!  😏
 
Hier der Link zum Artikel:
 
https://bnn.de/nachrichten/politik/mauerfall-vor-30-jahren-erinnerungswoche-in-berlin-beginnt
 
 
Angeli44


 

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Angeli44 vom 04.11.2019, 06:36:53

Ich habe das Thema nun abbonniert, seit 7 Stunden gibt es keine geschriebene Reaktion darauf.

Mein persönliches Erleben der Mauer war ein paar Jahre vor dem Fall, nicht spektakulär, vorher kannte ich es nur vom TV.

*Brandt steht fassungslos, reglos vor den Maurern, die Stein auf Stein legen(TV)

*Brandenburger-Tor, nur von der Ferne über die halbkreisförmige Mauer zu betrachten, Quadriga falschrum drauf

*Fassungslosigkeit meineseits am Übergang gestanden, neben dem Reichstag, fassungslos deshalb, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man sowas hässliches wie solche Grenzübergange, wirklich bauen kann, und die armseeligen Fassaden auf der Ostseite. Es kam mir vor wie Nazizeit zweipunktzwei.

*Am U-Bahnhof Friedrichstrasse versucht, mit dem Pass rüber zu kommen, ging nicht, weil gerade die Vereinbarung Perso galt. Der Grenzer kam mir freudlos vor, er hätte ja nur zwei meter gehen müssen, wäre es in W-Berlin gewesen. Endloses Mitleid mit Ostberlinern, die in der Regel nicht mal In Grenznähe kommen durften, würdelos bis zum Abwinken, egal wer nun der bessere war, der Westen oder der Osten.

Das sind nur ein paar Gedanken zu der Mauer.

Als ich in Israel die 6 meter hohen Mauern persönlich sah, war ich wieder erinnert.

Karl
Karl
Administrator

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Karl
als Antwort auf JuergenS vom 04.11.2019, 13:45:40

Lieber @heigl,


der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung sind das Thema im ST, das seit dem Jahr 2000 am häufigsten diskutiert wurde. Vielleicht erklärt sich dadurch die Zurückhaltung beim Thema.

Margit und ich saßen nur noch vor dem Fernseher damals. Hätten wir uns beruflich frei machen können, wir wären nach Berlin gefahren.

Karl


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val
val
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von val
als Antwort auf JuergenS vom 04.11.2019, 13:45:40

Wir haben 1989 mit unseren jungen Kindern und deren Freunden Sylvester am Brandenburger Tor gefeiert, lieber Heigl - wir sind von Frankreich nach Hannover (wo wir zu Weihnachten waren),  alle nach Berlin ...... eine Stimmung - einmalig, unvergleichlich und unvergessen...
'Wir sind in der "Geschichte", sagten damals die Kinder.
LG Val

 

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von werderanerin
Diesen 9. November kann man gar nicht vergessen, weil er so tiefgreifend , emotional und verrückt war, wie kein anderer.

Habe damals in Ostberlin mit meiner kleinen Familie gelebt und weiß noch, dass mein (heute) Exmann zum Handballtraining war und ich mit meinem Sohn zu Hause verbrachte.
Er war längst im Bett und bekam Garnichts mit. Ich weiß noch, dass ich nur am Rande mitbekam, dass Schabowski irgendetwas rumstotterte, was da heißen sollte..."die Grenzüberhänge werden geöffnet"...ich habe damals gedacht, es wäre ein Scherz … und da ich sowieso nicht weg konnte, habe ich auf meinen Mann gewartet.

Am kommenden Morgen sind wir zur Arbeit aber die Hälfte der Belegschaft war in Westberlin...an diese ganz merkwürdigen Stunden und Tage danach kann ich mich noch gut erinnern, weil Niemand wusste, was das nun wirklich bedeutete. Es war eine besondere Gefühlswelt damals..., die so unbestimmt war, dass man auch irgendwie Angst bekam. Es war wie ein riesiges Fragezeichen über uns... WAS NUN...WIE WEITER ?

Ich persönlich bin erst eine Woche später mit meiner Familie rüber und ich sehe heute noch die Menschen an den U-Bahnhöfen stehen..., voll war gar kein Ausdruck, es ging teilweise nichts mehr. Kontrollen gab es nicht mehr, alles war frei zugänglich aber eben auch so fremd, neu, anders...alles war total überteuert. Der Kapitalismus ließ "herzlich grüßen" !!!

Angekommen am Kudamm war es nur voll, hell, laut...man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Nach 3 Stunden Dauerbespaßung, Lärm und irrer Musik sind wir erschöpft zurück.

Das nun wirklich alles aber auch alles anders werden würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch Niemand
so richtig.

Freude überwog einfach nur , es war wie unter Hypnose... und das hielt noch eine Weile an...bis, ja bis der Alltag sich einschlich und die Folgen ganz langsam sichtbar wurden bzw. ahnten wir..., was nun alles kommen könnte...

Kristine aus den Erinnerungen, die es so wohl nie mehr geben wird !
jacare4
jacare4
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von jacare4
als Antwort auf Karl vom 04.11.2019, 14:09:51
Vor 30 Jahren war unsere jüngste Tochter auf Klassenfahrt in Berlin, gerade in den Tagen, wo alles geschah.  Sie hat direkt die Maueröffnung miterleben können, den Jubel, die Trabis, auf deren Dach als Begrüßung geklopft wurde. Nun lebt sie schon viele Jahre in Friedrichshain und fühlt sich dort im Osten Berlins sehr wohl.

Klassenfahrten nach Berlin waren damals immer sehr deprimierend, besonders wegen der politisch spannenden und angespannten Situation, die man persönlich erleben konnte. Und dann das Unerwartete, die Überwindung der Mauer. Ich finde, dieses Denkmal  --  es steht im Spreebogen --  zeigt das Besondere, den Durchbruch und damit die Überwindung der Berliner Mauer. 

DSCN9407.JPG

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Angeli44
Angeli44
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Angeli44
als Antwort auf werderanerin vom 04.11.2019, 15:20:17

Ich war damals auf der Westseite Berlins. Ich kann mich noch gut an den ersten Ostberliner erinnern, der mich in Berlin-Schöneberg, wo ich wohnte, ansprach. Er war ganz verzückt. Er sagte, er wolle eigentlich nur Verwandte besuchen, die in Schöneberg wohnten. – Danach ging es aber so weiter, wie du, Kristine, es schilderst. Es kamen Massen von Menschen nach Westberlin. Man kann sich das gar nicht mehr vorstellen. Busse und Bahnen waren extrem überfüllt. Ich musste die öffentlichen Verkehrsmittel damals beruflich auch tagsüber nutzen, und das war schon extrem. –
Für mich ist der 9. November 1989 jedoch der schönste Tag in meinem Leben! Ich habe mir nie vorstellen können, dass das einmal möglich wird: Die Mauer öffnet sich und die Menschen gehen von Ost nach West und von West nach Ost.
In der Folgezeit wurde es aber für mich „kognitiv“ noch schwierig. Ich habe damals gesagt, die Wessis sprechen in mein rechtes Ohr, wie schlimm die Ossis sind und die Ossis sprechen in mein linkes Ohr, wie schlimm die Wessis sind. Das war wirklich kaum auszuhalten. 😖 - Mein Gott, waren das Zeiten!  

Angeli44   

 
olga64
olga64
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von olga64
als Antwort auf Angeli44 vom 04.11.2019, 16:35:22

Ich bin seit den 70er Jahren sehr oft in Berlin, weil seit dieser Zeit u.a. mein Bruder mit Famiie dort lebt.
Bei meinen vielen Aufenthalten dort gewöhnte ich mich an die Mauer. Da ich auch immer in Ostberlin war, sogar an das Eintrittsgeld,den Zwangsumtausch an der Grenze und die Tatsache, im Schweinsgalopp vor Mitternacht wieder ausreisen zu müssen.
Als dann die Mauer fiel, war ich im Januar 1990 in Berlin, weil es mein grosser Wunsch war, durch das Brandenburger Tor gehen zu dürfen - war dann ja möglich und Unter den Linden zu flanieren.
Auch die typische Tristesse der zerstörten und nicht sanierten HÄuser fiel immer noch auf; auch der typische Geruch, insbesondere im Winter, wenn die Kohleheizungen und die Trabbis die Luft verpesteten.
Das alles gehörte aber irgendwie dazu. Nur die Leute waren schnell anders. Es wurde mehr gelacht, natürlich auch freier gesprochen und der Optimismus war gross. Leider hielt das nicht allzu lange an.
Im Westen wurde ja keiner befragt, was er von diesem Anschluss der DDR an die BRD hält. Klar war aber den meisten, dass das lange dauern und viel Geld kosten wird.
Im Osten waren vermutlich die Hoffnungen und Vorstellungen zu gross, wie schnell sich nun alles zum Guten wenden würde. Erst heute dürften wir abschätzen können, dass solche Veränderungen nicht in einer oder zwei Generationen zu schaffen sind.
ABer vieles ist getan, wenn man heute in den Osten reist: es ist schön geworden in den Städten - und dafür hat es sich doch alles gelohnt. Olga

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich nichtsahnend vor dem Fernseher saß und dann plötzlich die Nachrichten kamen mit all diesen wunderbaren Bildern der Menschen, die in Massen durch das Brandenburger Tor strömten und sich glücklich in den Armen lagen, manchmal auch mit völlig Unbekannten. Ich war so überwältigt, dass mir die Tränen kamen, und als ich gerade meinen Sohn anrufen wollte, rief er mich an und sagte nur: Die Mauer ist auf.
Wir konnten das beide nicht richtig fassen und bezweifelten fast, dass das Realität war, ich erwartete jeden Moment, dass sich das Ganze als Irrtum herausstellen würde. Das war es nicht zum Glück, aber später schien das alles für viele Ostdeutsche ein gewaltiger Fehler gewesen zu sein, man braucht ja nur die Verbitterung zu lesen, die jetzt bei vielen zum Ausdruck kommt, und die ständigen Anklagen gegen die westdeutsche Politik. Da fragt man sich dann schon, was an fehlerlosen Schlaraffenland-Zuständen erwartet wurde. Konnte man sich nicht denken, dass es lange brauchen würde, bis man die am Boden liegende Wirtschaft der DDR auf andere Füße gestellt haben würde? Ja, die Treuhand, die Treuhand und noch einmal die Treuhand! Die ist der Teufel in Institutionengestalt, wie ich hier immer wieder lese! Sicher hat sie auch viele Fehler gemacht, aber sie hat keinen wohlgeordneten Betrieb übernommen, sondern das Gegenteil davon. Und sie war nicht schuld an den maroden Zuständen, die da saniert werden mussten, was gar nicht ohne Federn-Lassen abgehen konnte.
Es ist sehr schade, dass dieses wunderbare Ereignis der Wiedervereinigung jetzt von vielen so anders bewertet wird und so wenig von dieser damaligen Freude übrig geblieben ist.

olga64
olga64
Mitglied

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.11.2019, 18:16:17

Ja, Marina ich sehe das ähnlich.
Meine Euphorie hielt sich aber in GRenzen als ich damals vor dem TV sass und zuschaute (mehr konnten wir ja z.B. in Süddeutschland auch nicht machen). Als dann aber Herr Kohl von "blühenden Landschaften" sprach, die zudem nichts kosten sollten, erwachte vermutlich nicht nur in mir eine grosse Skepsis.
Kurz darauf wurden wir ja mit dem Soli konfrontiert, den wir dann auch der Sache willen lange, lange zahlten - bis heute.
Bis heute denke ich, es wäre gut gewesen, auch auf Lafontaine ein wenig mehr zu hören, insbesondere die Ostdeutschen bei ihrer ersten Wahl zum gemeinsamen Bundestag. Aber sie wollten es ja schnell und vor allem die DM mit all ihren vermeintlichen Vorzügen und MÖglichkeiten.
Ich denke auch, dass hierfür nicht eine Generation der Älteren nun ausschliesslich Westdeutschland verantwortlich machen sollte. Bei den jüngeren ist das ja nicht mehr der Fall, es sei denn, sie hängen irgendwo in Ostdeutschland rum und finden weder eine Frau noch einen Job und haben auch keine Energie, dorthin zu gehen, wo es solche Annehmlichkeiten gibt.
Sie werfen uns Westdeutschen ja gerne Dominanz in allen Bereichen vor.
Erstaunlich ist nur, dass sie sich nun wieder bevormunden lassen: von westdeutschen AfD-Männern, die dorthin ausgewandert sind, weil sie es im Westen nicht ganz so einfach gehabt hätten, ihre abstrusen Ideologien zu verbreiten.

Es ist wie es ist - irgendwann wird alles gut, weil es m.E. keine Rückkehr zu alten Strukturen mehr gibt. Denn das ist ja auch die Wahrheit: die meisten der Ostdeutschen erklären, dass es ihnen heute sehr viel besser geht als vor der Wende. Olga


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