Aktuelle Themen Kriegsopfer Kinderseele
Kinder sind die ersten Opfer des Krieges, heißt es. Vielleicht könnte man es auch etwas anders formulieren: Die Kindlichkeit ist das erste Opfer des Krieges. Der Krieg raubt den Kindern die Essenz des Kind-Seins: eine Mischung aus Unschuld, unbändiger Neugier, Sorglosigkeit und dem Spaß am Spiel. Seita versucht, auch nachdem seine Mutter einen grausamen Tod in den Flammen der Bomber gestorben ist, diese Kindlichkeit für sich und seine Schwester zu bewahren. Dass er damit scheitert, scheitern muss im Angesicht des Kriegs, des Hungers und all dieser erwachsenen "Vernunft", das ist die wahre Tragik dieses Films.
Die letzten Glühwürmchen
Ich habe den Film "Die letzten Glühwürmchen" vor einigen Tagen auf ZDF Kultur gesehen. Es ist ein Zeichentrickfilm, der in Japan spielt, 1945, kurz vor der Kapitulation. Selten hat mich ein Film so berührt und nicht wieder losgelassen. Leider gibt es ihn nicht in der Mediathek und auf youtube sind nur kurze Ausschnitte zu sehen. Falls er noch einmal läuft - schaut ihn Euch an. Er ist auf eine qualvoll beklemmende Art sehr sehenswert.
Der Film basiert auf der 1967 veröffentlichten, teilweise autobiografischen Kurzgeschichte "Das Grab der Leuchtkäfer" von Akiyuki Nosaka, dessen Schwester im Zweiten Weltkrieg verhungerte.
Ich habe meinen Beitrag in der Rubrik Aktuelle Themen eingestellt, weil gerade jetzt wieder Kinder verzweifelt versuchen in dieser kriegerischen Welt zu überleben. Sie gehören immer zu den ersten Opfern, weil sie am wehrlosesten sind. Der Film lässt ihre Leiden erspüren.
Hat ihn jemand von Euch gesehen?
Mane
Abir Pamuk ist in Aleppo geboren. Sie studiert Anglistik in Damaskus und arbeitet für das Nothilfe-Team der SOS-Kinderdörfer in Syrien. Für den unten eingestellten Artikel hat sie mit Familien und zwei Traumapsychologen gesprochen.
Krieg im Kopf der Kinder
Die Kinder sind zu Experten in Bezug auf Scharfschützen geworden. Wenn sie zur Schule gehen, pressen sie sich eng an Hauswände und schauen auf den Boden. Heckenschützen, die die Straßen kontrollieren, mögen es nicht, wenn man ihnen in die Augen schaut.
Mane
Haben Sie eine Vorstellung davon, wie es ist, wenn die Hände eines Kindes beim Anblick von banalen Dingen wie einem Stift oder einem Keks zu zittern beginnen, weil es genau diese Gegenstände sind, die Erinnerungen an Schreie, Schmerz, und Tod heraufbeschwören? Salah Al-Din ist als einer der gefährlichsten Orte Syriens bekannt. Einzig eine Plane als Sichtschutz bewahrt hier spielende Kinder häufig vor dem Tod.
Die Heckenschützen Aleppos sind berüchtigt für ihre Grausamkeit gegenüber Zivilisten. Viele Male haben sie Kinder, Frauen und alte Menschen ins Visier genommen. Offizielle Zahlen sprechen von 389 Kindern, die allein in den letzten 20 Monaten erschossen wurden. Hunderte andere haben die Schüsse zwar überlebt, leiden aber an lebenslangen Behinderungen.
Krieg im Kopf der Kinder
Die Kinder sind zu Experten in Bezug auf Scharfschützen geworden. Wenn sie zur Schule gehen, pressen sie sich eng an Hauswände und schauen auf den Boden. Heckenschützen, die die Straßen kontrollieren, mögen es nicht, wenn man ihnen in die Augen schaut.
Psychologen sagen, dass kleine Kinder auf verstörende Ereignisse besonders intensiv reagieren. Die Kinder, die einem hier in Aleppo begegnen, wirken ungewöhnlich erwachsen. Der Krieg hat ihnen ihre Kindheit gestohlen. Sie verlieren das Vertrauen in andere Menschen, haben Angst, rauszugehen oder sind extrem aggressiv anderen und sich selbst gegenüber. "Wenn wir nicht schnell handeln, wird eine Generation von Unschuldigen dauerhaft für einen entsetzlichen Krieg geopfert werden", warnte deshalb schon 2013 der UN-Flüchtlingsbeauftragte António Guterres.
Mane
Ich hab den Film mal gesehen. Total berührend, total traurig. Ich weiß nicht, ob ich ihn nochmal ansehen könnte. Find ihn aber auf jeden Fall sehens- und empfehlenswert.
Liebe Lhara,
ich freue mich, Dich zu lesen.
Ja, der Film ist manchmal schwer auszuhalten und dann wieder sehr berührend. Hier sind einige Zusammenschnitte:
Gruß Mane
ich freue mich, Dich zu lesen.
Ja, der Film ist manchmal schwer auszuhalten und dann wieder sehr berührend. Hier sind einige Zusammenschnitte:
Gruß Mane
Hallo Mane,
ich habe diesen Film nicht gesehen. Aber Videos,
wo es um Kinder in Syrien ging. Es ist alles so
grauam, der Krieg, die Stellvertreterkriege,
werden auf dem Rücken der wehrlosen Kinder
ausgetragen.
Deshalb sage ich der Krieg muss aufhören!!! Deutschland
hat dort nichts zu suchen. Sie nehmen teil an diesem
Krieg u sie sind damit mit verantwortlich das Zivilisten, Kinder
getötet werden. Bloß darüber wird nicht berichtet. Ich
hoffe, es kommt jetzt erst einmal zu dem Waffenstillstand, den
man beschlossen hat.
Tina
ich habe diesen Film nicht gesehen. Aber Videos,
wo es um Kinder in Syrien ging. Es ist alles so
grauam, der Krieg, die Stellvertreterkriege,
werden auf dem Rücken der wehrlosen Kinder
ausgetragen.
Deshalb sage ich der Krieg muss aufhören!!! Deutschland
hat dort nichts zu suchen. Sie nehmen teil an diesem
Krieg u sie sind damit mit verantwortlich das Zivilisten, Kinder
getötet werden. Bloß darüber wird nicht berichtet. Ich
hoffe, es kommt jetzt erst einmal zu dem Waffenstillstand, den
man beschlossen hat.
Tina
...........Deshalb sage ich der Krieg muss aufhören!!! Deutschland hat dort nichts zu suchen. ...........Tina
Auf dieses Argument: alle Staaten Augen zu, Ohren zu, Mund zu, hoffen alle Despoten.
Die Wahrheit ist aber: Wenn wir nicht fähig sind, die Despoten zur Räson zu bringen, haben sie zwar bald keine Bürger mehr, wir aber alle - als Flüchtlinge!
Hallo Mane,
ich habe diesen Film nicht gesehen. Aber Videos,
wo es um Kinder in Syrien ging. Es ist alles so
grauam, der Krieg, die Stellvertreterkriege,
werden auf dem Rücken der wehrlosen Kinder
ausgetragen.
Tina
Hallo Tina,
es wächst in Syrien eine verlorene Gesellschaft heran - es gibt Kinder, die nur Krieg kennen und eine friedliche Welt überhaupt nicht erlebt haben. Viele sind traumatisiert, ohne familiären Rückhalt und ohne psychiatrische Hilfe. Haben diese Kinder keine Chance zu lernen, mit ihren Aggressionen und Ängsten, die durch ihre Erlebnisse entstehen, umzugehen, hilft ihnen niemand ins Leben zurück. Das kann dazu führen, dass sie zu Gewalt tendieren und sind damit leichte Beute für Extremisten.
Viele von ihnen haben Furchtbares im Krieg und auf der Flucht erlebt. Die Schrecken sind auch in Deutschland noch nicht vorbei. Die Bilder haben sich tief in ihre Köpfe und Seelen eingegraben und verschwinden nicht einfach, weil sie in Sicherheit sind. Die Folge sind oft psychische Traumata, Erkrankungen, die dringend behandelt werden müssen - für die in unserem Land aber kaum Hilfe vorhanden ist.
Da ist Arif, der mit Plastiksauriern spielen möchte, wie ganz normale Jungen. Er kann nicht spielen - der Bürgerkrieg in Syrien und die zweijährige Flucht hindern den Sechsjährigen daran.
Sein Vater erzählt: "Arif hat schon sehr viel Blut gesehen und viele sterbende Menschen. Als wir weggerannt sind - man kann es sich nicht vorstellen - rannten wir zwischen liegenden Körpern vorbei. Er sieht in seinen Träumen Hände und Beine. Er hat mir erzählt: "Ich spiele mit Händen und Beinen und blutigen Sachen.....Ich möchte keine Angst mehr haben."
Mehr als 40% der Kinder sind psychisch auffällig - nur 5% davon werden behandelt. Werden sie nicht so früh wie möglich behandelt, wird eine Integration in unsere Gesellschaft sehr schwierig.
Flüchtende Kinder haben in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch auf eine Psychotherapie. "Das ist zu spät - zu diesem Zeitpunkt haben sich die Dinge chronifiziert."
Gruß Mane
Gestern sah ich einen Report in dem junge Mäuse gezeigt wurden, die traumatisiert wurden indem man sie von den anderen Mäusen wegnahm und isolierte. Dann gab man sie und ihre Geschwister in ein kleines Becken mit Wasser. Die normal im Familienclan aufgewachsenen suchten sofort einen sicheren Ausweg; die traumatisierten ergaben sich ihrem Schicksal. Wenn man sie aber eine Zeitlang in einem Familienclan integrierte und das Experiment mit dem Wasser wiederholte, benahmen sie sich wie ihre Geschwister.
Für mich ein kleiner Trost, dass all die Flüchtlingskinder, wenn man sie integriert, trotz traumatisierenden Kriegserlebnissen zu "normalen" Mitmenschen heranwachsen können. Das kann aber nicht passieren, wenn alle Staaten, in die die Flüchtlinge flüchten möchten, die Grenzen mit Stacheldraht hermetisch abriegeln.
Für mich ein kleiner Trost, dass all die Flüchtlingskinder, wenn man sie integriert, trotz traumatisierenden Kriegserlebnissen zu "normalen" Mitmenschen heranwachsen können. Das kann aber nicht passieren, wenn alle Staaten, in die die Flüchtlinge flüchten möchten, die Grenzen mit Stacheldraht hermetisch abriegeln.
Das ist ja noch viel schlimmer. Mazedonien - wohin sicher kein Flüchtling möchte - hat seinen dicken Zaun und polizeiliche Hilfe der Slowakei. Die Flüchtlinge werden theoretisch zurückgedrängt nach 'Griechenland und dann wohin? Derzeit werden nur Syrer, Iraker und Afghanen durchgelassen. Was geschieht mit dem Rest? Lassen die Menschen es sich gefallen, wenn sie wie Vieh behandelt werden?
Aber zu den syrischen Flüchtlingskindern. Ich kenne durch meine Tätigkeit im Helferkreis einige und bin immer wieder so verblüfft, wenn ich erlebe, wie schnell diese Kinder Deutsch lernen (sie sind ja in den Kitas mit deutschen Kindern zusammen), wie schnell sie wieder lachen und spielen lernen. Alles Dinge, die sie nicht kannten, wenn sie nachts weinend und mit viel Angst den nächsten Bomben lauschen mussten, die über das Haus geworfen wurden.
Die Kleinen werden es schaffen, wenn es auch deren Eltern schaffen.
Schlimmer ist es bei den Heranwachsenden und auch den jungen MÄnnern. Deren Traumata dürfte sie lebenslang begleiten und je nach innerer Ausgestaltung auch zu grossen Aggressionen führen. Olga
Aber zu den syrischen Flüchtlingskindern. Ich kenne durch meine Tätigkeit im Helferkreis einige und bin immer wieder so verblüfft, wenn ich erlebe, wie schnell diese Kinder Deutsch lernen (sie sind ja in den Kitas mit deutschen Kindern zusammen), wie schnell sie wieder lachen und spielen lernen. Alles Dinge, die sie nicht kannten, wenn sie nachts weinend und mit viel Angst den nächsten Bomben lauschen mussten, die über das Haus geworfen wurden.
Die Kleinen werden es schaffen, wenn es auch deren Eltern schaffen.
Schlimmer ist es bei den Heranwachsenden und auch den jungen MÄnnern. Deren Traumata dürfte sie lebenslang begleiten und je nach innerer Ausgestaltung auch zu grossen Aggressionen führen. Olga
Hallo schorsch,
ob Mensch oder Maus, werden sie von der Familie in jungem Alter getrennt, leiden sie beide unter Trennungsschmerzen, die ein Traumata bewirken können. Eine Zusammenführung wird für sie ein großer Trost bedeuten, ob sie die Zeit jedoch ohne Schaden zu erleiden, überstanden haben, ist von mehreren Faktoren abhängig.
Traumatische Erlebnisse in der Kindheit können sich lebenslang auswirken, auf die psychische Stabilität, auf das Immunsystem u.a.. Es spielt auch eine Rolle, inwieweit die Erfahrungen psychisch verarbeitet wurden.
Günter Grass schrieb in seinem Roman "Krebsgang", in Bezug auf das eigene Elend der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, über das fast schamhaft geschwiegen wurde. Er meinte, dass man niemals über soviel Leid hätte schweigen dürfen, "nur weil die eigene Schuld übermächtig und bekennende Reue in all den Jahren vordringlich" gewesen sei.
Zudem: Kinder waren keine Täter.
Mane
ob Mensch oder Maus, werden sie von der Familie in jungem Alter getrennt, leiden sie beide unter Trennungsschmerzen, die ein Traumata bewirken können. Eine Zusammenführung wird für sie ein großer Trost bedeuten, ob sie die Zeit jedoch ohne Schaden zu erleiden, überstanden haben, ist von mehreren Faktoren abhängig.
Traumatische Erlebnisse in der Kindheit können sich lebenslang auswirken, auf die psychische Stabilität, auf das Immunsystem u.a.. Es spielt auch eine Rolle, inwieweit die Erfahrungen psychisch verarbeitet wurden.
Günter Grass schrieb in seinem Roman "Krebsgang", in Bezug auf das eigene Elend der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, über das fast schamhaft geschwiegen wurde. Er meinte, dass man niemals über soviel Leid hätte schweigen dürfen, "nur weil die eigene Schuld übermächtig und bekennende Reue in all den Jahren vordringlich" gewesen sei.
Zudem: Kinder waren keine Täter.
Mane