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Aktuelle Themen Ist das Volk eine "Schafsherde"?

pschroed
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf lars vom 17.10.2011, 20:40:10
Ja das stimmt lars
eko
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von eko
als Antwort auf chris33 vom 17.10.2011, 19:37:24
wie oft habe ich mit meinen eltern über diese sache gesprochen!!Für mich wird es wohl immer unverständlich bleiben-obwohl auch mir der hintergrund bekannt ist...


chris33: Auch auf die Gefahr, jetzt von einigen wieder mal als rechthaberisch oder sonstwie verdonnert zu werden, folgendes:

Ihr macht Euch alle nicht die Mühe, Euch in die Denkweise jener Generation hineinzuversetzen. Ihr denkt, es sei schon immer so einfach gewesen, sich gegen eine Staatsmacht aufzulehnen, so, wie das heutzutage (glücklicherweise!!) möglich ist.

Das war es eben nicht!

Bis 1918 hatten wir in Deutschland ein absolutistisches Regime. Das Kaiserreich. Der Kaiser hatte das Sagen und nützte es auch weidlich aus. Die Menschen der damaligen Zeit waren zumeist doch sehr unpolitisch. Zeitungen konnten sich wenige leisten, Radio, Fernsehen, Computer gabs damals noch nicht. Das Auto steckte noch in den Kinderschuhen.
Gesellschaftlich war alles streng geregelt und niemand lehnte sich dagegen auf. Der Respekt vor den "Respektspersonen" war gewaltig und die Menschen hatten damals nicht den Mut, sich dagegen aufzulehnen. Das Untertanentum funktionierte wie geschmiert und wurde schon in der Familie eingeübt. Der Vater hatte das Sagen, seine Frau hatte zu gehorchen und die Kinder erst recht.

So funktionierte das bis in die Zwanziger Jahre. Dann plötzlich sollten die Menschen sich demokratisch verhalten. Damit waren sie überfordert, denn das selbständige Denken hatte man ihnen ja nicht beigebracht. Das war auch der Grund, weshalb die erste Demokratie, nämlich die Weimarer Republik, nicht funktionierte. Die Leute waren irritiert, ohne klare Orientierung, ausgemergelt durch den Krieg, gedemütigt durch die Siegermächte, hauptsächlich Frankreich (Versailler Vertrag), ihres Vermögens beraubt durch die Inflation, 7 Millionen Arbeitslose, absolut keine Zukunftschancen.

Und in diese nationalen Depression kommt einer daher und streichelt die verwundete Volksseele, verspricht ihnen das Blaue vom Himmel herunter, lullt das Volk (die Schafherde) mit grandiosen Visionen ein und lässt sich von einem greisen Staatspräsidenten zum Reichskanzler ernennen.

Alle die Neunmalklugen, die jetzt, 80 Jahre danach, meinen, die hätten doch damals "was merken müssen", denen sei gesagt: Hinterher ist man immer klüger. Wenn die damalige Generation gewusst hätte, ,wie das mal ausgeht, hätten die mit Sicherheit nicht so laut "Heil" skandiert.

Die Menschen hofften, dass dieser "Führer" ihnen ein besseres Leben ermöglichen würde. In diesem Zustand der Hoffnung auf ein besseres Leben ist man schnell bereit, Unangenehmes auf die Seite zu schieben und zu ignorieren.

Als die Leute allmählich erahnten, wo das hinführen könnte, war es zum Widerstand zu spät. Diejenigen, die sich widersetzten, waren entweder bald tot oder sie waren nur noch auf der Flucht.

Demonstrationen, wie sie heute für uns normal sind, hätten damals zum Bürgerkrieg geführt. Wer sich nicht fügte, bekam es bald zu spüren. Allein die Weigerung des Hitlergrußes konnte die Leute ins KZ bringen.

Das alles und noch viel mehr sollten sich diejenigen, die gar so schnell mit einer Verurteilung zugange sind, sich erst einmal vor Augen führen und dann sieht die ganze Sache nämlich völlig anders aus.


e k o








dutchweepee
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf eko vom 17.10.2011, 23:06:54
Lieber eko ...Du vergisst in Deiner Gute-Nacht-Geschichte von den armen, verführten Volksgenossen aber die Täter. All die tausenden Gauleiter, SA-Männer, GeStaPo-Spitzel bis hinunter zum Parteisoldaten, der im Wohnhaus Jeden gemeldet hat, der keinen Hitlergruß gemacht hat. Ja selbst so kleine HJ-Pimpfe wie Du einer warst, konnten so zum Täter werden und Schicksal spielen.

Die Deutschen mussten sich ducken, weil sooo viele gerne Täter waren. Ich werde die Feigheit und Dummheit und Mitschuld der großen Masse damals nicht entschuldigen und verzeihen, denn Hunderttausende waren auch damals schon schlauer und widerstanden und bezahlten deshalb den Preis ihres Lebens an die Dummen. Nie wieder dürfen wir denken: "Diedaoben werdens schon wissen. Meckert nicht immer über die Politiker - Ihr könnts auch nicht besser!" (Wie Du das ungezählte male hier geschrieben hast im ST)

Demokratie bedeutet auch immer der Stachel im Fleisch des Establishments zu sein. Auch wenn die Wasserwerfer kalt, hart und gefährlich sind. Ein Pflasterstein kann dem Büttel auch weh tun.


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Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 18.10.2011, 01:09:29
"Der Egoismus der Gruppe wird vom Altruismus ihrer Mitglieder gespeist, und die Brutalität der Gruppe lebt von der Hingabe ihrer Mitglieder"(Arthur Koestler "Die Armut der Psychologie" 1965).
Heinrich Heine: der Grenadier: "Was schert mich Weib, was schert mich Kind, ....-mein Kaider, mein Kaiser gefangen!"

Erich Fromm wollte in seinem Buch "Die Furcht vor der Freiheit",1983, die seelische Infrastruktur des Faschismus erforschen. Sein Ergebnis: Der "autoritäre Charakter" kompensiere seine eigene Nichtigkeit und Wertlosigkeit durch glorifizierende Identifikation mit dem "großen Ganzen" als dessen zugehöriger Teil er sich fühlen "darf". Das entschädigt nicht nur das persönliche Minderwertigkeitsgefühl, sondern schützt auch vor der "Furcht vor der Freiheit", also vor dem entsetzlichen Verlassenheitsgefühl, das dann aufkommt, wenn man nach eigenen Maßstäben leben, entscheiden und sich verantworten müßte, ohne die Geborgenheit spendenden Maßregeln "von oben".

In raffinierter Weise paßt die faschistische Ideologie: "Du bist nichts - dein Volk ist alles!" haargenau in dieses Schlüsselloch der autoritären Charakterstruktur, und gehorsamssüchtig und hingabebereit tönt es zurück "Führer befiel - wir folgen (und tragen die Folgen)"

Die Bereitschaft, das eigene Werteempfinden auszublenden und sich den Maßstäben und Direktiven jener "Autoritäten" zu unterwerfen, mit denen man sich eins und einig fühlen muß, um sich in der Welt nicht ausgestoßen zu fühlen - diese Bereitschaft scheint, wie Miligrams Experimente in den USA und ihre Wiederholungen in Deutschland nahelegen, noch längst nicht der Vergangenheit anzugehören.
geschrieben von Schulz von Thun "Miteinander reden" Teil 2, S.105 ff)


Das heißt, nach diesen Erkenntnissen, dass eine Hingabebereitschaft, die nicht aus dem eigenen Wertbewußtsein heraus entsteht, in Gefahr ist für Schädliches und Schändliches politisch mißbraucht zu werden.... keine hinreichende Erklärung für Barbareien (da es ja die historischen, politischen und ökonomischen Dimensionen außer acht läßt), aber ein wichtiger Aspekt.

Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 18.10.2011, 01:09:29
Demokratie bedeutet auch immer der Stachel im Fleisch des Establishments zu sein. Auch wenn die Wasserwerfer kalt, hart und gefährlich sind. Ein Pflasterstein kann dem Büttel auch weh tun.


Stachel im Fleisch (im übertragenen Sinne) ja.
Aufruf zu Gewalt (auch indirekt) nein!

Zumal der Büttel ganz am unteren Ende der Scala seinen Dienst versieht,
gerade ihm will ich nicht weh tun,
eher müsste man ihn überzeugen zu Befehlsverweigerung
und dazu, den Wasserwerfer auszulassen.

Ein Lehrstück zu Demos und Wasserwerfern in Stuttgart ist mir da speziell noch im Kopf.

roseluise
dutchweepee
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Mitglied

Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.10.2011, 08:41:34
@roseluise

Du hast ja so recht. Ich war bei den ersten Montagsdemos in Dresden und Chemnitz 1989 dabei. Es war schon sehr bedrohlich die BePos mit ihren Kalaschnikow MPis zu sehn. Doch als dann meine Freundin und andere Mädels denen eine Rose in den Lauf gesteckt hatten, waren die Waffen für die Staatsmacht unbrauchbar, zumal ich einige der armen Schweine als Theaterbesucher kannte.

Dennoch würde ich mich nicht scheuen, mich zu wehren. So ein Wasserwerfer hat mich über 10 Meter weit geschleudert und da hatte ich noch Glück, dass ich den Strahl nicht ins Gesicht bekommen habe. Ich billige dem Staat nicht das Recht zu, dies mit mir zu tun. Keinem Staat!

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Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von Felide1


ich glaube nicht das wir Schafe sind, aber immer wieder verhalten sich Menschen wie Schafe oder Lemminge. Dagegen halten ist halt schwieriger als mit dem Strom zu schwimmen.Jeder sucht für sich aus wo er schwimmen möchte, gegen den Strom oder mit dem Strom.

Felide
dutchweepee
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Felide1 vom 18.10.2011, 10:34:26
Mit dem Strom schwimmen muss ja nichts Schlechtes sein. Es ist Unfug immer aus Prinzip "etwas anders sein" zu wollen. Man darf sich nur Nichts einreden lassen, was der eigenen Natur und Denkweise widerspricht, bzw. ein Unrecht darstellt.
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 18.10.2011, 14:02:15
Schade, dass mein früherer Beitrag nicht rezipiert worden ist.

Er nähert sich der Frage (meiner Meinung nach beantwortet er diese), warum es Menschen gibt, die wider jede Vernunft Lemminge spielen.
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Ist das Volk eine "Schafsherde"?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.10.2011, 14:08:29
mart1: "Schade, dass mein früherer Beitrag nicht rezipiert worden ist."

Der vom 18.10.2011 02:29 Uhr?

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