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Aktuelle Themen Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?

Mitglied_81b4260
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Mitglied

Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Dazu ein interessanter Artikel von Christoph Deutschmann (Professor emeritus am Institut für Soziologie (Arbeits- und Wirtschaftssoziologie) an der Universität Tübingen.)

[i]"Die Industrieländer hängen am Wirtschaftswachstum wie die Drogensüchtigen an der Nadel - Stockt der Nachschub nur kurz, werden sie von Panikattacken befallen
....
Es sind keineswegs nur grüne Weltverbesserer, die die Wachstumsfixierung von Politik und Gesellschaft anprangern, sondern auch Konservative wie der deutsche Sozialwissenschafter Meinhard Miegel. Die fortgeschrittenen Industrieländer, stellt er fest, "hängen am Wirtschaftswachstum wie Alkoholiker an der Flasche oder Drogensüchtige an der Nadel. Stockt der Nachschub nur kurzzeitig, werden sie von Panikattacken befallen oder von existenziellen Ängsten geplagt. Bloß keine Unterbrechung des Gewohnten! Immer weiter und möglichst immer mehr - das muss einfach sein." Doch wie ist die hier behauptete "Sucht" näher zu beschreiben und zu erklären? Wer genau ist von ihr befallen, wer ist der Junkie? Für Miegel und andere ist die Antwort klar: Es ist der Konsument mit seiner Unersättlichkeit, seiner nie zu stillenden Begierde nach "Wohlstand", nach immer mehr, immer neuen Produkten und Dienstleistungen. Wenn wir die Krise überwinden wollen, müssen wir uns von dem Wachstumswahn befreien und lernen, wieder bescheidener zu leben...."
[/indent]
Dreierlei3
Dreierlei3
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von Dreierlei3
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2012, 09:37:44
Zitat eines Kommentars:

warp.faktor
04.03.2012 09:43

Es wäre eigentlich ganz einfach.
Würde man in den ca. 3.600 Werbungen, die täglich auf uns abgefeuert werden, die Darstellung von Menschen verbieten - also nur die Produkte zeigen - würde die Nachfrage um gut 80% einbrechen.

Nur wer sich selbst belügt, glaubt davon unbeeinflusst zu bleiben!

Praktisch würde das bedeuten:
80% mehr Freizeit
80% bessere Arbeit
80% weniger Ressourcenverbrauch
80% bessere Demokratie
80% höhere Lebensqualität
80% mehr Zeit für Freunde und Familie


Tatsächlich wird in dem Beitrag wenig auf die Werbung und deren Wirkung eingegangen.

Ansonsten ein recht guter Artikel, der aber in dieser Form der Überlegung nicht neu ist.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2012, 09:37:44
Ein interessanter Artikel, Mart, aber was würde Konsumverzicht wirklich bedeuten? In erster Linie Verlust an Arbeitsplätzen in vielen Bereichen, ohne dass es an der eigentlichen Problematik etwas ändern würde.

Einen kleinen Ansatz sehe ich eher darin, dass die Menschen, die mit ihrer Arbeit den Konsumdurst der Käufer befriedigen, gerade für diese Arbeit entsprechend entlohnt würden und damit wiederum sich etwas mehr leisten könnten. Ich denke dabei an die Menschen Drittweltländer, die buchstäblich zu unsagbaren Bedingungen und zu Hungerlöhnen ausgebeutet werden, um uns Billgware zu liefern. Sie anständig für ihre Arbeit zu bezahlen , so dass der Käufer eben etwas tiefer in die Tasche greifen muss, würde die Nachfrage auf einem gesünderen Niveau halten, Geld würde wieder einen anderen Stellenwert bekommen.

Dazu gehört z.Bsp. auch die Tierhaltung. Statt Massenproduktion tiergerechtere Haltung , was bedeutet, dass nicht täglich Fleisch auf dem Teller sein muss.

Man könnte das Pro und Kontra sicher endlos fortsetzen, aber die Schraube hat sich festgedreht, und der Mensch hat die Sicht auf das, was er haben muss und zu welchem Preis längst verloren.

Luchs

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sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2012, 09:37:44
Für Miegel und andere ist die Antwort klar: Es ist der Konsument mit seiner Unersättlichkeit, seiner nie zu stillenden Begierde nach "Wohlstand", nach immer mehr, immer neuen Produkten und Dienstleistungen. Wenn wir die Krise überwinden wollen, müssen wir uns von dem Wachstumswahn befreien und lernen, wieder bescheidener zu leben...."



um missverständnissen vorzubeugen ...

typen wie "Miegel" , flankieren mit ihren forderungen nach "abbau von immer mehr diensleistungen" und ihrem
anprangern der "unersättlichkeit" ... die "auflösung der sozialsysteme" .
von der "begierde nach wohlstand" , soll sich vorallem die "arbeiterklasse" befreien ...
und "lernen , wieder bescheidener zu leben" ... sprich , für weniger lohn zu arbeiten
und somit die profite des kapitals zu erhöhen.


"bescheidenheit ist eine zier ..."


sitting bull


Karl
Karl
Administrator

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2012, 09:37:44
@ mart1,

das kommt bei mir wie der Wunsch nach einem neuen Menschen an. Das ist unrealistisch. Wir können den einzelnen Menschen, sprich Konsumenten, nicht ändern, sehr wohl aber Strukturen schaffen, die die Rahmenbedingungen des Lebens zu mehr Nachhaltigkeit verändern.

Karl
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von pschroed
Hallo mart1

Das richtige Konsumieren muß erlernt sein, mich graust es ab und zu wenn ich die Einkaufswagen in den Kaufhäuser, überladen mit Fleisch, Speck, Torten usw. sehe (Kalorienbomben)

Es ist im Überlebungstrieb aus der Neandertaler Zeit in unseren Genen integriert, wer das größte stück Wild mit der Flinte erledigt hatte wurde als wohlhabend angesehn.

Konsumverzicht ist sicherlich kein Weg aus der Krise, aber Contenance wäre sicherlich gesundheitlich nicht zum Nachteil.

Die Lebensmittel Industrie paßt sich immer nur der Nachfrage des Komsumenten an. Siehe die momentane erhöhte BIO Nachfrage.

Phil.

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von Mareike
Der wichtigste Abschnitt in dem Artikel von Deutschmann ist mE:
"So berechtigt die Kritik am symbolischen Konsum der vermögenden Mittel- und Oberschichten und seinen aufreizenden Begleiterscheinungen sein mag: Mehr Konsumaskese würde das Problem des Überflusses an anlagesuchenden Finanzvermögen nur noch vergrößern und damit mitnichten einen Weg aus der Krise weisen. Müssten nicht große Teile der Konsumindustrie mangels Gewinnen dichtmachen? So lautet mein Fazit über die grüne und konservative Konsumkritik: gut gemeint, aber zu kurz gesprungen. Wer den Wachstumszwängen des Kapitalismus auf den Grund gehen will, muss weiter springen, tiefer bohren und die Vermögensform des Geldes in den Blick nehmen. Ohne eine subjektive und objektive Entzauberung der Geldutopie, und das heißt auch: ohne eine gesellschaftliche Einbindung und Begrenzung monetärer Eigentumsrechte, wird auch eine vernünftige Begrenzung des Konsums kaum gelingen können."

(Abhebung von mir)

Ja, es klingt utopisch, dennoch ist es allerhöchste Zeit diese zu Grunde liegende Mechanismen aufzuzeigen und bewußt zu machen. Kaiser, Könige und Zaren verloren den Bezug zu den Problemen der Bevölkerung und das hatte Folgen; heute sind es vorwiegend Bänker, führende Politiker und viele Industrielle, die den Bezug verloren haben.

Mareike
Wolle55
Wolle55
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von Wolle55
als Antwort auf Dreierlei3 vom 04.03.2012, 09:55:59
Zitat eines Kommentars:
[i]Es wäre eigentlich ganz einfach.
Würde man in den ca. 3.600 Werbungen, die täglich auf uns abgefeuert werden, die Darstellung von Menschen verbieten - also nur die Produkte zeigen - würde die Nachfrage um gut 80% einbrechen.



du hast etwas vergessen:

80% weniger Arbeitsplätze in der Werbeindustrie !

Und dazu finde ich pers. Konsum äußerst angenehm. Wer sich den Luxus erarbeitet (sprich verdient) hat, zu konsumieren, wonach es ihm gelüstet (nicht nur Ernährung!), der soll doch auch dürfen...konsumieren, meine ich.
nasti
nasti
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von nasti
als Antwort auf pschroed vom 04.03.2012, 11:14:25
Hi Pschroed


...mich graust es ab und zu wenn ich die Einkaufswagen in den Kaufhäuser, überladen mit Fleisch, Speck, Torten usw. sehe (Kalorienbomben)..


das gleiche kann ich auch sagen, mich nervt das eigentlich immer und ewig neue Produkte entdecken und ausprobieren.
Die Regale sind proppevoll, wenn ich alles ganz deutlich durchstudieren sollte, dann muss ich paar Stunden in einem Geschäft verbringen..... und dafür habe ich kein Lust.

Ich lasse mich nicht ablenken, nur mANCHMAL--WENN ICH dirrekt SAGE--JAAA; JETZT GUCKE ICH MAL::::
Mir scheint das ganze PERVERS zu sein.....

Nasti
clara
clara
Mitglied

Re: Ich frage mich: Ist Konsumverzicht der Weg aus der Krise?
geschrieben von clara
als Antwort auf Wolle55 vom 04.03.2012, 13:39:11


Und dazu finde ich pers. Konsum äußerst angenehm. Wer sich den Luxus erarbeitet (sprich verdient) hat, zu konsumieren, wonach es ihm gelüstet (nicht nur Ernährung!), der soll doch auch dürfen...konsumieren, meine ich.

Ja, auch für mich ist es angenehm, mir etwas leisten zu können, wonach mich gelüstet. Natürlich gibt es dafür wie für die Meisten finanzielle Grenzen.
Trotzdem glaube ich nicht, dass die ganz Reichen sich immer das erarbeitet haben, was sie zu verdienen glauben.

Ganz geklärt ist noch nicht, was den Konsum auch nicht lebensnotwendiger Dinge oder Güter verursacht - Nachfrage oder Angebot. Mir erscheint Letzteres zutreffender, denn man kann sich ja eine Ware nur wünschen und kaufen, wenn sie vorhanden ist.

Konsumverzicht ist nicht die alleinige Lösung, in hoch industrialisierten Ländern schon gar nicht. Aber gewisse Zusammenhänge von Konsum, Umwelt, Armutsproblemen müssten in Schulen vertieft behandelt werden. Dadurch kann auch das Konsumverhalten positiv beeinflusst werden.

Clara

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