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Aktuelle Themen Hier fühle ich mich zuhause

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 03.06.2020, 08:20:00

Herrlich zu lesen wie Träume Wirklichkeit wurden. Ich habe das Gefühl euch durch diese Einblicke viel besser kennenzulernen und das freut mich wirklich 👍.
Bruny

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 03.06.2020, 10:08:26

Hubert, ich danke dir für die schönen Bilder und deinen Bericht. Ja, der Fehler von Auswanderern ist, dass sie ihre Heimat mit in ein fremdes Land nehmen. Die Fesseln, denen sie entfliehen wollten, legen sie sich selbst an, haben an allem was auszusetzen und kommen weder mit sich selbst noch mit der fremden Kultur und Mentalität zurecht. 
Man muss das Vertraute loslassen und den Mut zur Veränderung haben, dann klappt es auch mit dem Nachbarn 😁.
Bruny

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von jeweller
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.06.2020, 11:49:35

Bruny,
genau so ist es und deswegen klapp es bei Vielen nicht.

Peter unser Sohn ging in Windhoek in den jüdischen Kindergarten, was im durch das erlernen der Sprachen später in der DHPS (Deutsche höhere Privatschule) sehr geholfen hat.

Es war ja zu der Zeit noch Apartheid und die richtete sich nicht nur gegen die Schwarzen, sondern auch gegen die Frauen. In Namibia war es nicht so streng wie in SA, muss wohl an der Deutschen Kolonialzeit gelegen haben. Obwohl die auch nicht freundlich mit den Einheimischen umgegangen sind.
Apartheid kam mehr von der Buren-Religion (NGK). Als Christine ihr eigenes Geschäft eröffnet hat brauchte sie meine Erlaubnis. Auch bei meiner Bank wollte man ihr ohne meine Einwilligung kein Konto geben.
Frauen durften in keine Bar, nur in eine Ladys Bar. Allgemeine Sperrstunde war
23 Uhr. Sie konnte ohne meine Zustimmung nicht das Land verlassen und schon gar nicht mit unserem Sohn. Aber wir wollten weiter kommen im Leben. Peter musste nach dem Abitur 2 Jahre zum Militär in den Terroristen-Krieg nach Angola. War nicht leicht. In den 70+80er Jahren hatten wir in Windhoek sehr viele Terror-Auto-Bombenanschläge. Einmal explodierte ein Auto vor unserem Geschäft und hat um ein Haar Christine verfehlt. Angola und SA haben dann eine ART- Friedensvertrag abgeschlossen. Die SWAPO, die von Ostdeutschland ausgebildet war hat dann langsam übernommen. Herr Genscher hat ihnen dabei in den Sattel geholfen. Ich hatte mal das VERGNÜGEN ihn zu treffen. Bei der Gelegenheit fragte ich ihn ob ihm die Mauer in Berlin nicht Ärger genug bereitet, dass er sich bei uns einmischen muss? Die Deutsche Gemeinde in Windhoek, hat ihn bei seinen Besuchen, immer ausgepfiffen. Er hat Jahre später auch dem ANC in SA ans Ruder geholfen. Na ja, bei der Ostdeutschen Erziehung.

Die Swapo-Regierung hat dann übernommen und für das arme Volk hat sich nichts geändert genau wie in SA nach Übernahme des ANC,s aber die OBEREN machen sich bis heute die Taschen voll. Korruption wird GROSS geschrieben.
Für die eingeborenen war vorher Schule und Medizinische-Versorgung frei, nachher mussten sie bezahlen. Viele wünschen sich die alte Zeit zurück.
1989, ich war 50 und Christine 46 Jahre, hatten wir genug von der Halbwüste Namibia haben ALLES verkauft und sind nacht Somerset West ans Kap gezogen. Im Alter ist das Klima hier angenehmer.
Wenn du möchtest erzähle ich dir mehr.

LG Hubert

Christines Laden in Windhoek, es war vorher unser Uhrengeschäft.

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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Fortsetzung Spanien - Familienzuwachs 🐕

2014 habe ich mich dazu entschlossen, die Hälfte des Jahres in Spanien zu verbringen und der Wunsch nach einem vierbeinigen Gefährten wich nicht mehr aus meinen Gedanken. Ein befreundetes englisches Ehepaar, welches sehr im Tierschutz engagiert war lud uns ein die Hunde zu besichtigen für die sie ein liebevolles Zuhause suchten. Ich glaube mein Mann befürchtete Schlimmes, denn ich kann kaum nein sagen wenn es darum geht Hunde zu retten. Mein Blick fiel auf Morena, die mit gesenktem Kopf jeglichen Augenkontakt vermied und die an uns überhaupt nicht interessiert war. Weil ihr Herrchen während der Finanzkrise seine geringen finanziellen Mittel für sich selbst benötigte, gab er sie in einem Tierheim in Malaga ab. Dem englischen Paar ist es gelungen sie vor der Tötungsstation zu retten und ich wollte diesem Hund meine ganze Zuneigung geben. Mein Mann und ich haben unser Leben komplett dem des Hundes angepaßt. Kein gemeinsames Reisen mehr, denn Morena sollte immer einen von uns als Bezugsperson haben. Morena wurde zu unserer Freundin und wir bedauerten keine Minute sie als unseren Familienzuwachs aufgenommen zu haben.

Ich fing langsam an mich in meiner Wahlheimat dem gemäßigten Lebenstempo anzuschließen. Die Zeiten wo ich mich über ratschende Kassiererinnen in den Supermärkten aufregte, wurden weniger. Ja, ich ertappte mich dabei mich selbst zu beteiligen 😁. Was mich allerdings nach wie vor stört ist, wenn vereinbarte Termine nicht eingehalten werden. Das finde ich nach wie vor respektlos. Aber auch das ist deutlich besser geworden.

Was mich auch stört ist das oftmals fehlende Verständnis des Tierwohls, aber auch das wird Schritt für Schritt besser, von den Stierkämpfen mal abgesehen. Diese grausame Tradition ist mir ein Dorn im Auge.

Was ich jedoch an meiner Wahlheimat überaus schätze ist das Leben und leben lassen, meine Streifzüge durch das Campo, unser schmaler Gürtel Wohlfühlklima und das Gefühl angekommen zu sein.
Unsere Weiterwanderung, ausgewandert sind wir ja nicht, war ein Experiment im Alter und wir haben alles richtig gemacht.
Bruny



 

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von jeweller
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.06.2020, 13:40:05

Hi Bruny.
Das wichtigste ist immer die Kultur und Mentalität der neuen Heimat zu akzeptieren.
Auch den Stierkampf, wenn das nicht geht bleib weg, es macht dich nur krank.
Man kann als Ausländer Traditionen nicht so schnell ändern, es dauert Generationen.

LG Hubert

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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 03.06.2020, 14:00:42

Nein Hubert, ich gehe zu keinem Stierkampf, ging auch nie zu einem Hahnenkampf. Ich gehe nirgendwohin wo Tiere verletzt werden, weil der Mensch es so will.
Bruny
 


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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 03.06.2020, 13:19:48

Jahaaa @jeweller, gerne würde ich mehr darüber lesen. Und wenn du Bilder hast, immer her damit 🤗.
Bruny

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von jeweller
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.06.2020, 14:33:02

Bruny, 
ich meinte nicht, dass du zum Stierkampf gehen sollst. Du musst ihn nur akzeptieren.

LG Hubert

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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 03.06.2020, 14:46:28

Na ja Hubert, sagen wir mal ich muss ihn ja akzeptieren. Aber mehr Sympathien bringe ich den Stieren entgegen, das ist dann mein innerer Ausgleich 😁.

val
val
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von val

Hallo Bruny,
meinen frz. Mann lernte ich  'auf dem Trottoir' 😉 kennen - es war 1965 im Quartier Latin.

Er war damals Student der Architektur an der Ecole des Beaux Arts, und ich -  au pair in einer äusserst konventionellen Militärfamilie - ging zur Sorbonne, wo ich das 'Diplom der frz Sprache für Ausländer'  ablegte.

Ich hatte das Glück, in eine sehr aufgeschlossene Familie zu heiraten - so wie ich das auch von meiner kannte.
Unsere Kinder sind zweisprachig (vielmehr drei-spr. - Englisch ist ja überall ein must).

Ich liebe dieses Land mit seiner bisschen schludrigen Eleganz (ich meine jetzt nicht die Kleidung), gaube aber von mir, dass ich auch woanders gut gelebt hätte.
Halte mich für anpassungsfähig.033.jpgJouy Août 2018.jpgDas hier ist unser abseits gelegenes Reich  - mein Paradies! 
Unsere Tochter wohnt auf demselben Grundstück in einem anderen Haus; das ist für uns 'Alte'😉 Freude und Beruhigung.

Unser Sohn lebt mit seiner Familie in Paris.

Die Häuser hat mein Mann restauriert, ich das Innere und den (wilden) Garten.

Der Turm mit dem sich drehenden Dach und der Öffnung ist seine Konstruktion, die auf der 'Cité des Sciences' vorgstellt wurde. Er ist Amateur-Astronom.

Schön, einen Blick in das Leben der 'Auswärtigen' werfen zu dürfen.

Liebe Grüsse Val


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