Aktuelle Themen germanwings

olga64
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Re: germanwings
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.04.2015, 14:09:28
Die Schuldigen unter den Ärzten suchen? Er scheint ja die letzten Jahre diese immer gewechselt zu haben und es ist nicht eindeutig, dass er sich als Pilot zu erkennen gab. Pilot war er ja erst 1 1/2 Jahre lang mit ca 600 Flugstunden -das ist ja recht wenig.
Andererseits "gestehen" seriöse Psychologen (und natürlich auch Ärzte) sehr überzeugen,dass deren Kunst an der Stirn endet - keiner kann in den anderen hineinsehen. Und jeder Patient kann nur so viel sagen, wie er für richtig erhält. Viele Patienten in diesem Genre entwickeln ja auch ein sehr hohes Know-How in der Psycho-Szene.
So vermutlich auch nicht seine engste Umgebung,bei welcher es natürlich sein kann, dass man nach dem Motto "was nicht sein darf, kann nicht sein" verfuhr, um sich und den Angehörigen falsch verstanden zu schützen. Olga
Edita
Edita
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Re: germanwings
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.04.2015, 14:09:28

Wenn wir nach einem Schuldigen für diese schreckliche Tragödie suchen, dann bitte bei den behandelnden Ärzten und der Flugbehörde.
Ursula


Der Meinung bin ich auch Ursula, erst recht nach den jetzt bekannt gewordenen Details!

Edita
Sirona
Sirona
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Re: germanwings
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Edita vom 01.04.2015, 14:14:59
Einerseits pocht man auf ärztliche Schweigepflicht, andererseits bin ich der Meinung dass diese gebrochen werden sollte wenn durch die Erkrankung des Betroffenen das Leben anderer Menschen auf dem Spiel steht. Ähnlich ist es mit dem Beichtgeheimnis, da werden Mörder geschützt ohne dass ein Priester der Polizei Hinweise geben darf. In solchen Fällen muss es eine Ausnahme geben.

Ich würde auch sagen dass die Luftfahrtbehörde geschlafen hat und A.L. nicht mehr hätte zur weiteren Ausbildung zugelassen werden dürfen. Einem labilen Menschen darf eine so verantwortungsvolle Aufgabe niemals übertragen werden.

Sirona

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olga64
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Re: germanwings
geschrieben von olga64
als Antwort auf Sirona vom 01.04.2015, 14:23:41
Also - irgendein Beichtvater scheint ja hier nicht involviert zu sein. Würde auch voraussetzen, dass der Massenmörder katholisch war - sonst übernehmen ja Psychologen die Rolle von Beichtvätern und -müttern.
Es ist ja heute schon so, dass diese Ärzte bei Gefährdung des Patienten selbst oder seines Umfeldes das Schweigerecht ausser Kraft setzen können und auch müssen. ABer wie gesagt: kommt ein Patient mit Selbstmordgedanken und verschweigt, dass er Pilot ist - dann bliebe nur die Möglichkeit, ihn in ein Krankenhaus einliefern zu lassen.
Und wenn viele Ärzte involviert waren - was anscheinend so war - wird er jedem auch was anderes erzählt haben. GEfährlicher empfinde ich es, wenn ihm ein Arzt Psychopharmaka verschrieben hatte (was ja meist in diesen Fällen üblich ist) und er diese dann nahm und geflogen ist. Soviel ich weiss, werden Piloten vor Antritt eines Fluges auf Alkoholgehalt geprüft und auf Drogen - wie dies bei Medikamenten ist, weiss ich nicht, kann mir aber vorstellen, dass man sich hier auf die Angabe des Piloten verlassen muss, wenn Medikamente nicht prüfbar sein sollten. Olga
Re: germanwings
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 01.04.2015, 14:32:19
@olga

der Mann hat seine Krankheit nicht nur nicht verschwiegen, sondern hat der Flugbehörde sogar auch Behandlungsunterlagen vorgelegt....

Auch ist es mehr als wahrscheinlich, dass Andreas L. spezifisch medikamentös behandelt wurde, da sich bei der Durchsuchung seiner Wohnungen entsprechende Medikamente gefunden haben sollen. Ein Hinweis auf eine solche Behandlung könnten übrigens die Sehprobleme sein, über die der Mann geklagt haben soll. Sehstörungen sind nämlich eine häufige Nebenwirkung von Antidepressiva und anderen zentral (im Gehirn) wirkenden Medikamenten ...

Nach meiner Ansicht gab es etliche medizinische Gründe, dem Mann den Zugang zum Beruf des Piloten zu verweigern.

Ursula
olga64
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Re: germanwings
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.04.2015, 14:53:19
Ich weiss, Ursula - bzw habe ich dies auch alles gelesen.
Die suizidalen GEdanken hatte er aber m.W. vor Ausbildung zum Piloten, meldete sie dann aber später, wurde weiter untersucht und für nicht mehr gefährdet eingestuft. Wer kann und konnte in ihn reinsehen? Ein Sehtest ist bei Fluggesellschaften sowieso obligatorisch.
Ich fände es z.B. sehr gut, wenn von Krankschreibungen unmittelbar der ARbeitgeber informiert würde, damit der Patient - wie in diesem Fall - diese nicht ignorieren oder wegwerfen kann. Der Arbeitgeber hat dann die Pflicht, seinem Mitarbeiter die "Arbeit" zu verbieten - nicht der Patient entscheidet dann - sei es nun aus falsch verstandenem Pflichtgefühl, aus Angst oder sonst was.
Wenn man die ärztliche Schweigepflicht generell lockert (also ausserhalb der heutigen Möglichkeiten bei Gefährdung des Patienten oder anderer) ist das ein Fass ohne Boden und beträfe im Gleichheitsgrundsatz alle Arbeitnehmer - und die Arbeitgeber würden viel daraus machen, da bin ich sicher, was nicht unbedingt den Arbeitnehmern hülfe. Olga

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sittingbull
sittingbull
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Re: germanwings
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.04.2015, 14:09:28
Wenn wir nach einem Schuldigen für diese schreckliche Tragödie suchen, dann bitte bei den behandelnden Ärzten ...


ich glaub es geht los .

da liegt olga64 mit ihrer einlassung deutlich richtiger :

(das ärztliche) Kunst an der Stirn endet - keiner kann in den anderen hineinsehen. Und jeder Patient kann (oder wird , SB) nur so viel sagen, wie er für richtig erhält. Viele Patienten in diesem Genre entwickeln ja auch ein sehr hohes Know-How in der Psycho-Szene.


und entziehen sich so einer qualifizierten begutachtung .

dieser zwischenruf bezieht sich auf die annahme , der richtigkeit der offiziellen verlautbarungen .

sitting bull
bukamary
bukamary
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Re: germanwings
geschrieben von bukamary
als Antwort auf Sirona vom 01.04.2015, 14:23:41
Einerseits pocht man auf ärztliche Schweigepflicht, andererseits bin ich der Meinung dass diese gebrochen werden sollte wenn durch die Erkrankung des Betroffenen das Leben anderer Menschen auf dem Spiel steht.


Diese Möglichkeit gibt es schon längst, setzt aber voraus, dass bekannt wird, das andere Menschen gefährdet sind. Dann werden die entsprechenden behörden eingeschaltet i.d.R. Amt für öffentl. Ordnung, Gesundheitsamt und Amtsgericht). Gehandelt wird nach dem UBG (Unterbringungsgesetz, nach LKändern unterschiedlich geregelt. Der Arbeitgeber wird nicht informiert.
Problem ist, dass sich viele mit der Anwendung und Umsetzung schwer tun, da es sich dann um eune Zwangsmaßnahme handelt. Im vorliegenden Fall ist nicht bekannt, ob es Hinweise auf eine sog. Fremdgefährdung überhaupt gegeben hat. Da er offensichtlich krankgeschrieben war, kann man außerdem davon ausgehen, dass er nur bedingt behandlungswillig war, sich dem Arzt gegenüber aber vermutlich einsichtig zeigte. Wenn es keine weiteren Indizien für eine Fremdgefährdung vorlagen ist diese vom Tisch. Die Tatsache, dass jemand an einer bestimmten Krankheit leidet heißt nicht automatisch, dass eine Fremdgefährdung besteht.

Was ich absolut übel finde ist stellenweise die Art und Weise, wie hier überhaupt diskutiert wird. Neben den tatsächlichen Opfern und deren Angehörigen und den Eltern des vermeintlichen Täters besteht hier die Gefahr, dass zunehmend die vielen Psychisch kranken Menschen, die übrigens auch hier vermutlich mitlesen, stigmnatisiert und zu gefährlichen Menschen abgestempelt.

Sie sind krank und keine Verbrecher. Und ich wünsche keinem, dass er irgendwann derart erkrankt. Es kann nämlich dummerweise jeden einzelnen von uns treffen.

Eine Aufweichung der ärztlichen Schweigepflicht halte ich aus verschiedenen Gründen für äußerst bedenklich.

bukamary
olga64
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Re: germanwings
geschrieben von olga64
als Antwort auf bukamary vom 01.04.2015, 15:55:55
Ja, das stimmt - gerade Menschen mit Depression werden nun von anderen,die sich mit dieser Thematik nicht befassten, vorverurteilt. Das ist eines sehr gefährliche Sache.
Auch die Aufweichung der ärztlichen Schweigepflicht, ein sehr hohes Gut, ist brandgefährlich. Wir denken immer, durch mehr Verbote würde eine 100%ige Sicherheit einkehren. Genau so wenig, wie viele Verbote helfen (gegen die dann verstossen werden), gibt es im menschlichen Leben eine 100%ige Sicherheit. Das sollten wir endlich mal begreifen.

Von der Diskussion um dieses Thema sollten wir uns alle nicht ausnehmen -wir machen ja alle mit, die einen vernünftiger, die anderen nicht so ganz.
Ganz schlimm fand ich in dieser Causa, dass sich anscheinend die Freundin dieses Massenmörders via Bildzeitung äusserte, er hätte gesagt, dass irgendwann alle über ihn sprechen würden. Dies ist eingetreten - kann aber eine solche Frau, die nicht frühzeitig gewarnt hatte (ginge ja auch anonym bei der Lufthansa) mit dieser VErantwortungslosigkeit weiterleben? Ich könnte es nur sehr schwer.
Oder wollte sie sich nur interessant machen und mit der Bildzeitung gegen Honorar sprechen oder demnächst zu einer Talkshow eingeladen werden? Olga
Re: germanwings
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf bukamary vom 01.04.2015, 15:55:55
Die Tatsache, dass jemand an einer bestimmten Krankheit leidet heißt nicht automatisch, dass eine Fremdgefährdung besteht.

Was ich absolut übel finde ist stellenweise die Art und Weise, wie hier überhaupt diskutiert wird. Neben den tatsächlichen Opfern und deren Angehörigen und den Eltern des vermeintlichen Täters besteht hier die Gefahr, dass zunehmend die vielen Psychisch kranken Menschen, die übrigens auch hier vermutlich mitlesen, stigmnatisiert und zu gefährlichen Menschen abgestempelt.

Sie sind krank und keine Verbrecher. Und ich wünsche keinem, dass er irgendwann derart erkrankt. Es kann nämlich dummerweise jeden einzelnen von uns treffen.

Eine Aufweichung der ärztlichen Schweigepflicht halte ich aus verschiedenen Gründen für äußerst bedenklich.

bukamary

Du schreibst mir aus der Seele. Manfred Lütz,der Psychiater, sagt dazu: "30 Prozent der Deutschen haben irgendwann im Leben mal eine psychische Erkrankung, solche Menschen von allem auszuschließen, wäre absurd."

Wenn alle Menschen, die im Laufe ihres Lebens (manchmal nur ein einziges Mal) an einer Depression erkranken, von ihrem womöglich heißgeliebten Beruf ausgeschlossen werden würden, dann würden oft hochqualifizierte Menschen völlig unnötig stigmatisiert und erst recht in den Suizid getrieben.
Dieser eine Fall ist ein solch extremer Einzelfall, dass es m. E. völlig unnötig ist, sie aus dem Verkehr zu ziehen oder an der ärztlichen Schweigepflicht herumzulaborieren. Zumal sie, wie du richtig schreibst, schon jetzt aufgehoben werden kann, wenn Fremdgefährdung vorliegt, das habe ich in mehreren Artikeln gelesen.
Ganz abgesehen davon gibt es bis jetzt nur Indizien, dass alles so verlaufen ist, wie es wahrscheinlich und plausibel scheint. Trotzdem sind Indizien keine Beweise.

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