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Aktuelle Themen Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk

hobbyradler
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf maggy vom 19.03.2011, 14:44:30
@maggy,

du hast natürlich Recht. Die in diesem thread von Laien unterbreiteten Ratschläge sind unangebracht. Vielleicht ist Stange der Einzige mit entsprechenden Kenntnissen.

Es scheint mir allerdings auch angemessen, dieses betroffen machende Ereignis erst nach einem zeitlichen Abstand zu diskutieren. Niemand weiß wie es ausgehen wird.

Ciao
Hobbyradler

stange
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von stange
als Antwort auf hobbyradler vom 19.03.2011, 15:35:11
@hobbyradler
Ich habe zwar Jahrzehnte in einem KKW gearbeitet. Erst habe ich an leitender Stelle dieses mit aufgebaut, um dann in diesem Werk als Ingenieur an verantwortlicher Stelle im Rahmen der Betriebssicherheit gearbeitet.

Trotzdem möchte ich keinesfalls für mich in Anspruch nehmen, alles zu wissen und zu begreifen, was in Fukushima beim Erdbeben und nachfolgender Tsunami-Welle alles so abgelaufen ist.

Meine Gedanken sind deshalb sehr intensiv bei den Menschen, die mit den Folgen dieser Katastrophe zu kämpfen haben und ich hoffe, dass es ihnen gelingt, Spannung an die Pumpen für die Notkühlung ran zubringen und dass die Pumpen in Betrieb gehen. Nur so lässt sich vieles abwenden.

Wenn allerdings solche Gedanken geäußert werden wie von wie von @ Walter4, dass man mit einer Dampfpumpe das meiste hätte verhindern können, dann geht bei mir der Hut hoch.

Richtigerweise haben alle Reaktoren auf das Erdbeben reagiert und haben ihre Sicherheitskassetten in die Spaltzone gefahren, also damit die Reaktoren abgeschaltet in dem die Kettenreaktionen unterbrochen wurde. Von einer Dampfproduktion, die dann evtl. eine Turbine mit einer angekuppelten Pumpe antreibt, kann also in dieser Phase keine Rede sein.

Die Notkühlung war ausgefallen, demzufolge wäre es angebracht, das noch im Reaktor befindliche Wasser als Naturumlauf zur Reaktorkühlung zu nutzen. So könnte ich es mir vorstellen, aber ich kenne die Konstruktion des Siedewasserreaktors nicht. Auf jeden Fall wäre kein Dampf für den Antrieb einer Pumpe vorhanden. Da die Sicherheitssystem grundsätzlich so aufgebaut sind, weiß ich garnicht, ob in einem KKW der Einsatz einer dampfgetriebenen Pumpe für ein Sicherheitssystem jeweils in Erwägung gezogen wurde.
silhouette
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von silhouette
als Antwort auf stange vom 19.03.2011, 17:05:34
i

Richtigerweise haben alle Reaktoren auf das Erdbeben reagiert und haben ihre Sicherheitskassetten in die Spaltzone gefahren, also damit die Reaktoren abgeschaltet in dem die Kettenreaktionen unterbrochen wurde.

Bei KWU und Co heißen die "Regel- und Abschaltstäbe". Nichts für ungut!

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stange
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von stange
als Antwort auf silhouette vom 19.03.2011, 17:15:25
Bei uns hießen sie Regel- und Sicherheitskassetten, aber im Grunde nach ist es das Gleiche.
Übrigens wollte ich Dir eine Mail schicken, aber Du hast ja deine Box blokiert. Schade eigentlich

Stange
Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf stange vom 19.03.2011, 17:05:34

[. . .]

Trotzdem möchte ich keinesfalls für mich in Anspruch nehmen, alles zu wissen und zu begreifen, was in Fukushima beim Erdbeben und nachfolgender Tsunami-Welle alles so abgelaufen ist.

Meine Gedanken sind deshalb sehr intensiv bei den Menschen, die mit den Folgen dieser Katastrophe zu kämpfen haben und ich hoffe, dass es ihnen gelingt, Spannung an die Pumpen für die Notkühlung ran zubringen und dass die Pumpen in Betrieb gehen. Nur so lässt sich vieles abwenden.

Wenn allerdings solche Gedanken geäußert werden wie von wie von @ Walter4, dass man mit einer Dampfpumpe das meiste hätte verhindern können, dann geht bei mir der Hut hoch.

[ . . .]

So könnte ich es mir vorstellen, aber ich kenne die Konstruktion des Siedewasserreaktors nicht. Auf jeden Fall wäre kein Dampf für den Antrieb einer Pumpe vorhanden. Da die Sicherheitssystem grundsätzlich so aufgebaut sind, weiß ich garnicht, ob in einem KKW der Einsatz einer dampfgetriebenen Pumpe für ein Sicherheitssystem jeweils in Erwägung gezogen wurde.

Welch wohltuende Bescheidenheit im Gegensatz zu z. B. einem Walter 4, der ganz genau weiß, was falsch gemacht wurde und was ein Fach-Feuerwehrmann alles hätte besser machen könnnen (da lachen ja die Hühner, würde ich sagen, wenn nicht alles so traurig wäre).
Danke dafür. Manchmal ist das Eingestehen von Nicht-alles-Wissen ein Zeichen von viel größerer Intelligenz als das angebliche Expertentum derer, die hier alles genau zu durchschauen meinen und einfach nur noch peinlich sind.
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von silhouette
als Antwort auf stange vom 19.03.2011, 17:20:34
Danke für den frischen Wind der kompetenten Gelassenheit. Marina hat Recht.
Ansonsten: in der pipeline.

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walter4
walter4
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von walter4
als Antwort auf stange vom 19.03.2011, 17:05:34
Wenn allerdings solche Gedanken geäußert werden wie von wie von @ Walter4, dass man mit einer Dampfpumpe das meiste hätte verhindern können, dann geht bei mir der Hut hoch.


Du hast den Link offenbar nicht gelesen. Außerdem ist dir großartigem Experten entgangen, daß der Dampfdruck in der Anlange so hoch gestiegen ist, daß er ins Freie abgelassen werden musste, weil der Reaktor kurz vor der Explosion stand. Dies wurde am Tag 2 oder 3 der Katastrophe in allen Medien gemeldet. Ach ja, unsere Eliten sind auch nicht mehr das was sie einmal waren. Aber einen solchen Stuss zu erzählen wie du ist erschreckend. Halte dich bitte an die Tatsachen und informiere dich bevor du falsche Urteile abgibst. Es sollte nach den schrecklichen vermeidbaren Unfällen keinerlei Betriebsgenehmigungen mehr geben für Reaktoren, wo die Dampfturbine zur Notfallkühlung ausgebaut wurde, denn eine Kernschmelze wäre auf hunderttausende Jahre das Aus für große Gebiete.
stange
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von stange
als Antwort auf walter4 vom 19.03.2011, 18:37:50
@Walter4, den Link habe ich wohl gelesen, und trotzdem ist es ein Vorschlag dieses Verfassers, den ich in keinem KKW begegnen bin. Den Druckanstieg im Reaktor, den Du ansprichst, ist zu einer Zeit entstanden, als die Katastrophe schon im vollen Gange war, also für eine Dampfnutzung einer Turbine, die eine Pumpe antreibt, viel zu spät. Eine solche Turbine passt einfach nicht ins Ablaufkonzept bei einer Reaktorstörung. Dieses Modell ist lang und breit diskutiert worden, und nun lass es sein, Du kannst mich nicht eines Besseren belehren.
Folgende Stufen laufen bei einer Störung ab: Ich setze bei der Störung einen totalen Spannungsausfall der Haupteinspeisung voraus.
1. Der Reaktor schaltet sich ab- die Regel-und Sicherheitskassetten fallen in die Spaltzone, die Kettenreaktion und die Neutronenentwicklung wird unterbrochen.
2. Die angeschlossenen Turbinen gehen in Schnellschluß, der Hauptgenerator geht vom Netz.
3. Der Notstromgerator nutzt die Auslaufenergie der Tubine um die Notkühlpumpen vorübergehend mit Strom zu versorgen.
4.Parallel dazu fahren die zugeordneten Notstromdiesel hoch, die übernehmen nach einigen Minuten die Stromversorgung.
Die Regelung und die Steuerung der Instrumende auf den Warten übernehmen Notstrombatterien.

Da steht in diesen Phasen gar kein Dampf für eine mit Dampf angetriebene Pumpe zur Verfügung.
Ich habe vor meiner KKW-Zeit an einem Forschungsprojekt Zwangdurchlaufkessel gearbeitet. Dort hatten wir eine mit Dampf angetriebene Speisepumpe. Wenn ich Dir sage was die für einen Dampfdruck und welche Dampfmenge die brauchte um Speisewasser zu fördern, dann wirst Du feststellen, dass die dampfangetriebene Pumpe beim Störfall eines Atomreaktors eine Phantasie bleiben muss.
walter4
walter4
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Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von walter4
als Antwort auf stange vom 19.03.2011, 20:04:10
@stange
Das Thema dampfgetriebene Notfallpumpe lassen wir mal außen vor, weil ich mich darüber eingehendst informieren werde. Ich habe auch die Redaktion eines Nachrichtenmagazins gebeten, nachzuforschen.

Im gestrigen SPIEGEL jedenfalls wurde meine Ansicht zur Notfallkühlung nach Ausfall der Notstromdiesel vollinhaltlich bestätigt. Es hätte zu dieser Zeit eine Wassermenge von 190 Liter pro Minute genügt, um einen Reaktor ordnungsgemäß zu kühlen.

Mit einem einzigen TS hätte man alle 4 Reaktoren kühlen können, bis eine andere Kühlung wieder installiert worden wäre. Der Gewinn dieser Maßnahme wären nicht nur 4 AKW im Wert von ca. 10 Mrd. Euro gewesen, sondern das halbe Land Japan.

Meiner Ansicht nach ist das Land in großem Umkreis von der Unfallstelle in Zukunft unbewohnbar. Der Wind dreht ja irgendwann in alle Richtungen, alles Land wird durch die drei Kernschmelzen verseucht werden.

Keine Ernte aus dieser Region wird mehr essbar sein, kein Wasser trinkbar.

Selten hat Dilettantismus einen so hohen Preis gekostet.

Zwei Dinge sind unendlich: das Weltall und die menschliche Dummheit (wobei ich mir bei ersterem nicht ganz sicher bin)
geschrieben von Einstein



Re: Erdbeben in Japan und Feuer in Atomkraftwerk
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf walter4 vom 22.03.2011, 13:03:25
Meiner Ansicht nach ist das Land in großem Umkreis von der Unfallstelle in Zukunft unbewohnbar. Der Wind dreht ja irgendwann in alle Richtungen, alles Land wird durch die drei Kernschmelzen verseucht werden.

Keine Ernte aus dieser Region wird mehr essbar sein, kein Wasser trinkbar.
geschrieben von Walther4


Es wird kaum auf Japan beschränkt bleiben - Luft und Wasser kennen keine Grenzen.

Ich erinnere hier an die Pilze in der Südbadischen Region, die immer noch nicht gegessen werden sollen, weil es zum Zeitpunkt der Tschernobyl Wolke bei uns geregnet hat.
Auch wenn jetzt - m.M.n. aus wahlkampftaktischen Gründen im Radio verkündet wird, es habe bei uns hier unten - zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Verstrahlung gegeben.
Es wird nur weiterhin vor dem Verzeht der Pilze gewarnt.

Und damit will ich keinesfalls das unsägliche Leid schmälern, dass das japanische Volk getroffen hat.


Meli

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