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Aktuelle Themen ein heikles Thema Teil 2

asirik2
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ein heikles Thema Teil 2
geschrieben von asirik2

Ein anderes schwieriges Thema, ueber das ich mir viele Gedanken mache, vor allem, wenn ich die Situation hier in einem Entwicklungsland mit der in Deutschland vergleiche, ist die Frage, ob wir noch entscheiden koennen, wie und wann wir sterben. Es geht hier nicht um Suizid sondern um die oft aufgezwungenen lebensverlaengernden Massnahmen, wenn sie sinnlos sind und den Patient entmuendigen, es sei denn er hat nicht schon vorher eine Verfuegung unterschrieben, die unnoetige Qualen verhindern.

Ich bin der Ueberzeugung, dass wir mehr oder weniger selbst bestimmen, wann wir sterben. Es geht dabei um Loslassen oder Festhalten. In mehreren Faellen habe ich beobachtet, wie alte Menschen so lange am Leben blieben, bis ein wichtiges Ereignis, z.B. ein 90. Geburtstag, zu dem sich noch einmal alle Angehoerigen versammelten, stattgefunden hatte, und sie danach friedlich einschliefen. Meine Mutter war 89 als sie beschloss, nicht mehr leben zu wollen, weil ihr koerperlicher Zustand keine Lebensqualitaet mehr versprach, und sie hoerte einfach auf zu essen. Gottlob wurde sie nicht kuenstlich ernaehrt und am Leben erhalten, und sie konnte gehen, als sie es wollte.

Hier in Uruguay hat die moderne Geraetemedizin noch keinen grossen Stellenwert. Die Menschen werden betreut und beim Sterben begleitet. Sie sind vorbereitet, ebenso wie die Familie. Das Abschiednehmen und die Trauerarbeit koennen schon zu Lebzeiten beginnen. Es ist keine aufwendige Bestattung notwendig, um den Schmerz ertraeglicher zu machen.

Sicher hat die moderne Medizin grosse Verdienste aufzuweisen, wenn sie ihre Grenzen anerkennt und dem Patient seinen freien Willen zugesteht. Wenn er nicht mehr will, sollte er nicht gezwungen werden weiterzuleben. Diese Entscheidung muss jedem selbst ueberlassen bleiben.


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asirik2
dutchweepee
dutchweepee
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Re: ein heikles Thema Teil 2
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf asirik2 vom 06.06.2008, 13:41:21
ich habe miterleben müssen, wie einige familienmitglieder am krebs jämmerlich verräppelt sind, ohne daß die mediziner anderes hätten tun können, als ihr leiden zu verlängern. es gibt in meinen augen keinen anderen grund für einen suizid, als eine krebs-diagnose.

diesen werde ich mir aber nicht erlauben lassen, sondern selbstbestimmt vornehmen - so einfach ist das.
luchs35
luchs35
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Re: ein heikles Thema Teil 2
geschrieben von luchs35
als Antwort auf dutchweepee vom 06.06.2008, 13:52:46

Dutch, das habe ich schon viele Male im Leben so gehört.Aber als es dann tatsächlich so kam, klammerten sich gerade diese Menschen ans Leben und wollten nicht loslassen, hofften bis zum letzten Atemzug.

Ich glaube, die Entscheidung kann man erst treffen, wenn man den Tod wirklich vor sich sieht.
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luchsi35
floravonbistram
floravonbistram
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Re: ein heikles Thema Teil 2
geschrieben von floravonbistram
als Antwort auf asirik2 vom 06.06.2008, 13:41:21

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floravonbistram

>Die Würde des Menschen ist unantastbar< heißt es sehr großspurig im Gesetz, aber wenn es ums Sterben geht...Seit 15 Jahren im Hospitzdienst tätig begleite ich Sterbende und ihre Familien, komme immer wieder fassungslos nach Hause, wenn ich sehe, wie Angehörige ihre Eltern, Geschwister, Kinder nicht gehen lassen wollen, die Ärzte bedrängen, noch dies und jenes zu versuchen, das Leben zu verlängern, obwohl sie wissen, dass es dem Sterbenden es nur noch mehr Schmerz, noch mehr Leiden bringt.
Lebensverlängerung??? Nein, es ist Leidensverlängerung und entspricht auch nicht dem Eid, den Ärzte schwören...
Egoismus
In vielen Ländern, die von unseren Gerätegläubigen belächelt werden, ist das Sterben ein Abschnitt des Lebens, wo der Mensch Begleitung bekommt, um würdig Abschied nehmen zu können.
Drachenmutter
Drachenmutter
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Re: ein heikles Thema Teil 2
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf floravonbistram vom 07.06.2008, 21:29:07
Ich muss ehrlich sagen, die ganze Gerätemedizin macht mir Angst. Ich darf mir gar nicht vorstellen, wie es wohl ist, wenn man dem Tode geweiht, gezwungen wird, noch länger zu leiden, weil manch ein Arzt sich verpflichtet fühlt, aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, dafür zu sorgen, dass mein Tod so lange wie möglich hinausgezögert wird. Ich nenne das offiziell per Gesetz erzwungene Menschenquälerei.
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woelfin

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