Aktuelle Themen Die Würde des Menschen....
@Olga: Woher ich glaube, das zu wissen? Ganz einfach: aus dem realen Alltag, in dem besonders mein Mann als Lehrer an einer Hauptschule sehr viele Schüler mit Migrationshintergrund hatte, ihre Mütter an Elternsprechtagen kennenlernte und zum Teil gute Einblicke in ihre Lebenssituation bekam. Die meisten beherrschten auch nach vielen Jahren in Deutschland die Sprache nur unzureichend, manche überhaupt nicht, so dass ihre Kinder dolmetschen mussten. Von den Kollegen meines Mannes, die noch im Schuldienst sind, wissen wir, dass sich daran bis heute nicht viel geändert hat, soweit es um Frauen geht, die nicht hier aufgewachsen sind.Beispiele: der Klaps auf den Po, die Ohrfeige oder die noch immer vorhandene Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft, erst recht von solchen mit Migrationshintergrund. Etliche von ihnen haben sogar im eigenen Umfeld deutlich weniger Rechte als männliche Mitglieder. Dennoch fühlen sich viele von ihnen nicht in ihrer Würde verletzt; dieser Zustand ist für sie „normal“.
Das zeigt, dass objektive Kriterien für Menschenwürde oft theoretischer Natur sind, weil Verletzungen subjektiv überhaupt nicht als solche empfunden werden.
Lalelu
Ihre Argumente zielen auf die nachwachsende Generation. Allerdings besuchen Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund noch immer seltener eine weiterführende Schule, auch dann nicht, wenn sie schon hier geboren wurden, erst recht nicht, wenn sie Mädchen aus muslimischen Familien sind.
Als vor etlichen Jahren die hiesige Hauptschule um einen Realschulzweig erweitert wurde und mein Mann hauptsächlich in den 10. Klassen unterrichtete, bestätigte sich das. Eine signifikante Ausnahme waren Kinder aus russlanddeutschen Familien, die nach Möglichkeit einen guten Bildungsabschluss für ihre Kinder anstrebten und bei denen besonders die Mädchen oft sehr gute Ergebnisse erreichten.
Allerdings bessert sich die Situation allmählich insgesamt, so dass man hoffentlich davon ausgehen kann, dass sich das Bildungs- und Ausbildungsniveau von Kindern in der Zukunft angleichen wird, wenn sie hier aufwachsen,
Ich hatte allerdings von Frauen gesprochen und nicht von Kindern. Frauen mit Migrationshintergrund, die als Erwachsene hierher kamen und kommen, haben überwiegend keine oder nur unzureichende deutsche Sprachkenntnisse und sind in aller Regel durch das Rollenverständnis ihrer Herkunftsländer geprägt.
Woher nehmen Sie Ihren Optimismus, dass Ihre oben geäußerten Wunschvorstellungen bezüglich deren Bildung sowie beruflicher und finanzieller Unabhängigkeit Realität werden?
Lalelu
Du hast recht, die Formulierung "Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ich auch gerne behandelt werden möchte. Es hat auch mit Respekt zu tun". ist nicht immer anwendbar.Wenn wir unsere jeweilige Vorliebe einfach auf den anderen übertragen würden, mein Mann mich also im Krankheitsfall permanent umsorgen würde und ich nur dreimal am Tag bei ihm erscheinen würde, wäre ich genervt und mein „armer“ Mann käme sich total vernachlässigt vor .
Mit anderen Worten: wir dürfen uns gegenseitig nicht so behandeln, wie wir selbst gerne behandelt werden möchten, sondern wir müssen uns nach den Wünschen des anderen richten, wenn wir ihm den nötigen Respekt zollen möchten. (Nach fast fünfzig gemeinsamen Jahren kriegen wir das ganz gut hin ).
Lalelu
Ich meinte es eher in dem Sinne von:
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
LG Mane
Liebe Mane,
mit dieser Interpretation bin ich einverstanden.
Liebe Grüße, Lalelu
Verstößt Prostitution gegen die Menschenwürde?
So beginnt die Resolution der Generalversammlung von 1949 zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer. Auch, und das wird betont, wenn die "in der Prostitution ausgenutzte Person selber damit einverstanden" ist, es also "freiwillig" tut."Da die Prostitution und das sie begleitende Übel des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar sind und das Wohl des einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft gefährden..."
Mane
Ich glaube, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, fühlt sich nicht ausgenutzt.
Zwangsprostitution und Menschenhandel lehne ich strikt ab.
ff
Ich glaube, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, fühlt sich nicht ausgenutzt.
Zwangsprostitution und Menschenhandel lehne ich strikt ab.
ff
Freiwillig ....dieser Begriff ist relativ, finde ich. Freiwillig prostituiere ich mich auch, wenn ich es nur wegen dem Geld mache. Deswegen prostituiere ich mich aber nicht gerne ( das gibt es ja auch) sondern gezwungenermaßen, somit also unfreiwillig.
Klaro
"Auch wenn eine Prostituierte es nur wegen des GEldes macht" ist dies ein Zwang, weil sie das Geld braucht.
Aber man kann es natürlich auch ausdehnen auf sog. normale Beziehungen, wo Frauen (und manchmal auch MÄnner) nur mit jemandem zusammenleben, weil der oder die ihnen das Leben finanziell erleichtert. Da war es immer schon schwierig, die Grenze zur professionellen Prostituition zu ziehen. Aber für eine gewisse Zeit dürfte aber in diesen Beziehungen mehr Monogamie vorherrschen. Olga
Ich möchte auch nicht den moralischen Zeigefinger erheben oder über Prostituierte richten, solange es auf Freiwilligkeit beruht.
Ff: „Ich glaube, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, fühlt sich nicht ausgenutzt.Zwangsprostitution und Menschenhandel lehne ich strikt ab.“
Aber, wie Olga schreibt:
Wenn Männer Frauen oder Frauen Männer kaufen, werden diese zur Ware und zu Objekten. Bleibt da nicht die Würde auf der Strecke? Ich meine ja – oft reden sich Frauen ihre Tätigkeit „schön“, sonst würden sie sie wahrscheinlich nicht ertragen.„…jede Frau, die als Prostituierte arbeitet, dürfte sich schon deshalb von Männern ausgenützt finden, weil diese gegen Bezahlung über den Körper der Frau bestimmen möchten. Olga“
Unwürdig wäre in manchem Fall auch das System, das den Menschen in diese, für ihn ausweglose Situation bringt, die ihn zwingt, sein Geld auf diese Weise zu verdienen.Klaro: „Freiwillig ....dieser Begriff ist relativ, finde ich. Freiwillig prostituiere ich mich auch, wenn ich es nur wegen dem Geld mache. Deswegen prostituiere ich mich aber nicht gerne ( das gibt es ja auch) sondern gezwungenermaßen, somit also unfreiwillig.“
Selbstbestimmtheit beinhaltet auch das Recht, frei über sich und seinen Körper zu entscheiden. Auch „unvernünftige“ Handlungen sind erlaubt, ebenso sich in „unwürdige“ Situationen zu bringen, wenn sie mit den Gesetzen vereinbar sind.
Gruß Mane
Ich möchte noch einmal auf Manes Beitrag vom 18.10. 19:43 Uhr zurückkommen:
Zitat von Mane:Meine Meinung dazu: Ich gehe davon aus, dass sich alle einig sind, dass jede Form der Prostitution, die mit Zwang einhergeht, ein Angriff auf die Menschenwürde ist. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.
Verstößt Prostitution gegen die Menschenwürde?"Da die Prostitution und das sie begleitende Übel des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar sind und das Wohl des einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft gefährden..."So beginnt die Resolution der Generalversammlung von 1949 zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer. Auch, und das wird betont, wenn die "in der Prostitution ausgenutzte Person selber damit einverstanden" ist, es also "freiwillig" tut.
Mane
Wenn jedoch ein Mensch (Frau oder Mann) behauptet, es freiwillig zu tun, bin ich zwiegespalten. Was ist in diesem Fall „freiwillig“? Ich stimme Klaro zu, die sagt:
Freiwillig ....dieser Begriff ist relativ, finde ich. Freiwillig prostituiere ich mich auch, wenn ich es nur wegen dem Geld mache. Deswegen prostituiere ich mich aber nicht gerne ( das gibt es ja auch) sondern gezwungenermaßen, somit also unfreiwillig.
So sehe ich es auch. Auch wenn kein Zuhälter Druck ausübt, und es „nur“ finanzielle Gründe sind, erscheint die „Freiwilligkeit“ in einem zweifelhaften Licht.
Ich schließe allerdings nicht aus, dass es auch Menschen gibt, die sich aus unterschiedlichen Gründen wirklich freiwillig und gerne prostituieren. Dann sehe ich keinen Angriff auf die Würde. Ein Beispiel: Prostitution in ausgesuchten Etablissements, wo sich die Wünsche der Kunden und der Prostituierten decken. Die finanzielle Seite spielt dabei vielleicht sogar nur die zweite Rolle.
Ich gestehe erwachsenen Menschen die Freiheit zu, in gegenseitigem Einvernehmen das miteinander zu tun, was ihnen beliebt. Auch wenn eine Seite dafür bezahlt und es sich daher um Prostitution handelt, wird in einem derartigen Fall die Würde der Beteiligten nach meiner Meinung nicht verletzt.
@Mane: Du hast es bereits mit anderen Worten ausgedrückt:
Selbstbestimmtheit beinhaltet auch das Recht, frei über sich und seinen Körper zu entscheiden. Auch „unvernünftige“ Handlungen sind erlaubt, ebenso sich in „unwürdige“ Situationen zu bringen, wenn sie mit den Gesetzen vereinbar sind.
Dem stimme ich absolut zu. Bei Zwang, der immer ein Angriff auf die Würde ist, muss man aber nicht nur an Prostitution denken. Dass viele Frauen sogar in ihrem Zuhause nicht vor Würdeverlust geschützt sind, ist kein Geheimnis. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen weltweit gegen ihren Willen „eheliche Pflichten“ erfüllen müssen oder vom eigenen Mann vergewaltigt werden. Das ist in meinen Augen demütigender als Prostitution, wenn diese wirklich ohne Zwang ausgeübt wird.
Lalelu