Aktuelle Themen Die Würde des Menschen....
Prügelstrafe und Nazitum ? Ich weiß ja nicht in welchen Kreisen Sie verkehren und was Sie
für Leute kennen. Ich weiß auch nicht was Sie, vor allem in der von Ihnen hier immer wieder
betonten WIR- FORM mit Ihren Beiträgen erreichen wollen ? Nach dem Motto :
DA MÜSSEN WIR WAS UNTERNEHMEN; DAS MÜSSEN WIR UNS NICHT BIETEN LASSEN
Ich frage mich, wer ist denn WIR ?? Schreiben Sie doch ICH, das klingt glaubwürdiger.
Sie selbst sind ja ( wie Sie schreiben ) auch durch die Drohungen Ihrer Mutter vorgewarnt worden,
wieso haben Sie denn damals nichts gegen Ihre frustierten Eltern unternommen ?
Gab es etwa keine Möglichkeit sich zu wehren ?
Sie sollten wirklich mal nachdenken, bevor Sie sich im Minutentakt hier zu allen Beiträgen äußern.
max123
Liebe Olga,
ich erkenne meine Kindheit in Deinen Schilderungen wieder, nur dass meine Mutter nicht abends meinen Vater informieren musste. Er war fast den ganzen Tag über zu Hause und wir Kinder fürchteten seine plötzlichen Wutausbrüche und Schläge, die oft aus nichtigem oder für uns undurchschaubarem Anlass über uns hereinbrachen. Inzwischen habe ich gelernt, dass dieses in unserer Elterngeneration nicht seltene Verhalten mit einer Traumatisierung aus Kriegszeiten zusammenhängen kann. Das ist natürlich keine Rechtfertigung, aber der Versuch einer Erklärung.
In der Grundschule - ich wurde 1956 eingeschult - gab es auch Lehrer, die hemmungslos prügelten und auch solche, die das mit Kalkül und Genuss taten. Als ängstliche und gute Schülerin hat es mich nur einmal erwischt. Der Anlass für eine schmerzhafte Tatze mit dem Rohrstock war, dass ich beim Gebet im Religionsunterricht aus Fenster schaute und einer Krähe zusah, die über den Schulhof lief. Ich schämte mich in den Boden und der Lehrer genoss die Situation sichtlich. Daheim traute ich mir nichts zu sagen und verbarg meine dick geschwollene Handfläche. Und sonntags in der Kirche hatte ich Angst, der fromme Mann könnte sich bei meinen Eltern über mich beklagen.
Auch im Gymnasium gab es körperliche Züchtigung in Form von Kopfnüssen und Ohrfeigen, aber nur für die Jungen. Mich hat es auch da wieder einmal - komischerweise wieder im Religionsunterricht - mit einer Ohrfeige erwischt aus ähnlich nichtigem Anlass. Die körperlichen Strafen hörten erst auf, als die Schüler groß genug waren, dass diese Lehrer Angst vor einem Rückschlag bekamen.
Selbst als mein Sohn 1985 die Grundschule besuchte, gab es dort noch (mindestens) einen Lehrer, der Kinder schlug und Eltern eines Mädchens, die am Elternabend vorschlugen, die Anwesenden mögen doch den Lehrer autorisieren, die bösen Buben körperlich zu züchtigen. Das Thema war schnell vom Tisch, als ich sagte, dem Lehrer dürfe man das nicht zumuten, da er sich damit strafbar mache und seine Stelle verliere. Außerdem, wie solle man Kinder dazu erziehen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, wenn wir Erwachsene es ihnen anders vormachen würden.
Ich stimme Olga voll zu, dass es absolut wichtig ist, einzuschreiten und gegenzuhalten. Kinder, die im häuslichen Bereich misshandelt werden, sind nicht in der Lage, sich selbst zu wehren. In der Schule traut sich zum Glück kein Lehrer mehr zu schlagen.
Margit
Liebe Lalelu,Liebe Mane,
im großen und ganzen stimme ich dir zu.
"Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie." Dieser Bibelspruch galt bis ins 20. Jahrhundert und wurde nicht hinterfragt. Was die Eltern sagten, wurde gemacht - Widerspruch war verboten. Gehorsamkeit, Bescheidenheit, Ordnung, Fleiß und Disziplin waren wichtige Tugenden, zu deren Befolgung unsere Eltern und Großeltern erzogen wurden. Zuwiderhandlungen wurden meist streng bestraft. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern war distanziert, was nicht bedeutet, dass sie einander nicht liebten.
Diese Erziehungsziele und -methoden hatten unsere Eltern verinnerlicht und zum Teil auch bei ihren Nachkommen (in der Regel uns, die wir jetzt hier schreiben) angewendet. Die Erziehung war zwar nicht mehr ganz so streng, aber nach wie vor autoritär, denn die Anordnungen der Eltern wurden nicht hinterfragt.
Su wuchsen viele (die meisten?) von uns auf. Es war in den 1950er Jahren immer noch normal, dass bei Ungehorsam, Frechheit, Faulheit usw. der Kinder von den Eltern mehr oder weniger Gewalt ausgeübt wurde. Für uns Kinder (so habe ich es erlebt) war das normal, wie sprachen noch nichteinmal untereinander darüber - den meisten erging es ebenso. Die Erinnerungen an die Prügel von damals trage ich immer noch in mir.
Fühlten sich unsere Eltern und besonders die Großeltern im Recht, solche Methoden bei ihren Kindern anzuwenden, ist das heute anders. Wir versuchten unsere Kinder gewaltfrei zu erziehen und gelang uns das nicht, war es meistens, wie du auch schreibst, oft Ausdruck der eigenen Überforderung und Hilflosigkeit. Im Grunde wollten wir nicht so handeln, wie unser Eltern und ich habe es weitgehend geschafft und meine Kinder erziehen meine Enkel ganz ohne körperliche Strafen.
Doch das gelingt heuzutage nicht allen Eltern, wie in dem Link, den ich in meinem vorigen Beitrag eingestellt hatte, zu lesen ist. Damit erziehen oft Menschen, die selber von Eltern geschlagen wurden, eine neue Generation von schlagenden Eltern heran.
Gruß Mane
du zeichnest ein realistisches Bild unserer Kindheit. Die Prügelstrafe gehörte in vielen Familien zum Alltag, und oft blieb es nicht beim Klaps. Kinder nahmen es sozusagen als unausweichliche Folge hin, wenn sie etwas „ausgefressen“ hatten. Wir waren so konditioniert, dass wir nach einer „Missetat“ zwangsläufig eine Bestrafung erwarteten. Wie ich schon sagte: meine Geschwister und ich bekamen nicht oft „Dresche“, aber wenn es einmal der Fall war, fanden wir meistens sogar, dass wir es verdient hatten. Dabei hatten wir noch Glück, erstens dadurch, dass wir sowieso nur selten Schläge bekamen und zweitens deshalb, weil sie relativ früh ganz ausblieben und durch Gardinenpredigten ersetzt wurden. Ganz ungeschoren kamen wir also nicht davon.
Noch ein Wort zur „Überforderung“ der Eltern, die wir angesprochen hatten. Ein Beispiel kann ich aus eigenem Erleben beisteuern: Wir drei Kinder wurden ins Bett geschickt (damals noch in einem gemeinsamen Kinderzimmer).
Anscheinend waren wir nicht richtig müde, denn wir turnten unter lautem Juchhei im Bett herum. Nach einer kleinen Weile erschien unser Vater und ermahnte uns ein wenig ungehalten, aber zunächst noch nicht unfreundlich, endlich zu schlafen. Er war kaum raus aus dem Zimmer, als wieder Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschte. Erneut erschien Papa, dieses Mal schon deutlich ungnädiger. Trotzdem gaben wir keine Ruhe, nachdem er das Zimmer verlassen hatte. Es erübrigt sich wohl, zu sagen, dass der Abend mit Tränen endete, als er zum dritten Mal kam. Anscheinend glaubte er, wir würden seine Autorität untergraben, weil wir trotz zweimaliger Ermahnung seine Anordnung nicht befolgten. Das konnte er – dem damaligen Zeitgeist entsprechend - nicht durchgehen lassen.
Seine Reaktion war natürlich falsch, aber ich bin sicher, dass er uns nicht demütigen wollte, sondern der Meinung war, das Richtige zu tun, so wie das Bibelzitat es verlangt, das du gebracht hast: „Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie“. (Dies war übrigens eine der drei Gelegenheiten, an denen ich Schläge bekommen habe - soweit ich mich erinnere).
Heute hat sich zum Glück bei den meisten die Erkenntnis durchgesetzt, dass weder physische noch psychische Gewalt akzeptable Erziehungsmethoden sind. Auch wir haben – so wie ihr – unsere Kinder gewaltfrei erzogen. Gelegentlich ist uns auch der Geduldsfaden gerissen, so dass ein ordentliches Donnerwetter folgte - allerdings mit klarer Ansage, wieso, weshalb, warum …
Unsere vier Enkelkinder werden ebenfalls ohne entwürdigende Strafen psychischer oder physischer Art erzogen, lernen aber mit zunehmendem Alter, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Wer den ganzen Tag herumtrödelt, muss unter Umständen abends die restlichen Hausaufgaben erledigen, anstatt die Lieblingsserie im Vorabendprogramm sehen zu können usw. Ich finde das richtig.
Eins möchte ich noch anmerken: Die Überforderung der jetzigen Elterngeneration ist zum Teil auch eine Folge der heutigen Ideale in der Kindererziehung. Gestresst sind nämlich weniger die Eltern, denen sowieso alles gleichgültig ist, sondern die, welche möglichst perfekt sein wollen. Was nämlich manche Erziehungsexperten als Nonplusultra verkünden, verunsichert Eltern oft mehr als dass es hilft.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Für viele ist der Laufstall Freiheitsberaubung und daher völlig tabu. Wenn Kleinkinder anfangen, zu krabbeln und ihre direkte Umgebung zu erkunden, trauen die Mamas und Papas sich daher nicht, sie hin und wieder für 5 -10 Minuten hineinzusetzen, damit sie mal in Ruhe zur Toilette oder mit einem Korb voller Schmutzwäsche ins Kellergeschoss gehen können, um die Waschmaschine anzustellen.
Lieber klemmen sie sich das zappelnde Kind unter einen Arm und den Wäschekorb unter den anderen und laufen in der Waschküche ständig hinter dem krabbelnden Liebling her. Natürlich befürworte ich nicht, dass das Kind stundenlang im Laufstall geparkt wird! Wenn es aber als Vergehen gilt, das Kind zu seinem eigenen Schutz für eine kurze Zeitspanne in den Laufstall zu setzen, damit man ungestört etwas erledigen kann, halte ich das für völlig übertrieben. Es ist nach meiner Meinung unnötiger Stress für die Eltern, die sowieso durch Kind, Haushalt und Beruf sehr gefordert werden.
Liebe Grüße, Lalelu
Ich denke, wer diese prügelnden Väter und Mütter kennt und sie bei ihrer Untat beobachtet, hat die Pflicht, dies anzuzeigen. Sonst ändert sich ja nie etwas bei diesem Verhalten. Haben Sie dies gemacht? Olga (Fett von mir)@Olga: Falls Sie provozieren wollen, müssen Sie sich ein anderes Opfer suchen. Ich werde mich nicht auf Ihr Niveau begeben.
Ich kenne keine prügelnden Väter und Mütter und kann demzufolge auch keine bei ihrer Untat beobachten und anzeigen.
Lalelu
Liebe Lalelu, ich möchte hier noch auf den Missbrauch an verschiedenen Schulen hinweisen, und nicht nur dort, auch in katholischen Einrichtungen, dem Wiener Sängerchor auch, es gibt so viele Beispiele, wo die Würde von Menschen, vor allem von Kinden, hier männlichen Kindern, zerstört wurde. Ich bewundere, dass du hier, auch trotz der Anfeindungen deine Würde bewahrst. Ein Beispiel aus der Odenwaldschule, das ich sehr nah mitverfolgt habe:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/missbrauch-an-der-odenwaldschule-der-bericht-eines-opfers/4735060.html
Das scheint lange her, aber ich weiss aus der Arbeit einer Freundin, die sich damit schon lange befasst, und sich für die Opfer engagiert, dass die seelischen Schäden der damaligen Betroffenen bis heute nachwirken. Und dass es Menschen gibt, die sich für diese Menschen einsetzen. Es ist nicht so, dass keiner seine Stimme erhebt, und du tust es hier ja auch. Tine1948
Vielleicht kannst du, Karl, den Link aktivieren, ich konnte es gerade nicht. Danke. Tine1948
Inzwischen habe ich gelernt, dass dieses in unserer Elterngeneration nicht seltene Verhalten mit einer Traumatisierung aus Kriegszeiten zusammenhängen kann. Das ist natürlich keine Rechtfertigung, aber der Versuch einer Erklärung.Das hat nichts mit dem 2. Weltkrieg zu tun, sondern die Elterngeneration
In der Grundschule - ich wurde 1956 eingeschult - gab es auch Lehrer, die hemmungslos prügelten und auch solche, die das mit Kalkül und Genuss taten Daheim traute ich mir nichts zu sagen und verbarg meine dick geschwollene Handfläche. Und sonntags in der Kirche hatte ich Angst, der fromme Mann könnte sich bei meinen Eltern über mich beklagen.
geschrieben von margit
wurden selbst so erzogen.Es 'herrschte unter Adolf 'Zucht und Ordnung',
man hatte einen gehörigen Abstand zu den Eltern, Emotionen gab es kaum.
Diesen Part übertrugen zu großen Teilen die Eltern auf ihre Kinder.
Eins aber gab es nicht mehr: die Prügelstrafe wurde verboten.
Ich wurde 1952 eingeschult.
Bei uns traute sich kein Lehrer, auch nur annähernd, ein Kind zu strafen.
(Ich glaube Dir, dass es hier so war und diese Rückständigkeit macht sich
in anderen Dingen/Frauenquote u.ä. heute noch bemerkbar.)
Als eine Lehrerin mich im 'Kartenzimmer' bearbeitete, ist meine Mutter
stehenden Fußes in die Schule und hat der Lehrerin 'Maß' genommen
im Sekretariat der Schule, sie kam gar nicht erst in's Lehrerzimmer.
Bis zum Ende der Schulzeit hat sie einen großen Bogen um mich gemacht
und meine Geschwister profitierten mit davon.
Bei meinen Jungen in der 4. Klasse wurde ein Lehrer mal übergriffig, da hat
mein Junge 'zurückgedrückt', so fest wie er konnte. Danach sollte der Junge
einen Dipl.-Psycholgen vorgestellt werden, weil bei 'ihm' etwas nicht stimmte......
daraus wurde eine Absage, was sonst.........
Ich wurde 1939 eingeschult. Wir hatten gleich 3 Prügellehrer. Schon wenn sie am Morgen in die Klasse traten, wussten wir, ob sie gut geschlafen oder Streit mit der Frau hatten - oder grad die Steuerrechnung gekommen war. Wenn sie sich dann über die Rücken der Buben geprügelt hatten (die Mädchen wurden nur an ihren Zöpfen gerissen), waren sie wieder friedlich für den Rest des Tages!
du hast völlig recht: in manchen (Internats)Schulen, Heimen, in kirchlichen Einrichtungen, bei Jugendfreizeiten, eigentlich überall, wo die Möglichkeit bestand, wurden Kinder früher systematisch missbraucht und waren ihren Peinigern oft schutzlos ausgeliefert. Mitwisser sahen weg, die Opfer konnten sich nicht wehren, und viele (die meisten?) bleiben für den Rest ihres Lebens traumatisiert.
Ich habe den Artikel über die Odenwaldschule gelesen und habe, wie du, schon vor einigen Jahren mit Entsetzen verfolgt, was dort passiert ist. Bis heute bin ich fassungslos, dass sich niemand für die missbrauchten Kinder eingesetzt hat!
Ich hoffe sehr, dass sowohl die anonyme Allgemeinheit als auch jeder einzelne aus den schrecklichen Vorfällen gelernt hat. Schweigen ist in solchen Fällen nicht „Gold“, sondern bedeutet Mitschuld!
Man kann rückwirkend keinem der damals gequälten Kinder seine unbeschwerte Jugend und seine Würde zurückgeben. Uns bleibt aber die Hoffnung, dass möglichst viele Menschen durch die Leiden der Opfer sensibilisiert wurden, damit sie bei begründetem Verdacht gegen jede Art von Kindesmisshandlung vorgehen – denn, wie die Schlagzeilen zeigen, gehört Kindesmissbrauch bis heute nicht der Vergangenheit an. Man liest immer wieder, dass Pädophilenringe in großem Umfang kinderpornographisches Material besitzen und verbreiten oder dass es bei einem „angesehenen“ Mitglied unserer Gesellschaft gefunden wurde. Wenn ich mir dann vor Augen halte, dass hinter jeder Schlagzeit viele gequälte Kinder stehen, wird mir übel!
Was die Schule betrifft: es stimmt, was Margit berichtet hat: auch während meiner Schulzeit gab es Lehrer, die geprügelt haben. Am schlimmsten war unser katholischer Pastor, der eigens zu diesem Zweck spezielle Rohrstöcke im Klassenschrank eingeschlossen hatte und gnadenlos auf die Kinder (hauptsächlich „unfolgsame“ Jungen) einschlug. An einen „Fall“ kann ich mich besonders gut erinnern: Er hatte einen Jungen dermaßen verprügelt, dass er blutige Striemen auf dem Rücken davontrug. Als die Mutter des Jungen sich daraufhin persönlich beim Pastor beschwerte, meinte er, es habe ihm anschließend leid getan. Er sei daher in die Kirche gegangen, um zu beten. Leider hat die Mutter keine Anzeige erstattet; der Pastor konnte weiter wüten.
Ich selbst bin niemals von einem Lehrer geschlagen worden und glaube außerdem, dass heute kaum ein Lehrer seine Schüler schlägt - ob aus Überzeugung oder aus Furcht vor den Folgen kann man im Einzelfall wohl nicht sagen.
Nach allem, was ich weiß, ist das Pendel aber in die andere Richtung umgeschlagen. Eltern gehen heute oft aus nichtigem Anlass auf die Barrikaden, machen Lehrern ohne berechtigten Grund das Leben schwer und kratzen an ihrer Würde. Das ist die andere Seite der Medaille
Liebe Grüße, Lalelu
Liebe Nadja,
ich möchte gern differenzieren. Körperliche Züchtigung als Erziehungsmittel hat bekanntlich Wurzeln, die weit in die Menschheitsgeschichte zurückreichen. Schriftlich belegt ist sie ausführlich im Alten Testament, wurde aber auch im griechisch-römischen Bereich angewandt. Wobei die Römer sich bereits Gedanken über die Würde des Menschen machten und Schläge für freigeborene Kinder als unwürdig in Frage stellten. Vielleicht aber auch nur, weil die meisten Lehrer damals Sklaven oder Freigelassene waren. Der Gedanke konnte sich nicht durchsetzen und so wurden Generationen von Kindern weiterhin geschlagen.
Die spontanen und heftigen Wutausbrüche von Männern, die als Väter oder Lehrer auf ihre Schutzbefohlenen einprügelten, hingen aber durchaus mit Traumatisierungen aus Kriegen zusammen. Dazu sehr interessant ist das Buch Die vergessene Generation von Anita Bode.
Das Schulgesetz in der DDR war in dem Bereich der Züchtigung deutlich fortschrittlicher als das der BRD.
Züchtigungsrecht an SchulenDa im Westen Deutschlands die Kultusministerien der Bundesländer für die Schulen zuständig waren, gab es sehr unterschiedliche Regelungen:
In der DDR wurden Körperstrafen an den Schulen 1949 abgeschafft.
In der Bundesrepublik Deutschland bestand bis längstens 1973 ein Züchtigungsrecht für Lehrkräfte an Schulen gegenüber den ihnen zur Erziehung anvertrauten Schülern; in einzelnen Bundesländern war die körperliche Züchtigung jedoch bereits vorher untersagt oder zumindest nominell mehr oder weniger stark eingeschränkt worden. So wurde in Nordrhein-Westfalen zunächst nur durch Runderlass vom 22. Juni 1971 (Gem. Amtsblatt S. 420) die körperliche Züchtigung in Schulen für unzulässig erklärt. Die früheren Strafen eines Schulkindes erforderten unangemessenes Sozialverhalten. Das neue Schulgesetz NRW (2005) enthält keine Regelung mehr. In Bayern wurde das Verbot der körperlichen Züchtigung von Schülern durch Lehrkräfte erst am 1. Januar 1983 gesetzlich verankert. Allerdings besaßen bereits vorher Schulen Schulordnungen, welche die physische Bestrafung verboten. Dennoch entschied das Bayerische Oberste Landesgericht Anfang der 1980er Jahre in einem Fall zu Gunsten eines Pädagogen mit der Begründung: In Bayern „besteht ein gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht insoweit, als der Lehrer an Volksschulen die von ihm unterrichteten Knaben körperlich züchtigen darf.“
Quelle: Wikipedia: Körperstrafe
... in Hessen (seit 1946), in Berlin und im Saarland (seit 1948) sind Prügel "grundsätzlich nicht anzuwenden".Dieser Artikel von 1969 gibt weitere Einblicke in die Versuche, körperliche Strafen an Schulen zu vermeiden.
Quelle: Spiegel 1969
Aber trotz Verboten hielten sich nicht alle Lehrer daran, wie Du ja auch aus eigener Erfahrung berichtest. Ich kann mich daran erinnern, dass in Baden-Württemberg bereits 1966/67 Disziplinarverfahren gegen Lehrer stattfanden, die Schüler geschlagen hatten.
Ich habe meine Ausbildung für das Lehramt an Gymnasien 1973 begonnen und damals war allen Lehrern in Baden-Württemberg klar, dass körpelriche Züchtigung von Schülern sowohl straf- wie disziplinarrechtliche Folgen hat.
Als fatal in diesem Zusammenhang empfinde ich die Aussage von Papst Franzikus, der das väterliche Schlagen von Kindern, soweit es nicht ihre Würde verletze, für in Ordnung hält:
Papst Franzikus:Margit
"Einmal habe ich einen Vater bei einem Treffen mit Ehepaaren sagen hören: 'Ich muss manchmal meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen'...
"Wie schön!Er weiß um den Sinn der Würde. Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter."
Quelle: ZeitOnline , 6.2.2015