Aktuelle Themen Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock

Na gut, Fride Springer hat in der letzten Sitzung der Chefredakteure den Daumen nach unten gezeigt. Was bleibt auch anderes übrig, wenn selbst die befreundete Presse im Ausland sich erlaubt so zu urteilen: Der größte schwimmende Puff Versteht man etwa so bei der Marine Körperertüchtigung? Das wurde vergangene Nacht in der Tagesschau gesendet Tod auf der "Gorch Fock": Die Mutter klagt an

Abgesehen von diesem Fall hat der Vater der vor zwei Jahren aus der Takelage gestürzten und ertrunkenen Kadettin jetzt ebenfalls Strafanzeige erstattet.

Einen Tag bevor Merkel ihren Weihnachtsbesuch in Afghanistan machte "verunfallte" der Soldat. Offensichtlich war es für sie und alle begleitenden Bundestagsabgeordneten sowie alle höheren Offiziere höchst wurscht zu erfahren wie es zu diesem Unfall kam (oder wollten es nicht wissen). Die Presse schreibt seit Freitag, das sie sich gegenseitig die Waffen unter die Nase gehalten haben. Gibt es etwa jetzt eine Erklärung dafür, das die Feldpost in mindestens 10 bekannten Fällen geöffnet wurde?

Ich denke, dass der allseits so beliebte Minister zu Guttenberg im Moment dabei ist, restlos seinen Kredit bei der kleinsten Teilstreitktaft - der Marine - zu verspielen. Anstelle Sündenböcke zu suchen, sollte er sein eigenes Krisenmanagement auf den Prüfstand stellen.

Mich irretiert der „Schnellschuss“, noch vor der eigentlichen Untersuchung Tatsachen zu schaffen. Ich habe so den "leisen" Eindruck, dass zu Guttenberg sich in Notsituationen seine Sündenböcke sucht. Schon in der Kundus –Affäre wurden der Generalinspekteur Schneider und der Staatssekretär Wichert geopfert.

Offenbar veranlasste den Minister ein bevorstehender Bericht und die Forderung in der Bildzeitung den Kapitän zu entlassen. Bestimmt jetzt die Bildzeitung die Personalien? Noch einen Tag vorher beschwor der Minister im TV auf allen Kanälen, dass es keine Vorverurteilung geben dürfe.

Niemand wird wohl ernsthaft den Sinn und Zweck von Befehl und Gehorsam in Frage stellen. Nur so kann überhaupt eine Armee funktionieren. Aber die Frage ist dabei, wo Schikane anfängt und normaler Drill endet? Eine Bundeswehr, die in aller Welt für Meinungsrechte und Menschenwürde eintritt, sollte diese hohen Werte auch selber vorleben.

Wenn nur ein Bruchteil der erhobenen Vorwürfe stimmt, dann ist wohl eine Menge schief gelaufen. Und dabei denke ich, dass es hier überhaupt nicht auf das Fehlverhalten einzelner Soldaten ankommt. Es geht um die grundsätzlichen Strukturen der Inneren Führung.

Ich bin sehr gespannt welche Sündenböcke und Bauernopfer der Minister noch findet?

Hafel

v.G. ist dabei, seine Vorschußlorbeeren zu verlieren, zumindest nimmt bei mir die Enttäuschung zu, Hoffnung ab. Er ist wohl doch zu "schneidig".
So einer dürfte nicht MP oder BK werden, da fehlt ihm noch einiges.

Das sehe ich ähnlich. Man kann keine Politik nach Lager der Medien machen. Meine bisherige Sympathie für ihn geht langsam gegen Null.

Hafel

Ich habe jetzt ziemlich alle Einträge zu dem Thema gelesen und habe den Eindruck, daß nicht selten die Antwort "bleibt der Gutenberg" wichtiger zu sein scheint, als das Dilemma "Bundeswehr". Mir sind immer noch die Berichte meines Schwiegervaters (Jhgg. 1900)der Berufssoldat war, im Kopf. Sein Leben in der Armee war ein erlebter Horror. - Schon damals waren die falschen Leute die Ausbilder. Hier sollten wirklich nur Menschen andere ausbilden dürfen, die auch die entsprechende erforderliche Sensibilität dafür mitbringen. Ein zunächst bestandenes Abitur ist doch bei Gott kein Freibrief für so eine markante Laufbahn. Ob der Minister nun X oder Y heißt ist doch völlig unrelevant, denn es ist ja schon imer so gewesen, daß "Politikerwerden" nicht von Eignung sondern von Wählerstimmen abhängt und das ist und bleibt das Chaos, was viele Mißstände nach sich zieht. >Urmara

Aus eigener Erfahrung weiss ich: Es sind nicht die Besten und Klügsten, die Vorgesetzte werden im Militär, sondern jene, die

- a) sich nicht davor drücken können und

- b) im Zivilleben keine Chance hätten, jemandem befehlen zu können.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man den Beruf des Soldaten derart abqualifizieren darf. Das tiefere Problem ist, dass zum einen die Gorch Fock kein Ausflugsdampfer ist und zum weiteren unsere Jugend heute etwas wohlstandsverwöhnt ist. Ich hatte meinen Grundwehrdienst im Januar 1959 bei der Luftwaffe begonnen und nahmen wir die eine und andere Schikane "sportlich mit einem Lächeln" hin.

Auf einem Schiff, wo alles viel enger zugeht, gibt es nun einmal andere Regeln als auf einem Kasernengelände. Probleme gab es zu jeder Zeit. So wurden vom Vorgänger-Kommandanten ein Koch wegen frauenfeindlicher Bemerkung und ein Soldat der Stammbesatzung nach Hause geschickt. Letzterer soll nach einem Kadetten nachgetreten haben. Somit denke ich, dass, wenn Vorwürfe berechtigt waren, die Schiffsführung dann auch gehandelt hatte . Dennoch ist der Ton an Bord rau und hart. Das muss aber jeden, der an Bord geht, klar sein, dass es keine Fahrt wird, wo ich mit der Gitarre an der Reling den Sonnenuntergang besinge.

Es ist zu befürchten, dass die Gorch Fock nicht mehr zum Einsatz kommt, noch zu in der Bundeswehr gespart werden muss. Damit würde die Marine eine hundert Jahre alte Tradition verlieren. Das wird in Kiel sehr bedauert.

Was man auch immer von Umfragen hält, so hat eine Blitzumfrage ergeben, dass von den Befragten 70% die Ministerentscheidung für falsch halten Der Minister wird (meines Ermessens zu recht) in der Beliebtheitsskala deutscher Politiker in der Bewertung Einbusen erleiden.

Es steht außer Frage, dass ich bisher für den VM Sympathie gehegt hatte und ein großer Teil der Kritik an ihm nur Neid ist. Es war aber keines Wegs in Ordnung, den Kapitän abzuberufen, ohne dass er Gelegenheit hatte, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Guttenberg solle endlich Verantwortung übernehmen für die Zustände in seinem Haus, statt abzulenken. Er will nur von seinen „Restbaustellen Afghanistan“ ablenken.

Hafel

Ich möchte keinesfalls z. Guttenberg in Schutz nehmen, aber auch hier wird vorverurteilt. Wir alle können die Fakten nur aus den Medien entnehmen- und die sind je nach "Farbe" gesteuert.

Wer kann denn mit Gewissheit sagen, ob der Verteidigungsminister nicht gerade von den Journalisten aus Springerkreisen einen gewichtigen Hinweis auf tatsächliches Fehlverhalten der Führungsmannschaft der "Gorch Fock" erhalten hat und die Notleine gezogen hat, bevor die wahren Vorkommnisse an die Öffentlichkeit geraten? Der Verantwortungsträger für das, was auf der "Gorch Fock" geschah, ist und bleibt nun mal der Kapitän!

Da die Springerpresse von den täglichen Schlagzeilen lebt, gibt sie wohl ihre Informationen auch nur löffelweise heraus.

Aber das sind alles Spekulationen, von denen nur zu hoffen bleibt, dass die Wahrheit auch wirklich ans Licht kommt.

Luchs

Das sehe ich ähnlich. Man kann keine Politik nach Lager der Medien machen. Meine bisherige Sympathie für ihn geht langsam gegen Null.Hafel

Hafel - ich gehe davon aus,dass Herr Baron auch damit leben kann und wird, wenn Sie ihm die Sympathie entziehen. Wählen konnten Sie ihn ja sowieso nie, oder? Seine CSU ist ja nur in Bayern wählbar. Ich gehe ferner davon aus,dass er sowieso seinen weiteren, sehr erfolgreichen WEg machen wird - er ist ja auch einer der ganz wenigen Politiker, die völlig unabhängig sind, auch innerhalb seiner CSU. Und wie bei allen Vorkommnissen dieser Art, wird in kurzer Zeit auch darüber nicht mehr gesprochen werden. Ich empfehle die heutige Seite 3 der Südd. Zeitung über einen interessanten Artikel über die Gorch Fock, auf welcher ja vor einem Jahr bereits eine junge Kadettin ihren Tod fand. U.a. scheint es ja eine Ehrensache auf diesem SChiff zu sein, ohne Schwimmwesten rumzulaufen und natürlich ohne Sicherung (auch für Anfänger) auf die Masten zu steigen. Keiner von uns war wohl je auf diesem Schiff - keiner kennt die Interna - aber viele haben eine dezidierte Meinung - wie immer. Olga

Vor Jahren habe ich anlässlich der Kieler Woche die Einfahrt der herrlichen Windjammer auf der Ostsee verfolgt - wer es je erlebt hat, wird es nicht vergessen. Die Gorch Fock war natürlich auch dabei und legte dann an. Matrosen erkletterten die Takelage, wobei mir schon beim Anschauen schwindelig wurde. Wenn es jemandem in dieser Situation, ungesichert in der Höhe schlecht wird oder schwindelig, kann für nichts garantiert werden.
Ein ehemaliger Kapitän der GF sagte gestern, diese Ausbildung auf dem Segelschulschiff sei die härteste bei der Marine und wer sie absolviere, sei als Marineoffizier geeignet.
Trotzdem finde ich die Frage nach dem Nutzens dieser Kletterakrobatik heute berechtigt.

Clara