Aktuelle Themen Die Ahr, ihre Hochwasser und Lebensweisen der Ahrtaler
Zum Einstieg: Die Ahr und ihre Hochwasser in alten Quellen:
Link: https://www.kreis-ahrweiler.de
Zitat:
Das Charakteristikum der sommerlichen Hochwässer der Ahr ist ihr schnelles Ansteigen mit großer Strömungsgeschwindigkeit und ein schneller Rückgang. Winterhochwässer dagegen schwellen langsam an, haben zumeist eine Vorphase mit hohem Wasserstand und eine längere Dauer, um allmählich wieder auf mittleres Mittelwasser zu fallen.
Zitat:
1804, 21. Juli, Ahrgebiet: Größtes und folgenschwerstes Hochwasser der Ahr, über das detailierte Berichte vorliegen. Durch Frick12) wurden Ablauf und Schäden dieser Katastrophe aufgrund von Meldungen und Berichte der französischen Behörden anläßlich der 150. Wiederkehr dargestellt. Alle Unterlagen befinden sich im Staatsarchiv Koblenz. Durch Gewitterregen führte die Ahr bereits seit Tagen Hochwasser, als am 21. Juli 1804 ein erneutes Unwetter in der Hoch- und Ahreifel sich mit riesigen Niederschlägen entlud. Alle zur Ahr führenden Nebenflüsse, vor allem der Trier-, Adenauer- und Kesselinger Bach, schwollen innerhalb kürzester Zeit stark an. Eine alles wegreißende Flutwelle füllte die Täler und ließ das gesamte Ahrsystem über die Ufer treten. Grommes7) hat anhand von Hochwassermarken ermittelt, daß der Höchststand dieses Hochwassers in Antweiler 2,50 m und in Dernau 1,85 m höher gewesen ist als das Katastrophenhochwasser von 1910.
Ahrhochwasser 1804. Lith. von Nicolas Ponsart
Im gesamten Einzugsbereich der Ahr verursachte das Unwetter und das anschließende Hochwasser riesige Sachschäden und forderte 63 Menschenleben. 129 Wohnhäuser, 162 Scheunen und Stallungen, 18 Mühlen, 8 Schmieden und nahezu alle Brücken, insgesamt 30, wurden von den Wassermassen weggerissen. Weitere 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen und Ställe, 2 Mühlen und 1 Schmiede wurden beschädigt. 78 Pferde und Zugrinder kamen in den Fluten um, Obstbäume wurden entwurzelt, Weinberge abgespült, die gesamte Ernte vernichtet und Wiesen und Felder in der Talaue hoch mit Sand und Kies überschüttet.
Zur Behebung der Schäden wurde durch den Präfekten des Departement ein Arbeitsdienst eingerichtet, bei dem über 800 Männer, teilweise von der Mosel kommend, eingesetzt waren. An Steuergeldern wurden 120 000 Francs und Bauholz aus den Wäldern für 40 000 Francs zur Verfügung gestellt. Kaiser Napoleon gab aus seiner Privatschatulle 30 000 Francs, die Kaiserin weitere 4 800 Francs zur Linderung der Not, 45 000 Francs erbrachte eine Spendenaktion.
Mareike
Wenn man sich die Daten der Sommerhochwasser anschaut, dann ist es nicht zu verstehen, dass es aktuell im Ahrtal keine Hochwasserwarnungen gab.
Ist das historische Wissen in Vergessenheit geraten?
Nicht zu verstehen ist allerdings auch, weshalb die Häuser wieder an alter Stelle gebaut wurden. Sprach Eigentums- oder Baurecht dagegen, dass die Ortschaften in höheren Lagen gebaut wurden?
Oder mussten die Menschen mangels Geld/wegen Armut sich wieder dort ansiedeln, wo sie vorher wohnten?
Es sind häufig die kleinen, uralten Fachwerkhäuser, die nun komplett von den Fluten weggespult wurden.
Hinzu kommt natürlich: Häufig ist der einzige Besitz das kleine Grundstück. Das gibt man nicht so ohne weiteres auf, denn dann hat man gar nichts mehr ...
Wie sagte eine Betroffene aus Prüm in der Eifel, die vor der Frage steht: Wieder aufbauen oder wegziehen: "Wer würde uns denn nun ein Haus an der Prüm abkaufen?"
Und Versicherungen, falls man denn welche hat, zahlen nur, wenn man an Ort und Stelle wieder aufbaut ...
das müsste geändert werden.
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Hochwasser Warnung
Damals dachte ich, wie schön, so nahe am Wasser und fand das sehr idyllisch.
Jetzt denke ich allerdings anders darüber und frage mich, wenn doch bekannte ist, dass die Ahr solche Probleme macht, wie kann man denn dann so dicht daran bauen. Gegenüber gingen die Häuser auch fast bis ans Wasser.
Ich hoffe, dass der Wiederaufbau in respektvoller Entfernung vorgenommen wird.
Pippa
Gestern abend sah ich eine erschütternde Reportage über die Zerstörungen im Ahrtal, ua wurde das zerstörte Rech gezeigt.
Rech vor der Flut: https://www.ahrtal.de/rech#
Wieviele Feriengäste in den Fluten umkamen ist noch nicht bekannt.
Zum Thema Armut etwas Hintergrund:
Ahrtaler Spezialitäten
" Überall im Ahrtal laden die Speisenkarten dazu ein, die heimischen Produkte in den erprobten Rezepten der hiesigen Köche zusammen mit den Ahrweinen sich munden zu lassen. Nur kann man dabei nicht ohne weiteres an die Küchentradition der Vergangenheit anknüpfen, weil mehr die Armut und der Mangel den Alltag und den Speiseplan bestimmt haben als die Kunst des gehaltvollen Zubereitens gebratener und gesottener Köstlichkeiten. Es waren die Not und der Hunger, die im vorigen Jahrhundert Tausende aus dem Ahrtal und der Eifel nach Amerika auswandern ließen. (Vgl. l. Görtz a.a.O.). Wenn wir heute uns an den Ahrtaler Spezialitäten erfreuen, so sollte die Erinnerung daran, daß es bei früheren Generationen in dieser Landschaft völlig anders war, nicht ganz untergehen.
Kann mich noch erinnern, es wurde schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen. Wie so oft hat man sich wohl versprochen, denn die Hilfe kommt tröpfchenweise. Und wer Pech hat, bei dem trifft das Tröpfchen nicht einmal.
Es ist nur traurig und ich kann den Menschen ihren Frust nachfühlen.
Simiya
Ja, es stimmt, dass zur Zeit nach einem Jahr die Hochwasser in Rheinland-Pfalz und NRW wieder oft als Sendungen erscheinen.
Und meist wird klagend hinzugeführt, dass von den unbürokratischen Hilfen nichts angekommen wäre. Hier vermisse ich dann doch sehr den Hinweis,dass auch unbürokratische Hilfen Steuergelder sind und es sicher nicht im Sinne von Steuerzahlern sein dürfte, wenn jemand mit einem Sack Geld durch eine überflutete Gegend geht und wahllos die Scheine verteilt.
Wie man seriösen Quellen entnehmen kann ,werden durchschnittlich 80% der Schäden ersetzt, was ich als deutsche Bürgerin sehr grosszügig finde.
Dann kommt natürlich die Aufteilung der Ersatzleistungen, die zwischen Bund und Land bestehen. Auch das verzögert, auch dafür haben die Leute kein Verständnis, bzw. wissen es oft gar nicht.
Dann kommt es darauf an, ob jemand eine Versicherung hat oder nicht (erstaunlicherweise haben viele auch in diesen bedrohten Gegenden keine Versicherungen), wie die Gutachter die Schäden bewerten und ob überhaupt wieder aufgebaut werden darf.
Ein Problem scheinen viele 'Geschädigte auch damit zu haben ,dass die Schadensmeldungen nur online erfolgen können; die KOmmunen und Freiwilligen-Dienste haben aber - wie man hört - Hilfspersonal abgestellt, um hier insbesondere älteren Menschen behilflich zu sein.
Letzteres finde ich sehr wichtig, weil ich es schon auch sehr leichtsinnig empfinden würde, wenn Geschädigte wieder am Wasser bauen, obwohl sie erahnen können, dass diese Überflutungen in immer kürzeren Intervallen alles zerstören, was im Wege steht.
Das grösste Problem,d as die Menschen dort seit längerem haben ist der Mangel an Unternehmen und Handwerkern, die überhaupt noch Aufträge annehmen und wenn dann nur, wenn deren Bezahlung gesichert ist.
Ich habe mich dies bei allen Hochwassern, die in Deutschland regelmässig sind, schon oft gefragt, ob ich wirklich dort weiter wohnen wollte - von mir ein klares Nein. Jeder Regen würde mich an dieses Trauma erinnern und in Deutschland regnet es ja oft.
Und hätte auch ich auf eine Versicherung verzichtet und mich darauf verlassen, dass "der Staat" bezahlen muss, bzw. grosszügige Spender? Da ich eher auf Nummer Sicher gehen möchte, verneine ich auch das für mich.
In jedem Fall wäre ich als Betroffene sehr dankbar, wenn man mir in so einer Lage sowohl finanziell als auch menschlich helfen würde und hätte evtl .dafür auch ein lautes DANKE bereit.
Hoffentlich lernen alle daraus, die Geschädigten, die Behörden, die jetzt Baugenehmigungen erteilen oder ablehnen und PolitikerInnen. Mir fällt hier z.B.auf ,dass Frau Malu Dreyer recht schweigsam geworden ist - es dürften so einige Vorwürfe in ihrem MP-Büro aufgelaufen sein, da Rheinland-Pfalz ja ein sehr b etroffenes Land ist. Olga
Simiya